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Die jüngsten Zahlen aus der Eurozone beweisen einmal mehr, daß man Buchhalter keine Wirtschaftspolitik machen lassen darf: Der realwirtschaftliche und finanzielle Zusammenbruch der Volkswirtschaften der Eurozone hat eine hochanfällige Situation geschaffen, in der jeder falsche Schritt das Ende der Währungsunion bedeuten kann. Das könnte z.B. von der griechischen Krise, aber auch von Ungarn ausgehen.
Ein unfreiwilliger Schuldenschnitt gälte jedoch als Kreditausfall für die Banken und würde eine unkontrollierbare Kettenreaktion auf dem Markt der Kreditausfallderivate (CDS) auslösen. Private Gläubiger Griechenlands, vertreten durch das von Josef Ackermann geleitete Institute of International Finance (IIF), sträuben sich immer noch gegen den von der EU beschlossenen 50%igen Schuldenschnitt.
Griechenland hat aber keine andere Wahl. Da die Insolvenz ohnehin unausweichlich ist, sollte sie lieber früher als später erklärt werden. Das griechische Statistikamt ELSTAT hat enthüllt, daß seit 2010 mindestens 20,1% der Griechen in Armut leben. Nun will die Troika dem Land völlig den Garaus machen. Ministerpräsident Papademos, eine Marionette der EU, hat am 4. Januar angekündigt, die Löhne und Gehälter in der Privatwirtschaft sollten ebenso drastisch sinken wie im Staatssektor, angefangen mit dem Mindestlohn.
In beiden Fällen will die EU ihre Fehler nicht eingestehen, obwohl eine harte Linie schnell das Faß zum Überlaufen bringen kann. Ihr einziges Rezept besteht in radikalem Abbau der Staatsausgaben und gleichzeitigen massiven Geldspritzen für den privaten Finanzsektor. Dies wird sich mit den jüngsten personellen Veränderungen bei der EZB noch ausweiten. Der Belgier Peter Praet wurde neuer Chefökonom als Nachfolger des zurückgetretenen Jürgen Stark. Benoit Coeure wird die „Marktoperationen“ leiten, besonders den u.a. von Frankreich betriebenen Aufkauf von Staatsanleihen durch die EZB, und Jörg Asmussen ist für europäische Beziehungen verantwortlich, was besonders die Aktivitäten der Rettungsfonds EFSF und ESM betrifft.
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