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Der Besuch des britischen Premierministers David Cameron in Indien (18.-21. Februar) mit einer großen Wirtschaftsdelegation hat einen beißenden Kommentar des bekannten indischen Kolumnisten Bhaskar Menon veranlaßt. Menon greift darin Camerons Hinweis auf die „historischen Beziehungen“ beider Länder auf.
Menon, der seit mehr als vier Jahrzehnten über Außenpolitik berichtet, oft von den Vereinten Nationen in New York, schlug am 21. Februar in seinem Internetblog vor, wenn Cameron die bilateralen Beziehungen verbessern wolle, solle er sich für die britischen Greueltaten seit den Zeiten des Empire entschuldigen.
Selbst heute noch „hält Großbritannien auch ohne die Vorteile der Maschinerie des Kolonialismus seine imperialen Interessen in der Region und sogar weltweit aufrecht. Das wird vor allem erreicht, indem man die Kontrolle über den Drogenschmuggel behält, dessen Vorreiter England im 18. Jahrhundert war, als es indisches Opium nach China exportierte.“
In Südasien geschehe dies mit Hilfe des pakistanischen Geheimdienstes ISI und durch die Patenschaft für Al Kaida und die Taliban. „Zusammen halten sie Afghanistan im Zustand des gesetzlosen Niemandslands, das man braucht, um Opium zu produzieren - es liefert jetzt 90% der illegalen Zufuhr davon auf der Welt.“
Menon weiter: „Wo England keine operationelle Kontrolle über den Drogenhandel hat, wie in Lateinamerika, stellt es Einrichtungen für Geldwäsche. Im letzten Jahr belegten US-Behörden die HSBC, die größte britische Bank, mit einer Strafe von 1,98 Mrd.$, nachdem Ermittler entdeckt hatten, daß sie Milliarden von Dollars mexikanischen Drogengeldes für den Weg in die USA gewaschen hatte. Die Strafe löste nicht einmal einen kurzfristigen Ausschlag beim Börsenwert von HSBC aus, weil die Anleger wissen, was die Hauptquelle ihres Profits ist, seit Dealer das Unternehmen während der britischen ,Opiumkriege’ des 19. Jahrhunderts gründeten, mit denen China die Droge aufgezwungen wurde.
Das globale Geldwäschesystem, das Britannien einrichtete, als seine Kolonien dahinschwanden, ist das Kernelement seines neuen Empires. Es besteht aus einer Kette von Steueroasen rund um die Welt, die mit London als globalem Umschlagsplatz agieren. Das System dient heute Kriminellen aller Art, von superreichen Steuerhinterziehern und Unternehmensbossen, die Gewinne aus Geschäften mit betrügerischen Preisen verstecken, bis zu Mafiosi, die organisiertes Verbrechen der Wald-und-Wiesen-Art betreiben.
Das System der Steueroasen wäscht schätzungsweise 2 Bio.$ jährlich für den Zugang in die legale Weltwirtschaft. Nach Angaben in einem neuen Bericht von Global Financial Integrity aus Washington, einer NGO, die von einem früheren Weltbank-Ökonomen geleitet wird, hat es im Laufe des letzten Jahrzehnts auch etwa 6 Bio.$ aus armen Ländern abgezogen. Zählt man die Schätzungen verschiedener Experten zusammen, so kommt man auf eine Gesamtsumme illegaler Vermögenswerte in Steueroasen von etwa 30 Bio.$, das Doppelte des BIP der Vereinigten Staaten.
Dieser enorme Geldpool erzeugt die Multi-Milliarden-,Hedgefonds’, die die Mechanismen des freien Marktes und besonders aus den Warenmärkten zur Farce machen.“
In diesem Lichte betrachtet sei Camerons Vorstoß, Indien zur Öffnung seines Finanzsektors für britische Investitionen zu bewegen, eine „Einladung zum nationalen Selbstmord“.
Menon äußert sich sehr scharf über die Geschichte der britischen Verbrechen an der Menschheit: „In Afrika, Asien und den Amerikas hat kein anderes Land andere Rassen dermaßen unterdrückt. Britannien war bei weitem der größte Sklavenhändler aus Afrika und Transporteur von Zwangsarbeitern aus Asien. Durch Hunger, Schwert und Feuer hat es mehr Menschen getötet als Dschingis Khan, Attila, Hitler oder Stalin. Zur Verteidigung seiner imperialen Interessen hat es sich in zwei Weltkriege gestürzt und thront jetzt über einem Empire des Verbrechens, das die ärmsten Länder ihres hart verdienten Wohlstands beraubt. In den Tagen des Empires wie heute ist Verrat in der britischen Außenpolitik eine Ware, die serienmäßig produziert wird.“
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