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Die geplante Brücke über die Straße von Messina, die Verbindung Siziliens zum Festland, wird nun vielleicht doch gebaut. EIR sprach darüber mit dem führenden Brückenbauexperten Italiens, Prof. Enzo Siviero, der sagte, die laufenden Großprojekte in Ägypten, insbesondere die „Verdoppelung“ des Suezkanals, seien ein wichtiger Anstoß dazu.
Anfang 2012 hatte die Regierung Monti unter der von der EU verordneten Sparwut das Brückenprojekt aufgegeben. Aber die heutige Regierung will diese Entscheidung überdenken, weil das Baukonsortium mehr als 1 Mrd. Euro Konventionalstrafe fordert. Ministerpräsident Matteo Renzi hat am 2. August, drei Tage vor Baubeginn des Zweiten Suezkanals, Ägypten besucht und dort mit Präsident Al-Sisi über Wirtschaftskooperation gesprochen. (Italien ist Ägyptens wichtigster Handelspartner in Europa.)
Die projektierte, 3 km lange Hängebrücke über den Golf von Messina schüfe eine integrierte logistische Plattform für ganz Süditalien, um den zunehmenden Schiffsverkehr vom Suezkanal zu bewältigen. Derzeit benötigen Schiffe typischerweise sieben Tage von Suez bis Rotterdam, doch zum Hafen Gioia Tauro an der Straße von Messina wären es nur zwei Tage. Dort könnte die Fracht auf die Bahn umgeladen werden und wäre z.B. schon nach einem Tag in Berlin. Gleichzeitig schüfe die Messinabrücke, wie Prof. Siviero betont, durch die Verbindung der Großstädte Messina und Reggio Calabria einen neuen Ballungsraum, und Siziliens Häfen, Straßen und Flughäfen würden in das Verkehrsnetz des Festlands eingebunden.
Siviero ist Professor für Bauwissenschaften an der Universität von Venedig (IUAV) und beratender Professor an der Fakultät für Zivilingenieurwesen der Tongji-Universität in Shanghai. Er ist Gründer und Herausgeber des Magazins Galileo, dessen jüngste Ausgabe (http://www.galileomagazine.com/216s/#p=33) der Entwicklung des Mittelmeerraums gewidmet ist.
Dort wird auch über Sivieros Vorschlag berichtet, eine Brücke von Tunesien nach Italien zu bauen: die „Mittelmeer-Brücke“.
Die Mittelmeerbrücke kann eine Alternative oder eine Ergänzung zum vorgeschlagenen Tunnel zwischen den beiden Ländern sein. Sivieri ist der Ansicht, daß viele Menschen aus psychologischen Gründen vor einer Fahrt durch den 140 km langen Tunnel zurückschrecken würden. Technisch wäre die Brücke praktisch eine „vervielfachte Messinabrücke“ über vier künstliche Inseln hinweg (auch das Tunnelprojekt sieht mehrere künstliche Inseln aus dem Abraum des Tunnelbaus vor).
Die Verbindung Tunesien-Sizilien sei „nicht nur eine Handels- und Bahnverbindung für rein wirtschaftliche Zwecke, sondern auch eine Straßenverbindung, über die zwei Welten und Kulturen, die in vieler Hinsicht sehr verschieden sind, in Kontakt kommen. Die Konsequenzen: neue Szenarien der Kommunikation und Beziehungen zwischen den betreffenden Ländern, neue Programme für die Entwicklung und die Zusammenarbeit (insbesondere für Wirtschaft und Handel) zwischen Regionen Europas und Afrikas, das Anziehen vieler ausländischer Investoren durch die neue Infrastruktur und/oder ihren Rahmen. Ein derartiges Werk wäre zweifellos einzigartig auf der Welt!“
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