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Nr. 39, 26. September 2012
Neues aus der Raumfahrt
Die durch die Marsmission Curiosity ausgelöste Begeisterung hat
weltweit Folgewirkungen. Hier nur einige Schlaglichter:
- Schweiz: Wir brauchen einen neuen Kennedy! Der Präsident
der „Schweizerischen Mars Society“, Pierre Brisson, forderte vor kurzem in der
Tageszeitung Le Temps erneut eine bemannte Marsmission. Er bedauerte
den Mangel an Raumfahrtbegeisterung und das verbreitete Gefühl, die bemannte
Raumfahrt sei ein Auslaufmodell, obwohl gerade sie Fortschritt und Wohlstand
für die Menschheit verspreche. „Wir brauchen einen neuen John Kennedy, der die
Flamme wieder entzünden kann und die Raumfahrtpolitik wieder auf Kurs bringt,
indem er ein Ziel und einen Zeitrahmen setzt. Dieses Ziel kann nur der Mars
sein, weil wir mit der ISS schon zuviel gemacht haben... Der Mars ist der
Bruder der Erde: In seiner Frühzeit hatte der Mars die gleiche geologische
Geschichte wie die Erde, und seine Steine tragen die Spuren einer vergangenen
Ära unseres Planeten in sich. Der Mars kann lange unbeantwortete Fragen über
die Universalität des Lebensprozesses beantworten. Der Zeitrahmen muß vor dem
Ende dieses Jahrzehnts sein, wie Kennedy sagte, weil er genau wußte, daß ein
festgelegter Zeitpunkt mehr aussagt als eine bloße Absichtserklärung.“
- Europäische Astronauten lernen Chinesisch. Der frühere
ESA-Astronaut Thomas Reiter, der heute die ESA-Abteilung für bemannte
Raumfahrt leitet, sagte am 11. September gegenüber AP, die Agentur
plane eine Reihe von Treffen mit chinesischen Kollegen mit dem Ziel von
Verbesserungen der Koordinierung der Astronautenausbildung, Koppelmanövern von
Raumfahrzeugen sowie Lebenserhaltungssystemen. Für den zukünftigen Aufenthalt
eines Europäers an Bord eines chinesischen Raumschiffs hätten mehrere
ESA-Astronauten begonnen, Chinesisch zu lernen. Die ESA hatte noch nie ein
eigenes Programm, um Astronauten in den Orbit zu bringen, sondern war dazu
immer auf die USA oder Rußland angewiesen. Reiter sagte, es wäre ein äußerst
wichtiges Signal, China an der ISS zu beteiligen. Das größte Hindernis dabei
ist ein Gesetz in den USA, das eine Zusammenarbeit mit China in der Raumfahrt
verbietet.
- Rogosin will Forschungsstation auf dem Mond. Der
russische Vizepremierminister Dimitri Rogosin hat in einem Interview im
staatlichen Radiosender Vesti FM am 11. September dazu aufgerufen, eine
Forschungsstation auf dem Mond als Sprungbrett für weitere Erkundungen des
Weltraums aufzubauen. Dies bedeutet einen Kurswechsel gegenüber früheren
Äußerungen Rogosins, der zuvor ein sehr ernstes Treffen mit Ministerpräsident
Medwedjew über die Mängel in der russischen Raumfahrt hatte. Rogosin sagte
weiter: „Ich würde ein großes Ziel vorschlagen. Die Schaffung einer
Mondstation könnte solch ein Ziel sein. Warum nicht unter den Bedingungen
geringer Schwerkraft arbeiten? Warum nicht versuchen, eine große Raumstation
zu bauen, die auf dem natürlichen Trabanten der Erde liegt? Und wir könnten
anfangen, von dort aus zu arbeiten. Das ist eine sehr interessante
wissenschaftliche Herauforderung. Es wird die Grundlagenforschung wie auch die
angewandte Forschung befördern.“
- NASA-Vertreter werben für bessere Finanzierung. Am 12.
September unterrichteten Fachleute den Wissenschaftsausschuß des US-Senats
über das Marsprogramm. Aussagen machten u.a. der wissenschaftliche
Projektleiter von Curiosity John Grotzinger und der Leiter des NASA-Programms
für Marsrover, Steve Squyres. Einem Bericht in The Cornell Daily Sun
zufolge sagte Squyres den Senatoren, wegen der großen Finanzierungslücken
müsse mit beträchtlichen Verzögerungen und Rückschlägen gerechnet werden. Der
NASA fehle derzeit das Geld für wesentliche Komponenten von Marsraumschiffen.
„Ohne irgendwelche Mittel für die Entwicklung oder den Erwerb des fehlenden
Teils - entweder ein bewohnbares Modul für weite Flüge oder ein
Mondlandefahrzeug - wird die NASA in einem Jahrzehnt im All nicht viel mehr
tun können, als nach mehr als einem halben Jahrhundert die erfolgreiche
Mondumrundung der historischen Mission von Apollo 8 zu kopieren.“
Squyres bedauerte die Entscheidung der NASA, wegen der Mittelkürzungen die
Beteiligung an gemeinsamen Rovermissionen mit der ESA zum Mars 2016 und 2018
abzusagen. Denn derartige internationale Zusammenarbeit „birgt vielleicht das
größte Potential, die Kluft zwischen dem, was man von der NASA wünscht, und
dem, was ihr Budget erlaubt, zu überbrücken“. Nach Angaben der Webseite
Planetary Society nahmen jedoch an der wichtigen Sitzung nur zwei
Senatoren teil.