Produktive Kreditschöpfung 
  Neues Bretton Woods
  Glass-Steagall
  Physische Wirtschaft
  Kernenergie
  Eurasische Landbrücke
  Transrapid
  Inflation
  Terror - Cui bono?
  Südwestasienkrise
  11. September und danach
  Letzte Woche
  Aktuelle Ausgabe
  Ausgabe Nr. ...
  Heureka!
  Das Beste von Eulenspiegel
  Erziehungs-Reihe
  PC-Spiele & Gewalt 
  Diskussionsforum
  Wirtschaftsgrafiken
  Animierte Grafiken
[an error occurred while processing this directive]
Neue Solidarität
Nr. 28, 11. Juli 2012

Leserforum: Ansichten eines Ministerpräsidenten

Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, hat sich an verschiedenen Stellen zu aktuellen Themen geäußert. Schauen wir uns mal einige Punkte näher an.

Kretschmann im SWR2: „Solch eine gigantische Katastrophe (Fukushima) muß die Politik dazu bringen, daß sie ihren Kurs ändert“, sagte Kretschmann... „Und jetzt erwarten wir, daß die Energiewirtschaft sich kraftvoll an der Energiewende beteiligt, in regenerative Energien investiert, statt zu klagen.“

Es gibt zwei unabhängige Berichte vom Wissenschaftlichen Ausschuß der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen atomarer Strahlung (UNSCEAR) und der WHO, die besagen, daß nur sehr wenige Menschen, die als Folge des Unfalls im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi im vergangenen Jahr radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren, an Krebs erkranken werden - und die wenigen, die es doch tun, werden nie die genaue Ursache ihrer Erkrankung wissen, da sie statistisch signifikant nicht von den „natürlichen“ Krebstoten unterscheidbar sind.

Die gigantische Katastrophe war das Beben und der Tsunami, welche aber nicht zum Zerschlagen einer funktionierenden und zuverlässigen Energielandschaft taugen.

In der Welt hätte er am 13.06.12 lesen können: „Die Angst war schlimmer als die Strahlung.“

Der britische Physiker Wade Allison spricht dem Reaktorunglück von Fukushima den Katastrophen-Status ab. Damit könne man nicht den Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie rechtfertigen weder in Japan noch in Deutschland.

Vierzig Jahre Arbeit auf dem Gebiet der Kernphysik und Nuklearmedizin sind aber sicher kein Argument in den Augen der Grünen. Dafür haben sie ihre eigenen Experten, wie Franz Untersteller, Umweltminister in BW und gelernter Landschaftsarchitekt, der Fukushima als einen Supergau (super größter anzunehmender Unfall) bezeichnet hat. Bei der Angsterzeugung sind sie führend, die Grünen (Waldsterben, BSE, Ozonloch, Gentechnik etc.).

Übrigens ist Japan wieder eingestiegen in die atomare Stromerzeugung.

Und wie steht es mit dem Vorzeigeobjekt der Vertreter der „erneuerbaren“ Energie, Bard I? Die gesamten Baukosten schätzt die HVB derzeit auf 2,9 Mrd. Euro. Dies ist über 1 Mrd. Euro mehr als ursprünglich geplant. Der erzielbare Verkaufserlös für den Windpark liege jedoch deutlich unter 2 Mrd. Euro, sagen Brancheninsider. Der 2009 gestartete Bau des Riesenkraftwerks mit 80 Windrädern und 400 Megawatt (Spitzen-) Leistung liegt wegen technischer Schwierigkeiten mehr als zwei Jahre hinter dem Zeitplan zurück. Bislang sind in dem Park, der 2011 ans Netz hätte gehen sollen, erst 19 Turbinen und 42 Fundamente installiert. Der aktuelle Plan ist, daß der Park Ende 2013 den Betrieb aufnimmt. (FTD 18.01.12)

Was für ein lohnendes Geschäft. Locker eine Milliarde Euro Verlust. Dies wird nur noch getoppt von den stolzen Baukosten von 7,25 Euro pro Watt installierter Leistung. Vergleichen wir dies einmal mit dem AKW Mülheim-Kärlich (Kosten 3,58 Milliarden Euro, 1,3 GW). Dies ergibt 0,36 Euro/Watt. Damit sind die Baukosten von Bard I 20mal so hoch pro Watt, wie die des AKW. Logischerweise muß der Windstrom viel teurer sein. Hinzu kommt, daß die Windanlagen im Jahr nur knappe 20% der Spitzenleistung liefern, während ein AKW rund 98% am Netz ist und dies konstant und zuverlässig. http://de.wikipedia.org/wiki/Volllaststunde

Und was macht man, wenn der Wind nicht weht? Im vergangenen November war dies mehr als drei Wochen der Fall. Die Antwort lautet, dann soll gespeicherte Energie genommen werden. Prof. Vahrenholt hat diese Situation einmal für nur 10 Tage durchgerechnet. In 10 Tagen werden rund 12,5 TWh elektrische Energie verbraucht. Dies ist zu vergleichen mit der Kapazität der Pumpspeicherwerke in Deutschland von 7 GW. Daraus kann man bei totaler Entleerung 0,04 TWh Strom erzeugen. Wer diese 3 Promille bekommt, wird spannend werden. Aber dies ist alles kein Problem, wenn man dem deutschen Informationsportal zur erneuerbaren Energie http://www.unendlich-viel-energie.de/ glaubt. Ihre physikalischen Kenntnisse haben sie in ihrem Link offenbart. Unendlich viel Energie in einem endlichen System, besagt alles.

Kretschmann in der Welt am 14.06.12: „Wir im Süden brauchen Kapazitätsmärkte für neue Gaskraftwerke. Solche Gaskraftwerke sind bei der Umstellung auf die regenerativen Energien zumindest für eine Übergangszeit nötig, ... wenn Solar- oder Windkraftanlagen mal nicht genügend liefern.“

Was sind Kapazitätsmärkte? Die Welt wußte es auch nicht und fragte nach.

Welt: Was sind Kapazitätsmärkte? Kretschmann: „Der Bau von neuen Gaskraftwerken lohnt sich für die Investoren nicht. Deshalb muß man die zuvor als Bedarf errechneten Stromkapazitäten ausschreiben und durch entsprechende Vergütungen dafür sorgen, daß Bau und Betrieb lohnen.“

Kann man dies verstehen? Wie kann man einen zukünftigen Bedarf errechnen, wenn man nicht weiß, wann die Sonne scheint oder der Wind weht? Nehmen wir aber trotzdem einmal an, daß die Grünen mehr als Meteorologen wissen, welcher Fabelpreis muß dann gezahlt werden, wenn die Kraftwerke nur im Mittel zu 50% ausgelastet sind? Naiv würde man sagen das Doppelte, aber durch das ständige Auf- und Abfahren haben die Kraftwerke eine kürzere Lebensdauer und höhere Reparaturkosten.

Noch schlimmer ist es, daß sie nicht verstehen (wollen), daß die „erneuerbaren“ Energien nicht grundlastfähig sind und daß deshalb die Übergangszeit nicht enden wird. Ist dies Unwissen, Ignoranz oder Volksverdummung? Vielleicht von jedem etwas.

„Daß man die Vergütung (beim Solarstrom) absenken muß, ist ja Konsens. Aber für die Investoren muß es Berechenbarkeit und Planungssicherheit geben, sonst ruiniert man einen aufstrebenden Industriezweig.“ Sollte es dem Ministerpräsidenten entgangen sein, daß es eine Pleitewelle in der Solarindustrie gibt? Ein paar Beispiele: Solarhybrid, Solon, Solar Millennium, Q-Cells, Sovello GmbH, Solarwatt AG, Pairan aus Niedersachsen, Inventux (Berlin) sind alle insolvent und Centrotherm (Maschinenzulieferer aus BW für Solarindustrie) ist in finanziellen Nöten. Definiert man dies bei den Grünen als aufstrebend?

Passend zum Euro-Rettungsschirm fordert der Sovello-Chef einen Solar-Rettungsschirm.

Wie bitte? 14 Milliarden zahlten wir 2011 für den solaren Irrsinn. Tendenz steigend. Ohne diese Planwirtschaft gebe es keinen einzigen solaren Vertreter. Wozu Planwirtschaft aber letztlich führt, konnte man an Osteuropa lernen.

Bei den Windanlagenbauern gibt es auch schon erste Insolvenzen und finanzielle Probleme.

Bei jährlich 850h geeigneten Sonnenschein von 8760h ist Deutschland wahrlich prädestiniert für Photovoltaik. Als Nebeneffekt steigen die Pachten für Felder, weil die hoch subventionierten Solarenergien mehr als normale Bauern zahlen können. Damit finanzieren wir mit Steuergeldern nicht nur extrem teuren Solarstrom sondern auch steigende Lebensmittelpreise. Deutschland im Irrsinnsvollrausch.

Übertrieben? Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) beinhaltet: Entschädigung für die Strom-Nichterzeugung, negative Preise, d.h. wir bezahlen das Ausland dafür, daß es Windstrom abnimmt, der momentan nicht gebraucht wird. Der deutsche Stromkunde wird somit doppelt, einmal für die Einspeisung und einmal für den „Verkauf“, zur Kasse gebeten und dies für einen Strom, von dem er gar nichts hat.

Noch ein Beispiel gefällig? Emnid befragte 2010, welche Energieform 2015 die Stromversorgung in Deutschland sichern wird. Die ersten drei Plätze belegten Solarenergie, Windenergie und Wasserkraft. Alle drei zusammen bedecken derzeit im Mittel rund 15% des Verbrauchs.

Ich bleibe dabei: Deutschland im Irrsinnsvollrausch.

Dr. rer. nat. Bernd Hüttner