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Am 23. Oktober besuchten EIR-Journalisten während eines Aufenthalts in Luxemburg spontan den Sitz des Euro-Rettungsfonds ESM. Der Mammutfonds, der den Euro-Ländern gewaltige neue Schuldenberge aufbürden und bis zu 7 Bio. Euro verwalten soll, hat ein so unscheinbares Büro, daß man sich sofort fragt, was er zu verstecken hat. Statt eines repräsentativen Anwesens trifft man nur auf ein kleines Gebäude mit einigen Namen auf der Klingel, darunter ESM und EFSF. Das Büro der beiden Fonds belegt ein Stockwerk und ist nicht bedeutender als eine gewöhnliche Arztpraxis. Es ist kaum zu glauben, daß die Leiter und etwa 60 Mitarbeiter des EFSF bzw. jetzt ESM dort arbeiten.
Vor EIR hatten noch nie Journalisten das Gebäude betreten. Trotz viel Glas an Fenstern und Türen gab es jedoch keinerlei „Transparenz“.
Was will der ESM vertuschen? Vielleicht die Tatsache, daß er auf den Finanzmärkten ein Reinfall war? In den ersten beiden Wochen nach der Aufnahme seiner Tätigkeit wurde mehr als die Hälfte der mehreren Mrd. Euro an ausgegebenen Bonds von Investoren aus der Eurozone gekauft. Auf Asien entfielen 25%, Amerika 6%, England noch weniger. Dabei war die eigentliche Idee beim ESM gewesen, vor allem Anleger von außerhalb der Eurozone anzulocken, um dann mit deren Einlagen als Grundlage für weitere Kreditaufnahme (die sogenannte „Hebelwirkung“) mehr als 1 Bio. Euro Geldmittel zu beschaffen.
Schon der Vorläufer EFSF hatte die gleichen Schwierigkeiten. 2011 und in den ersten neun Monaten dieses Jahres konnte er nur 50 Mrd. Euro auftreiben.
Auch etwas anderes möchte der ESM sicherlich gern vertuschen: Denn während alles auf Griechenland starrt und europäische Politiker schwören, das Eurosystem um jeden Preis zu retten, wird es in Finnland von führenden Politikern in Frage gestellt. Finnland ist eines von nur sechs Euroländern mit der höchsten Kreditwürdigkeitsstufe AAA. Wenn das Land, das einen beachtlichen Industriesektor hat, aussteigt, wäre der ESM in Nöten.
Der Leiter der Finanzierungsbehörde für die finnischen Kommunen (Municipal Guarantee Board), Hhejkki Neimelainen, hat kürzlich erklärt: „Wir diskutieren inzwischen offen über den Mechanismus für einen Euro-Ausstieg, wobei offen bleibt, ob wir einen solchen Prozeß in Gang setzen.“ In einer neuen Studie von Experten der Nordea Bank heißt es, wenn Finnland parallel zum Euro eine eigene Landeswährung einrichten würde, werde diese im Wert steigen und Anleger anziehen. In seiner Berichterstattung dazu schreibt Gillian Tett von der Londoner Financial Times vom 26. Oktober: „Vielleicht ist es für EZB-Präsident Mario Draghi an der Zeit, Helsinki zu besuchen; Nordeas Bericht ist, wenn nicht mehr, so jedenfalls zur rechten Zeit eine Erinnerung daran, daß jetzt nicht nur Griechenland und Spanien für eine Überraschung gut sind.“
Draghi hat am 25.10. den Deutschen Bundestag besucht, um die Politik der EZB zu verteidigen, und er schwor, diese Politik sei nicht inflationär.
eir