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Neue Solidarität
Nr. 49, 4. Dezember 2013

Die Euro-Oligarchie fordert Menschenopfer von Griechenland

Am 20. November forderte der Sprecher der Finanzminister der Eurozone, Jeroen Dijsselbloem, die Griechen müßten „mehr Opfer bringen“, um die Vorgaben der Troika einzuhalten. Es ist nicht übertrieben, dies als Forderung nach Menschenopfern zu bezeichnen.

Der Großteil der Kürzungen im griechischen Staatshaushalt entfällt auf Gesundheit und Soziales. Laut dem Gesundheitsbericht der OECD 2013 sind die Ausgaben für die Krankenversorgung in Griechenland 2011 gegenüber dem Vorjahr um 11,1% gesunken, das ist der steilste Rückgang in allen 34 OECD-Ländern; die Kindersterblichkeit hat zugenommen. An vorletzter Stelle steht, wie zu erwarten, ein weiteres Troika-Opfer, Irland, wo die Gesundheitsausgaben um 6,6% schrumpften. Seit 2011 hat sich die Lage noch drastisch weiter verschlechtert.

Bei einer Versammlung des Ärzteverbands von Athen am 16. November wurde Gesundheitsminister Adonis Georgiadis von den Hunderten anwesenden Ärzten und anderen Mitarbeitern des Gesundheitswesens mit dem Ruf „Wirtschaftsmörder“ empfangen. Georgiadis hatte wenige Tage zuvor bestätigt, daß beim großen öffentlichen Gesundheitsunternehmen bis zu 1200 weitere Ärzte entlassen werden sollen, und er beanspruche persönlich den „Ruhm“ für diese Entscheidung.

In derselben Woche gab Georgiadis zu, daß Krebspatienten bis zu einem Jahr auf ihre Behandlung in den öffentlichen Krankenhäusern in Athen und Thessaloniki warten müssen. Am Universitätskrankenhaus in Iraklio auf Kreta werden neue Krebspatienten erst im Oktober 2014 aufgenommen. Im gesamten Versorgungssystem herrscht Chaos, seit im Großraum Athen acht Krankenhäuser geschlossen wurden.

Eine Erhebung der Nationalen Medizinischen Hochschule ergab, daß jeder dritte Grieche, der regelmäßig Medikamente einnehmen muß, die Dosis reduziert hat, um Geld zu sparen. Chronisch Kranke gehen 2013 um 30% seltener zur Behandlung als 2011, weil sie sich die Zusatzgebühren nicht leisten können.

Diese Politik läuft auf Mord hinaus, was sich u.a. daran ablesen läßt, daß die durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten vier Jahren von 81 auf 78 Jahre gesunken ist.

Aber nicht nur Alte und Kranke sind die Opfer. Wie das UN-Kinderhilfswerk UNICEF berichtet, sind 600.000 Kinder und Jugendliche in Griechenland unterernährt und leben in Armut, einer anderen Untersuchung zufolge haben 60% der Schulkinder keine „gesicherte Ernährung“ und 23% leiden Hunger. D.h. 60% der Familien können ihren Kindern vor der Schule nicht einmal eine Scheibe Brot zum Frühstück geben. Zehntausende Familien haben ihre Kinder Heimen wie SOS-Kinderdörfern anvertraut, weil sie sie nicht mehr ernähren können.

Trotz all dieser mörderischen Folgen sollen im Staatshaushalt 2014 die Sozial- und Gesundheitsausgaben wiederum um mehr als 10% gesenkt werden. Die Arbeitslosigkeit wird voraussichtlich von knapp 28% auf 34% steigen, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei unglaublichen 64%.

eir