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Neue Solidarität
Nr. 21, 21. Mai 2014

Geithner berichtet über Verschwörung zum Sturz Berlusconis

Der frühere US-Finanzminister Timothy Geithner berichtet in seinem neuen Buch Stress Test über einen europäische Verschwörung im Jahr 2011 mit dem Ziel, den damaligen italienischen Premierminister Silvio Berlusconi zu stürzen. Damit bestätigt er Vorwürfe des früheren spanischen Premierministers José Zapatero und des anglo-amerikanischen Journalisten Alan Friedman, daß es eine solche Verschwörung zum Sturz der demokratisch gewählten Regierung eines souveränen Landes gegeben hat.

Geithners Bericht hat jedoch das Manko, daß er sich selbst und Mario Draghi für ihre kriminelle Bankenstützungspolitik rühmt und ausschließlich die deutsche Regierung Merkel für Berlusconis Sturz verantwortlich macht, obwohl allgemein bekannt ist, daß dieser seinerzeit durch den Brief von Draghi und Trichet herbeigeführt wurde.

Der Zeitung La Stampa zufolge, der ein Vorabdruck des Buches vorliegt, schreibt Geithner:

„Zu einem Zeitpunkt im Herbst kontaktierten uns einige europäische Vertreter mit einem Komplott, um den italienischen Premier Berlusconi zum Rücktritt zu zwingen: Sie wollten, daß wir uns weigerten, IWF-Kredite [an Italien] zu unterstützen, bis er zurückgetreten sei.“ Geithner hatte die Europäer schon seit 2010 zu einer großen Bankenstützung gedrängt, um den Kollaps der Eurozone zu verhindern, und 2011 hatte sich die Lage verschlimmert; „Trotzdem bestand Kanzlerin Merkel darauf, das deutsche Scheckbuch geschlossen zu halten.“ Im September sei Geithner dann zu einem Treffen des ECOFIN-Rats der Wirtschafts- und Finanzminister der EU in Polen eingeladen worden, wo er vorschlug, eine Art TALF-Plan zur Vermeidung von Staats- oder Bankenpleiten zu beschließen. An diesem Punkt habe er von dem Plan erfahren, Berlusconi zu stürzen. „Wir sprachen mit Präsident Obama über diese überraschende Einladung, aber so nützlich es gewesen wäre, eine bessere Führung in Europa zu haben, konnten wir uns nicht an einer solchen Verschwörung beteiligen. ,Wir können dieses Blut nicht an unseren Händen haben, sagte ich.’“

Beim G20-Treffen im November in Cannes (Frankreich) habe Geithner dann „aussichtsreiche Gespräche“ mit Draghi über den Einsatz „vernichtender Gewalt“ gehabt, und schließlich habe Draghi das LTRO-Programm angekündigt. Schon bald danach wurde Berlusconi durch den Technokraten Mario Monti abgelöst - ein Mitglied der Trilateralen Kommission und der Spinelli-Gruppe sowie Berater von Goldman Sachs.

Giulio Sapelli, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Mailand, kommentierte, das eigentliche Ziel dieses Putsches sei jedoch nicht Berlusconi, sondern dessen Wirtschafts- und Finanzminister Giulio Tremonti gewesen:

„Sie haben die Regierung Berlusconi gestürzt, aber der eigentliche Feind war nicht Berlusconi, es war Tremonti. Er war der Mann, den man beseitigen wollte... Tremonti warnte die europäische Gemeinschaft immer wieder vor der bevorstehenden Krise und drängte sie zu einer antideflationären Politik, aber die Deutschen waren dagegen. Er mußte beseitigt werden.“

Sapelli hält auch den Zeitpunkt der Enthüllungen Geithners für verdächtig: „Es ist interessant, daß die Amerikaner so etwas schreiben, wohl wissend, was das Echo in den Medien sein wird, weil sie daran interessiert sind, Merkel und die Regierung, auf die sie sich stützt, zu destabilisieren.“

eir