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Neue Solidarität
Nr. 49, 5. Dezember 2012

Nur eine völlige Änderung des Paradigmas kann die Katastrophe verhindern

Von Helga Zepp-LaRouche

Die folgende Rede hielt die Gründerin und Präsidentin des internationalen Schiller-Instituts auf der Konferenz des Schiller-Instituts bei Frankfurt/M. am 24. November 2012.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste des Schiller-Instituts, ich möchte Sie recht herzlich zu dieser Konferenz begrüßen. Es ist offensichtlich ein seltenes Ereignis, daß eine Konferenz dieser Größe mit internationaler Beteiligung so kurzfristig einberufen wird; tatsächlich wurde die Konferenz innerhalb von vier Wochen vorbereitet. Aber der Grund dafür ist, daß die internationale Lage, insbesondere im Nahen Osten, und die möglichen Gefahren, die von dieser Region für die übrige Welt ausgehen, es notwendig gemacht haben, eine solche Notkonferenz zu veranstalten.

Sie alle wissen, daß die Lage in Südwestasien, im Großraum des Nahen Ostens, derzeit ein einziges großes Pulverfaß darstellt. Sie läßt sich tatsächlich mit der Lage auf dem Balkan vor dem Ersten Weltkrieg vergleichen. Man kann leicht erkennen, daß sie schon bei einem einzigen weiteren Zwischenfall explodieren und daraus ein neuer, dritter Weltkrieg entstehen kann, und das wäre diesmal aller Wahrscheinlichkeit nach ein thermonuklearer Krieg. Wir stehen buchstäblich am Abgrund. Käme es dazu, dann würde dieser Krieg nach allem, was wir wissen, wahrscheinlich mit der Auslöschung der Menschheit enden, denn selbst wenn nur ein kleiner Teil der verfügbaren Kernwaffen eingesetzt wird, würde dies zu einem nuklearen Winter führen. Innerhalb von anderthalb Stunden würde das meiste Leben ausgerottet, und nach einigen Wochen oder spätestens ein paar Jahren wäre wahrscheinlich niemand mehr am Leben.

Das ist aber nur eine der existenzbedrohenden Gefahren. Die andere ist, daß gleichzeitig das transatlantische Finanzsystem kurz vor dem Zusammenbruch und am Rande einer hyperinflationären Explosion steht. Das Eurosystem ist kurz vor dem Auseinanderbrechen, und wenn man sich die absolut verheerende Lage in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal betrachtet, dann hat man einen Vorgeschmack davon, was für eine unkontrollierte soziale Explosion und was für eine Kollaps sich in ganz Europa ereignen könnten.

Für jeden denkenden Menschen - leider gibt es davon heutzutage nicht viele - sollte es offensichtlich sein: Wenn der gegenwärtige politische Trend fortgesetzt wird, dann wird die Menschheit mit voller Fahrt „vor die Wand“ fahren. Die gegenwärtige Politik hat die schärfste zivilisatorische Existenzkrise in der Geschichte der Menschheit herbeigeführt, und wenn diese Politik fortgesetzt wird, dann wird sich die Menschheit als nicht intelligenter erweisen als die Dinosaurier.

Der Zweck dieser Notkonferenz ist es daher, einen vollständigen, dramatischen Paradigmenwechsel vorzuschlagen, weg vom Paradigma der geopolitischen Konfrontation und der Konfliktlösung durch Krieg. Das oligarchische Finanzsystem der Profitmaximierung der Bankster und Spekulanten, das derzeit buchstäblich das Leben von Milliarden Menschen bedroht, muß durch ein neues Paradigma ersetzt werden, in dessen Mittelpunkt die „gemeinsamen Ziele der Menschheit“ stehen und diese Gefahren, die zum Ende der Zivilisation führen können, überwunden werden.

Dieser Paradigmenwechsel muß genauso grundlegend sein und so grundlegend die Axiome hinter der Politik ändern wie die axiomatische Veränderung beim Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, mit den vielen Durchbrüchen in der Naturwissenschaft und der klassischen Komposition in der Kunst. Das Mittelalter, das von Scholastik und Aberglauben geprägt war, wurde durch die Wissenschaft und Kultur der Neuzeit abgelöst.

Die Gefahr im Nahen Osten

Um nun die Lage im Nahen Osten zu betrachten: Es ist gut, daß der Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas, der vom ägyptischen Präsidenten Mursi vermittelt und von Hillary Clinton und UN-Chef Ban Ki-moon unterstützt wurde, zustandekam und nun hoffentlich eine der vielen brennenden Lunten zumindest bis auf weiteres gelöscht ist. Aber das ändert nichts Grundsätzliches am Verhältnis zwischen Israel und dem Iran, das ist immer noch auf Kollisionskurs, und er ändert leider auch nichts am Plan des „Regimewechsels“ gegen die Regierung Assad in Syrien.

Am 20. November erschien in Ha’aretz ein Artikel des drusisch-israelischen Dichters Salman Masalha, der meiner Meinung nach richtig sagt, Israels Angriff auf die Hamas sei Teil eines wohldurchdachten Planes, um vor einem Angriff auf den Iran dessen „Flügel“ im Gazastreifen und im Libanon, die im Fall eines israelischen Angriffs und iranischen Gegenschlags aktiviert würden, zu entfernen. Der Angriff auf den Iran ist immer noch fest eingeplant, wenn die Dinge so bleiben, wie sie liegen. Man sollte nicht vergessen, daß Premierminister Benjamin Netanjahu kürzlich eine sehr seltsame Zeichnung einer Atombombe mit einer roten Linie präsentierte, die angeblich schon in sechs Monaten überschritten sein werde. Inzwischen sind zwei dieser sechs Monate vergangen. Netanjahu hat schon im März in einer Rede wörtlich gesagt, das wird in dem Artikel in Ha’aretz zitiert: „Früher oder später müssen die Vorposten des Iran in Gaza ausgeschaltet werden.“

Sie werden noch Gelegenheit haben, die Ansicht seiner Exzellenz, des iranischen Botschafters, zu hören, aber nur um das klarzustellen: Nach unserem besten Wissen, und das ist auch die Nationale Geheimdiensteinschätzung (NIE) der Dachorganisation aller amerikanischen Geheimdienste und des deutschen Bundesnachrichtendienstes, gibt es keinerlei Hinweis darauf, daß der Iran sein Atomwaffenprogramm wieder aufgenommen hat, seit er es 2003 einstellte. Aber angesichts der Volatilität der ganzen Lage arbeitet der Iran natürlich sehr aktiv daran, sich kernwaffenfähig zu machen, um nach einem Angriff - der nach allgemein übereinstimmender Einschätzung das iranische Atomprogramm nicht vollständig vernichten würde - sehr schnell in der Lage zu sein, tatsächlich eine Atombombe zu bauen. Das ist aber etwas ganz anderes als ein schon laufendes, aktives Kernwaffenprogramm.

Was sonst wäre die Absicht hinter der Tötung des militärischen Führers der Hamas, Ahmed Jabari, am 14. November? Dies setzte eine Eskalation in Gang, die die Wut vieler Menschen in der arabischen Welt zum Kochen brachte. Hoffentlich wird dieser Waffenstillstand das wieder etwas beruhigen. Aber das allein reicht nicht aus, um die schon brennenden Feuer zu löschen.

Sehen Sie sich an, was die Türkei tut. Sie ist bekanntlich Mitglied der NATO, und sie hat offiziell darum gebeten, daß Patriot-Raketen und etwa 170 Bundeswehrsoldaten an die türkisch-syrische Grenze entsandt werden. Wozu das? Deutschland scheint zu kapitulieren, weil enormer Druck ausgeübt wird, daß Deutschland, das sich weder am Irakkrieg noch am Libyenkrieg beteiligt hat, sich nun aus Loyalität an allen zukünftigen Missionen der NATO beteiligen muß.

Bisher kam aber noch gar nichts aus Syrien, wogegen die Patriot-Raketen wirksam wären. Bisher kamen von dort nur Granaten und Artilleriegeschosse, und auch dabei ist nicht so klar, von wem sie kamen. Sie könnten auch von den Rebellen kommen, es könnten Provokationen sein, sie könnten auch von der syrischen Armee kommen, aber auch hier muß man die Frage stellen: Cui bono?

NATO-Chef Rasmusssen versichert uns, die Entsendung dieser Patriot-Raketen diene nur Verteidigungszwecken. Aber was ist mit der Erklärung des britischen Premierministers Cameron, die britische Regierung werde sich früher oder später an der Schaffung einer Flugverbotszone über syrischem Territorium beteiligen? Und was ist mit der Erklärung des Chefs des britischen Verteidigungsstabes, General Sir David Richards, es sei nur eine Frage der Zeit, bis britische Streitkräfte in Syrien intervenieren, wenn sich die sogenannte „humanitäre Lage“ verschlechtere?

Wenn diese Patriot-Raketen einmal stationiert sind, dann zählen keine Worte, sondern, militärisch ausgedrückt, die Kapazitäten, und wenn diese Kapazitäten erst einmal dort sind, dann werden sie im Fall einer Eskalation auch zum Einsatz kommen. Die Patriot-Raketen bilden tatsächlich eine Kapazität, die zur Durchsetzung einer Flugverbotszone genutzt werden kann, und das ist für Rußland und China völlig inakzeptabel. Deshalb hat die russische Regierung sofort nach der Ankündigung der Entsendung der Patriot-Raketen gewarnt, dies führe zu einer sehr gefährlichen Destabilisierung einer bereits extrem instabilen Region. Tatsächlich befinden wir uns dann auf dem Weg in einen thermonuklearen Dritten Weltkrieg.

Und ich weiß nicht, warum diese deutsche Regierung und einige der Oppositionsparteien bei dieser wahnsinnigen Politik mitmachen, denn sie wird zur Zerstörung Deutschlands führen. Deutschland ist in diesem Bündnis und deshalb auch Zielscheibe bei allem, was geschieht.

Und ich möchte wirklich an Sie alle appellieren, uns dabei zu helfen, das zum Thema zu machen. Denn was diese ganze Angelegenheit so extrem beunruhigend macht, ist, daß die Zivilisation kurz vor dem Dritten Weltkrieg steht und es darüber nicht einmal eine Debatte gibt!

Falls Sie sich erinnern: Vor 50 Jahren, während der Kubakrise, gab es eine intensive Debatte darüber, was die Konsequenzen wären. Präsident Kennedy warnte damals, die Menschen, die in den ersten Minuten sterben, wären besser dran als die Menschen, die erst Wochen später sterben. Und es als Anfang der achtziger Jahre eine Krise um die Mittelstreckenraketen gab, waren Hunderttausende auf der Straße! Und jetzt sind wir in einer viel schlimmeren Lage, und weder die Medien noch die Politiker haben irgend etwas dazu zu sagen! Die breite Bevölkerung weiß nicht einmal, daß wir am Rande der Vernichtung stehen.

Der Weg in diese Krise

Die Frage ist nun: Wie konnte die Welt an diesen Punkt kommen? Als die Sowjetunion zwischen 1989 und `91 zerfiel, gab es die historische Chance, eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert aufzubauen, weil es keinen Feind mehr gab. Man hätte die Welt vollkommen anders organisieren und eine Entwicklungsperspektive schaffen können. Leider tauchten damals in den Vereinigten Staaten in der Regierung von Bush senior die Neokonservativen auf und beschlossen, zusammen mit den Briten - damals Margaret Thatcher - auf der Grundlage der „anglo-amerikanischen Sonderbeziehung“ als Empire die ganze Welt zu beherrschen.

Der erste Schritt dahin war, Rußland in der Jelzin-Ära von einer Supermacht in ein Dritte-Welt-artiges, rohstoffexportierendes Land zu verwandeln. Das geschah mit Hilfe der „Schocktherapie“, der Privatisierung, von 1991-94 stürzte das russische Produktionspotential auf nur noch 30% seines früheren Niveaus ab.

Gleichzeitig begann die Politik der „Regimewechsel“ gegen jedes Land, das sich dem Empire-Plan nicht unterwarf. Das führte zum Zweiten Golfkrieg, der am 2. August 1990 begann - angeblich mit einem Angriff des Irak auf Kuwait, aber man muß sich an die verräterische Rolle der amerikanischen Botschafterin in Bagdad April Gillespie erinnern, die ihn dazu ermutigte und so zu diesem Krieg beitrug.

Diese Tendenz wurde in den acht Jahren der Regierung Clinton unterbrochen, unter ihr kam u.a. auch das Oslo-Abkommen zustande. Aber im Hintergrund setzten die Neocons diese Politik fort. 1996 gab es eine politische Schrift einer von Richard Perle geleiteten Arbeitsgruppe für Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit dem Titel „Ein sauberer Bruch“ (Clean Break). Das war eine vollkommene Zurückweisung des Oslo-Abkommens, welches einen umfassenden Frieden mit der arabischen Welt vorsah. Statt dessen wurde vorgeschlagen, daß Israel zusammen mit Jordanien und der Türkei darauf hinarbeiten sollte, „die Regierungen in den Nachbarstaaten Irak, Syrien, Iran und Libanon einzudämmen, zu destabilisieren und zurückzuwerfen“.

Ab Februar 1998 drängte die Regierung Blair im Bunde mit Netanjahu bei Präsident Clinton auf Regimewechsel in Bagdad, weil der Irak angeblich Massenvernichtungswaffen hätte. Präsident Clinton wies dies zunächst zurück, aber als ihm dann wegen der Lewinsky-Affäre die Absetzung drohte, stimmte er im Dezember 1998 der Operation Wüstenfuchs (Desert Fox) zu. Ein Jahr später hielt dann Tony Blair seine berüchtigte Chicagoer Rede, worin er die Blair-Doktrin verkündete, die im Grunde besagte, daß es von nun an gerechtfertigt wäre, überall auf der Welt humanitäre Interventionen durchzuführen. Das war auch das Jahr, in dem die Globalisierung durch die Deregulierung der Finanzwelt mit Volldampf vorangetrieben wurde, was Blair ebenfalls in seiner Rede verlangt hatte. Es kam zur Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes, zu vollständig unreguliertem Freihandel und zur Politik der Ökologie, aber auch zur Euthanasie- und Triagepolitik im Gesundheitssektor in Großbritannien. All das wurde in Blairs Rede angekündigt.

Blair rühmte in seiner Rede die lange Geschichte der britischen Beziehungen zum „Chicago-Land“, und das war vielleicht auch der Grund, warum er jetzt das ganze Jahr über Präsident Obamas Wahlkampfberater war.

Am 3. Januar 2001 veranstaltete dann mein Ehemann Lyndon LaRouche ein prophetisches Internetforum: Er sagte, die Regierung Bush junior, die drei Wochen später ihr Amt antrat, werde mit so großen Problemen im Finanzsektor konfrontiert sein, daß sie damit nicht fertig würde, und deshalb werde sie versucht sein, eine Art neuen Reichstagsbrand zu inszenieren. Das war prophetisch, denn acht Monate später kam der 11. September.

Der Leiter der gemeinsamen Kommission des Senats und des Repräsentantenhauses, die die Ereignisse des 11. September untersuchte, Senator Bob Graham, wies darauf hin, daß 28 Seiten ihres Berichtes unter Geheimhaltung gestellt und niemals veröffentlicht wurden. Präsident Obama hatte versprochen, sie zu veröffentlichen, sobald er im Amt sein würde [tat es aber nicht]. Die Familienangehörigen der Opfer des World Trade Center hatten verlangt, daß er sie offenlegen sollte, weil sie die Rolle Saudi-Arabiens betreffen.

Wir haben inzwischen umfangreiches Material über die Rolle der British Aerospace Enterprises (BAE) im sogenannten Al-Yamamah-Geschäft veröffentlicht, das für die saudische Finanzierung des 11. September relevant ist, und all das ist wohldokumentiert. Das offizielle Dokument des US-Kongresses wurde ohne die 28 Seiten veröffentlicht, aber Senator Graham gab am 11. September dieses Jahres der Huffington Post ein Interview, in dem er deren Veröffentlichung verlangte und über die Rolle Saudi-Arabiens sprach.

Am 20. März 2003 begann dann der Dritte Golfkrieg, er hatte kein UN-Mandat und wurde von einer „Koalition der Willigen“ durchgeführt. Das ganze stützte sich auf ein Memorandum des britischen Geheimdienstes MI-5, worin es im wesentlichen hieß, der Irak besitze Massenvernichtungswaffen, die innerhalb von 45 Minuten jede Großstadt der Welt treffen könnten, und Saddam Hussein stehe in Verbindung mit Al-Kaida. Sie alle werden sich noch gut an diese Uranerz-Geschichte über angebliches kernwaffenfähiges Material aus dem Niger erinnern. Der damalige US-Außenminister Colin Powell bezog sich auf dieses Memorandum, um in einer Rede vor den Vereinigten Nationen den Angriff auf den Irak zu rechtfertigen. Und wie sich herausstellte, beruhte das alles auf Lügen - und es ist allgemein bekannt, daß Colin Powell später sagte, diese Rede sei der größte Fehler seines Lebens gewesen.

Im Herbst letzten Jahres folgte dann die sogenannte „humanitäre Intervention“ in Libyen, und an dem Punkt war die Regierung Obama voll mobilisiert, um die Regimewechsel fortzusetzen. Sie hätte auch weitergemacht gegen Syrien und den Iran - aber eigentlich gegen Rußland und China gerichtet -, wäre da nicht die internationale Mobilisierung gewesen, die Lyndon LaRouche in Gang setzte und die das Schiller-Institut durchführte, und hätte nicht - was sehr wichtig war - der Vorsitzende der Vereinten Stabschefs der USA Martin Dempsey immer wieder interveniert. Als beispielsweise Susan Rice erklärte, es seien „alle Optionen auf dem Tisch“, intervenierte er und sagte: „Nein, der Iran hat eine vernünftige Regierung und wir können verhandeln.“ Oder er warnte vor einer Militärintervention in Syrien.

Der Grund dafür ist sehr einfach: Das amerikanische Militär weiß sehr gut, was der Ausbruch eine Krieges bedeuten würde. Und Sie können alle selbst die vernünftigen Erklärungen des US-Militärs mit den kriegerischen Äußerungen der Regierung vergleichen und beurteilen.

Die USA schaden sich selbst

Bei einer Konferenz des Nationalen Rates für die amerikanisch-arabischen Beziehungen hat der frühere US-Botschafter Chas Freeman eine vernichtende Kritik an dieser Politik geübt. Er hat uns diese Rede als Beitrag zu dieser Konferenz zur Verfügung gestellt, und vielleicht können wir einen kurzen Ausschnitt daraus verlesen. Er zeigt auf, warum diese Politik, strikt aus eigener amerikanischer Sicht betrachtet, völlig gescheitert ist: Sie hat dem Interesse der Vereinigten Staaten nicht gedient, ganz im Gegenteil. Der Irakkrieg war kein „Spaziergang“, der sich selbst bezahlt macht, wie vorher behauptet wurde, sondern darin starben 6000 amerikanische Soldaten und mehr als 100.000 wurden verwundet, von den Irakern ganz zu schweigen; er hat 3,4 Billionen Dollar gekostet; und heute hat der Irak keine pro-amerikanische Regierung, sondern eine, die eher zum Iran neigt, und es droht ein schiitisch-sunnitischer Konflikt. Der amerikanische Einfluß in der Region wurde nicht gestärkt.

Chas Freeman erklärt weiter, der Krieg habe nicht die Macht der Vereinigten Staaten demonstriert, sondern die Grenzen der Fähigkeit der USA, ihre Ziele durchzusetzen. Wenn es das Ziel war, die Herrschaft des Rechts in den USA und die Überlegenheit der amerikanischen Freiheit zu demonstrieren, so habe die Welt Abu Ghraib und das Verweigern des Schutzes der Genfer Konvention für den Feind erleben müssen. Dadurch seien die Vereinigten Staaten „moralisch geschwächt“. In Afghanistan wurden in elf Jahren 2000 amerikanische Soldaten getötet, 16.000 verwundet, und nun bleibe nur noch ein mehr oder weniger schändlicher Rückzug, denn die Menschen, die dazu ausgebildet werden, die Sicherheit des Landes zu übernehmen, wenden sich nun um und töten ihre Ausbilder.

Der „Arabische Frühling“ sei kein arabischer Frühling, sondern eine salafistische Erweckung. Im Drohnenkrieg wurden 5000 Menschen ohne Anklage und ohne Gerichtsverfahren getötet, und trotz des ziemlich barbarischen Mordes [an Osama Bin-Laden] vor laufenden Kameras sei Al-Kaida nicht am Ende, sondern vielmehr gestärkt und habe sich nach Pakistan, in den Jemen, nach Nordafrika, in die Sahelzone und andere Orte in Europa und Asien ausgebreitet. Der Einfluß der USA sei nicht gestärkt, sondern geschwächt worden, und nun bleibe nur noch die rohe militärische Macht.

Leider haben sich die Vereinigten Staaten die Blair-Doktrin vollkommen zu eigen gemacht, sie nennen das „Schutzverantwortung“. Die Regierung Obama hat einen sogenannten „Greueltaten-Verhinderungsrat“ gegründet, der Listen von Ländern zusammenstellt, in denen Menschenrechte verletzt werden und für die eine Intervention geplant wird.

In dieses Bild muß man noch mit hineinnehmen, daß das Raketenabwehrsystem der NATO und der USA, das derzeit in Osteuropa und in einigen Mittelmeerländern aufgebaut wird, von Rußland in Verbindung mit der Osterweiterung als Versuch der Einkreisung betrachtet wird. Der frühere Generalstabschef, General Makarow, sagte, Rußland könne dieses System nicht akzeptieren, weil es die russische nukleare Zweitschlagsfähigkeit und damit das strategische Gleichgewicht zerstört. Und China reagiert in ähnlicher Weise auf die neuen Bündnisse, die die USA im Pazifik geschlossen haben.

Wenn man nun die unmittelbare Lage in Bezug auf Syrien anschaut: Im Falle Libyens verhielten sich Rußland und China noch neutral, aber nachdem sie gesehen haben, daß die „humanitäre“ Intervention in Libyen in Wirklichkeit ein richtiger Krieg war, der mit der bestialischen Ermordung des damaligen Präsidenten Gaddafi endete, ohne den Schutz der Genfer Konvention, legen sie nun im UN-Sicherheitsrat konsequent ihr Veto ein. Wir haben nun den direkten Zusammenprall der „Putin-Doktrin“ mit der „Blair-Doktrin“. Die Blair-Doktrin besagt, die nationale Souveränität im Sinne des Westfälischen Friedens sei beendet und humanitäre Interventionen seien zulässig. Die Putin-Doktrin, die Putin bewußt allen Regierungen übermittelte, als er in diesem Jahr wieder ins Präsidentenamt kam, besagt dagegen, daß Rußland die UN-Charta, die allen Ländern nationale Souveränität garantiert, um jeden Preis verteidigt.

Und der große Zusammenknall könnte kommen, noch während wir hier reden.

Zweitens birgt auch die Lage um den Iran das gleiche Potential, denn es ist nur zu klar, daß Israel eine solche Aktion nicht wirklich allein durchführen kann, aufgrund der Entfernungen, dem notwendigen Auftanken der Flugzeuge und verschiedenen anderen Einschränkungen. Deshalb ist das Ziel, die Vereinigten Staaten mit hineinzuziehen. Und wenn das geschieht, dann ist das wirklich das Ende der Zivilisation.

Absturz von Euro und Finanzsystem

Das ganze Problem wird noch dadurch verschlimmert, daß wir gerade den Kollaps des transatlantischen Finanzsystems miterleben, der das Endresultat der gleichen imperialen Politik ist, ausgelöst durch die Aufhebung von Glass-Steagall und die vollständige Deregulierung der Finanzmärkte.

Die Menschen in Griechenland, in Spanien und Portugal und auch in Italien sind völlig verzweifelt. Es wird hier nicht viel berichtet, aber die Selbstmordrate in allen diesen Ländern hat sich verdreifacht und vervierfacht, die Menschen sind völlig verzweifelt, und das gibt uns einen Vorgeschmack darauf, was auch auf uns zukommen kann.

Das Schiller-Institut und ich persönlich stehen in Kontakt mit vielen Ökonomen, die Ihnen privat sagen werden, daß die Regierungen in der EU mit ihrer Austeritätspolitik und den Rettungspaketen vollkommen unverantwortlich handeln, weil das zu einem plötzlichen Kollaps des Bankensystems mit unkalkulierbaren sozialen Konsequenten führen wird. Und es ist wirklich vielsagend, daß sowohl die EU als auch Großbritannien und auch die Regierung der Schweiz Einsatzpläne für den Fall des Euro-Kollapses und den vollkommenen Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems erstellt haben.

Angesichts dieser beiden tödlichen Gefahren - der Gefahr des thermonuklearen Krieges und der Gefahr eines Finanzkrachs -, wo uns die Gefahr der Auslöschung der menschlichen Gattung droht, stellt sich nun die Frage: Haben wir die Moral und den Intellekt, das Paradigma rechtzeitig zu ändern? Oder werden wir am Ende nicht intelligenter sein als die Dinosaurier?

Was wir tun müssen, ist, eine völlig neue Perspektive in die internationale Diskussion und eine Lösung auf der Ebene der Vernunft einzuführen - auf einer höheren Ebene als alle diese historischen, ethnischen, religiösen Konflikte. Etwas, was jeder als nützlicher für sich selbst und für die kommenden Generationen erkennen kann als die derzeitige Jagd nach dem angeblichen Eigeninteresse.

Wir müssen genau das Gegenteil der Blair-Doktrin tun: Wir müssen das Prinzip des Westfälischen Friedens wiederherstellen. Dieser Friede kam schließlich nur deshalb zustande, weil 150 Jahre Religionskrieg, die im Dreißigjährigen Krieg kulminierten, große Teile Europas so sehr verwüstet hatten, daß klar war, daß bei einer Fortsetzung des Krieges niemand übrig bleiben würde, um sich an seinem Ergebnis zu erfreuen. Das war die Lage, in der die Väter des Westfälischen Friedens sich vier Jahre lang zusammensetzten, um diesen Vertrag auszuarbeiten, der zur Grundlage für das Völkerrecht und die Charta der Vereinten Nationen wurde.

Erinnern wir uns an das erste Prinzip des Westfälischen Friedens: Es besagt, daß um des Friedens willen alle Verbrechen, die von der einen oder der anderen Partei begangen wurden, vergeben und vergessen werden sollen. Wenn man das nicht tut, dann wird es niemals Frieden geben.

Karte: EIR
Abb. 1: Vorgeschlagene Eisenbahnstrecken in Südwestasien
Karte: LPAC
Abb. 2: Die großen Wüsten der Welt: Von der Atlantikküste Nordafrikas bis in den Westen Chinas zieht sich ein 13 Mio. Km2 großer Wüstengürtel
Abb. 3: Das Haus der Weisheit in Bagdad
Abb. 4: Harun Al-Raschid beim Polo-Spiel
Abb. 5: Die medizinischen Lehren Ibn Sinas verbreiteten sich über die gesamte islamische Welt
Karte: EIR
Abb. 6: Schon 1991 schlugen Lyndon LaRouche und Helga Zepp-LaRouche vor, die Eurasien durch ein Netz von Infrastrukturkorridoren zu erschließen und zu entwickeln
Karte: EIR
Abb. 7: Aus dem Vorschlag der Eurasischen Landbrücke entwickelte sich das Konzept der Weltlandbrücke
Bild: NASA
Abb. 8: Der Aralsee 1989 und heute
Abb. 9: Schon Ende der 1940er Jahre entstand der Vorschlag, Wasser aus den sibirischen Flüssen Irtysch und Ob über den sog. „Sib-Aral-Kanal“ in den Aralsee zu leiten
Abb. 10: Der (auch Karakum-Kanal genannte) Turkmenische Kanal ist mit mehr als 1300 km Länge einer der größten Bewässerungskanäle der Welt
Karte: USDA
Abb. 11: Das Südost-Anatolien-Projekt sieht den Bau von insgesamt 22 Staudämmen im Südosten der Türkei vor
Bild: GAP
Abb. 12: Teil des Projektes ist der Atatürk-Damm
Karte: Studiengesellschaft Friedensforschung
Abb. 13: Die Friedenspipeline
Karte: EIR
Abb. 14: LaRouches Oasenplan

Das zweite Prinzip ist, daß um des Friedens willen die Politik von nun an immer auch dem Interesse des anderen dienen muß. Das ist die Grundlage, auf der ein Frieden gefunden werden kann.

Das dritte steht nicht in dem Dokument als solchem, aber es entwickelte sich anschließend daraus: Das war die Formulierung der Bedeutung des souveränen Nationalstaats und der Rolle des Staates dabei, das vom Krieg Zerstörte wieder aufzubauen, und das auf einer fortgeschritteneren Ebene als zuvor. Und das führte dann zum Beginn der physischen Ökonomie in Form des Kameralismus.

Pläne zur wirtschaftlichen Entwicklung

Was wir hier konkret vorschlagen, ist eine wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Region Südwestasien, des ganzen Großraums des Nahen und Mittleren Ostens (Abb. 1). Und ich möchte, daß Sie sich die gesamte Region vorstellen. Vielleicht können wir einmal das Bild der Region sehen, mit der Eurasischen Landbrücke für die Region des Nahen Ostens: Kaukasus, Zentralasien, Iran, Golfstaaten, die Arabische Halbinsel, Israel, die Palästinensische Nationalbehörde, Jordanien, Libanon, Syrien, Türkei und Irak. Sehen wir das als einen einheitlichen, integrierten Raum. Und statt diesen Raum zum Schlachtfeld der thermonuklearen Zerstörung des Planeten zu machen, sollten wir ihn lieber zu einer der blühendsten und entwickeltsten Regionen der Erde machen.

Jetzt bitte das Bild der Wüsten (Abb. 2): Wenn Sie sich das betrachten, dann sehen Sie ein enormes Wüstengebiet, das an der Atlantikküste Nordafrikas beginnt und sich dann über die Arabische Halbinsel bis hin nach Westchina hinzieht, es bedeckt eine Fläche von 13 Mio. km2.

Nun denken Sie an die zerbombten Städte in Gaza, Bagdad, großer Teile Syriens - wir haben das ja oft genug im Fernsehen gesehen. Da sehen wir eine Region, die völlig zerstört ist, mit einem Durchschnittseinkommen der meisten Menschen von 800 $ - nicht im Monat, sondern im Jahr. Und das ist der Grund, warum es nicht leicht ist, einen Frieden herzustellen, denn wenn solche Armut herrscht und man sieht, was vor sich geht, dann ist es nicht schwierig, dort Terroristen zu rekrutieren.

Aber dieses Bild muß nicht die einzige Vision bleiben, denn diese Region sah nicht immer so aus. Am Ende der letzten Eiszeit war sie größtenteils von Vegetation bedeckt. Wenn man die letzten 20.000 Jahre seit der letzten Eiszeit in eine fünfminütige Computeranimation zusammenrafft, dann sieht man, wie sich die Wüsten ausgebreitet haben. Und die Wüsten breiten sich immer noch aus. Vor fünf Jahren warnten die Vereinten Nationen, wenn die Expansion der Wüsten nicht rückgängig gemacht würde, könne dies zur Vertreibung von 50 Millionen oder noch mehr Menschen führen.

Aber es gab auch eine Periode, in der dieser Teil der Welt fast der höchstentwickelte war! Das war zur Zeit der Seidenstraße, der Zeit, als es in dieser Region den größten Austausch von Waren und Kulturen gab, als der Handel, die Urbanisierung, die Architektur blühte. Bagdad war zur Zeit der Abbasiden-Dynastie die modernste Stadt der Welt. Es gab dort mehr gebildete Menschen, mehr Bücher, mehr Bibliotheken als irgendwo sonst (Abb. 3).

Das war zu der Zeit, als der Kalif Harun Al-Raschid Beziehungen zu Karl dem Großen hatte, und in dieser Zeit sammelten sie alles Wissen aus dem Mittelmeerraum, aus Ägypten, aus Griechenland, Italien und Spanien. Boten brachten dieses Wissen zu Kalifen wie Al-Mansur oder Harun Al-Raschid und die wogen ihnen das, was sie gefunden hatten, in Gold auf. Als Europa nach dem Ende des Römischen Reichs zerstört war, ging dort ein großer Teil des Wissens über die hohe Zeit der griechischen Zivilisation und anderer fortgeschrittener Perioden verloren, und nur durch die Beziehungen zwischen Harun Al-Raschid und Karl dem Großen konnte Europa seine früheren Wurzeln wiederentdecken!

(Es folgen verschiedene Abbildungen:) Hier sehen Sie das erste Krankenhaus; dies hier ist eine Wasseruhr, die Harun Al-Raschid überreicht wurde, das ist ein wunderschönes Geschenk für ihn. Hier sehen wir Harun Al-Raschid beim Polospiel (Abb. 4). Ich finde das sehr amüsant, denn es zeigt, daß man damals die Muße für solche Dinge hatte. Dies hier ist das Haus der Weisheit in Bagdad, hier sehen wir eine Schule mit Schülern.

Dies hier ist Ibn Sina, der nicht aus dem Irak stammt, sondern, soweit ich weiß, aus einer Region, die heute zum Iran gehört, wo es viele Denker gab: Al-Farrabi, Al-Kindi und Ibn Sina, der wirklich in der Tradition Platons stand und Platons Werk fortführte. Ibn Sina war auch ein Meister der Medizin, er hatte sehr fortschrittliche Kenntnisse über den Körper. Hier ist eine lateinische Übersetzung seines Werks. Hier sehen Sie, wie sich sein Einfluß verbreitete. Ibn Sina war so berühmt und in seinen medizinischen Studien so fortschrittlich, daß sein Wissen erst im 17. Jahrhundert in Europa überholt wurde.

Nun, es gibt keinen Grund, warum dieses Goldene Zeitalter der Persischen und Arabischen Renaissance nicht wiederbelebt werden könnte. Es ist ähnlich wie bei den europäischen Kulturen, die heute von ihren Höhepunkten abgeschnitten sind: Italien ist nicht mehr auf dem Niveau der italienischen Renaissance, Deutschland ist nicht auf dem Niveau seiner eigenen klassischen Periode - aber es gibt keinen Grund, warum nicht nur Europa, sondern auch die arabische, die persische und islamische Welt nicht auf einem modernen Niveau wiedergeboren werden könnte, aber mit einer Verbindung zu ihren Wurzeln in ihrem früheren Goldenen Zeitalter.

Vor allem herrscht ein schrecklicher Mangel an Infrastruktur und an industrieller Entwicklung. Es gibt dort wegen des großen Wassermangels fast keine Landwirtschaft. Man kann fünf, sechs, sieben Stunden lang über Nordafrika und den Nahen Osten fliegen und hinaus sehen und sieht keinen einzigen grünen Fleck. Ich habe das einmal getan und ich habe gesucht - wo sind die Oasen? Es gab keine!

Wir müssen deshalb die Region als einen Teil der Weltlandbrücke behandeln. Das ist ein Konzept, das sich aus einem Vorschlag entwickelte, den Herr LaRouche und ich als Reaktion auf den Zusammenbruch der Sowjetunion machten und 1991 vorstellten. Es war die Idee, die Bevölkerung und die Industriezentren Europas mit denen Asiens durch sogenannte „Entwicklungskorridore“ zu verbinden. Wir gingen dabei, nachdem wir das gründlich studiert hatten, von den bestehenden Linien der Transsibirischen Eisenbahn und der alten Seidenstraße aus, denn das waren einfach aus geographischen Gründen die optimalen Orte, und wir schlugen eine intensive Zusammenarbeit aller Länder entlang der Eurasischen Landbrücke vor.

Das war unsere Idee für eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert, und wir veranstalteten buchstäblich Hunderte von Seminaren und Konferenzen darüber. Und die Leute sagten: „Ja, das ist vielleicht eine nette Idee, aber sie ist utopisch. Wer soll denn das bezahlen?“

Doch das wuchs zur Weltlandbrücke (Abb. 7) an: Was sich jetzt entwickelt und in die Tat umgesetzt wird, und was zu Beginn nur eine Idee war, befindet sich jetzt in verschiedenen Stufen der Realisierung durch die Regierungen Chinas, Rußlands und Südkoreas. Die Idee dabei ist, das Entwicklungsprogramm für den Nahen Osten als Ausweitung der Weltlandbrücke zu betrachten.

Denn was ich hier sage und was Hussein Askary später in seinem Vortrag weiterentwickeln wird, das wird nur funktionieren, wenn wir die Regierungen Rußlands, Chinas, Indiens, des Iran sowie einige europäische Nationen und hoffentlich die Vereinigten Staaten überzeugen, daß sie die Politik der besonderen anglo-amerikanischen Beziehungen aufgeben und zu John Quincy Adams’ Politik einer Allianz vollkommen souveräner Länder zurückkehren müssen. Dann kann man das verwirklichen.

Erste Priorität muß ein Krieg gegen die Wüste haben, denn eines der größten Probleme in diesem Gebiet ist das Fehlen von Frischwasser. Deshalb müssen wir drei Schlüsselprobleme angehen: die Umleitung der arktischen, mittelsibirischen Wasserläufe, aber auch Projekte wie das türkische GAP-Projekt oder die Friedenspipeline der Türkei, die nie verwirklicht wurde. Der Oasenplan, den LaRouche seit 1974 vorschlägt, sollte darin eingeschlossen sein. Der Schwerpunkt muß dabei auf Meerwasserentsalzung durch Kernenergie und auf der Anlage unterirdischer Wasserspeicher liegen.

Die Herangehensweise sollte dem entsprechen, was wir mit der Nordamerikanischen Wasser- und Stromallianz (NAWAPA) vorgeschlagen haben. Das ist das bisher größte Infrastrukturprojekt der Menschheit. Die in das Nordpolarmeer abfließenden Wassermassen sollen über ein System von Pumpstationen die Rocky Mountains entlang bis nach Mexiko gebracht werden. Das würde sofort sechs Millionen Arbeitsplätze schaffen. Als Ergebnis unserer Arbeit beschäftigen sich zur Zeit Kreise im US-Kongreß damit.

Die zugrunde liegende Idee dabei ist ein menschlicher Eingriff zur Verbesserung der Biosphäre durch die Umleitung fließender Gewässer im großen Maßstab, was ein Aufblühen der Vegetation verursacht. Diese Vegetation sorgt dann mithilfe der Photosynthese für das Verdunsten von Wasser, es kommt zu Wolkenbildung, neuen Regen- und Wettergebieten.

Ich will jetzt einige Schlüsselprojekte umreißen, was ich als Rahmen für meine späteren Ausführungen brauche und die Hussein später genauer darstellen wird. Erstens, wir wollen die Entwicklung des Aralseebeckens, weil der Aralsee auf 10% seiner eigentlichen Größe zusammengeschrumpft ist (Abb. 8). Für alle Länder Zentralasiens ist das zur Zeit ein akutes Problem. Das war das Resultat der Erschöpfung der Wasservorräte durch Monokulturen in der sowjetischen Ära, dadurch kam es zur Verwandlung weiter Gebiete in salziges Ödland. Stürme tragen das Salz dann nach Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, was die Landwirtschaft und die Gesundheit der Menschen schädigt.

Zweitens wollen wir ein großes Projekt zur Umleitung von Flüssen, z.B. die Umleitung des Wassers der Petschora, die ins Nordpolarmeer (Barentssee) fließt, über die Kama in die Wolga. Dadurch werden 15 km³ Wasser in das Kaspische Meer gebracht. Schon während der Breschnew-Ära beschäftigte man sich mit diesem Projekt. Damals wurden die Kosten auf 4 Mrd.$ geschätzt, was offensichtlich nicht viel ist. Dieses Projekt wurde während der Gorbatschow-Ära völlig eingestellt.

Ebenso wollen wir die Umleitung der Flüsse Ob und Irtysch durch einen 2500 km langen Kanal, der durch ein System von sechs Pumpstationen um 300 Meter angehoben und in den Aralsee geleitet wird (Abb. 9). Zu Beginn werden nur 7% der Abflußmenge dieser beiden Flüsse 26 km³ Wasser in den Aralsee befördern. In einer zweiten Phase sollen es durch die Vergrößerung des Kanals 60 km³ sein. Dadurch kann das Wasser dann auch größere Schiffe tragen.

Dann wollen wir auch, dem Turkmenischen Kanal (Abb. 10) folgend, den Eurasischen Kanal für den Schiffsverkehr vom Schwarzen Meer über den Don-Wolga-Kanal durch den russischen Teil des Kaukasus bis nach Afghanistan und zum Aralsee ausbauen. Dann wird Zentralasien eine Verbindung über das Mittelmeer zum Atlantik und über den Suezkanal zum Indischen Ozean haben. Das wird nicht nur dem Schiffsverkehr dienen, sondern auch einer diversifizierten Landwirtschaft, denn Baumwolle ist die wasserintensivste Nutzpflanze überhaupt und sollte in diesen Regionen eigentlich nicht angebaut werden.

Wenn das gemacht wird, wird der Aralsee reichhaltig sein, wieder voller Fischpopulationen wie früher, und die Bewässerung in dem Gebiet wird auch für ein gemäßigteres Klima sorgen.

Ein weiteres Projekt ist dann eine unterirdische Pipeline von 4-5 m Durchmesser, die Wasser vom Turkmenischen Kanal in die sehr fruchtbare kaspische Zentralregion des Iran liefern wird. Das Wasser würde über die Alborz-Berge zu den zentraliranischen Städten westlich von Maschhad gepumpt werden. Diese Pipeline könnte sehr schnell gebaut werden, weil diese Region schon gute Verbindungen zur Eurasischen Eisenbahn hat, die durch Maschhad verläuft.

Die iranische Regierung hat bereits mehrere dieser Projekte begonnen, um gegen die Ausbreitung der Wüste vorzugehen, und sie arbeitet dabei mit den zentralasiatischen Nationen zusammen. Die iranische Regierung will Wasserwege für Schiffe zwischen dem Kaspischen Meer und dem Persischen Golf schaffen, und es gibt weitere wohldefinierte Projekte, zum Teil schon in Arbeit, zum Teil noch in der Schublade, und einige bisher nur in den Köpfen der Ingenieure.

So gibt es beispielsweise das türkische Projekt namens GAP für das südöstliche Anatolien, dessen Vorbild die amerikanische Tennesseetal-Behörde (TVA) ist. Es begann vor 22 Jahren und wird am Ende aus 22 Staudämmen für Stromerzeugung, Wasserregulierung, Bewässerung und Hochwasserschutz bestehen. Das wird im Südosten der Türkei sein und 10% der Landfläche zwischen dem Euphrat-Tigris-Becken und den südöstlichen Ebenen umfassen. Letztlich werden dadurch 1,7 Mio. ha Land für die landwirtschaftliche Nutzung erschlossen.

Allerdings liegt dieses Gebiet an der Grenze der Türkei zu Syrien, Irak und Iran und hat eine große kurdische Bevölkerung, und gegenwärtig ist es offensichtlich einer der entscheidenden Gefahrenherde der Krise. Die Entwicklungsperspektive ist aber der einzige Weg, wie in dieser Region Frieden einkehren kann, und es ist ein sehr, sehr eindrucksvolles Projekt.

Das Kernstück des GAP ist der Atatürk-Damm, einer der größten der Welt. Er bringt Wasser in die Ebenen von Harran, Mardin und Ceylandpinar und macht mehr Landwirtschaft und Industrie möglich.

1993, zur Zeit des Osloer Abkommens, machte der arabisch-israelische Friedensprozeß Fortschritte, und zu der Zeit entstand die Idee der türkischen Friedenspipeline. Das wurde nie verwirklicht, aber der Plan war, Wasser aus der Türkei nach Israel und Palästina, Jordanien und den arabischen Wüstenstaaten der Golfregion zu bringen, dazu noch eine westliche Pipeline zum Fluß Ceyhan, dessen Wasser bisher ungenutzt bei Adana ins Mittelmeer abfließt. Diese beiden Leitungen sollen und werden Wasser liefern, die eine im Westen durch Syrien, Jordanien, Israel, Palästina bis Saudi-Arabien, sie wird am Ende 2007 km lang sein, und die andere im Osten durch Syrien, Irak, Kuwait und andere Golfstaaten, insgesamt 3900 km lang. Sie werden 16 Mio. m3 Wasser täglich liefern.

1975 reiste Herr LaRouche nach Bagdad zur Jahresfeier der Baath-Partei und hatte dort Gelegenheit, mit vielen führenden Vertretern der arabischen Welt zu sprechen. Er besichtigte einige der älteren Bewässerungssysteme im Irak und kehrte zurück mit der Idee des „Oasenplans“. Das Entscheidende daran ist die Idee, Kernkraftwerke für die Entsalzung von Meerwasser in sehr großen Mengen zu benutzen.

In jüngster Zeit haben die Internationale Atomenergiebehörde, die iranische Regierung, der Golf-Kooperationsrat und Frankreich verschiedene Studien über die Kosten und Effizienz von Entsalzungsanlagen mit Kernkraft statt Gas erstellt. Gegenwärtig ist der Iran das einzige Land der Region mit einem großen zivilen Kernkraftwerk, Buschehr, seit 2001, das in Zusammenarbeit zwischen dem Iran und Rußland entstand. Der ursprüngliche Entwurf von Siemens aus den frühen siebziger Jahren schloß auch große Entsalzungsanlagen ein, die bisher noch nicht dazugehören, und jetzt plant der Iran mehrere neue Reaktoren, die auch zur Meerwasserentsalzung genutzt werden sollen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben heute ein Abkommen, die Emirate Nuclear Energy Corporation (ENEC), 2009 in Abu Dhabi gegründet, für ein Geschäft mit Südkorea. In Zusammenarbeit mit der Korea Electric Power Corporation (KEPCO) sollen bis 2020 vier Kernkraftwerke von zusammen 1400 MW fertiggestellt werden. Das erste ist gerade im Juli 2012 angelaufen. Die saudische Regierung plant, bis 2030 insgesamt 16 Kernkraftwerke zu bauen. Die Zusammenarbeit der Emirate mit Südkorea sieht auch die Ausbildung von Ingenieuren aus den Emiraten in Korea vor. In Saudi-Arabien war ursprünglich auch in der König-Adullah-Stadt ein Ausbildungsprogramm für Atom- und Erneuerbare Energien vorgesehen, das meines Wissens nicht fortgesetzt wird. Die große Achillesferse für Saudi-Arabien ist, daß es sich bisher fast ausschließlich auf Arbeitskräfte und Fachwissen aus dem Ausland verlassen muß.

Es ist ganz offensichtlich, daß uns viel Blutvergießen und Elend erspart geblieben wäre, wenn man LaRouches Oasenplan von 1975 verwirklicht hätte. Zu verschiedenen Zeitpunkten waren führende Kräfte in Israel wie in Palästina mit LaRouche darin einig, in diese Richtung zu gehen. So begannen z.B. der damalige israelische Außenminister Schimon Peres und Ministerpräsident Jitzhak Rabin 1985 eine Kampagne für einen Marshallplan im Nahen Osten.

Als 1993 das Osloer Abkommen unterzeichnet wurde, kam die Welt sehr nahe an die Möglichkeit der Verwirklichung dieses Planes heran. Aber es gab ein großes Problem, was Lyndon LaRouche besonders betonte: Dieser Friedensplan könnte nur Erfolg haben, wenn die Bevölkerung in der armen Region, besonders in Palästina, sofort sieht, daß die Bagger anfangen zu arbeiten, damit die Bevölkerung eine Perspektive für eine bessere Zukunft hat.

Das wurde aber von der Weltbank und der internationalen Gemeinschaft völlig sabotiert. Die Weltbank veranstaltete am 20. September 1993 eine Konferenz, auf der sie die Finanzierung von Wasser- und Energieprojekten ausdrücklich ablehnte. Peres und Rabin sprachen damals von einem Budget von 50 Mrd.$, um dieses Programm in Gang zu bringen. 50 Milliarden, verglichen mit etwa 25 Billionen, die allein aufgewendet wurden, um die amerikanischen Banken zu retten - das zeigt die Verhältnisse!

Was wir nun brauchen, ist die Erweiterung der Weltlandbrücke in diese Region, und das muß mit anderen wesentlichen Infrastrukturprojekten einhergehen, etwa der Begrünung der Wüsten und Wassermanagement und Schaffung von Verkehrswegen. Die Staaten des Golf-Kooperationsrates bauen schon an einem internationalen Bahnnetz, das 2017 fertiggestellt sein soll, und es gibt Studien für eine Strecke von Saudi-Arabien nach Ägypten über den Akaba-Golf im Süden durch Sinai. Das ist seit Jahren in Vorbereitung und wurde nur durch die Krise unterbrochen.

Der Zweck dieses Projektes ist unter anderem, für die muslimischen Pilger, die per Luft, See oder Land kommen, Bahnverbindungen zu schaffen. Ein anderes Projekt ist die Brücke über die Straße von Bab-El-Mandeb zwischen Jemen und Dschibuti. Das stammt von einer dänischen Firma, Cowi, brach aber praktisch ab, als die Immobilienblase in Dubai platzte. Es könnte aber die wichtigste Landverbindung zwischen Asien und Afrika südlich der Sahara werden. Außerdem gibt es die Idee, eine Brücke oder einen Tunnel durch die Straße von Hormus zu bauen und die vor mehr als hundert Jahren geplante osmanisch-deutsche Hedschasbahn zu erneuern, um die heiligen Orte im westlichen Arabien über Jordanien und Syrien mit der Türkei zu verbinden. Die Berlin-Bagdad-Bahn existiert und soll zur Golfprovinz der Hedschasbahn erweitert werden, aber sie muß dringend modernisiert werden. Saudi-Arabien hat Pläne für eine Anbindung an die irakische Eisenbahn, und der Iran hat bereits eine Strecke vom Golfhafen Bandar Abbas nach Turkmenistan geschaffen über die 1996 vollendete Strecke Maschhad-Sarak, womit die alte Seidenstraße erneuert wurde.

Die Inbetriebnahme dieser Verbindung 1996 war ein wichtiger Durchbruch. Zu der Zeit fand gerade in Peking die große Konferenz mit Vertretern aus 34 beteiligten Ländern statt, die über Projekte für die 34 Regionen entlang der Eurasischen Landbrücke sprachen, und Peking erklärte das damals zur langfristigen strategischen Perspektive Chinas. Das wurde wegen der Asienkrise 2007-08 unterbrochen, aber inzwischen steht die Eurasische Landbrücke wieder voll auf der Tagesordnung.

Rußland, Iran und Aserbeidschan arbeiten auch an einer weiteren Strecke durch den Kaukasus nach Europa. Zur Zeit arbeiten einzelne Länder an verschiedenen Projekten. Manche davon verstauben in der Schublade, andere sind noch nicht einmal in Machbarkeitsstudien ausgearbeitet.

Wie löst man nun das Problem, daß einige reiche Länder einen massiven Mangel an Fachkräften haben, einige Länder sehr arm sind, und andere ausgebildete Arbeitskräfte, aber keine Ressourcen haben? Wie schafft man Entwicklung für die Region als ganzes? Dazu muß man mit einem Gesamtkonzept anfangen, einer Vision, wie diese Region in 20, 40 oder sogar 50 Jahren aussehen soll. Und dann müssen alle beteiligten Regierungen beschließen, als bewußte Strategie zur Vermeidung von Kriegen diese Entwicklung zu verfolgen. Es muß dann Vorbereitungskonferenzen der Verkehrs- und Forschungsministerien geben, die die Einzelheiten des Planes, den wir hier nur grob umreißen, ausarbeiten müssen, und dann muß das Ziel den Völkern der Region bekanntgemacht werden.

Das sollte eine Erklärung in der Tradition von Teheran 1943 sein, als Franklin Roosevelts persönlicher Repräsentant, Gen. Patrick Hurley, die Erklärung zum Iran vorstellte, in der dem Iran unabhängige Souveränität und territoriale Einheit zugesichert wurde. Roosevelt gab auch einen wirtschaftlichen Entwicklungsplan in Auftrag und versprach Hilfe beim anschließenden Aufbau der Wirtschaft. Ich zitiere nun aus dieser Erklärung von Teheran, verändere sie aber so, daß nicht nur der Iran, sondern die ganze Region eingeschlossen wird, ich ändere dazu drei Worte:

„Die Einführung der amerikanischen Methode der Selbstregierung und des freien Unternehmertums in allen Ländern des Großraums Nahost“ - statt „Iran“ - „wird eine Versicherung sein, daß die Einnahmen aus der Erschließung der Rohstoffe der Länder der Region wesentlich dazu dienen, Schulen, Krankenhäuser, Kanalisation, Bewässerungsanlagen zu bauen sowie alle Einrichtungen, die zu Gesundheit, Glückseligkeit und Gemeinwohl der Menschen der Region beitragen. Möge dieser Plan für den Aufbau von Nationen durch unsere Erfahrung in der Region verbessert werden und zum Kriterium für die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu allen Nationen werden, die jetzt unter den Übeln habgieriger Minderheiten, Monopole, Aggression und Imperialismus leiden.“

Die Vereinigten Staaten müssen dafür nur zur Tradition ihrer Gründerväter zurückkehren, von Benjamin Franklin, Lincoln, John Quincy Adams, Franklin D. Roosevelt - und das ist auch heute in den Vereinigten Staaten eine starke Tradition.

Wer soll das bezahlen?

Hier taucht natürlich die Frage auf: Wer soll das finanzieren? Man könnte polemisch fragen: Wieviel ist es uns wert, diese Auslöschung der Zivilisation zu verhindern, die es gäbe, wenn all das nicht umgesetzt wird? Nun, ich kann Ihnen versichern: Im alten Paradigma der Globalisierung wird es niemals zustande kommen, weil dieses System kurz davor steht, sich in einer hyperinflationären Explosion aufzulösen.

Deshalb muß dieses System ersetzt werden durch ein Kreditsystem in der Tradition von Alexander Hamilton, dem ersten Finanzminister der Vereinigten Staaten, und die Gründung einer Nationalbank. Ein Widerhall dieser Politik war Franklin Roosevelts Reconstruction Finance Corporation. Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau nutzte sie bei der Entwicklung des Marshallplans in Deutschland in der Nachkriegszeit, und mit Hilfe dieser Politik wurde Deutschland aus dem Trümmerfeld von 1945 innerhalb weniger Jahre zu dem Wirtschaftswunder, das von der ganzen Welt bewundert wurde.

Deshalb muß jede beteiligte Nation eine Nationalbank gründen, die Kreditlinien für solche klar definierten Projekte vergibt. Und dann braucht man ein multinationales, langfristiges Abkommen zwischen den Regierungen, ein Abkommen, das dieses neue Kreditsystem verkörpert. Die Kredite müssen langfristig und niedrig verzinst sein, und sie müssen ausschließlich an realwirtschaftlichen Kriterien ausgerichtet sein. Sie müssen zu einem Maximum an Energieflußdichte führen, was automatisch bedeutet, daß man beispielsweise Erdöl nicht als Treibstoff, sondern als Rohstoff für die chemische Produktion verwendet.

Man jagt dabei nicht ausländischen Investitionen hinterher, sondern das Kreditsystem wird Kredite für die zukünftige Produktion realer, physischer Güter bereitstellen. Kaum jemand versteht dieses Konzept, aber es ist ganz entscheidend, diese Politik der Kreditlinien für zukünftige Produktion im Gegensatz zu den Bankenrettungen der Vergangenheit zu verstehen.

Es besteht eine sehr gute Chance, daß in den Vereinigten Staaten in der Übergangszeit bis zum neuen Jahr, wenn der neue Kongreß sein Amt antritt, das Glass-Steagall-Gesetz beschlossen wird. Das ganze Land ist in der Hinsicht in Bewegung, nicht nur im Kongreß und im Senat, sondern auch unter vielen regionalen Sparkassen; sogar bei den Republikanern gibt es einen großen Vorstoß. Einige Leute von der Wallstreet und sogar einige in der Londoner City haben erkannt, daß alle diese Regeln - die Volcker-Regel, die Vickers-Kommission, das „Zaunmodell“ (Ringfencing) -, alle diese verwässerten Varianten nicht funktionieren und daß nur eine komplette Rückkehr zu Franklin D. Roosevelts Glass-Steagall-Gesetz das Problem lösen kann.

Wenn das geschieht, werden die Geschäftsbanken unter staatlichen Schutz gestellt und die Investmentbanken müssen ihre Bilanzen selbst bereinigen, ohne Zugriff auf die Sparguthaben der Geschäftsbanken und ohne Rettungspakete aus Steuergeldern. Und dann ist es sehr wahrscheinlich, daß einige dieser Banken Insolvenz anmelden werden müssen.

An dem Punkt braucht man ein Kreditsystem, weil nicht genug Liquidität da sein wird, damit die Wirtschaft arbeiten kann. An dem Punkt werden anstelle hyperinflationärer Rettungspakete für alte Schulden Kreditlinien für zukünftige Produktion ins Spiel kommen.

Das Amerikanische System

Dies reicht zurück zu den Konzepten von Friedrich List und der Zollunion, der wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands im 19. Jahrhundert, und es war Friedrich List, der in seinen Schriften den Unterschied zwischen dem britischen und dem amerikanischen Wirtschaftssystem sehr deutlich machte. Er beschreibt ausführlich, daß das britische System auf Monetarismus und Freihandel beruht. „Billig einkaufen und teuer verkaufen“ - das ist das heutige System von Weltbank, IWF, WTO und allen maßgeblichen Finanzinstitutionen, die jetzt vor dem Bankrott stehen.

Das zweite System, das Amerikanische System der Wirtschaft, ist ganz anders. Es geht von der Annahme aus, daß die einzige Quelle des Reichtums in der Steigerung der Produktivität der Arbeitskraft liegt, und daß es deshalb das Interesse des Staates ist, die Erkenntniskräfte seiner Bürger bestmöglich zu entwickeln.

Dieses Amerikanische System wurde von Henry C. Carey, Lincolns Wirtschaftsberater, fortgesetzt und weiter ausgearbeitet, er umriß dies in seiner Schrift Das Amerikanische System der politischen Ökonomie. Und kaum bekannt ist die Tatsache, daß über den Einfluß des amerikanischen Botschafters in Berlin, George Bancroft, und dessen Jugendfreundes John Lothrop Motley sowie Wilhelm von Kardorff, den Gründer des Zentralverbands der deutschen Industrie, der deutsche Kanzler Bismarck zum überzeugten Anhänger des Amerikanischen Systems des Protektionismus und von Carey und List wurde.

Hier lag der Grund dafür, daß Deutschland sich am Ende der Ära Bismarck und danach sehr schnell von einer Feudalwirtschaft zu einer der führenden Industrienationen der Welt entwickelte; daß Bismarck Freihandel und Monetarismus ablehnte und sich für staatlichen Schutz des Aufbaus des Staates entschied.

Das gleiche geschah in Japan mit der Meiji-Restauration. Japan war mehrere Jahrhunderte lang isoliert gewesen, nachdem es Jesuiten und einige andere Mönche ausgewiesen hatte, es war von der übrigen Welt völlig abgeschnitten. Aber dann reisten Mitte des 19. Jahrhunderts einige Ökonomen von dort nach Deutschland und Holland und wurden mit Lists und Careys Schriften bekannt, und das setzten sie dann in der Meiji-Restauration um. Das machte auch Japan innerhalb weniger Jahre zu einer der führenden Nationen der Welt.

Auch die Industrialisierung Rußlands unter Graf Witte, einem überzeugten Anhänger Friedrich Lists, vollzog sich auf die genau gleiche Art und Weise.

Was ich gerade sage, steht im völligen Gegensatz zur gegenwärtigen Politik und zum „Projekt für die achtziger Jahre“, das 1975 vom Council on Foreign Relations und der Trilateralen Kommission in Gang gesetzt wurde. Sie hatten ein Projekt zur „kontrollierten Desintegration (Auflösung) der Weltwirtschaft“. Das ließen sie in etwa 22 Einzelstudien ausarbeiten, die alle im Verlag McGraw-Hill erschienen, und die Grundthese dabei war, niemals wieder ein Japan-Modell zuzulassen. Eine „Verschmelzung von Sozialismus und Merkantilismus“ - das war damals das Schlüsselwort für die Industrialisierung von Ländern der Dritten Welt - müsse verhindert werden, sagten sie.

Das Problem ist: Wenn wir dieses kolonialistische Denken nicht aufgeben, dann werden wir als Gattung nicht überleben. Deshalb brauchen wir einen bewußten Sprung in der Evolution der Menschheit. Statt uns um begrenzte Ressourcen zu streiten und vermeintliche gegensätzliche „geopolitische Interessen“ zu verfolgen, müssen wir in dieser ernsten Stunde der Geschichte die gemeinsamen Ziele der Menschheit definieren.

Strategische Verteidigung der Erde

Wenn nun der Nahe Osten ein Gebiet ist, wo dieser Paradigmenwechsel stattfinden muß, so gibt es einen zweiten Bereich mit anderen Gefahren, die den ganzen Planeten bedrohen. Es gibt die Gefahr durch Kernwaffen, das Raketenabwehrsystem von NATO und USA, das Rußland als inakzeptabel betrachtet, und darauf muß man so antworten, wie es der heutige russische Vizeministerpräsident Dmitri Rogosin formuliert hat: mit der Strategischen Verteidigung der Erde.

LaRouche und ein junges Forscherteam haben ein Konzept erarbeitet, das in der Tradition der Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI) steht, die mein Ehemann Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre vorschlug. Es war ein umfassender Vorschlag, Kernwaffen durch Waffen auf der Grundlage neuer physikalischer Prinzipien zu ersetzen, später wurde daraus die SDI. Tatsächlich erklärte US-Präsident Reagan dies am 23. März 1983 zur offiziellen amerikanischen Politik.

Die russische Regierung lehnte das damals ab mit dem Argument, der Westen hätte mehr Vorteile davon. Reagan schlug zweimal vor, daß die USA bei der Anwendung dieser neuen physikalischen Prinzipien in der Zivilwirtschaft mitarbeiten, insofern war dieses Argument Rußlands damals nicht stichhaltig.

An dem Punkt erklärte Herr LaRouche, wenn die russische Regierung bei ihrer Ablehnung bleibe, werde die Sowjetunion in fünf Jahren zerfallen. Niemand glaubte ihm, aber die Geschichte gibt ihm recht - wegen dieser Ablehnung ist die Sowjetunion verschwunden.

LaRouche hat diesen Vorschlag mit seinem Team weiterentwickelt zur Strategischen Verteidigung der Erde (SDE), nicht nur als Schutz vor Atomraketen, sondern auch vor der wachsenden Gefahr durch Asteroiden- und Kometeneinschläge, die die Menschheit bisher noch nicht technisch verhindern kann, aber auch für Frühwarnsysteme vor Erdbeben, Wetterextreme, Vulkanausbrüche usw.

Das alles sind Gefahren, die sich nicht auf irgendein Land beschränken. Aber das Überleben der ganzen Gattung hängt davon ab, ob wir diese Vorgänge kontrollieren oder uns an sie anpassen können.

In diesem Jahr sind zwei kleine Asteroiden in nur 14.000 km Entfernung an der Erde vorbeigeflogen. Der nächste, im Februar 2013, ein Asteroid namens 2012DA14, mit einem Durchmesser von ca. 45 m und Gewicht von 14.000 t, fliegt ebenfalls relativ nahe vorbei. Er wird wahrscheinlich nicht auf der Erde einschlagen, kann aber für die vielen kleinen Satelliten, die um die Erde kreisen, zu einer echten Gefahr werden.

Ein größerer Felsbrocken, 2011AG5, wird 2023 und 2028 der Erde nahekommen. 2040 könnte es zu einem Einschlag eines Asteroiden von 140 m Durchmesser kommen, und das könnte schon eine mittelgroße Nation zerstören.

Der Einschlag eines sehr großen Objektes mit etwa 10 km Durchmesser hat in Chicxulub auf der Halbinsel Yucatan in Mexiko einen Krater von 180 km Durchmesser gerissen. Es ist eine glaubwürdige Hypothese, daß dieser Einschlag die Bedingungen schuf, unter denen nicht nur die Dinosaurier, sondern 80% aller Gattungen von Lebewesen ausstarben. Der jüngste große Einschlag geschah in Tunguska in Sibirien 1908. Das war nur ein Objekt von 30-50 m Durchmesser, riß aber einen Krater von einer Größe, größer als New York City.

Tabelle 1 zeigt die Größe der Asteroiden im Verhältnis zur freigesetzten Energie und den Folgen des Einschlags bzw. vergleichbaren Ereignisses. Man sieht, daß schon bei einem 10.000 m großen Objekt die ganze Menschheit ausgelöscht wird.

Tabelle 1: Größe der Asteroiden und die Wirkung ihres Einschlags auf der Erde

Größe (Durchmesser)
des Asteroiden
oder Kometen (m)

freigesetzte Energie (Megatonnen TNT)

Wirkung des Einschlags oder vergleichbare Ereignisse

30

2

Feuerball, Schockwelle, geringe Schäden

50

10

vergleichbar den größten existierenden thermonuklearen Waffen

200

600

Zerstörungen im nationalen Maßstab

500

10.000

Zerstörungen im europäischen Maßstab

1000

80.000

globale Wirkungen, viele Millionen Tote

5000

10 Mio.

globale Klimaänderungen, Milliarden Tote

10.000

80 Mio.

völlige Auslöschung der menschlichen Gattung

Quelle: NASA/JPL-Caltech

Und hier (Tabelle 2) sieht man, daß nur eine kleine Anzahl dieser Asteroiden überhaupt bekannt ist. Es gibt viele Asteroiden, die noch auf keinem Radarschirm auftauchen.

Tabelle 2: Nur ein kleiner Teil der vorhandenen Asteroiden ist bisher entdeckt worden

Größenordnung

geschätzte Anzahl

gefundene Anzahl

Anteil der bisher gefundenen Asteroiden

> 1 km

900

850

94%

300 m - 1 km

4800

2400

50%

100 - 300 m

21.000

2100

10%

30 - 100 m

ca. 500.000

 ca. 1950

0,4%

Quelle: NASA/JPL-Caltech

Wie gesagt, existiert bisher noch keine Methode, den Planeten Erde wirksam zu schützen. Und natürlich respektieren solche Asteroiden keine Schengen-Abkommen oder andere Grenzabkommen - was sollte also dagegen sprechen, eine internationale Zusammenarbeit zum Schutz der Menschheit vor solchen Gefahren zu organisieren?

Nach dem Erdbeben und Tsunami in Fukushima am 11. März 2011 reagierten offensichtlich nicht alle auf der Welt darauf so verrückt wie die deutsche Regierung, ohne angemessenen Ersatz aus der Kernkraft auszusteigen und sich in die Utopie einer „Dekarbonisierung der Weltwirtschaft“ zu stürzen. „Dekarbonisierung“ ist die Formulierung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Herrn Schellnhuber, Commander des Britischen Empire, wie er sich stolz nennt, und es bedeutet, nicht nur aus der Kernkraft auszusteigen, sondern auch aus Gas, Öl usw., und damit hätte die Erde nur noch eine Tragfähigkeit von einer Milliarde Menschen.

Im Gegensatz zu dieser verrückten deutschen Politik erweiterten viele Länder ihre Forschungen über seismische Vorboten für Erdbeben, Vulkanausbrüche, aber auch zum Aufspüren von Großfeuern, Wetterextremen, sowie eine Integration der Forschung zur Interaktion verschiedener Effekte, die vor solchen Erdbeben auftreten. Das sind beispielsweise Anomalien der Gravitation, ungewöhnliche Effekte in der Ionosphäre, Gasaustritt aus der Erdkruste, Temperaturveränderungen der Erdkruste, Abweichungen der Erdrotation und andere Phänomene mit Folgen für die Erde, wie Sonnenaktivität u.a.

Der extraterrestrische Imperativ

Wir brauchen offensichtlich ein integriertes Netz solcher Frühwarnsysteme. Und aus dem gleichen Grund brauchen wir für den nächsten Sprung in der Evolution der Menschheit bei der bemannten Raumfahrt das, was der Raketenforscher Krafft Ehricke, der am Apollo-Programm mitarbeitete, den „extraterrestrischen Imperativ“ nannte.

Er hat diesen Gedanken sehr schön entwickelt: Wie in der Evolution erst das Leben im Ozean entstand und dann mit Hilfe der Photosynthese das Land eroberte, wie dann der Mensch auftrat und zuerst die Küsten und Flußmündungen besiedelte, dann mit Hilfe des Aufbaus von Infrastruktur wie Straßen und Kanälen das Landesinnere eroberte, und wie dann die Menschheit dank der Erfindung der Eisenbahn die Kontinente weiter erschließen konnte - ein Prozeß, in dem wir noch mittendrin stecken, wie wir beim Mangel an Infrastruktur im Größeren Nahen Osten gesehen haben.

Und Krafft Ehricke war überzeugt davon, daß der nächste notwendige Schritt in dieser Evolution in der Erschließung des Weltraums und besonders der bemannten Raumfahrt bestehen muß. Anfangs ist es das nähere Umfeld mit Mond und Mars, weiter in der Zukunft aber auch darüber hinaus. Die Landung des Marsrovers Curiosity bietet uns eine fantastische Vorschau auf die zukünftigen Möglichkeiten der Menschheit. Mit nur 14 Minuten Verzögerung - das ist die Zeit, bis die Signale von der Erdstation den Mars erreichen - können wir nun sinnliche Eindrücke vom Mars bekommen. (An dieser Stelle zeigte sie einen kurzen Film von Curiosity auf dem Mars.)

Bild: NASA
Abb. 15: Der Marsrover „Curiosity“

Wir können sozusagen dort hören und sehen, wir können Experimente mit Lasern durchführen, wir können die Eigenschaften des Mars erforschen, wir können die Experimente des Fahrzeugs verfolgen, und das alles ist ein Grund für enormen Optimismus. Einen solchen Optimismus gab es nicht mehr seit dem Apollo-Programm. Wenn man damals junge Menschen fragte, was sie einmal werden wollen, antworteten sie häufig: „Ich möchte Astronaut - oder Kosmonaut - werden. Ich möchte das weiterentwickeln.“ Das kommt jetzt wieder auf die Tagesordnung.

Die Menschheit ist die einzige Gattung, die immer neue physikalische universelle Prinzipien entdecken kann - Universalprinzipien der Wissenschaft und der klassischen Kunst. Die Wahrheit liegt nicht in den „Sinneserfahrungen“, sondern im Prozeß der fortschreitenden Erkenntnis dieser Prinzipien. Was den Menschen zur ständigen Perfektionierung dieses Prozesses befähigt, ist die ihm angeborene Schöpferkraft. Nikolaus von Kues, der große Philosoph des 15. Jahrhunderts, nannte das die vis creativa, die kreative Kraft des Menschen. Wenn der Mensch schöpferisch ist, entdeckt er neue Prinzipien, die den realen Gesetzes des physischen Universums entsprechen, und er kann durch das Eingreifen der „Noosphäre“, wie Wladimir Wernadskij es nannte, die Biosphäre auf eine höhere Stufe heben.

Die Tatsache, daß der Mensch diese Prinzipien entdecken kann, ist der Beweis dafür, daß zwischen der Gesetzmäßigkeit des schöpferischen Geistes und den Gesetzen der Schöpfung, des physischen Universums, Übereinstimmung herrscht. Denn wenn eine immaterielle Idee - eine Hypothese, ein Gedanke - zu Veränderungen und Verbesserungen des physischen Universums führt, dann muß eine solche Übereinstimmung existieren, sonst würde das nicht funktionieren.

Man nennt das auch Naturrecht; und dieses Naturrecht kann man zwar eine gewisse Zeit lang verletzen, aber nicht für sehr lange Zeit, sonst werden die Gesetze des Universums sich rächen. An einem solchen Punkt stehen wir jetzt, wo eine fortgesetzte Verletzung der Gesetze des Universums - die Nichtanwendung der Kreativität als Grundlage unseres täglichen Handelns - zu einer Bedrohung wird.

Ein moralischer Test für die Menschheit

Das ist jetzt ein ungeheurer Test für die Moral der Menschheit: Gibt es genug entschlossene Menschen angesichts der möglichen Auslöschung durch thermonuklearen Krieg, können wir entsprechend reagieren? Wir werden auf die Probe gestellt: Finden sich ausreichend Menschen, die gemeinsam für einen Plan arbeiten, der klar und deutlich einen Ausweg zeigt? Können Sie uns helfen bei der Mobilisierung, um die Regierungen der Welt zu bewegen, eine kleingeistige geopolitische Konfrontation aufzugeben und die Veränderungen vorzunehmen, die notwendig sind, um das Überleben der Menschheit zu sichern?

Ich weiß, daß das möglich ist. Ich weiß, daß der menschliche Geist voll und ganz fähig ist, solche Sprünge zu machen und sich etwas im Geist vorzustellen wie ein großer Komponist, Dichter, Künstler. Und ich denke, wir brauchen die Mitarbeit der weisen Menschen dieses Planeten, der Wissenschaftler, der Künstler, für einen gemeinsamen Zweck und für das gemeinsame Überleben der Zivilisation.

Ich möchte aber die Gefahr nicht beschönigen, denn die Gefahr ist einfach gewaltig! Ich denke, die meisten Menschen könnten nicht mehr schlafen, wenn sie wüßten, wie nahe wir am Rande des Atomkriegs stehen. Und ich möchte nicht, daß Sie aus dieser Konferenz herausgehen, um zu schlafen. Sie sollten aufgebracht sein! Ich will, daß Sie äußerst aufgebracht und besorgt sind, denn nur dann haben Sie die Energie, uns zu helfen, zu versuchen, das zu ändern.

Aber ich bin trotzdem optimistisch. Denn wenn man einem Steinzeitmenschen ein Bild von Curiosity gezeigt hätte, dann hätte der wahrscheinlich gesagt: „Pah! Ihr seid verrückt, so etwas gibt es doch gar nicht!“ Und das ist nur wenige Jahrtausende her. Und wenn wir diese Projekte verwirklichen, die ich beschrieben habe, um auf der internationalen Politik die Ebene der Vernunft - eine Plattform der Zusammenarbeit von Nationen - zu erreichen, wenn Sie sich dann versuchen vorzustellen, wo die Menschheit in tausend Jahren sein wird, können wir dann das fertige Bild sehen? In tausend Jahren kann sich die Menschheit gegenüber heute mehr entwickeln als heute im Vergleich mit dem Steinzeitmenschen.

Vielen Dank.