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In den letzten beiden Wochen hat das Marsfahrzeug Curiosity wunderbare Fotos der Umgebung des Landeplatzes im Gale-Krater und von sich selbst zur Erde geschickt, während Forscher und Techniker die zehn wissenschaftlichen Bordinstrumente testen und justieren. Entscheidend ist aber, wie die Missionsleiter betonen, daß es sich um ein Fahrzeug handelt, und am 21. August fand die erste erfolgreiche Probefahrt statt. Curiosity bewegte sich langsam etwa 4,5 m vorwärts, drehte sich um 120 Grad und fuhr dann zu einem neuen Standort, etwa 6 m vom Landepunkt entfernt. Die Übung dauerte 16 Minuten, dabei blieb der Rover immer wieder länger stehen und fotografierte die Umgebung - sozusagen damit er wußte, wo er war.
Am nächsten Tag kündigten die Wissenschaftler an, daß die erste wissenschaftliche Fahrt in ein Gebiet führen wird, das sie Glenelg nennen, wo drei verschiedene geologische Formationen zusammenstoßen. Die 400 m weite Fahrt wird bewußt sehr langsam und sorgfältig durchgeführt werden und soll deshalb mehrere Wochen dauern. Unterwegs kann Curiosity auch Gesteinsproben aufnehmen, an denen die sog. ChemMin-Meßinstrumente erprobt werden, die in den nächsten beiden Jahren gründliche chemische Analysen durchführen sollen.
Das Lasersystem an Bord der ChemCam, das vom Unternehmen Thales in Paris gebaut wurde, richtete die ersten Strahlen auf einen Felsen namens Coronation und auf ein nahes Gebiet namens Goulburn, wo offenbar durch die Druckwelle des Curiosity-Landeapparats Grundgestein bloßgelegt worden war. Man erhielt sehr genaue Spektren der Gesteinszusammensetzung.
Das deutsche Strahlungsmeßgerät zum Aufspüren von galaktischer und Sonnenstrahlung sammelt wichtige Daten über das Strahlungsumfeld auf der Marsoberfläche, und das in Spanien gebaute Umweltbeobachtungsgerät wird tägliche Wettervorhersagen für den Mars erstellen.
Obwohl die Marserkundung enorme Chancen für ein besseres Verständnis des Lebens im Universum bietet, will die Regierung Obama das Budget weiter kürzen. Das ist auch der Hintergrund der jüngsten Ankündigung der NASA am 20. August, daß 2016 die nächste Planetenmission der Discovery-Klasse stattfinden soll. Discovery-Missionen sind auf 425 Mio.$ (nach dem Dollarwert 2010) beschränkt und haben meistens einen sehr engen Zeitplan. Es ist auch schon vorgekommen, daß Missionen abgesagt wurden, weil sie die Kostengrenze überschritten.
Die neue Mission namens InSight soll Forschungen unter der Marsoberfläche ausführen, um über das Innere und die Struktur des Mars aufzuklären. Zwei Meßinstrumente, ein deutsches und ein französisches, sollen auf dem Mars plaziert werden, um die Marskruste zu untersuchen und die Temperatur unter der Oberfläche zu messen. Das JPL-Labor der NASA wird ein geodätisches Instrument liefern, das die Rotationsachse des Planeten bestimmen soll, sowie einen Roboterarm und zwei Kameras für den Einsatz und die Überwachung der beiden Meßinstrumente.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wird einen Apparat beisteuern, der mehrere Meter in den Marsboden hineingepreßt werden kann, um dort Wärme aus dem Marsinnern zu messen; dadurch will man herausfinden, ob der Planet einen festen oder einen flüssigen Kern hat. Die französische Weltraumagentur CNES steht an der Spitze eines Konsortiums für den Bau einer Apparatur zur Messung seismischer Wellen (Marsbeben).
Schon 2001 wurde in Frankreich die Mission Mars Netlander geplant, die eine Kombination von vier Instrumenten auf verschiedenen Regionen des Planeten plazieren sollte, um seismische Aktivität und das Marsinnere zu erforschen. Sie wurde aber 2003 wieder aufgegeben. Die kleine InSight-Sonde ist mit nur einer Landung ein schwacher Abglanz dieses anspruchsvolleren Vorhabens.
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