Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 48, 26. November 2014

New Yorker Schillerfest gegen die „Mauer des Pessimismus“

Aktivisten und Freunde des Schiller-Instituts feierten in New York Friedrich Schillers Geburtstag und den Jahrestag des Falls der Berliner Mauer.

Das Schiller-Institut veranstaltete am 8. und 9. November in New York ein besonderes Fest aus dreifachem Anlaß: dem 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer, dem 255. Geburtstag des „Dichters der Freiheit“ Friedrich Schiller und dem 30. Jahrestag der Gründung des Schiller-Instituts. Die Feier war um so wichtiger, als der Jahrestag des Mauerfalls von der Regierung Obama nicht gefeiert und kaum eines Wortes gewürdigt wurde. In demselben Jahr wurde damals die Idee der „Weltlandbrücke“ geboren, ein von Lyndon LaRouche entwickeltes Konzept zum Wiederaufbau der Realwirtschaft, als Reaktion auf die großartige Chance, die sich der Menschheit durch den Fall der Mauer bot.

An der Veranstaltung im New Yorker Stadtteil Manhattan nahmen 150 Personen teil, Dutzende unterschiedliche Kulturen waren vertreten. Den Schwerpunkt bildeten drei Redebeiträge, die von musikalischen Beiträgen umrahmt wurden. Die Vorsitzende des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche, hielt die Hauptrede, nach ihr sprachen Leni Rubinstein und der frühere US-Justizminister Ramsey Clark. Weitere Beiträge kamen von Vertretern der Stiftung für die Wiederbelebung der klassischen Kultur und vom LaRouche-Aktionskomitee.

Der Chor des Schiller-Instituts in New Jersey eröffnete die Veranstaltung mit drei Strophen aus der 200 Jahre alten Nationalhymne der USA, The Star-Spangled Banner, gefolgt von Adagio und Fuge aus Johann Sebastian Bachs Violinsonate in g-moll, meisterhaft vorgetragen von der 16jährigen Yaegy Park, die mit ihrem hochpoetischen Vortrag den Ton für den weiteren Verlauf der Veranstaltung setzte und dafür mit begeistertem Applaus belohnt wurde.

„Göttliche Funken“

Helga Zepp-LaRouche erinnerte an die „verpaßte Chance von 1989“, als die Möglichkeit bestand, eine globale Friedensordnung zu schaffen, und sie schloß ihre Videobotschaft so: „Wenn wir uns an den 25. Jahrestag des Mauerfalls erinnern, mit dem ein System an sein Ende kam, dann sehen wir uns heute in einer ähnlichen Lage. Das System der ,freien Markwirtschaft’ steht vor seinem völligen Zusammenbruch. Wir sind in einer ganz entscheidenden Übergangsphase der Weltgeschichte, und diese großartige Chance dürfen wir nicht wieder verpassen.“

Leni Rubinstein konzentrierte sich in ihrem Vortrag auf die inhaltliche Übereinstimmung der Ideen „von 1989“ mit Schillers großartiger Idee von 1785, seiner Ode an die Freude. Ludwig van Beethoven arbeitete jahrzehntelang daran, dieses Gedicht („Freude, schöner Götterfunken“) zu vertonen. Beethoven wandte sich diesem Thema immer wieder zu, bis er auf die Idee kam, eine ganze Sinfonie zu komponieren, in der die ersten Sätze die Spannung aufbauen bis an den Punkt, an dem auch die menschlichen Stimmen des Chores einsetzen, um die Menschheit zu feiern.

Diese Idee ist es, für die Friedrich Schiller und das Schiller-Institut stehen: die Idee der 9. Sinfonie Beethovens und vor allem diese Feier der Menschheit in ihrem Schlußsatz. Dies ist auch die Idee der Weltlandbrücke - „Seid umschlungen, Millionen“, „Alle Menschen werden Brüder“ -, weil wir alle Teil der Menschheit sind.

Rubinstein sagte dazu weiter: „Helga sprach von der Weltlandbrücke als universellem Bild der Menschheit. Und wenn man heute unseren Planeten betrachtet: Er ist unser Garten, bewohnt von einer Menschheit, die auf der Grundlage des Entwicklungsprinzips zusammenarbeitet. Es ist das Bild einer anti-imperialen, anti-oligarchischen Welt. Und zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit haben wir die Möglichkeit, das zu verwirklichen, eine neue Ära für die Menschheit einzuläuten, in der auch wir als Menschen uns verändern werden.“

Es folgten zwei Vertonungen von Gedichten Friedrich Schillers von Johannes Brahms: „Dem dunklen Schoß der heil’gen Erde“ (aus dem Lied von der Glocke) und Nänie, vorgetragen vom Chor und Orchester des Schiller-Instituts unter der Leitung von John Sigerson.

Ramsey Clarks Beitrag erfaßte den Geist der Hoffnung auf Freiheit, der sich in den Demonstrationen von 1989 äußerte, aber er warnte seine Hörer auch vor der Gefahr des Marschs in einen Weltkrieg unter Einsatz schrecklicher Massenvernichtungswaffen, die das Überleben der Menschheit bedrohen. (Den Wortlaut seiner Bemerkungen finden Sie hier.)

Klassische Kultur

Den Abschluß des ersten Programmteils bildeten Beiträge der Stiftung für die Wiederbelebung der Klassischen Kultur. Die Gründerin und Exekutivdirektorin der Stiftung, Lynn Yen, beschrieb die Fortschritte der Arbeit der Stiftung in den letzten drei Jahren. Dabei ging sie insbesondere auf das im letzten Jahr übernommene Ziel ein, die Rückkehr zur wissenschaftlichen Stimmung in der Musik (c’=256 Hz) durchzusetzen.

Ein Teilnehmer des diesjährigen Sommerprogramms der Stiftung, der 19jährige Bariton Carlos Arcos Marwyn, trug die italienischen Kunstlieder O del mio amato ben und Caro mio ben vor; danach sang der 84jährige Bariton und Musiklehrer Harry Thompson Arien aus Händels Messias und Mendelssohns Elias sowie das afroamerikanische Spiritual Honor, Honor, arrangiert von Hall Johnson. Mehrere Zuhörer bemerkten später, es habe sie sehr bewegt, diese beiden Sänger mit 65 Jahren Altersunterschied nacheinander zu hören. „Es brachte mich zu der Erkenntnis, wie zeitlos und dauerhaft große Musik sein kann“, sagte einer der Gäste.

Nach Lynn Yen sprach José Vegas, ein 16jähriger Teilnehmer des Musik- und Wissenschaftsprogramms der Stiftung. Er beschrieb leidenschaftlich den Gegensatz zwischen einer wirklichen Ausbildung und dem bloßen Eintrichtern von Fakten. Er berichtete mit praktischen Beispielen über seine Experimente, um seinen Mitschülern Elemente aus Platons Dialog Menon zu vermitteln, und wies darauf hin, daß im Sommerprogramm auch die Bedeutung von Johannes Kepler zur Sprache kam.

José und andere Schüler der Stiftung haben in den letzten Wochen ihre Ideen und geometrischen Konstruktionen auch auf die Straßen New Yorks getragen und Passanten vorgeführt. In der anschließenden Pause besuchten viele Veranstaltungsteilnehmer ihre „pädagogische Ausstellung“, die Beispiele ihrer selbstgebauten Konstruktionen vorstellte.

Im zweiten Teil der Veranstaltung gab es weitere künstlerische Beiträge, darunter eine dramatische Lesung von Edgar Allen Poes Novelle Die Maske des roten Todes, vorgetragen vom Schauspieler Dikran Tulaine. Der Baßbariton Frank Mathis sang zu Ehren der großen Beiträge Rußlands zur Gründung und Erhaltung der amerikanischen Republik das Lied Ein Augenblick ist mein gewesen von Michael Glinka nach einem Text von Alexander Puschkin. Michelle Fuchs (Sopran), Jessica Tremblay (Alt) und Frank Mathis sangen das Trio „Soave sia il vento“ aus Mozarts Oper Cosi fan tutte und zusammen mit dem Tenor Scott Mooney das berühmte Quartett „Mir ist so wunderbar“ aus Beethovens Oper Fidelio. Außerdem wurden mehrere Grußbotschaften aus dem In- und Ausland verlesen.

Am folgenden Tag, dem 9. November, genau 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, versammelten sich Mitglieder des Schiller-Instituts vor den Statuen von Friedrich Schiller und Ludwig van Beethoven im New Yorker Central Park. Dieses Schiller-Denkmal war 1859 anläßlich des 100. Geburtstags des Dichters errichtet worden. Nach einigen musikalischen Beiträgen und einer kurzen Ansprache wurde Schillers Statue mit Blumen bekränzt.

Dennis Speed