Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
» » » Internetforum mit Helga Zepp-LaRouche « « «
Neue Solidarität
Nr. 40, 1. Oktober 2014

– Kommentar –

Das schottische Referendum

Von Alan Clayton

Das Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands begann schon vor zwei Jahren. Die Schottische Nationalpartei (SNP) gewann 2011 die Mehrheit im Schottischen Parlament und nutzte diese Mehrheit, um ein Gesetz für dieses Referendum zu beschließen. Das Schottische Parlament selbst war erst 1998 geschaffen worden, aufgrund eines unnachgiebigen Drucks der schottischen Bevölkerung. Bis dahin wurde Schottland unmittelbar vom Londoner Parlament regiert, seit die Union 1707 durch massiven militärischen und wirtschaftlichen Druck erzwungen wurde, da England damals im Krieg gegen Frankreich stand und seine Nordflanke absichern mußte.

Diese Union wurde im Krieg gezeugt, und ihre Geschichte war seither stets eine Geschichte von Kriegen. Der erste war natürlich der Krieg gegen die amerikanischen Kolonisten, und es ist eine traurige Tatsache, daß einige Schotten bei dieser Gelegenheit zum Dienst in der Armee des imperialistischen Staats herangezogen wurden und auf der falschen Seite mitgekämpft haben. Zu dem Thema „auf der falschen Seite kämpfen“ ist es vielleicht angemessen, darauf hinzuweisen, daß sich der Präsident der Vereinigten Staaten bei dieser Gelegenheit auf die Seite des imperialistischen Staats und gegen Schottland stellte. Meiner Meinung nach hat Barack Obama dadurch das Andenken der Gründerväter der amerikanischen Nation geschändet. Einer meiner amerikanischen Freunde ist sogar der Meinung, daß diese Stellungnahme eine Absetzung rechtfertigt. Es wäre schön, sich vorzustellen, daß er damit recht hat.

In den 1970er Jahren wurde in den schottischen Gewässern der Nordsee Erdöl entdeckt, und dies hat den modernen Nationalismus in Schottland wieder aufleben lassen. Man sollte dabei darauf hinweisen, daß der schottische Nationalismus ein ziviler Nationalismus ist, der bloß die Freiheit für Schottland anstrebt. Und eine solche Freiheit ist wesentlich. Etwa 4000 junge Menschen verlassen jedes Jahr unser Land, um außerhalb Schottlands Arbeit zu finden, vor allem in England.

Norwegen hat ungefähr zur gleichen Zeit Erdöl gefunden und ist heute eines der reichsten Länder der Welt. Schottlands Ölreichtum wurde im ersten Jahrzehnt dazu verwendet, Margaret Thatchers Sparpolitik zu finanzieren. Heute dient er dazu, die astronomischen Schulden des britischen Staats zu finanzieren. Inzwischen gibt es im Land mehr als 40 „Tafeln“, in denen arme Menschen kostenlos mit Essen versorgt werden. Ein trauriges amerikanisches Lied hat den Titel Buddy, can you spare a dime (etwa: „Hast du mal ’ne Mark?“), aber das ist heute eine schmerzliche Realität in ganz Großbritannien.

Das Referendum wurde, wie wir jetzt alle wissen, verloren. Es gibt zahlreiche Berichte über Wahlbetrug, und die Polizei wurde aufgefordert, sie zu untersuchen. Mit Sicherheit ist wahr, daß von Westminster große Mengen an Desinformation, Irreführung und Vortäuschung kamen, um das schottische Volk einzuschüchtern. Ronald Reagan benutzte einst den Ausdruck „Reich des Bösen“ als Bezeichnung für die Sowjetunion. Ich habe keine Probleme damit, ihn auf das Britische Empire anzuwenden.

Queen Elizabeth hat leise und unauffällig gegen das schottische Volk gearbeitet. Das Haus Windsor war in Schottland noch nie sehr beliebt. Königin Elisabeth bezeichnet sich seit ihrem Amtsantritt als Elisabeth II., obwohl es in Schottland vor ihr noch nie eine Königin Elisabeth gegeben hatte, aber dieses Unrecht an Schottland wurde niemals anerkannt. Man kann jedoch sicher sein, daß die Tage der Herrschaft des Hauses Windsor in Schottland gezählt sind.

Es gab im Wahlkampf, wie die nebenstehenden Bilder zeigen, viele fröhliche Demonstrationen für Schottlands Freiheit in den schottischen Städten. Es gab Gegendemonstrationen britischer Nazis, die mit Union Jack und Hitlergruß marschierten - was durchaus zu dem paßt, wofür Großbritannien heute in der Welt steht.

Heute pflegt die schottische Freiheitsbewegung ihre Wunden und formiert sich neu. Man kann sicher sein, daß der Kampf gegen das Monstrum Britisches Empire weitergehen wird. Dabei hoffen wir darauf, daß wir in Zukunft nicht mehr von einem amerikanischen Präsidenten behindert werden, der auf Anweisung aus London handelt und damit genau jene Prinzipien verrät, auf deren Grundlage sein eigenes Land gegründet wurde.


(Alan Clayton ist Aktivist der Schottischen Nationalpartei und verfaßte diesen Kommentar für das amerikanische Magazin Executive Intelligence Review.)