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Von Hussein Askary
Hussein Askary stammt aus dem Irak, ist Vorsitzender der EAP in Schweden und Arabien-Korrespondent der Nachrichtenagentur EIR. Er hielt die folgende Rede auf der Konferenz des Schiller-Instituts „Ein neues Paradigma für das Überleben der Zivilisation“ am 24.-25. November 2012 in Flörsheim.
Was ich hier darstellen will, ist die Kehrseite der Medaille zu dem, was sich derzeit in der Südwestasien abspielt, wo ständig Krieg geführt wird. Aber all das, wovon ich sprechen werde, muß von den gleichen Nationen ausgehen, die jetzt in Kriegshandlungen verwickelt sind oder sich gegen Angriffe verteidigen müssen. Alle diese Länder sind Nationalstaaten, und in einer gerechten neuen Weltwirtschaftsordnung werden alle diese Länder etwas zu dieser Entwicklung beitragen müssen. Es ist deswegen gleichgültig, um wen es hier geht - Saudi-Arabien, Iran oder Katar: alle diese Länder müssen als Nationalstaaten und als souverän angesehen werden. Nur die Politik muß sich ändern.
Im übrigen wird an vielen Projekten, die ich vorstellen will und über die Helga [Zepp-LaRouche in ihrer Eingangsrede der Konferenz] gesprochen hat, bereits gearbeitet. Einige davon sind sogar schon fertiggestellt. Das Problem ist, daß dies lokale Projekte sind und ihnen eine globale Dimension und Perspektive fehlt. Genau diese wollen wir mit unserem Plan hinzufügen. Dies ist eine planetare Mission.
Ich beschäftige mich als Mitglied unserer Organisation seit vielen Jahren mit den Fragen Südwestasiens. Dabei taucht immer wieder das gleiche Problem auf: Immer wenn ich mich mit Bürgern und Politikern aus dieser Region unterhalte, fragen sie, wie man in Zeiten, wo auf sie geschossen werde, ein wirtschaftliches Entwicklungsprogramm vorlegen könne? Es herrsche Krieg. Wie könne man inmitten eines Kriegs von Wirtschaftsentwicklung und großen Projekten sprechen?
Es gibt viele weitere solcher Ausreden, denn die meisten Länder haben nicht getan, was wir ihnen vorschlugen und was sie hätten tun müssen, bevor man auf sie schoß. Es wurden viele Jahre versäumt, seit Lyndon LaRouche 1974 in Bagdad war und sein Entwicklungskonzept erstmals vorstellte.
Darüber hinaus sagen einige, sie hätten nicht genug Geld. Doch sobald das Gespräch beendet ist, verschwinden sie um die Ecke und kaufen Waffen für Hunderte Milliarden Dollar, weil sie sich ja, wie sie sagen, im Kriegszustand befinden.
Es gibt eine weitere Ausrede, mit der man schwieriger umgehen kann, denn es stimmt, wenn es heißt, diese Projekte könnten nicht von einem Land allein verwirklicht werden, weil die Weltpolitik nicht von ihnen, sondern von den Großmächten bestimmt werde. Das trifft zu, und darüber kann man diskutieren. Und das muß geändert werden. Wenn es unseren Freunden in den USA gelingt, Präsident Obama des Amtes zu entheben, und wenn unsere Freunde in England helfen könnten, Tony Blair hinter Gitter zu bringen, sähe die Lage völlig anders aus, und man könnte über diese Dinge reden. Dann gäbe es keine Ausreden mehr, denn die ganze imperiale Politik wäre dann über den Haufen geworfen.
Und vielleicht kann jemand Frau Merkel mitteilen, daß sie aufwachen sollte; das wäre sehr aufmerksam. Denn bald haben wir das Jahr 2013, und Deutschland geht die Luft aus. Deutschland ist eine technologische Großmacht, die auf der ganzen Welt gebraucht wird. Doch es wird von der derzeitigen Politik erstickt - der Umweltpolitik, den Grünen und der monetaristischen Finanzpolitik. Aber die Rolle Deutschlands wäre in dieser Lage äußerst wichtig.
Ich möchte zunächst einige Grundsatzfragen ansprechen, denn es geht ja darum, zu definieren, was der Daseinszweck der Menschheit überhaupt ist. Es geht dabei nicht um Wettbewerb, wie die heutigen Ökonomen sagen würden, oder um die Begleichung alter politischer Rechnungen oder darum, Anderen Land wegzunehmen.
Das eigentlich wichtige an der menschlichen Existenz ist, daß wir über schöpferische Fähigkeiten verfügen, das uns umgebende Universum zu verändern. Man muß nicht unbedingt Physiker oder Astronaut zu sein, um das Universum zu verändern. Auch jeder Landwirt, Lehrer oder Schmied bemüht sich, in seinem Arbeitsbereich seine Kreativität und Leidenschaft einzusetzen, um seine Mitmenschen glücklich zu machen.
Aber wir brauchen Wissenschaftler, wir brauchen Astrophysiker. Deswegen möchte ich hier den deutschen Raumfahrtpionier und großen Denker Krafft Ehricke zitieren, der in seinem Buch Der extraterrestrische Imperativ sagte:
„Die Tatsache, daß weder Technologie noch das Verlassen der Erde unbedingt neu, sondern schon früher ausgeübte Optionen des natürlichen Wachstums sind, rückt die menschliche Realität unserer Zeit ins rechte Licht. Diese Realität hat zwei Ankerpunkte:
Erstens, das Chlorophyll-Molekül - das für die Photosynthese verantwortlich ist - und der menschliche Geist sind die einzigen wahren Supermächte auf diesem Planeten.
Zweitens, die Menschheit lebt nicht als Menschengeschlecht allgemein, sondern ist als Gesamtheit von etwa 140 Ländern [heute noch mehr] organisiert. Die meisten dieser Länder versuchen, ihren Lebensstandard zu verbessern oder soziale Standards zu sichern und sie auch den weniger Begünstigten zu ermöglichen. Ohne die Mittel zum Wachsen - und zu diesen Mitteln gehören, ob es einem gefällt oder nicht, materielle Ressourcen und die Fähigkeit, sie zu verarbeiten - wird die allgemeine Stagnation die Welt zu einem schrumpfenden Wassertropfen machen, worin sich der Wettbewerb um Wachstum in einen verbissenen Kampf ums Überleben verwandelt.“
Regierungen und politische Institutionen haben somit die Aufgabe, ein Umfeld zu schaffen, in dem der einzelne Bürger seine Kreativität entfalten kann. Uns als Bürgern und politischen Aktivisten obliegt es, den gewählten Politikern und Regierungen nachdrücklich klar zu machen, daß sie dieser Aufgabe nachkommen müssen. Wir können ihnen auch nützliche Vorschläge unterbreiten, was getan werden muß, und das wollen wir hier heute tun.
Die Perspektive, von der wir in dieser geopolitischen Lage ausgehen, erfordert vom höchstmöglichen Standpunkt der Verteidigung der Erde eine klare Vorstellung darüber, was statt dessen in dieser Region geschehen muß. Drei Grundprinzipien sollen dabei betrachtet werden:
1. Ausbau der Ressourcenbasis, insbesondere von Wasser, indem die derzeit verfügbaren Grundlagen auf eine höhere Ebene gebracht werden.
2. Erschließung neuer Rohstoffquellen und Erhöhung der verfügbaren Energie pro Flächeneinheit.
3. Schaffung einer neuen produktiven Plattform, wie LaRouche sie bezeichnet, im Infrastruktur- und agroindustriellen Bereich, auf sozialer und wissenschaftlich-technologischer Ebene der Gesellschaft.
Die gleichen wissenschaftlichen und moralischen Prinzipien lagen bereits dem ursprünglichen „Oasen-Plan“ zugrunde, den LaRouche 1974 in Bagdad vorgeschlagen hatte.
Helga ist bereits auf die Frage der Weltwüste eingegangen, die global 30 Mio. km2 groß ist (Abbildung 1). Vergleicht man diese Fläche, die weitgehend unbevölkert ist, mit den Flächen, wo 6 Mrd. Menschen auf dieser Erde leben, dann ist das ein fast größeres Gebiet als das, das der gesamten Menschheit zum Leben zur Verfügung steht. In Ländern wie Ägypten leben 80 Mio. Menschen auf nur 4% des Landes. 96% der Landfläche sind vollkommen menschenleer. Dennoch spricht man hier in Europa und den Vereinigten Staaten von einer „Überbevölkerung“ des Planeten. Wir sind unterbevölkert! Es gibt nicht genug Menschen auf der Erde. Es gibt genug Platz, aber dieser Platz ist leblos.
Betrachtet man sich die Größenordnung zwischen den Wüsten und der Eurasischen bzw. Weltlandbrücke, wie Helga sie dargestellt hat, dann wird klar, welch riesige Aufgabe hier auf uns wartet. Man kann dies nur von einer planetaren Perspektive betrachten, was auch bedeutet, daß es eine Einigung zwischen den Groß- und Mittelmächten zur Zusammenarbeit geben muß, um die Wüsten zurückzudrängen.
Ich möchte den Blick direkt nach Südwestasien richten und einige Bilder von Sandstürmen zeigen (Abbildung 2a). Sand- und Staubstürme sind in Südwestasien, besonders in der Golfregion und selbst bis weit nach Iran und Afghanistan, seit jeher sehr häufig. All das sind Satellitenaufnahmen - weswegen wir unbedingt die Raumfahrttechnik brauchen, um zu sehen, was auf der Erde vor sich geht. Man sieht, wo die Standstürme ihren Ausgang nehmen und sich dann von Nord nach Süd ausbreiten. Das sind arktische Jetstreams, Winde, die von Hochdruckgebieten kommen und in Richtung der Tiefdruckgebiete am Golf und am Arabischen Meer ziehen.
Man sieht sehr gut, daß die Sandstürme meist in der Grenzregion zwischen Irak und Syrien beginnen, genau dort, wo der Euphrat verläuft. Von dort wehen sie unter Verstärkung südwärts und erfassen den Irak. Die Bilder stammen, soweit ich weiß, von Satelliten der NASA und der ESA. Im März 2011 gab es einen riesigen Sandsturm, der die gesamte Gegend erfaßte.
Wenn sich ein solcher Sandsturm einer Stadt bemächtigt, entstehen apokalyptische Bilder. Sandstürme reichen Dutzende Meter hoch; Staubstürme können sogar mehrere Kilometer in die Atmosphäre reichen. Sie bedecken ganze Länder. Flughäfen, Häfen, Krankenhäuser, Schulen - alles muß geschlossen werden. Sie ziehen dann zum Persischen Golf, nach Katar und Saudi-Arabien. Im zentralen Hochland von Saudi-Arabien biegen sie ab und laden den Sand im sogenannten Leeren Viertel ab (Abbildung 2 b). In Jemen und Oman gibt es eine Bergkette, weswegen das Leere Viertel der trockenste Teil der Weltwüste ist. In diesem Fall war der Sandsturm jedoch so stark, daß er sogar über diese Bergkette im Jemen und Oman hinwegzog und bis zum Golf von Oman reichte.
Auf anderen Bildern ist zu sehen, daß Sandstürme bis zum Arabischen Meer gezogen sind (Abbildung 2c). Auch Iran und Afghanistan werden nicht verschont.
Das ist also ein immer wiederkehrendes Problem. Mit Hilfe der Weltraumtechnik können wir sehen, wo die Sandstürme entstehen und wo man Ansätze zu ihrer Bekämpfung finden kann.
Auch für Katar und Saudi-Arabien stellt sich die Frage, wie man Sandstürme stoppt. Dabei ist es wenig hilfreich, islamistische Kämpfer und Waffen nach Syrien und Irak zu schicken, um Zivilisten umzubringen. Damit kommt man dem Problem nicht bei. Dazu braucht man eine völlig andere Perspektive. Entsprechend kann man gegen die Wüste in verschiedenen Gegenden und mit unterschiedlichen Technologien vorgehen. Es gibt verschiedene lokale Pläne in diesen Regionen, die aber ein Bild abgeben: Dort, wo die Sandstürme ihren Ausgang nehmen, ist heute Kriegsgebiet, das Land verkommt und die Wüste dehnt sich aus.
Aber es gibt hier auch den sogenannten Fruchtbaren Halbmond. Das ist nicht der schiitische Halbmond, sondern er heißt aus naheliegenden Gründen der Fruchtbare Halbmond. Das war einmal eine sehr fruchtbare Gegend mit sehr viel Wasser. Einige Historiker meinen sogar, daß in dieser Gegend die Landwirtschaft überhaupt entstanden sei.
Allerdings ist diese Region heute nicht mehr fruchtbar; sie ist heruntergekommen. Die Wasservorkommen schrumpfen. Es wird noch von türkischen Staudammprojekten die Rede sein, die die Wasserführung beeinträchtigt haben. Aber das ist nicht der einzige Grund. Die gesamte Infrastruktur ist durch Kriege, Sanktionen und mangelnde Investitionen zugrundegerichtet worden, was zu der heutigen Situation geführt hat.
Hier sind einige Ideen, wie man zum Beispiel das Sandsturm-Problem bekämpfen kann. Eine davon nennt sich „Grüngürtel“. Diese Idee stammt ursprünglich vom irakischen Landwirtschaftsministerium (Abb. 3). Als ich noch ein Kind war, haben wir in der Schule gelernt, daß es ein nationales Programm gibt, um das Land vor Sandstürmen und vor der Wüste zu schützen. Das war ein beeindruckender Plan, der aber nie verwirklicht wurde. Ich wurde 1968 geboren; unmittelbar danach kam es 1973 zum Bürgerkrieg, dann brach 1980 der Iran-Irak-Krieg aus, 1990 kam es zum Golfkrieg, es gab Sanktionen, und so geht es weiter. Nichts ist seither geschehen.
Es gibt einige mutige Anstrengungen, zumindest Teile davon umzusetzen. So gibt es ein irakisch-iranisches Abkommen zur Errichtung eines Grüngürtels um die heiligen Städte Nadschaf und Kerbala (Abb. 4). Dabei werden verschiedene Baumsorten gepflanzt, überwiegend Palmen, Olivenbäume, Eukalyptusbäume, Tamarindenbäume - Bäume, die auch großer Wärme, Salz und Wasserknappheit trotzen. Sie können im Trockenklima überleben.
Das ist ein kleines Projekt im Irak, doch man bekommt dadurch eine Vorstellung, was insgesamt getan werden muß. Anstatt nur wenige hundert Meter sollte ein Grüngürtel mehrere Kilometer breit sein, und das in mehreren Reihen. Wie der irakische Plan vorsah, erweitert man diesen Schutzschild von Grüngürteln immer weiter in die Wüste hinein. Über Bewässerung und andere Techniken wollen wir später noch sprechen.
Die Idee, verschiedene Gewächse zu pflanzen ist jedoch nicht neu. Man kennt sie bereits aus der Grabkammer in einer der ägyptischen Pyramiden (Abbildung 5). Auf einer Wandzeichnung dort sieht man unterschiedliche Palmen, Obstbäume und auch Nutzpflanzen, aus denen Nahrungsmittel gewonnen werden: Weizen, Getreide usw. Diese Ideen sind also sehr alt und existierten damals schon.
Auch heute gibt es sehr fähige Bauern, aber ihnen fehlen die Mittel. Wie Helga bereits erwähnte, sind das keine Dinge, die man erst in 10 oder 20 Jahren schaffen könnte; all das ließe sich schon in der nächsten Woche machen. Die Bauern dort und viele arbeitslose junge Leute könnten sofort - in der nächsten Woche - mit der Arbeit beginnen. Mit dem Pflanzen von Bäumen könnte man schon in der nächsten Woche beginnen. Kein Problem. Was fehlt, ist die richtige Politik. Derzeit gibt es nur eine Politik der Zerstörung und keine Politik des Aufbaus.
Ein interessantes Bild (Abbildung 6) wurde mir von einem unserer Freunde in Ägypten, einem Agraringenieur, zugeschickt. Es zeigt ebenfalls Palmen. Das besondere an ihnen ist, daß sie als Windschutz dienen, aber auch den Boden festhalten. Außerdem erzeugen sie Schatten für andere Baumsorten.
Pflanzt man Olivenbäume allein unter der direkten Sonneneinstrahlung, sinkt ihre Ergiebigkeit um fast die Hälfte, denn in der Hitze leidet der Olivenkern. Pflanzt man sie jedoch im Schatten anderer Bäume, steigt ihre Ergiebigkeit in dieser kühleren Umgebung.
Auch im Koran gibt es einen interessanten Hinweis darauf. Dort wird die Geschichte von zwei Männern wiedergegeben, die miteinander in Streit geraten sind. In der Höhlen-Sure (Al-Kahf) heißt es in Vers 32-35: „Und stelle ihnen das Gleichnis von zwei Männern: für den einen von ihnen schufen Wir zwei Rebengärten und umgaben sie mit Dattelpalmen, und dazwischen legten Wir Kornfelder an. Beide Gärten brachten ihre Früchte hervor und versagten in nichts. Und in ihrer Mitte ließen Wir einen Strom fließen.“
Genauso so müßte man vorgehen. Das sind Anbautechniken, wie sie der Koran lehrt. Mit den heutigen Techniken sollte man nur eines verändern: Es wird keine offenen Wasserläufe mehr geben, weil sonst das meiste Wasser verdunsten würde. Alle Wasserläufe werden abgedeckt. Der Koran mag es uns nachsehen, daß wir diesen Aspekt verändern, denn wir brauchen die modernen Techniken und müssen sie auf die heutige Situation anwenden.
In diesem Bild (Abbildung 7) sieht man Palmen; das sind sehr ertragreiche Bäume. Sie alle werden schon einmal Datteln und andere Früchte gegessen haben. Palmen bieten nicht nur Schutz vor Staub, sondern sie sind auch eine Nahrungs- und Energiequelle für die Bevölkerung.
Es gibt unterschiedliche Verfahren, um das Vordringen der Wüste zu stoppen. Eines ist die Dünenbefestigung, wie sie in China verbreitet verwendet wird. Das Problem dabei ist, daß diese Methode sehr arbeitsintensiv ist. Man schafft hierbei Querschnitte aus trockenen Bäumen oder Schilf und bepflanzt dann die Zwischenräume. Allerdings muß man die Wasserinfrastruktur schon vorher eingerichtet haben. Das läßt sich nicht später nachholen. Das gleiche Konzept wurde auch in Libyen in den fünfziger Jahren angewendet (Abbildung 8).
In China versuchte man die Taklamakan-Wüstenautobahn vor Sandverwehungen zu schützen, denn Sand ist in ständiger Bewegung - wie der Schnee in der Arktis. Man hat dort Wasser aus dem Untergrund gepumpt - das ist zwar salzig, aber man pflanzte Gewächse, die salzresistent sind.
Hier liegt auch ein weiteres Forschungsgebiet. Es müssen neue Pflanzensorten entwickelt werden, die Salzwasser vertragen können und der Hitze widerstehen. Das ist eine Frage des technologischen Niveaus.
Das ist eine Idee. Man muß jedoch immer den größeren Zusammenhang beachten, ansonsten hat man gegen die Wüste keine Chance. Auf den Bildern sieht man Beispiele für das, was getan wird, aber das Vorgehen muß verallgemeinert werden.
Wenn man all diese Beispiele gesehen hat, wird jeder vernünftige Mensch sofort fragen: „Wo soll das Wasser hierfür herkommen?“ Das ist eine gute Frage, und in unserem Bericht haben wir drei Quellen von Wasser definiert, die verfügbar sind oder verfügbar gemacht werden können.
Erstens kann man mit Hilfe sogenannter Umleitungssysteme Wasser aus wasserreichen Gebieten in wasserarme Gebiete führen. Helga hatte bereits die Umleitung des Irtysch zum Aralsee erwähnt. Eine weitere wäre auf der anderen Seite des Urals - der sogenannte Petschora-Kama-Wolga-Kanal (Abbildung 9). Ähnlich wie bei dem NAWAPA-Projekt mündet der Petschora im Nordpolarmeer, aber dieser Wasser soll teilweise in Flüsse umgeleitet werden, die in die entgegengesetzte Richtung fließen.
Über das sogenannte Iran-Rood-Projekt hat bereits der Herr Botschafter [Ali Reza Sheikh Attar] gesprochen (Abbildung 10). Da darüber nur wenig bekannt ist, ist die Feststellung des Botschafters wichtig, daß es darüber inzwischen eine Machbarkeitsstudie gebe. Allerdings stellen sich dabei große technische Probleme. Iran ist eine semi-arides Land mit zwei großen Wüsten, der Dasht-E-Kavir und der Dasht-E-Lut. Iranische Ingenieure haben sogar überlegt, Salzwasser dorthin zu führen, denn das Land dort ist ohnehin sehr salzhaltig. Früher gab es dort Seen, die mit dem Meer verbunden waren. Als der Meeresspiegel sank, blieb das Salz zurück. Auch wenn man heute lediglich Salzwasser in die Region zurückbringt, würde sich ein kühleres Klima entwickeln, was sich nicht nur auf die unmittelbare Region, sondern auch auf Afghanistan auswirken würde.
Gleichzeitig könnte man Entsalzungsanlagen bauen, um Frischwasser für die Landwirtschaft, in den Städten usw. zu gewinnen. Die ganze Region könnte zu neuem Leben erwachen, und auch Afghanistan wäre gedient, wenn sich die Wüste nicht weiter ausdehnt. In der gesamten Region könnten Wälder und Grüngürtel entstehen.
Es gibt einen weiteren Plan für die Wasserversorgung an der gegenüberliegenden Küste des Kaspischen Meeres. Man könnte Wasser über den eben erwähnten Petschora-Kama-Wolga-Kanal durch das Kaspische Meer bis in den Iran führen. Das einzige technische Problem dort wäre, es über einen Paß im Elburs-Gebirge zu bringen, aber das wäre durchaus möglich.
Das Wasser könnte man dann den Flüssen Karkheh und Karun zuführen. In dieser Gegend werden zwar viele Staudämme gebaut, aber die Wassermenge insgesamt nimmt ab, so daß die Zufuhr neuen Wassers erforderlich ist. Im Irak hat sich wegen der iranischen Staudämme am Karun bereits eine Krise entwickelt, da der Wasserstand am Schatt el-Arab auf irakischer Seite immer weiter absinkt. Das Meerwasser vom Golf drückt dadurch immer weiter landeinwärts und beeinträchtigt Basra und die anderen Regionen.
Der Bau der Staudämme läßt sich nicht aufhalten, deswegen muß die Entwicklung beschleunigt werden. Man darf nicht rückwärts schauen, sondern muß vorwärts gehen, wenn es ein Problem gibt. Man zerstört keinen Staudamm, wenn der Wassernachschub nachläßt.
Das gleiche gilt auch für das von Helga beschriebene riesige Südost-Anatolien-Projekt (GAP) in der Türkei (Abbildung 11). Dabei entstehen einige Probleme, aber das Projekt an sich ist in Ordnung. Politische Unstimmigkeiten und eine falsche Agrarpolitik beeinträchtigen seine Effizienz. Dabei sollen am Oberlauf von Euphrat und Tigris Staudämme gebaut werden, wodurch u.a. der riesige Atatürk-Stausee entsteht.
Der Atatürk-Stausee faßt soviel Wasser, wie im Nil ein gesamtes Jahr fließt - ein gesamtes Jahr; das sind etwa 49-50 Mrd. m3. Bei Trockenheit ist dieses Wasser sehr nützlich, aber es muß auf vernünftige Weise genutzt werden.
Damit wäre der östliche Teil des sogenannten Mittleren Ostens erfaßt. Das Problem dabei ist, daß der Begriff Mittlerer Osten aus rein britischer Sicht geprägt wurde. Wenn man sich die Region mit britischen Augen betrachtet, gibt es den Fernen Osten, den Nahen Osten und den Mittleren Osten. Wir sollten die Gegend lieber Südwestasien nennen. Das ist ein passenderer Name.
Es gibt einen weiteren Wasserumleitungsplan, bei dem das Wasser nicht aus dem Tigris-Euphrat-Becken, sondern aus den Flüssen Seyhan und Ceyhan mehr im Westen der Türkei stammt, die beide ins Mittelmeer münden. Ein Teil des Wassers könnte über Pipelines bis hinab zur Arabischen Halbinsel geleitet werden.
Von Südwestasien gehen wir weiter nach Afrika. Dort könnte Wasser aus dem Kongo über den Transaqua-Kanal zum Tschadsee geleitet werden, der vom Austrocknen bedroht ist, was bereits heute eine schwere Krise für Mensch und Umwelt bedeutet (Abbildung 12). Die gesamte Region muß entwickelt werden, denn dort in Afrika spielen sich derzeit ungeheuerliche Verbrechen ab. Die Rohstoffe werden für die Weltwirtschaft ausgebeutet, aber die Bevölkerung wird dezimiert und von ihrem Land vertrieben, um für die multinationalen Rohstoffkartelle Platz zu machen. Im östlichen Kongo geht das bereits lange Zeit so.
Die Entwicklung Afrikas muß deshalb unbedingt in dieser Perspektive berücksichtigt werden, und unser Freund aus Afrika [Aiman Rscheed], der über das Afrika-Pass-Projekt spricht, wird weiter darauf eingehen.
Die zweite Quelle ist natürlich die Wasserentsalzung. In vielen Golf-Ländern, besonders in Saudi-Arabien, fließt viel Geld in Entsalzungsanlagen für die Trinkwasserversorgung und andere Verwendungen in den Städten. In Saudi-Arabien stammen 50-70% des Trinkwassers aus Entsalzungsanlagen. Dort wird die Hälfte des entsalzten Wassers auf der Welt erzeugt - riesige Mengen, aber bei weitem nicht genug. Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Bahrein und Katar wird massiv in den Bau von Entsalzungsanlagen investiert.
Das Problem ist, daß dabei als Energiequelle vor allem Gas und Öl verbrannt wird. Mit der so entstehenden Wärme wird der Verdunstungsprozeß angetrieben, um dem Wasser das Salz zu entziehen. In den kommenden Jahrzehnten werden die Golfstaaten die doppelte bis dreifache Menge an entsalztem Wasser brauchen, um die wachsende Bevölkerung und Industrie zu versorgen. Schon heute verbrennt beispielsweise Saudi-Arabien 1,5 Mio. Barrel Öl pro Tag, um Trinkwasser zu produzieren. In 10 bis 15 Jahren werden dies bis zu 4 Mio. Barrel pro Tag sein, nur um Trinkwasser für die Städte bereitzustellen. Das ist in keiner Weise nachhaltig.
Lyndon und Helga LaRouche haben statt dessen vorgeschlagen, Entsalzungsanlagen mit Kernkraft zu betreiben - sogenannte Nuplexe (Abbildung 13). Im Grunde ist diese Idee nicht neu. Schon Präsident Eisenhower hatte vor, zur Lösung des arabisch-israelischen Konflikts Ägypten, Israel und anderen Ländern Hilfe zum Bau kleiner Kernkraftwerke für die Entsalzung von Meerwasser anzubieten.
Tatsächlich hatten die meisten israelischen Kriege gegen arabische Länder nichts mit Religion zu tun, sondern zielten auf die Kontrolle über das Wasser ab. Immer wenn die Israelis ein neues Gebiet besetzten, muß man einmal nachschauen, ob es dort Flüsse, Grundwasser, Wasserspeicher oder Seen gibt. Dabei sind die Israelis in den Palästinensergebieten immer sehr brutal vorgegangen, wodurch zum Beispiel die heutige Krise in Gaza entstanden ist.
Im Oktober hat die UNO einen Bericht veröffentlicht, worin es heißt, daß der Gazastreifen 2020 nicht mehr bewohnbar sein wird. Die Grundwasserleiter sind leer. Die Israelis nahmen sich, was sie konnten, bevor sie abzogen. Heute sind die Grundwasserleiter unter Gaza, die sehr flach in Meeresnähe verlaufen, bereits mit Salzwasser versetzt, das vom Meer eingedrungen ist. Menschen, die dieses Wasser trinken, werden krank. Gaza braucht deshalb sofort eine Entsalzungsanlage, die jährlich 500 Mio. m3 Wasser produziert.
Ich habe kürzlich den palästinensischen Wasserminister auf einer Konferenz in Stockholm getroffen, und er sagte, man bettle in Europa um weitere 250 Mio. Dollar. Katar und Saudi-Arabien hätten bereits 250 Mio. Dollar zugesagt - die Hälfte der veranschlagten Kosten. Doch aus Europa käme nichts. Dabei könnten 250 Mio. Dollar Millionen von Menschenleben in Gaza retten! Gleichzeitig stützen die Europäische Zentralbank und die europäischen Regierungen die Banken - nicht mit Hunderten Millionen, sondern mit Hunderten Milliarden Dollar. Das ist eine wahrhafte Tragödie und ein moralisches Desaster. Und das ist nur ein Aspekt des Wasserproblems.
Inzwischen gibt es auch schwimmende Kernkraftwerke, die die Russen für ihre arktischen Regionen bauen. Das sind kleine Kernreaktoren, die auf Schiffen montiert sind und entlegene Regionen an der Küste mit Strom versorgen sollen. Das gleiche ließe sich natürlich auch im Mittleren Osten verwirklichen, und zwar sehr schnell. Solche Anlagen könnten in Deutschland, Schweden, Frankreich oder anderen Ländern gebaut und dann an beliebige Küstenregionen gebracht werden, wo sie Wasser entsalzen oder Strom für die Industrie und andere Verwendungen produzieren würden. Helga erwähnte bereits, daß es Pläne gibt, Kernkraftwerke in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Saudi-Arabien zu bauen - das wäre ein erster Anfang.
Nur eines zu den Vereinigten Arabischen Emiraten: Die vier Kernreaktoren, die Korea dort baut, sollen etwa 20 Mrd. Dollar kosten. Man macht sich keine Vorstellung davon, was für eine Verschwendung in diesen Ländern herrscht. Abu Dhabi zum Beispiel - das die Reaktoren finanziert - zahlt an Dubai, ein anderes Emirat, 20 Mrd. Dollar pro Jahr, um Schulden an die internationalen Banken zu begleichen, die ihrerseits den Immobilienboom in Dubai finanzieren. Das gesamte Dubai-Wunder basiert auf Schulden - eine der größten Gaunereien in der Geschichte. Dabei wird noch nicht einmal moderne Technologe verwendet. Wenn man nach Dubai kommt, sieht man sofort die riesigen Verkehrsstaus, denn man hat zwar riesige Hochhäuser gebaut, aber die Straßen sind nicht groß genug, um den Autoverkehr zu fassen. Jetzt denkt man in Dubai darüber nach, Nahverkehrssysteme zu bauen, aber das ist schwierig, weil man dafür Gebäude abreißen müßte. Was für eine Verschwendung!
Der sogenannte Souveräne Fonds der Vereinigten Arabischen Emirate enthält 750 Mrd. Dollar, die in Fußballvereinen in Frankreich, England und anderswo angelegt werden. Es ist schon fast sprichwörtlich, daß jeder Scheich dort einen Fußballverein besitzt!
Im Grunde gibt es keinen Mangel an Ressourcen für Entwicklung. Der Iran ist, wie Helga bereits sagte, das einzige Land im Mittleren Osten mit einem aktiven Kernkraftwerk. Der ursprüngliche deutsche Entwurf von Siemens für das Kernkraftwerk Buschehr sah sogar eine Entsalzungsanlage vor; beim jetzigen russischen Entwurf fehlt diese. Der Iran muß also neue Pläne entwickeln, um die Kernkraft auch für die Meerwasserentsalzung zu nutzen.
Man ist sich in der Region durchaus darüber bewußte, was erforderlich ist. Auch in Ägypten gibt es Pläne, am Mittelmeer ein Kernkraftwerk zu bauen, wie der ägyptische Wasserminister sagte, den ich in Stockholm traf. Pläne dieser Art gibt es seit langem, da klar ist, daß man ohne Kernkraft die Wasserversorgung in den Küstengebieten im Westen Ägyptens nicht sicherstellen kann.
Dieses gesamte Konzept basiert auf LaRouches Oasenplan (Abbildung 14), wie ihn Helga schon beschrieben hat. Danach sollen Kanäle zum Roten Meer und zum Toten Meer führen. Das Tote Meer liegt 430 m unter dem Meeresspiegel, und es verliert immer mehr Wasser, weil Israel, Syrien und Jordanien Wasser aus dem Jordan, dem Litani und anderen Flüssen entnehmen. Somit sinkt der Wasserspiegel des Toten Meeres erheblich ab, doch man kann es mit Salzwasser aus dem Mittelmeer wiederauffüllen.
Außerdem könnte man einen Kanal vom Roten Meer zum Toten Meer bauen, wobei man den Höhenunterschied zur Erzeugung von Wasserkraft nutzen kann. Mit dem so erzeugten Strom könnte man Wasser entsalzen, das in Jordanien dringend gebraucht wird. Wegen all der politischen Instabilitäten liegt das Projekt derzeit jedoch auf Eis. Allerdings wären die Ingenieure jederzeit bereit, es wieder in Angriff zu nehmen.
Hieran wird klar, das Paradox, von dem ich bereits sprach - daß man keine Entwicklungsprojekte beginnen könne, bevor nicht Frieden herrsche, oder daß man erst politische Stabilität schaffen müsse, um dann die Wirtschaft aufzubauen - in keiner Weise zutrifft. Genau das war auch das Problem mit dem Osloer Friedensprozeß.
In einem Interview nach Unterzeichung der Osloer Verträge im Weißen Haus im September 1993 hatte Herr LaRouche gesagt, am vordringlichsten sei jetzt, sofort mit der Umsetzung wirtschaftlicher Entwicklungsprojekte - wie dem Kanal von Gaza zum Toten Meer - zu beginnen. Denn wenn man warte, bis alle Fragen politisch ausdiskutiert wären, würde es den Feinden des Fortschritts und der Menschheit wie Kissinger und seinen Kumpanen gelingen, Leute wie [den früheren israelischen Ministerpräsidenten] Scharon dazu anzustacheln, das ganze Abkommen in Blut und Chaos zu ertränken.
Genau das ist auch passiert. Oslo und der Friedensprozeß sind jetzt tot. Sie können jedoch wiederbelebt werden. Wir dürfen ihn nicht aufgeben, das wäre das letzte, was man tun sollte.
Frieden und Stabilität lassen sich nur durch wirtschaftliche Entwicklung erreichen. Das wäre mit dem Osloer Abkommen möglich gewesen, aber die Vereinigten Staaten und Europa wollten es nicht. Sie ermunterten die Palästinenser lediglich zu Tourismusprojekten in Bethlehem und Jerusalem, um europäischen und amerikanischen Touristen ein paar Souvenirs zu verkaufen. Auf Feldern in den Palästinensergebieten, wo es kaum Wasser gibt, wurden sogar Blumen für den Export angebaut. Es hieß, damit ließe sich schnelles Geld verdienen, das man dann in wirtschaftliche Entwicklungsprojekte stecken könnte. Auf diese Weise wurde mit dem Wasser, das eigentlich gebraucht wurde, um die palästinensische Bevölkerung zu ernähren, Gemüse und Blumen für den Export nach Europa produziert.
Das gleiche passiert in Ägypten. Das Land exportiert Gemüse und Früchte, aber muß Weizen und Reis aus den Vereinigten Staaten importieren, um die eigene Bevölkerung zu ernähren.
Die gesamte Politik der Vereinigten Staaten und Europas gegenüber Palästina und Israel war ein einziges Desaster. Sie leistete überhaupt keinen Beitrag, sondern besiegelte das Scheitern des Friedensprozesses.
Das haben LaRouche und seine Organisation die ganze Zeit lautstark ausgedrückt. Und das war der Grund, warum ich mich 1994 dieser Organisation angeschlossen habe. Ich lebte damals in Oslo, wo ich verschiedene Palästinenser und Israelis getroffen habe. Ich hatte als Übersetzer mit palästinensischen und israelischen Kindern zu tun, die sich dort zu einem Kulturfestival anläßlich der Unterzeichnung des Osloer Abkommens aufhielten. Erstmals traf ich dort auch Leute vom Schiller-Institut, die ständig über Wirtschaftsentwicklung sprachen. Ohne wirtschaftliche Entwicklung werde es keinen Frieden geben.
Ich dachte mir: O mein Gott! Zwei Jahre zuvor hatte ich den Irak nach den schrecklichen Kriegen verlassen und war noch ganz eingenommen davon. Dann kam jetzt jemand daher und sagte, Kriege könne man durch wirtschaftliche Entwicklung verhindern: Ohne Entwicklung der Wirtschaft oder wenn Länder für ihr Überleben voneinander abhängig sind, werde es weder Frieden noch Stabilität geben. Aus diesem Grund trat ich der Organisation bei. Es gab natürlich noch andere Gründe, aber das war das wichtigste: Jemand hatte eine neue Idee, nachdem alle anderen Ideen nicht funktionierten. Und das konnte funktionieren.
Das Schiller-Institut kann diese Projekte jedoch nicht allein umsetzen. Wir müssen die Politiker und Nationen dafür gewinnen.
Die zweite Quelle zur Bereitstellung von Wasser ist, wie gesagt, die Entsalzung von Meerwasser, das es praktisch überall gibt. Man muß nur das Salz entfernen und man hat Trinkwasser. Dafür braucht man gewaltige Energiemengen. Die Kernkraft und vor allem neue Generationen von Kernkraftwerken - Hochtemperaturreaktoren - können diese Energie erzeugen.
Die dritte Wasserquelle sind die sogenannten Grundwasserleiter. Und es gibt sogenannte Wasserscheiden.
Die Eindämmung der Wüsten muß als globale Aufgabe verstanden werden. Ich würde sogar sagen, wir müssen Krieg führen. Ich wünsche mir eine andere Art des Krieges in Südwestasien, einen Krieg gegen die Wüste. Man kann der Wüste nicht mit kleinen Projekten hier und da beikommen, wie es von seiten der Vereinten Nationen, der FAO und der Europäischen Union geschieht. Diese helfen niemandem. Man muß solche Projekte generalisieren.
Dabei hilft es zu wissen, daß die Wüste bestimmte Schwachstellen hat. Man kann die Wüste somit in einzelne Regionen unterteilen, wo es verschiedene Wasserquellen gibt. Nehmen wir als Beispiel die Atlas-Gebirgskette in Nordafrika, die eine Wasserscheide hat. Franklin Roosevelt sprach in dem Buch seines Sohnes bereits von unterirdischen Flüssen und fragte, warum diese Wüstengegenden nicht entwickelt seien. Er meinte, der Regen, der in den Bergen fällt, versickere im Boden und verschwinde unter dem Sand. Würde man dieses Wasser umleiten, könnte man die Wüste begrünen. Das waren Roosevelts Vorstellungen schon in den 1940er Jahren. In den Vereinigten Staaten hatte er es geschafft, das Imperial Valley zu begrünen, und er hatte die Tennessee Valley Authority aufgebaut. In den Vereinigten Staaten wußte man also, worum es hier ging.
Ich werde auf die Frage der Wasserscheide und die Regenfälle in den Bergen weiter unten noch zurückkommen.
Mitten in Afrika kann man mit Hilfe des Transaqua-Projekts (Abbildung 15) neue Wasserquellen nutzen, man kann die Kernkraft einsetzen und die Wüsten vom Norden und Westen angreifen, und der Transaqua-Kanal durchschneidet die Wüste. Man verkleinert die kumulativen Effekte der Wüste insgesamt, indem man sie in Sektoren unterteilt und gegen diese Sektoren mit den drei genannten Wasserquellen vorrückt.
Außerdem gibt es den Afrika-Paß, worüber unser Freund Aiman sprechen wird. Man hat Entsalzungsanlagen, es gibt die türkischen Projekte, die Grüngürtel-Projekte, das Iran-Rood-Projekt, das Aralsee-Projekt und auch Projekte in China. Allein über die chinesischen Projekte könnte man einen ganzen Tag diskutieren. Das sind unglaubliche Vorhaben - die größten Wasserumleitungsprojekte in der Menschheitsgeschichte. Darauf möchte ich aber nicht weiter eingehen.
Generell ist aber die Vorgehensweise, die Wüste in Sektoren, in einzelne Frontabschnitte zu unterteilen und jeden davon mit den verfügbaren Wasserquellen zu attackieren. Dann ist Entwicklung möglich.
Die dritte Quelle ist also das Grundwasser, wogegen aber in internationalen Organisationen wie dem UN-Entwicklungsprogramm, in Umweltorganisationen und anderen Gruppierungen eine enorme Angstmache betrieben wird. Sogar Regierungen beteiligen sich daran.
Das Schauermärchen lautet: Man darf kein Wasser aus dem Boden abpumpen, insbesondere deshalb, weil das Wasser irgendwann versiegt und der Boden versalzt und vergiftet wird. Gleichzeitig heißt es, Kernkraft ist verboten. Es wird ein ungeheurer Aufwand betrieben, um Länder daran zu hindern, das Grundwasser zu nutzen; sie sollen lieber verdursten, als die Möglichkeiten zu nutzen, die es gibt.
Hierfür ist die Raumfahrttechnologie, mit der sich Ali [Sharaf] intensiv beschäftigt hat, sehr nützlich. Ich möchte hier nur zwei Wissenschaftler nennen, die vor allem für das von ihnen entwickelte Modell der Megawasserscheide bekannt geworden sind. Das sind Robert Bisson und Farouk El Baz, ein ägyptisch-amerikanischer Wissenschaftler, der schon vor der Mondlandung für die NASA arbeitete und damals den Mond vermessen hat. Er ist inzwischen sehr alt, aber noch aktiv. Immer wieder fährt er nach Ägypten und wirbt dort für sein Projekt, das er als „Entwicklungskorridor“ bezeichnet - ein Niltal neben dem Nil.
Aber das nur am Rande. Die beiden Forscher widersprechen vor allem der traditionellen Sicht, wie das Grundwasser entsteht. Nach traditioneller Auffassung fließt der meiste in den Bergen fallende Niederschlag als Oberflächenwasser über Bäche und Flüsse letztlich ins Meer ab. Vieles davon verdunstet (Abbildung 16a). Ein kleiner Teil aber versickert im Boden und sammelt sich in dem Sedimentgestein und den darunter liegenden Gesteinsschichten. Das so eingeschlossene Wasser bildet dann horizontale, lokale Grundwasserleiter (Abbildung 16b).
Das Problem in Südwestasien, wo es nicht immerzu regnet, ist, daß das eingeschlossene Wasser übermäßig genutzt wird, was sicherlich zutrifft. Im Falle Gazas kann das zu einem großen Problem werden. Die herkömmliche Theorie, die bei den Vereinten Nationen und anderen Organisationen als Zweig der Meteorologie akzeptiert ist, klammert aber eine andere Idee aus, die von El Baz und Bisson aufgebracht wurde: Das sogenannte Megawasserscheiden-Modell.
Es beruht auf Fernerkundungsverfahren mit Hilfe der Weltraumtechnologie. Hier ist eine Kurzfassung ihrer Idee - die ausführliche Studie findet sich im Internet. Sie gehen davon aus, daß die meteorologischen Meßstationen weitgehend nur den Regen und Schnee erfassen, der in niedrigeren Gebirgsregionen fällt. Ihrer Meinung nach fällt jedoch der meiste Niederschlag in den hohen Bergregionen, wo er nur schwer zu messen ist. Somit werden bis zu 80% des tatsächlich anfallenden Regenwassers gar nicht erfaßt.
Aufgrund von Verschiebungen der Erdkruste bei der Entstehung der Gebirge in früheren geologischen Zeitaltern haben sich viele Spalten gebildet - sogar sehr große Spalten, die meist senkrecht verlaufen. Über diese Spalten findet das Wasser seinen Weg in zum Teil weit entfernte Gebiete. Das sind riesige Wassermengen, die nirgends erfaßt werden, und sie haben die besondere Eigenschaft, Hunderte und manchmal Tausende Kilometer zu wandern. Man findet tatsächlich unterirdisches Wasser an Stellen, wo man es nie vermuten würde. Die beiden Wissenschaftler haben auf diese Weise riesige unterirdische Wasserspeicher gefunden, so wie Farouk El Baz 2006 in Darfur. Inmitten der Darfur-Krise besuchte er den Sudan und stellte der Regierung seine Untersuchungsergebnisse vor.
Die Kämpfe in Darfur waren ursprünglich keine politischen Kämpfe, sondern wurden erst von den Briten und ihren Anhängern in den USA zu einem politischen Konflikt gemacht. In Darfur stritten sich verschiedene Stämme seit einiger Zeit um das Wasser - Nomadenstämme gegen seßhafte Stämme. Bis dann einige Leute auf die blendende Idee kamen, daraus eine politische Krise zu machen.
Zu diesem Zeitpunkt fuhr El Baz in den Sudan und teilte der Regierung mit, daß sich unter Darfur ein riesiger See befinde, der so groß wie der Erie-See in den USA sein könnte. Man könnte sofort 100 große Brunnen bohren, aus denen sich 100 Jahre lang Wasser pumpen ließe. Er würde dafür bürgen. Mit diesem Wasser könnte man in Darfur Frieden schaffen.
Bei ihren Untersuchungen entdeckten die beiden Forscher mit Hilfe von Satellitendaten sogenannte unterirdische Flüsse, die dadurch entstanden sind, daß Regen, der in den afrikanischen Bergen gefallen ist, sich im Untergrund gesammelt und sog. antike Flüsse gebildet hat (Abbildung 17).
In Darfur, so zeigte Al Baz, hätte sich schon während der Eiszeit unter dem Sand ein riesiger See gebildet, den man nicht direkt sehen, sondern nur mit Hilfe von Raumfahrttechnologien sichtbar machen könnte. Dieser See existiere bereits seit mindestens 5000 Jahren und speise die tiefen Grundwasserleiter, die jetzt unter Darfur liegen (Abbildung 18).
Die Entdeckung von Wasser im südlichen Ägypten wird ausgedehnten Landbau direkt in der Wüste ermöglichen. Der „Große von Menschen gemachte Fluß“ in Libyen, über den Wasser abgepumpt wird, ist ein weiteres Beispiel. Das Problem dabei ist, daß das gesamte Wasser zur Küste, in die Hauptstadt und andere Landesteile gepumpt wird und so die Wüste keinerlei positiven Nutzen von dem Wasser hat.
Einen antiken Fluß gibt es auch unter Saudi-Arabien. Er kommt aus dem Hochland, an dem, wie ich gezeigt habe, die Sandstürme abbiegen, und auch von den Hedschas-Bergen wird Wasser nach unten geführt. Früher war dies ein oberirdischer Fluß, von dem heute nur noch einige Oasen übrig geblieben sind. Zu Harun al-Raschids Zeiten nahmen die Pilger diesen Weg, der sich damals Zubaida-Straße nannte. Als die Frau von Harun al-Raschid nach Mekka pilgerte, machte sie auf ihrem Weg vom Irak Rast an diesen Oasen. Darüber gibt es viele historische Belege.
Man kann also Wasser in sehr großer Menge finden, das genauso wie das Öl im Boden liegt. Es werden ja am Boden und aus dem Weltraum enorme Anstrengungen gemacht, um weitere Ölquellen zu finden, aber nur sehr wenig wird unternommen, um Wasser zu finden. Tatsächlich befinden sich unter der saudischen Wüste und unter der afrikanischen Wüste gewaltige Wassermengen; allerdings stimmen nicht alle dieser Theorie zu, obwohl El Baz sie wiederholt bewiesen hat.
Dann wieder heißt es, das Wasser sei seit Millionen von Jahren dort gespeichert, und es müsse für zukünftige Generationen bewahrt werden. Man dürfe es der Nachwelt nicht wegnehmen. Wenn es denn aber für zukünftige Generationen bestimmt ist, muß eine Generation damit anfangen. Für die Menschen vor uns sind wir die nächste Generation. Aber nach dieser verrückten Idee darf das Wasser nicht angerührt werden; es sei für die zukünftigen Generationen.
Natürlich wird es zukünftige Generationen geben, und wir können diesen Generationen mit Hilfe des Wassers begrünte Wüsten hinterlassen! Aber damit müssen wir heute beginnen.
Die Wasserscheiden-Theorie ist ein praktisches Modell, und eine Firma namens Earth Water Technology, über die sich auf YouTube einiges findet, hat nach diesem Modell Brunnen in Trinidad-Tobago gebohrt, als es dort eine schwere Wasserkrise gab. Sie half der Regierung, mit niedrigen Kosten nach Wasser zu bohren, anstatt einen teuren Staudamm zu bauen. Das war ein schlagender Beweis.
Auch im Leeren Viertel, der riesigen Sandwüste im Süden Saudi-Arabiens, hat man Brunnen bis über einen Kilometer tief gebohrt und ist auf Wasser gestoßen. Das Wasser wird vom Leeren Viertel nach Jeezan City im Südwesten Saudi-Arabiens geleitet. Das ist ein begrenztes Projekt, weil es sich um Wasser und nicht um Öl handelt, und nur daran wäre die Ölindustrie interessiert.
Neben den Wasserquellen muß natürlich auch die Landwirtschaft selbst entwickelt werden. Dabei steht eine Frage ganz im Vordergrund. Meistens geht es dabei nur um die Wassermengen. Aber genauso wie bei der Energie spielt auch der hierfür von Lyndon LaRouche geprägte Begriff der Energieflußdichte eine Rolle. Es geht nicht nur darum, genügend Energie zu haben, sondern man muß die Energie in möglichst konzentrierter Form nutzen, um den größten Effekt zu erzielen.
Das gleiche läßt sich auf Wasser anwenden, so daß man auch von Wasserflußdichte sprechen kann. Man darf Wasser nicht einfach irgendwie benutzen, denn ein Kubikmeter Wasser ist keineswegs ein Kubikmeter Wasser im herkömmlichen Sinn. Seine Nutzung hängt von der technologischen Höhe der Wirtschaftsentwicklung ab. Es müssen neue wassersparende Bewässerungs- und Anbautechniken, und mit der Biogenetik müssen neue resistente Samen, Pflanzen und Bäume entwickelt werden.
Zwei neue Techniken für den Treibhausanbau, die Hydroponik und Aeroponik, sind sehr effizient. Man braucht keine Erde dafür. In den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch in Australien und anderen Ländern sind sie schon recht verbreitet. Die Aussaat erfolgt in faserhaltige Behälter, die in mit Nährstoffen angereichertes Wasser gestellt werden. Keimung und Wachstum sind sehr schnell und die Erträge hoch.
Das andere Verfahren heißt Aeroponik. Dabei sind die Wurzeln nicht von Wasser umgeben, sondern sie hängen - wie bei den Hängenden Gärten - in der Luft und werden direkt mit nährstoffhaltigem Wasser befeuchtet. Auf diese Weise spart man große Mengen Wasser. Auch stellt sich die Frage der Verdunstung nicht, weil sich alles in Treibhäusern abspielt und alles verdunstete Wasser recycled wird.
Statistisch gesehen ist diese Methode im Vergleich zum Feldanbau extrem effizient.
Im Mittleren Osten ist es durchaus üblich, daß man die Felder mit Wasser überflutet, die Pflanzen soviel Wasser aufnehmen läßt, wie sie brauchen, und der Rest wird Gott (oder der Verdunstung) überlassen. Das ist nach unserem Plan nicht mehr zulässig! Wir werden moderne Techniken einsetzen, um die gleiche Menge Wasser effizienter einzusetzen, zum Beispiel mit der sogenannten Tropfen-Methode, die verbreitet in Australien und Israel verwendet wird. Vor allem an der Universität des Negev sind in Israel solche Technologien entwickelt worden. Es gibt umfangreiche Studien darüber.
Wenn man das Wasser direkt der Pflanze zuführt, wird kein Wasser in der Umgebung verschwendet. Noch höher entwickelt ist die unterirdische Bewässerungstechnik. Vor der Pflanzung müssen Schläuche in den Boden eingebracht werden, so daß das Wasser direkt an die Wurzeln gelangt. Es muß dann nicht mehr von der Oberfläche bis zu den Wurzeln durchsickern. Auf diese Weise läßt sich bis zu 90% Wasser sparen. Mit Hilfe der modernen Wissenschaft und neuen Technologien kann man die Wasserflußdichte erhöhen, indem man das Wasser höchstmöglich konzentriert.
Ich möchte jedoch zwei Dinge zu bedenken geben. Eines betrifft die Türkei. Bei dem beeindruckenden türkischen Projekt, über das wir gesprochen haben, gibt es ein großes Problem. Denn die türkische Regierung will unter Mithilfe des US-Landwirtschaftsministeriums die Region zu einem der größten Baumwollanbaugebiete der Welt machen. Baumwolle ist jedoch bekanntermaßen eine der durstigsten Feldfrüchte. Sie benötigt vier- bis fünfmal soviel Wasser wie Weizen. Das heißt, eine Baumwollplantage braucht ungeheure Mengen Wasser und auch Düngemittel. Der Aralsee ist nahezu ausgetrocknet, weil die Sowjets an den Ufern des Sees Baumwolle anbauten. Deswegen ist das ein wirkliches Problem.
Man meint, man könne die Baumwolle billig exportieren, weil man ja genug Wasser habe. Aber das Wasser ist überhaupt nicht billig. Wenn man es richtig benutzen würde, wäre es mehr wert als Öl. Das Problem hier ist also eine falsche Agrarpolitik.
Ein anderes Beispiel. In Saudi-Arabien gab es in den achtziger und neunziger Jahren ein beeindruckendes Projekt zur Erzeugung von Weizen, wodurch das Land vom Nettoimporteur zum sechstgrößten Exporteur von Weizen auf der Welt wurde. Auf den Bildern sieht das sehr imposant aus. Die Anbauflächen lagen in einem Hochland, wo der erwähnte alte Fluß verlief, und man hat einfach Wasser hochgepumpt. Die Weizenfelder wurden mit Kreisberegnungssystemen bewässert, was in einem anderen Klima durchaus effektiv ist. Aber wenn man sich umschaut, findet man keine Bäume. Wo sind die Palmen, die Schatten spenden? Wo sind Olivenbäume oder Weinstöcke?
Deswegen meine ich, die Saudis sollten den Koran etwas genauer lesen!
Es wurde solange angebaut, bis der Boden ausgelaugt war, und dann suchte man sich eine neue Fläche. Und da sonst nichts anderes geschah, blieben die Sandstürme und die Wüste unbeeinflußt.
Das Projekt wurde inzwischen eingestellt, weil es ein Totalausfall war. Saudi-Arabien hat keinen eigenen Agrarsektor; man holte ausländische Firmen ins Land, die den Weizen produzierten und exportierten. Es gibt keine erfahrenen Landwirte, und vor Ort wurde keinerlei Infrastruktur aufgebaut. Es wurde nicht versucht, Wälder anzupflanzen, die das Klima verändern und Wasser und Boden schützen würden. Eine solche Politik ist völlig verfehlt.
In zehn Jahren wurden bei dem Projekt schätzungsweise 300 Mrd. m3 Wasser verbraucht, das ist sechsmal des jährlichen Ablaufs des Nils, und es hatte keinerlei Effekt auf die Wüste. Das Wasser wurde einfach vergeudet.
Natürlich sollen die Länder ihre Nahrungsmittel anbauen, aber nicht so. Man muß so vorgehen, wie wir es eben beschrieben haben: Feldfrüchte werden kombiniert, um so ein anderes Klima zu schaffen, und man wechselt die Fruchtfolge. So wird der Boden geschont, man spart Wasser und verändert das Klima. Alles andere ist der falsche Weg. Es sieht zwar beeindruckend aus, aber es verändert nichts. Inzwischen ist dort fast der gesamte Anbau eingestellt worden; nur sehr wenig ist noch übrig.
Das gleiche gilt für die petrochemische Industrie, die nur auf billige Exporte aus ist, wie wir in einer neuen EIR-Studie zeigen werden. Am Golf wird zwar massiv in die petrochemische Industrie investiert, aber alles ist exportorientiert; das Land und die Bevölkerung haben nichts davon. Ausländische Konzerne kommen nach Saudi-Arabien und nutzen das billige Gas, um Aluminium, Eisen usw. zu produzieren, aber alles geht in den Export. Nichts verbleibt im Land. Es hat keine Auswirkungen auf die Realwirtschaft und die Bevölkerung.
Die Saudis und andere bauen in der Region zwar Eisenbahnen, die aber nur zu den Phosphat- und Bauxitminen im Norden Saudi-Arabiens führen. Nur wenn wir so vorgehen, wie Helga es vorgeschlagen hat, kann man die Region sehr schnell an den Rest der Eurasischen Landbrücke anschließen. Ansonsten bleibt die Region so isoliert, wie sie ist.
Am Golf gibt es riesige Häfen und Flughäfen, wie etwa in Dubai. Aber sie haben keinen Effekt. Man braucht vielmehr landgestützte Transportsysteme, mit denen sich die Verbindung nach Asien herstellen ließe, denn Dubai, Iran und Irak sind die größten Einfuhrländer von Gütern, die in Dubai ankommen. Die dortige Wirtschaft sollte deswegen mit der iranischen Wirtschaft integriert werden, anstatt ständig neue Kriege anzuzetteln.
Auch die Frage der sozialen Entwicklung spielt bei der Erstarkung des Fundamentalismus und der Gefahr von Religionskriegen eine entscheidende Rolle.
In Südwestasien ist die Lage sehr paradox, was Lebensstandard, Kultur, Bildung, wirtschaftliche und finanzielle Stärke angeht. Spätestens seit der Ölkrise 1973 zerfallen die Länder in zwei Kategorien: Die reichen Ölstaaten und die armen Vettern. Die ölexportierenden Staaten des Golf-Kooperationsrates sind die reichen, mit kleiner Bevölkerung und großen Bodenschätzen. Sie gehören dem britisch-imperialen Club an und werden von den USA und Europa gehätschelt. Die anderen haben weniger Bodenschätze und große Bevölkerungen, sind aber bei Großbritannien und den Vereinigten Staaten in Ungnade gefallen. Das sind Iran, Irak, Syrien, Libanon, die Palästinenser und Ägypten. Jordanien bewegt sich zwischen diesen beiden Lagern hin und her.
Ein weiteres Paradox ist, daß in den scheinbar armen Ländern das Niveau an Bildung, Berufsausbildung und historischer Identität sehr viel höher ist. In den reichen Ländern herrscht eine merkwürdige Mischung zwischen materiellem Reichtum, primitiven Traditionen und religiösem Fundamentalismus, vor allem dominiert durch die salafistische Wahabi-Lehre.
Das Vorbild dieser sogenannten reichen Länder ist das venezianische oligarchische System. Technologischer Fortschritt ist willkommen, aber nur als pragmatisches Machtinstrument, nicht zur Hebung der kulturellen und materiellen Lebensbedingungen der Bevölkerung oder der zukünftigen Generationen. Eine gebildete Mittelschicht wäre eine politische Gefahr für die herrschenden Familien.
Es herrscht ein gewaltiges Ungleichgewicht zwischen den wenigen einheimischen Arbeitskräften und ausländischen Arbeitskräften. Im Privatsektor Saudi-Arabiens sind 80-90% der Beschäftigten Gastarbeiter, während viele saudische Jugendliche arbeitslos sind. Sie besuchen statt dessen Religionsschulen. Daraus werden in naher Zukunft noch schwerwiegende Probleme erwachsen, wenn die Arbeitslosigkeit unter den Einheimischen weiter zunimmt und sich die Arbeitsbedingungen unter den Gastarbeitern verschlechtern, da deren Löhne mit dem globalen Preisanstieg nicht mithalten werden. Es ist immer schwierig gewesen, eine Gesellschaft mit Haussklaven aufrechtzuerhalten.
Anderswo müssen viele der besten und gebildetsten Köpfe aufgrund der vielen Kriege, Bürgerkriege, politischer Unterdrückung und des Überfalls ausländischer Armeen - wie im Irak - oder des Unwesens vom Ausland unterstützter Terrorgruppen - wie heute in Syrien - ihre Länder verlassen.
Die Wirtschaftssanktionen gegen den Irak, Iran und Syrien sowie die gegen Ägypten betriebene Politik von IWF und Weltbank haben zu einer Verschlechterung des Lebensstandards, der Infrastruktur und des Bildungswesens geführt.
All das hat diese Länder um viele Jahrzehnte zurückgeworfen. Unser Entwicklungsprogramm für die Region würde diese Ungleichgewichte drastisch verschieben, da es darauf abzielt, den Finanz- und Rohstoffreichtum, die Fähigkeiten der Menschen und der Industrie auf ein Ziel für alle diese Länder auszurichten. Die einheimische Jugend erhielte eine Ausbildung, um sich beim Aufbau ihrer Länder beteiligen zu können - auf ähnliche Weise, wie Franklin Roosevelt mit dem New Deal und dem damit verbundenen Civilian Conservation Corps (CCC) die Arbeitslosen Amerikas während der Depression von den Straßen holte und die USA während und nach dem Zweiten Weltkrieg so zur stärksten Wirtschaftsmacht der Erde machte.
Die Abwanderung der besten Arbeitskräfte würde aufhören, und Hunderttausende Wissenschaftler und gut ausgebildete Fachkräfte, die jetzt im Ausland arbeiten oder nach Europa oder Amerika ausgewandert sind, könnten gefahrlos in ihre Heimat zurückkehren und wieder ihren Ländern dienen.
Der Finanz- und Rohstoffreichtum sowie der gesamte Kredit, der sich in den reichen Ländern erzeugen läßt, könnte kurzfristig mit den fachlichen Fähigkeiten der Arbeitskräfte in den anderen Ländern aufgewogen werden, damit der wirtschaftliche Wiederaufbauprozeß sofort in Gang gesetzt werden kann. Durch die Gründung einer gemeinsamen Behörde als oberstes Vollzugsorgan der relevanten Länder in der Region, die für die gemeinsame Umsetzung der Projekte und die Verteilung der Kredite an die einzelnen Länder verantwortlich ist - anstatt radikale Kämpfer und Waffen über die Grenzen in andere Länder zu entsenden -, können diese Projekte sofort anlaufen.
Jedes Land würde an seinen nationalen sowie gleichzeitig an regionalen Projekten arbeiten, die an einer gemeinsamen Infrastrukturentwicklung orientiert sind und geeigneten technischen Baustandards und Systemabläufen entsprechen. Ein gemeinsames Kreditsystem, das über eine Entwicklungsbank oder einen Marshallplan-Fonds abgewickelt wird, kann die Kreditlücke zu den öl- und wasserarmen Ländern schließen. Länder wie Jemen und Jordanien dürfen nicht der Gnade des IWF oder Obamas Drohnen überlassen bleiben. Ein Land wie Jordanien wird Hilfe beim Bau seines ersten Kernkraftwerks erhalten, um seine Bodenschätze wie Phosphat und Uran nutzen zu können. Es könnte innerhalb von einer Generation zu eigenem Reichtum gelangen, anstatt verzweifelt auf Almosen aus den USA, der EU, vom IWF oder der Weltbank zu warten.
Durch den Austausch von Knowhow, beispielsweise im Umgang mit Wüsten, lassen sich landwirtschaftliche Fragen sehr wirksam durch die Einrichtung gemeinsamer Forschungseinrichtungen unter dem gemeinsamen Vollzugsorgan angehen. Dadurch, daß Briten, Saudis und Amerikaner in der gesamten Region bis hin zum Kaukasus und China religiösen Haß und Feindseligkeiten anzetteln, droht dort überall ein Dreißigjähriger Religionskrieg, von dem sich die Region nie mehr erholen könnte.
Es brauchte Hunderte von Jahren, um die Wunden der Kreuzzüge und Mongoleninvasion gegen die östlichen Islamstaaten mit ihrem Zentrum in Bagdad zu heilen. Selbst nach vielen hundert Jahren gleicht die Region nicht im entferntesten der Zeit unter dem frühen Abbasiden-Kaliphat und der Renaissance, die im 8. und 9. Jahrhundert in Bagdad aufgeblüht war. Den Kreuzzügen und der Mongoleninvasion 1258 waren fast einhundert Jahre ähnliche religiöse Auseinandersetzungen vorausgegangen. Genauso wie heute wurden Zwietracht und politische Manipulationen über religiöse Fragen in der gesamten Region gesät.
Dieser Teufelskreis muß und kann durchbrochen werden. Am allerwichtigsten ist es natürlich, das mörderische geopolitische System des Teile und Herrsche und das damit zusammenhängende Finanz- und Bankensystem unter Kontrolle des Britischen Empire zu zerschlagen. Das wäre das beste Signal an diese Nationen, von Zerstörung auf Wiederaufbau umzustellen.
Ich möchte mit einem Zitat Wilhelms von Kardorff aus seinem Buch „Gegen den Strom“ schließen, der eine klare Vorstellung davon hatte, was das Amerikanische System wirklich ist. Er schrieb:
„Nationaler Reichtum beruht laut Carey auf der hervorragenden, vervollkommneten Herrschaft eines Volkes über die unentgeltlichen Kräfte der Natur.
In je höherem Grade eine Nation 1. durch Fülle und Üppigkeit der Vegetationskraft des Landes und die Mannigfaltigkeit seiner natürlichen Erzeugnisse; 2. durch Vervollkommnung der Werkzeuge, mittels deren die Naturkräfte den Menschen dienstbar gemacht werden (Kapital); 3. durch intellektuelle Ausbildung ihrer Angehörigen (menschliche Arbeit) - befähigt ist, sich jene Herrschaft zu erwerben, um so größer wird der Vorsprung sein, den sie anderen Nationen im Wohlstande abzugewinnen vermag.“
Das ist die Voraussetzung dafür, die Gesellschaft umzugestalten.
Ich möchte Sie alle auffordern, sehr bald den Bericht zu lesen, den wir derzeit zusammenstellen. Wie Helga sagte, kann man zwischen zwei Weltsichten wählen. Man kann sich auf die Seite des Krieges für das Empire stellen und die Zivilisation zerstören, oder man kann mithelfen, die Zivilisation wiederaufzubauen.
Vielen Dank
Die Recherchen für diesen Vortrag entstammen der Arbeit eines Teams von Executice Intelligence Review aus Europa und den Vereinigten Staaten, darunter Dean Andromidas, Ali Sharraf, Marcia Merry Baker und Dennis Small. Chance McGee und Matthias Kraume haben bei der Erstellung der Animationen für dieses Projekt geholfen.