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Das vielleicht extremste Beispiel dafür, wie Städte von den Banken durch Zinsderivate auf Grundlage des LIBOR-Zinssatzes ausgenommen werden, ist die Stadt Reno im US-Staat Nevada (225.000 Einwohner). Während der LIBOR für einjährige Dollar-Anleihen derzeit bei 0,6% liegt, bezahlt Reno seit 2008 der Bank Goldman Sachs 15% jährlich. Im selben Zeitraum mußten immer mehr städtische Arbeitsplätze und Dienstleistungen abgebaut werden.
Anfang 2007 nahm die Stadt zur Finanzierung eines Veranstaltungszentrums in der Innenstadt und des Ausbaus einer örtlichen Eisenbahnstrecke bei Goldman Sachs einen besonders „tollen“ Zinsswap auf, einen sogenannten „Auction Rate“-Kredit über 210 Mio.$. Das bedeutet, daß Goldman Sachs praktisch versprach, den Kredit monatlich zu refinanzieren und jeweils an neue Investoren zu verkaufen, damit aus dem langfristigen Kredit dank der Zauberkraft der Derivate eine Abfolge von jeweils 30-tägigen Anleihen mit weit geringerem Zinssatz wurde.
Als aber der Markt für derartige Anleihen Anfang 2008 im Zuge des Finanzkrachs schlagartig austrocknete, mußte Reno die Anleihe durch eine neue ablösen, zu 15% Zinsen. Hinzu kamen mehrere Millionen Dollar Gebühren für Goldman Sachs. Seitdem zahlt und zahlt die Stadtverwaltung - und entläßt derweil einen städtischen Mitarbeiter nach dem anderen.
Goldman lehnte eine Erleichterung der Bedingungen ab, die Stadt Reno hat deshalb im Februar Klage gegen Goldman Sachs bei der Aufsichtsbehörde für die Finanzindustrie (FINRA) eingereicht.
eir