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Neue Solidarität
Nr. 29, 18. Juli 2012

Die Denkkräfte steigern

Ein Bericht vom Kölner Schillerfest am 7. Juli 2012, veranstaltet von den BüSo-Landesverbänden Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

In solch stürmischen Zeiten wie diesen, wo die Zivilisation durch eine Diktatur bedroht wird und dieses Mal ein weltweiter Holocaust droht, sind die effektivsten Waffen die scheinbar „schwachen“ Kräfte, die uns und die Völker dieser Welt zu entdecken geben, was uns zu Menschen macht.

Insbesondere in Deutschland gibt es viele Schichten von „intellektuellem“ Staub und „modernem“ Schmutz auf den Seelen, von denen sich die Bevölkerung erstmal befreien muß, um sich der Armee von kriegerischen Engeln anzuschließen; einer Armee, die sich mit voller Entschlossenheit und Einsatz gegen die Zerstörung der Zivilisation zur Wehr setzt. Wie könnte eine derartige Befreiung der Seele besser erfolgen, als mit einer Feier zu Ehren Friedrich Schillers, der mit seinem Lebenswerk aufzeigte, wie man das schönste aller Kunstwerke erreicht: den Bau einer wahren politischen Freiheit.

Helga Zepp-LaRouche führte den Abend ein, indem sie dem Publikum von etwa 35 Personen einen strategischen Überblick über die neuesten internationalen Entwicklungen innerhalb der Zusammenbruchskrise gab und das Vorstellungsvermögen des Publikums provozierte, indem sie das zukünftige Bild eines Europa souveräner Nationalstaaten malte. Dabei hob sie besonders den Entwicklungsplan für Südeuropa und Afrika hervor.

Sie betonte, daß mit der Moral des derzeitigen Systems ein Neuanfang für den Wiederaufbau nicht möglich sein wird. Das Individuum müsse die Entscheidung treffen, ein guter Mensch sein zu wollen. Aber dies allein reiche nicht. Es sei auch wichtig, schön zu denken und zu fühlen.

Das sei keine Frage des Geschmacks, sondern das Gebiet der klassischen Kunst. Um ein klassisches Werk zu verstehen, müsse man es intellektuell nachvollziehen und die Intention des Dichters bzw. Komponisten verstehen. Dadurch steigere man seine Denkfähigkeit und entdeckt seine eigene Kreativität, die uns von allen anderen Lebewesen unterscheide.

Mit dieser Absicht im Hinterkopf, präsentierten einige der jungen BüSo-Aktivisten mit Hilfe von Michael Gründler am Klavier viele Lieder, an denen sie gearbeitet hatten, wie z.B. An die Musik, Stücke aus den Liederzyklen Die schöne Müllerin oder Dichterliebe, Schuberts Ave Maria und aus J.S. Bachs Klavierstück Erste Partita das Preludium und Sarabande. Außerdem wurde Schillers Ballade Das verschleierte Bild zu Saïs rezitiert und eine kurze Darstellung von Schillers Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen vorgetragen, worin der Unterschied des Begriffs des Optimismus, der heute gerne benutzt wird, um sich nicht mit der Realität zu konfrontieren, zur echten Leidenschaft behandelt wird. In den „ästhetischen Briefen“ verurteilte Schiller die französische Revolution und stellte fest, daß mindestens ein weiteres Jahrhundert vergehen müsse, um eine derartige Möglichkeit, den Bau einer wahren politischen Freiheit, wieder zu erlangen.

„Woran liegt es, daß wir immer noch Barbaren sind?“ fragte sich Schiller damals - und wir sollten es heute tun. Spricht hier aber nun ein Optimist? Schiller war ein Realist und ein Mensch, der wußte, was es erfordert, zuversichtlich zu sein: „Energie des Muts gehört dazu, die Hindernisse zu bekämpfen, welche sowohl Trägheit der Natur als die Feigheit des Herzens der Belehrung entgegen setzen.“

Es wurden weitere Zitate aus den ersten 10 Briefen herangezogen, um zu verdeutlichen, daß das dringendere Bedürfnis der heutigen Zeit die Ausbildung des Empfindungsvermögens ist.

In diesem Zusammenhang wurde der erste Paragraph des ersten Flugblatts der Weißen Rose vorgetragen, das vor 70 Jahren verfaßt wurde:

„Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique ,regieren’ zu lassen. Ist es nicht so, daß sich jeder ehrliche Deutsche heute seiner Regierung schämt, und wer von uns ahnt das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist und die grauenvollsten und jegliches Maß unendlich überschreitenden Verbrechen ans Tageslicht treten? Wenn das deutsche Volk schon so in seinem tiefsten Wesen korrumpiert und zerfallen ist, daß es, ohne eine Hand zu regen, im leichtsinnigen Vertrauen auf eine fragwürdige Gesetzmäßigkeit der Geschichte das Höchste, das ein Mensch besitzt und das ihn über jede andere Kreatur erhöht, nämlich den freien Willen, preisgibt, die Freiheit des Menschen preisgibt, selbst mit einzugreifen in das Rad der Geschichte und es seiner vernünftigen Entscheidung unterzuordnen, wenn die Deutschen, so jeder Individualität bar, schon so sehr zur geistlosen und feigen Masse geworden sind, dann, ja dann verdienen sie den Untergang.“

Ob heute die gesamte Zivilisation den Untergang verdient, hängt von nur wenigen Händen ab! Denn es wird nicht die Mehrheit sein, die diese leidenschaftliche Qualität aufbringen wird. Aber es war auch in der Geschichte nie die Mehrheit, die entscheidend in den Lauf der Dinge intervenierte. Es sind die wenigen, die für die richtigen Ideen mit ihren Leidenschaften kämpfen.

Der erste Schritt ist, sich mit der Realität zu konfrontieren, Mut zu fassen und die richtigen Leidenschaften bei sich und anderen zu wecken. Wie? Schiller widmete sein ganzes Leben dieser höchsten Aufgabe der Menschenerziehung. Es gibt noch viele andere Beispiele. Was ist mit Ihnen?

„Gib der Welt, auf die du wirkst, die Richtung zum Guten, so wird der ruhige Rhythmus der Zeit die Entwicklung bringen. Diese Richtung hast du ihr gegeben, wenn du, lehrend, ihre Gedanken zum Notwendigen und Ewigen erhebst, wenn du, handelnd oder bildend, das Notwendige und Ewige in einen Gegenstand ihrer Triebe verwandelst. Fallen wird das Gebäude des Wahns und der Willkürlichkeit, fallen muß es, es ist schon gefallen, sobald du gewiß bist, daß es sich neigt; aber in dem innern, nicht bloß in dem äußern Menschen muß es sich neigen.“ (9. Brief)

Die Präsentationen führten zu interessanten und intensiven Diskussionen, und viele der jungen Menschen erklärten sich bereit, aktiv mitzuhelfen, andere auf die Alternativen aufmerksam zu machen und zu Kämpfern zu werden.

Helfen Sie nun mit, diese Welt in die richtige Richtung zu bringen und lassen Sie sich Ihre Menschlichkeit und Ihre Würde nicht nehmen! Wir brauchen nicht nur Optimisten, sondern tatkräftige Mitstreiter!

Katarzyna Kruczkowski