Nr. 20, 14. Mai 2014
Außenpolitische Revolte in CDU/CSU gegen NATO-Kurs zieht Kreise
Bis in die Spitzen der Christdemokraten gibt es zunehmend offenen
Widerstand gegen die Rußlandkonfrontation von NATO, EU und USA. In der CDU
kristallisiert sich der innerparteiliche Konflikt um die Person von Philipp
Mißfelder, den außenpolitischen Sprecher der CDU, dessen jüngste Teilnahme an
der St. Petersburger Geburtstagsfeier für Ex-Kanzler Schröder bei den
„Russenfressern” wie Andreas Schockenhoff und Elmar Brok die Galle überlaufen
ließ. Volker Kauder, Chef der CDU-CSU-Bundestagsfraktion, wollte Mißfelder am
6. Mai in der wöchentlichen Fraktionssitzung eigentlich in die Mangel nehmen.
Davon mußte er jedoch schnell wieder Abstand nehmen, weil die
nordrhein-westfälische Landesgruppe der CDU sich geschlossen hinter Mißfelder
stellte und damit sein Petersburger Gespräch mit Putin unterstützte. Indirekt
wird damit auch die kürzliche Teilnahme Mißfelders an einer vertraulichen
Diskussionsrunde in der russischen Botschaft in Berlin, bei der wie in
Petersburg auch Schröder dabei war, nachträglich gebilligt.
In der CSU schlägt der innerparteiliche Streit um Peter Gauweiler Wogen:
Dessen kritische Haltung gegenüber der Entsendung von deutschen
Militärbeobachtern in ein Hochkrisengebiet wie die Ost- Ukraine - und dies
offenbar ohne die eigentlich erforderlichen Sicherheitsgarantien der Regierung
in Kiew, die für die Einladung der Mission verantwortlich war - wird vom
CSU-Vorsitzenden Seehofer persönlich kritisiert. Elmar Brok von der
Schwesterpartei CDU verstieg sich sogar dazu, Gauweiler eine
„Seelenverwandtschaft mit der Linken” zu unterstellen. Den so Angegriffenen
schüchtert das aber nicht ein, er legt sogar noch drauf: Im
ARD-Morgenfernsehen sagte er am 6. Mai, NATO-Generalsekretär Rasmussen
sei einer von denen, die „Feuer mit Benzin löschen wollen... Für mich ist der
Mann eine absolute Katastrophe.” Der CDU gab Gauweiler in der
Bild-Zeitung den Rat, Mißfelder dafür dankbar zu sein, daß er direkten
Gesprächskontakt zu Putin aufgenommen habe, und von seiner eigenen Kritik an
dem Beobachter-Debakel in Slawjansk nimmt er erst recht keinen Abstand.
eir