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Ein Ableger der Organisation Ukrainischer Nationalisten-Bandera (OUN(B)) hatte nach dem Krieg seinen Sitz in München und führte noch lange nach Ende des Bürgerkriegs in der Westukraine zwischen den sowjetischen Kräften und den Überresten der Ukrainischen Aufständischenarmee 1954 Aktionen in der Ukraine durch. Die Rückkehr der Anführerin dieser Fraktion, Slawa Stezko, 1991 in die Ukraine und ihre Gründung des Trisub, heute Teil des Rechten Sektors, wird im Hauptartikel dieses Dossiers behandelt.
Der Chef der OUN(B)-Sicherheitspolizei während des Krieges, Mykola Lebed, trennte sich nach dem Krieg von Stepan Bandera. An anderer Stelle hat EIR berichtet (siehe Anmerkungen 4 und 5), daß CIA-Chef Allen Dulles dafür sorgte, daß Lebed von den Vereinigten Staaten nicht als „bekannter Sadist und Kollaborateur der Deutschen“ abgewiesen würde, wie es in einem Counterintelligence-Bericht der Armee hieß. Die CIA finanzierte die von Lebed geführte Prolog Research Corporation als Stelle für Informationssammlung und die Verbreitung nationalistischer und anderer Literatur in der UdSSR.
Taras Kusios „U.S. support für Ukraine’s liberation during the Cold War: A study of Prolog Research and Publishing Corporation“1 verwendete kürzlich freigegebene CIA-Dokumente und sein eigenes Wissen, um die Veröffentlichungen und die Vernetzung von Prolog darzustellen. Er wirft Licht auf den tiefsitzenden Einfluß der OUN im außenpolitischen Establishment der USA.
Einer von Lebeds Stellvertretern bei Prolog, Anatole Kaminski, wechselte 1978 zu Radio Liberty in München. Als 1990 die Finanzierung von Prolog eingestellt wurde, folgte ihm dorthin auch der damalige Präsident Roman Kuptschinski. Beide leiteten zusammen mit dem Prolog-Freiberufler Bohdan Nahajlo bei Radio Liberty den Ukraine-Dienst, Radio Swoboda, bis 2003 - also 12 Jahre nach dem Auseinanderbrechen der UdSSR.
Als die Erkenntnisse des Church-Sonderausschusses Mitte der 1970er Jahre Beschränkungen der CIA-Aktivitäten nach sich gezogen hatten, verlagerte Prolog seine Publikationstätigkeit nach London. 1985 ermöglichten es die Gesellschaft für Sowjetische Nationalitätsstudien und die Gründung der Ukrainischen Presseagentur zur Informationssammlung über „inoffizielle Büros“ in Warschau, Moskau und Kiew Prolog eine Wiederaufnahme seiner Publikationen. Die Gesellschaft für Sowjetische Nationalitätsstudien (GSNS) mit Sitz in London wurde bereits von Prolog finanziert. Geleitet wurde sie von zwei jungen Briten ukrainischer Herkunft, von denen einer Kusio selbst war.
Die GSNS begann 1984 mit der Herausgabe des Soviet Nationality Survey, bearbeitet von zwei jungen ukrainischen Emigranten mit „engen Kontakten zu Prolog“ - Alexander Motyl und Nadia Diuk, „die ihre Doktorarbeit an der Universität Oxford fertigstellte“. Ein Ukraine-Amerikaner im Umkreis von Prolog war Adrian Karatnycky, der damals in der internationalen Abteilung des US-Gewerkschaftsdachverbandes AFL-CIO arbeitete. Er half Prolog dabei, über Gewerkschaftskontakte in Polen Literatur für die Ukraine zu drucken.
Die in dem Dossier erwähnte Nadia Diuk ist heute Vizepräsidentin der National Endowment for Democracy (NED), zuständig für Programme in Afrika, Mitteleuropa und Eurasien. Sie ist seit 1990 bei der NED und häufige Koautorin mit ihrem Ehemann Karatnycky, der zwölf Jahre lang das Freedom House leitete und jetzt beim Atlantic Council ist. Kusio zitiert aus Diuks Trauerrede für Kuptschinski bei dessen Beisetzung 2010, wobei sie auch auf Lebeds und Kuptschinskis Arbeit in den New Yorker Prolog-Büros in den 1980er Jahren einging. Taras Kusio hat für Radio Free Europe und Radio Liberty Dutzende, wenn nicht Hunderte Geheimdienstberichte über die Ukraine geschrieben. Er gilt auch als Ukraine-Experte der NATO, die 1997 ein NATO-Informations- und Dokumentationszentrum in Kiew eröffnete. Diese drei Absolventen des „Prolog-Kindergartens“ gehören zu den einflußreichsten Ukraine-Experten in den Vereinigte Staaten.
Anmerkung
1. „US-Unterstützung für Ukraines Befreiung während des Kalten Kriegs: Eine Studie der Prolog Research and Publishing Corporation“, Communist and Post-Communist Studies, 2012, doi:10.1016/j.postcomstud.2012.02.007.