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Neue Solidarität
Nr. 37, 12. September 2012

Erzbischof Tutu:
Tony Blairs Verhalten ist „moralisch unentschuldbar“

Der frühere britische Premierminister Tony Blair, der berüchtigte Drahtzieher des Irakkriegs von 2003, war in Südafrika auf der Wirtschaftskonferenz „Discovery Invest International Leadership Summit“ am 30. August alles andere als willkommen.

Der frühere Erzbischof Desmond Tutu zog seine Zusage zur Teilnahme an dem Treffen zurück, weil er nicht gemeinsam mit Blair auftreten wollte. Der Londoner Independent zitierte Tutu, der für seinen Kampf gegen die Apartheid 1984 den Friedensnobelpreis bekommen hatte: „Der Erzbischof ist der Meinung, daß Mr. Blairs Entscheidung, die Vereinigten Staaten in ihrer Invasion des Irak auf der Basis von unbewiesenen Behauptungen über die Existenz von Massenvernichtungswaffen zu unterstützen, moralisch unentschuldbar war.“ In einer Erklärung von Tutus Büro heißt es: „Der Discovery Invest Summit soll das Thema ,Führung’ behandeln. Moral und Führung sind unteilbar. In diesem Zusammenhang wäre es unangemessen für den Erzbischof, mit Herrn Blair gemeinsam aufzutreten.“

Die muslimische Gruppe „South African Moslem Network Executive Committee” und die Partei Al Jama-ah veranstalteten vor Ort Demonstrationen gegen den „Kriegsverbrecher” Blair. Die Gruppe SPOC (Society for the Protection of our Constitution) stellte sogar offiziell bei der südafrikanischen Polizei den Antrag, Blair festzunehmen. Die Demonstranten wollten Blair festhalten, damit er dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag überstellt wird, doch die strengen Sicherheitsvorkehrungen verhinderten dies.

Auf der Konferenz rechtfertigte Blair den Irakkrieg, statt sich für seine Lügen zu entschuldigen, weil es „noch schlimmer“ gewesen wäre, Saddam Hussein an der Macht zu belassen. Er setzte sogar neue Kriege gegen Syrien und Iran auf die Tagesordnung: „Wir stehen heute vor ähnlichen Entscheidungen mit Syrien. Greifen wir ein oder nicht? Beim Iran, lassen wir es zu, daß er sich Kernwaffen verschafft? Sind wir bereit einzugreifen und das zu verhindern?“

Tutu verurteilte Blairs unmoralisches Verhalten erneut in einem Artikel im Londoner Observer vom 2. September. Wie könne man begründen, daß der Präsident Simbabwes Robert Mugabe vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt werden soll, aber gleichzeitig „Tony Blair ein international gefragter Redner sein soll“?

Tutu erinnert an den horrenden Preis für Saddams Sturz im Irak: „Mehr als 110.000 Iraker starben seit 2003 in dem Konflikt und Millionen sind Vertriebene. Bis Ende letzten Jahres starben fast 4500 amerikanische Soldaten und mehr als 32.000 wurden verwundet.“ Er betont: „Schon aus diesen Gründen sollten in einer konsequenten Welt diejenigen, die für diese Leiden und Verluste an Menschenleben verantwortlich sind, den gleichen Weg gehen wie einige ihrer afrikanischen und asiatischen Standesgenossen, die sich für ihr Handeln am Haager Gerichtshof verantworten müssen.“

eir