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Claudio Giudici, Vorsitzender des Taxifahrerverbandes der Toskana, sprach in der LaRouche-Show über LaRouches Lehre der physikalischen Ökonomie.
Claudio Giudici, der Vorsitzende des Taxifahrerverbandes Uritaxi in Florenz, hat durch seine Furchtlosigkeit im Widerstand gegen die Austeritätsmaßnahmen, die kürzlich von der auf Verlangen Brüssels eingesetzten Technokratenregierung verhängt wurden, die Bosse des Euro erzittern lassen. Giudici ist Aktivist von MoviSol, der politischen Bewegung Lyndon LaRouches in Italien, und sein Name wurde in ganz Italien bekannt, weil zahlreiche Fernseh- und Radiosender ihn interviewten als den „Taxifahrer, der an die Financial Times geschrieben hat“. Der prominenteste Auftritt Giudicis dieser Art war am 12. Januar vor 1,7 Millionen Zuschauern in der beliebten politischen Talkshow Servizio Pubblico des früheren RAI-Journalisten Michele Santoro. Giudici hatte darin die die Absicht der Regierung angeprangert, Branchen wie die der Taxifahrer, Apotheker, Zeitungsverkäufer und andere zu deregulieren - das sei ein großes Ablenkungsmanöver, um sich nicht mit den wirklichen Problemen befassen zu müssen. Er forderte in der Sendung die Einführung eines Trennbankensystems nach dem Vorbild des amerikanischen Glass-Steagall-Gesetzes und forderte den Moderator auf, Lyndon LaRouche in seine Sendung einzuladen.
Am 14. Januar wurde war Giudici zu Gast in der „LaRouche-Show“, der wöchentlichen Internet-Radioshow der LaRouche-Bewegung in den USA (www.larouchepub.com/radio/), die von Harley Schlanger moderiert wurde.
Harley Schlanger: Ich möchte in unserem Programm einen Mann begrüßen, der es mit dem Britischen Empire aufnimmt. Er ist Anführer der Taxifahrer-Vereinigung von Florenz in Italien und politischer Aktivist. Er wehrt sich gegen den Putsch gegen sein Land durch Agenten des Britischen Empire wie den neuen Chef der Europäischen Zentralbank Mario Draghi und [Premierminister] Mario Monti, der von der Londoner City als Finanzdiktator über Italien eingesetzt wurde... Willkommen in unserem Programm.
Claudio Giudici: Vielen Dank.
Schlanger: Sie sind in den letzten Wochen eine Berühmtheit geworden, bekannt dafür, daß Sie sich gegen den Euro-Putsch gegen Italien wehren, durch eine große Berichterstattung in den Medien, unter anderem in einer Fernsehsendung, die wohl auch auf Ihrer Internetseite zu finden ist. Sie waren in einer Sendung, die weit über anderthalb Millionen Zuschauer hatte.
Aber vielleicht fangen wir damit an, daß Sie unseren Hörern sagen, was geschehen ist, seit Sie und Ihr Taxifahrerverband beschlossen, die Opposition gegen die Deregulierung ihrer Arbeit zu organisieren?
Giudici: Die Regierung Monti wurde weitgehend aufgehalten. Sie kommt nicht voran mit ihrem Vorstoß zur Privatisierung und Liberalisierung, d.h. der Deregulierung verschiedener Wirtschaftszweige.
Wir sind jetzt in einer Phase der Eskalation unserer Proteste. Es begann mit einem Flugblatt, mit dem Einsatz sozialer Netzwerke, mit Mund-zu-Mund-Propaganda, aber jetzt sind wir auf einer anderen Ebene in den Medien; das begann mit einem Brief, den ich geschrieben hatte, der in der Financial Times abgedruckt wurde.
Nachdem die Financial Times diesen Brief veröffentlicht hatte, kamen wir auf eine andere Ebene, denn das fand ein großes Echo in Italien, und die führenden Medien Italiens kontaktierten mich und holten mich sowohl in die Printmedien als auch ins Fernsehen. Wir werden sehen, was als nächstes kommt.
Schlanger: Wie definieren Sie das, was diese große Reaktion ausgelöst hat?
Giudici: Diese Reaktion kam vor allem, weil wir darauf hingewiesen haben, daß die Menschen auf einer höheren Ebene denken müssen, wenn sie darüber nachdenken, was die Regierung Monti durchsetzen will. Diese Vorstöße zur Deregulierung und Liberalisierung der verschiedenen Wirtschaftssektoren - wir beschrieben das als etwas Strategisches für die Wirtschaft als ganze, für die gesamte arbeitende Bevölkerung. Wir verglichen das z.B. mit dem Kampf zwischen [der früheren britischen Premierministerin] Margaret Thatcher und den Bergarbeitern in Großbritannien oder zwischen [dem früheren US-Präsidenten] Ronald Reagan und den Fluglotsen in den Vereinigten Staaten.
Und dann waren da noch zwei andere Dinge, auf die wir hinwiesen. Das eine war, daß wir das ganze als „Massenablenkungswaffen“ bezeichnet haben. Und zweitens sagten wir, dies sei ein Weg, ganze Wirtschaftszweige den Haien der globalen Finanzwelt auszuliefern, Leuten, die in diese Sektoren hineinkommen und sie aufkaufen.
Das führte dann dazu, daß ich am 12. Januar - also vor zwei Tagen - in dieser landesweiten Fernsehsendung war, die Sie erwähnt haben, und was ich dort sagte, war, daß die Menschen vom eigentlichen Problem abgelenkt werden: nämlich dem Zusammenbruch des internationalen Bankensystems, des Finanzsystems, und dem Versuch, die Freihandelspolitik fortzusetzen, anstatt zu einer Politik im Stile von Franklin Roosevelt und von Lyndon LaRouche heute überzugehen.
Schlanger: Nun, ich habe Ihr Interview gesehen, wo sie die Verbindung zur „Britannia“ angesprochen haben.1 Verstehen es die Leute, daß das alles Italien von außen aufgezwungen wird?
Giudici: Ich glaube nicht, daß die Leute diesen Prozeß ganz verstehen, aber ich denke, sie bekommen nach und nach eine Ahnung davon. Anfangs war es zum großen Teil eine Gefühlsreaktion auf die Angriffe auf die arbeitende Bevölkerung, aber mit jedem Tag, der vergeht, öffnet sich der Blick der Menschen auf die höhere Ebene dessen, was da abläuft.
Schlanger: Ich habe auch gesehen, daß die Regierung einem Treffen mit Vertretern des Taxifahrerverbands zugestimmt hat, Sie aber trotzdem eine große Demonstration durchführen werden, die in Rom stattfinden soll [sie wurde am 23. Januar durchgeführt]. Was können Sie uns darüber sagen?
Giudici: Am Dienstag [17. Januar] wird die Regierung eine Delegation der Taxifahrer empfangen. Aber ich denke, daß die Regierung jetzt in einer schwierigen Lage ist, aufgrund dessen, was ich vorgestern vor Millionen Fernsehzuschauern sagen konnte. Es hatte eine große Wirkung, so über Glass-Steagall, Franklin Roosevelt und Lyndon LaRouche zu reden, wie ich es getan habe. Ich denke, das wird der Regierung große Probleme bereiten.
Darin zeigt sich die „Macht der Vernunft“, wie es Lyndon LaRouche sagen würde. Die Öffentlichkeit hat eigentlich eine sehr schlechte Meinung über die Taxifahrer. Sie gelten als unehrlich, ohne eine positive Rolle in der Gesellschaft. Aber dadurch, daß wir ins Fernsehen gehen und in dieser Weise über diese Ideen sprechen konnten, verbessert sich jetzt dieses Image, und das vertreibt diese Ideen aus den Köpfen der Menschen. Und das liegt nicht an mir, es ist nicht, daß ich irgend etwas Großartiges getan habe. Es sind die mächtigen Ideen, über die ich reden konnte, und das hat das Denken der Menschen auf ein höheres Niveau angehoben.
Schlanger: Das ist sehr wichtig, das ist auch einer der Punkte, die Herr LaRouche immer wieder betont: daß das Finanzsystem bankrott ist und nur weiterbestehen kann, weil die Bevölkerung Angst hat, diese Dinge anzusprechen. Wenn man beispielsweise über Herrn Draghi und die „Britannia“ spricht, das ist etwas, was sie aus der öffentlichen Debatte herauszuhalten versuchen, und doch bleibt es eine Tatsache. Reagieren die Menschen also auf einer höheren Ebene auf diese Ideen?
Giudici: Ja, es hilft den Leuten definitiv, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Es scheint, daß bestimmte Ideen eine fast magische Wirkung haben, in dem Sinne, daß sie die Leute aus dem Käfig herausholen, dem geistigen Käfig, der im täglichen Leben ihre kreativen Prozesse blockiert. Und jetzt, wo sie in der Lage sind, auf einer höheren Ebene über diese Dinge zu sprechen, werden sie aus diesem Käfig befreit, und sie können die Dinge wirksamer betrachten.
Schlanger: Ich habe noch eine weitere Frage an Sie, von der ich weiß, daß auch viele Amerikaner sie sich stellen: Woher nehmen Sie den Mut, aufzustehen und Dinge zu sagen, die andere aus Furcht nicht sagen wollen?
Giudici: Ich muß sagen, daß ich darüber noch gar nicht nachgedacht habe. Mir ist klar, daß das, was ich am Donnerstag tun konnte, wichtig war - daß ich nicht von der Situation überwältigt war und in dieser Situation in der Lage war, Millionen Menschen wichtige Dinge zu vermitteln. Ich will Sie nicht enttäuschen, aber ich muß sagen, daß ich wirklich nicht über diesen inneren Aspekt nachgewacht habe, warum ich es konnte, sondern mehr über die Tatsache, daß ich es konnte.
Schlanger: Nun, ich denke, es liegt auch daran, daß irgendeiner es einfach tun muß. Die Leute haben die Angewohnheit, darauf zu warten, daß es jemand anderes tut.
Giudici: Eines der Dinge, die mir klargeworden sind, ist, daß Lyndon LaRouche in der Lage war, Dinge vorherzusehen, und daß er uns schon lange vorher auf diese Prozesse hingewiesen hat. Er hat das von Anfang an kommen sehen, wie es sich entwickelt hat und wohin das führen würde. Ich habe also auf das gehört, was uns Herr LaRouche gesagt hat, und erkannt, daß wir nicht mehr viel Zeit haben. Und daß wir deshalb in gewissem Sinne auch nichts zu verlieren haben. Wir müssen den Mut aufbringen, die Gewohnheiten in unserem Verhalten in Frage zu stellen, damit wir gegen die Ungerechtigkeit kämpfen können.
Amelia Boynton Robinson2 hat oft gesagt: entweder wir kämpfen gegen das Böse, oder wir werden selbst Teil davon. Und ich denke, es hat mir geholfen, auf solche Leute zu hören und ihnen zu folgen.
Ein anderer Aspekt, der mir jetzt während unseres Gesprächs aufgefallen ist, das ist das Gefühl, daß man Teil eines Teams ist, eines Teams, das dir hilft, dich schützt und ermutigt. Beispielsweise alle diese Leute, mit denen ich zusammenarbeite und über die Dinge rede, wie Andrew Spannaus, Claudio Celani, Liliana Gorini, Flavio Tabanelli, Aureliano Ferri - das sind alles Leute, die hier in Italien bei Movisol mitmachen. Ich fühle mich diesen Leuten verpflichtet, und deshalb muß ich die Gelegenheit nutzen, wenn ich diese Ideen weitergeben kann, für diese Ideen zu wirken. Sonst wäre ich nicht in der Lage gewesen, über das, was wir untereinander besprochen hatten, in der Öffentlichkeit, für die Bevölkerung zu reden, und das ist es, was ich wirklich tun will.
Schlanger: Sie haben LaRouches Prognosen erwähnt. Etwas, was er immer wieder betont hat, ist, daß das Euro-System als Teil des transatlantischen Systems tot ist. Gestern abend wurde bekannt, daß Standard & Poor’s die Anleihen von Frankreich, Österreich und anderen Ländern herabgestuft hat; wir sehen also, wie sich der Kollaps des Euro ausbreitet. In welchem Maße führen Sie Diskussionen über das System nach dem Euro - über die Rückkehr zur Lira, zur nationalen Souveränität, im Gegensatz zu der imperialen Forderung nach noch mehr Deregulierung und Sparpolitik?
Giudici: Wir diskutieren oft darüber in Radioshows oder im Gespräch mit anderen Menschen. Wir haben schon vor zwei oder drei Jahren darüber gesprochen, daß das Eurosystem, der Euro ontologisch versagt, weil er keine Kultur verkörpert. Er repräsentiert keine Gemeinschaft. Das ist eine Frage, an der wir arbeiten, und ich denke, es ist wirklich eine Zeit, die sehr offen ist - die Bevölkerung ist jetzt sehr offen dafür, das zu verstehen.
Ein führender Politiker - überraschenderweise in der Partei [des früheren Premierministers Silvio] Berlusconis, was zeigt, daß sich in der Bevölkerung und in diesem Fall sogar in den politischen Institutionen etwas ändert -, [der frühere Justizminister Angelino] Alfano, ist gerade heute mit einer öffentlichen Erklärung herausgekommen, daß der Euro und die Europäische Union für Italien nichts Positives sind. Das ist eine große Veränderung, und das ist es, was ich meine, wenn ich sage, daß die Zeit reif dafür ist, daß viele Menschen das Problem verstehen.
Schlanger: Claudio, ich möchte Ihnen herzlich danken, daß Sie bei uns waren, und wir werden sicherstellen, daß auf unserer Internetseite über Ihre Aktivitäten berichtet wird. Ich weiß, daß MoviSol das tun wird. Gibt es noch etwas, was Sie den Amerikanern sagen möchten, die glauben, Obama sei vielleicht zu mächtig, den könne man nicht herausfordern?
Giudici: Ja, es gibt etwas, was ich den Amerikanern sagen möchte: Es gibt niemanden, der zu mächtig ist; keiner ist so mächtig, daß man ihn nicht herausfordern könnte, wenn man sein Handeln auf die Wahrheit stützt. Denn die Wahrheit ist eine Macht, die mächtiger ist als irgendwelche Menschen. Die Wahrheit ist wirklich unzerstörbar. Es mag seine Zeit dauern, aber langfristig wird sich immer das Naturrecht durchsetzen.
Anmerkungen
1. Britannia war die Jacht der britischen Königin, auf der am 2. Juni 1992 zwischen Vertretern der Londoner City und anglophilen italienischen Unternehmern, Finanziers und Beamten eine Reihe von Absprachen getroffen wurde. Der bekannteste Teilnehmer an diesen Gesprächen war der damalige Generaldirektor des italienischen Finanzministeriums Mario Draghi. Das Programm, das in Italien jetzt von Monti umgesetzt wird, wird von vielen Kommentatoren als „Britannia II“ bezeichnet.
2. Amelia Boynton Robinson ist die „große alte Dame“ der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, die in Selma/Alabama zusammen mit Dr. Martin Luther King für die Bürgerrechte der Farbigen kämpfte. Frau Robinson ist durch zahlreiche Besuche des Landes als Vizepräsidentin des Schiller-Instituts in Italien sehr bekannt, und sie wurde im vergangenen Jahr 100 Jahre alt.