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Neue Solidarität
Nr. 26, 27. Juni 2012

Das Transaqua-Projekt:
Beginn einer Wiedergeburt Afrikas

Von Portia Tarumbwa-Strid

Afrika stirbt! Alles, was in den Medien über einen afrikanischen Aufschwung steht, ist nicht nur eine Fehleinschätzung der Lage, sondern eine Lüge. Es wäre aber so einfach, Afrika zu industrialisieren, sobald ein neues Kreditsystem im Sinne von Lyndon LaRouches wirtschaftswissenschaftlicher Methode weltweit eingeführt wird.

Das Paradox ist, in Afrika liegen die größten Vorräte an Bodenschätzen der Welt. Woran liegt es also, daß Afrika noch so arm ist? Die Antwort lautet ganz einfach: Am britischen Neokolonialismus, der es Afrika untersagt, seine Infrastruktur zu entwickeln, insbesondere was das Wassermanagement angeht. Wenn das Problem Geldmangel gewesen wäre, hätten allein die Spenden aus Europa Afrika längst entwickelt. Geld ist nur soviel wert wie das, wofür es ausgegeben wird, und bevor wir allen Staatschefs in Afrika Korruption vorwerfen, möchte ich nur darauf hinweisen, daß an der Eurokrise nicht nur die „Anlagen“ der Banken in völlig fiktive „Werte“ schuld waren, sondern vor allem die Fehlkonstruktion des Eurosystems selbst.

Mit anderen Worten, Afrika hat das Potential, zum Brotkorb der Welt zu werden, wenn man die Situation ändert, daß in den Regionen am Äquator zuviel Wasser vorhanden ist, das sich ungenutzt in Sumpfgebieten staut, wo sich Mücken und ähnliches Ungeziefer schneller vermehren als Menschen, und nördlich und südlich davon Wüstengebiete immer weiter in die trockenen Steppenregionen vordringen.

Karte 1: Das Transaqua-Projekt

Wasser für eine blaue Revolution!

Seit mindestens 20 Jahren liegt die Projektidee von Transaqua (Karte 1) in der Schublade, mit deren Erstellung die Ingenieursfirma Bonifica offiziell von der italienischen Regierung beauftragt wurde. Das Vorhaben sieht einen umfangreichen Wassertransfer vom Kongo zum Tschadsee vor und sollte als Pilotprojekt - ähnlich wie das der Tennessee Valley Authority von Franklin Roosevelts New Deal in den USA - eine Dynamik zur Wirtschaftsbelebung auf dem gesamten Kontinent in Gang setzen.

Der Tschadsee ist in den letzten vier Jahrzehnten auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft. Das ist eine Tragödie, die sich an der Grenze von Tschad, Nigeria, Niger und Kamerun abspielt. Neben Sandstürmen und der Einschränkung von Bewässerung und Fischerei ist die Wassernot in der Region eine Frage von Leben oder Tod.

Durch Transaqua würden vom Kongo 100.000 Mio. Kubikmeter Frischwasser pro Jahr zur Auffüllung des Tschadsees abgeleitet. Das wäre knapp ein Fünftel des Süßwasservorkommens vom Kongobecken, das ansonsten ungenutzt in den Atlantik flösse. Der Kongo selbst ist nach dem mächtigen Amazonas der zweitwasserreichste Fluß der Erde, und dieser wilde Fluß soll durch 2800 km lange schiffbare Kanäle  - das entspräche der Entfernung zwischen Paris und Moskau - bei einer durchschnittlichen Tiefe von knapp 25 Metern und einer Breite von 100 Metern gebändigt werden.

Das Projekt nutzt die natürlichen geographischen Bedingungen Zentralafrikas aus, wo die Wasserscheide zwischen Kongo und Tschad den Wasserfluß in der Zentralafrikanischen Republik Richtung Westen abbiegen läßt, bis er auf den Chari trifft.

Genau dort, wo das verfügbare Wasser in den letzten Jahrzehnten um 60% abgenommen hat, wird man den ersten Binnenhafen Afrikas errichten. Ein weiterer Segen des Projekts ist die Erzeugung eines konstanten Wasserflusses von etwa 3200 m3 pro Sekunde entlang des Laufes des Chari, etwa doppelt soviel wie der Abfluß des Nils stromabwärts von Assuan. Das heißt auch, daß dort mit Hilfe einer Reihe von Wasserkraftwerken eine elektrische Gesamtleistung von etwa 4 GW erzeugt werden kann.

Selbst mit so großen Wassermengen bleibt Transaqua eine unzureichende Teillösung, wenn es nicht in den Kontext eines transkontinentalen afrikanischen Eisenbahnnetzes eingebunden wird. Die Entwicklung Kontinentaleuropas ging nicht wesentlich anders vonstatten. Der Bau von Kanälen und dann von zentralen Eisenbahnstrecken war das A und O für die Entstehung einer gebildeten Mittelschicht in Europa und zum Aufbau des ersten tragfähigen Sozialstaats unter Bismarck.

Im Tschad selber sollte das Wasser unter teilweiser Nutzung des Chari-Flußbettes (Zentralafrikanische Republik) in die Gebiete von Tschad und Niger nördlich des Tschadsees geleitet werden, um der Ausbreitung der Sahara nach Süden Einhalt zu gebieten. In diesen Regionen der Sahelzone wird auf diese Weise eine Fläche von 5-7 Mio. ha bewässert werden können - einer Gegend, wo heute bis zu 20 Millionen Afrikanern der Hungertod droht, wenn nichts getan wird.

Roosevelt vs. Churchill

Die Herangehensweise von Transaqua ist eigentlich nicht neu. Während der Casablanca-Konferenz im Jahr 1941 äußerte sich Roosevelt begeistert über die verborgenen Möglichkeiten dieser Region:

„Reichtum! Imperialisten verstehen einfach nicht, was sie tun könnten, was sie erschaffen könnten! Sie beraubten diesen Kontinent um Milliarden, nur weil sie zu kurzsichtig waren, um zu begreifen, daß ihre Milliarden im Vergleich zu den Möglichkeiten nur Pennies sind! Möglichkeiten, die die Lebensumstände der hier lebenden Menschen verbessern müssen…

Schauen Sie sich die großen Salzpfannen in Südtunesien an. Es muß einmal vor langer Zeit ein riesiger Binnensee gewesen sein. Es gibt Flüsse, die im Atlas-Gebirge entspringen, in den Süden fließen und dann in der Sahara versickern, um als unterirdische Flüsse weiter zu fließen. Lenkt dieses Wasser für Bewässerung um, und Imperial Valley würde im Vergleich dazu wie ein Gemüsebeet aussehen. Und die Salzpfannen: sie liegen ja unter dem Meeresspiegel des Mittelmeers. Man könnte einen Kanal geradewegs in Richtung Meer graben und damit einen See von 240 mal 100 Kilometer erschaffen. Die Sahara würde über Hunderte Kilometer erblühen! Es stimmt - die Sahara ist nicht nur Sand, sie hat ein erstaunlich reiches Potential! Jedesmal wenn es regnet, gibt es ein Meer von Blumen für wenige Tage, bis Trockenheit und und die Sonne sie zerstören.“1

Die Absicht des Britischen Empire heute, Afrika zu entvölkern, liegt u.a. in der völlig inkompetenten Pseudowissenschaft des angeblich vom Menschen gemachten Klimawandels. Wir Menschen dürfen das Klima angeblich nicht verändern, doch nach dieser „Theorie“ macht der Mensch es sowieso - und zwar immer zum Schlechten! Man könnte genausogut sagen, am besten gäbe es uns Menschen gar nicht, denn seine bloße Anwesenheit auf dem Planeten, ja im Universum beschleunige seinen Untergang. In der Physik ist eine solche Einstellung auch als Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik bekannt.

Was hat das mit der Entwicklung Afrikas zu tun? Einfach alles!

Jede „Hilfe“ für Afrika ist destruktiv, wenn sie unter der Annahme stattfindet, daß Menschen die Pest des Planeten sind. Projekte wie „Desertec“ z.B., die die Sahara mit Solaranlagen vollpflastern wollen, mißachten das Grundprinzip der Entwicklung des Planeten Erde und der Natur: Leben ist höher als Nichtleben. Anders ausgedrückt heißt das, daß Sonnenenergie durch die Photosynthese viel effektiver ausgenutzt wird als durch die Photovoltaik. Somit wird das Potential für Leben durch die Photovoltaik gesenkt, nicht zuletzt dadurch, daß der Landwirtschaft fruchtbarer Boden entzogen wird und das Grundwasser ungenutzt bleibt.

Die Biosphäre entwickeln

Viel natürlicher ist es also, wenn der Mensch die Natur bewußt zu imitieren sucht, indem er Grün in Gebiete bringt, die ein ausgetrocknetes Braun geworden sind - also in die Prozesse der Biosphäre eingreift. Transaqua ist deswegen weitaus umweltfreundlicher, da das menschliche Potential in Harmonie mit der Natur ausgeschöpft wird.

Ein Projekt wie Transaqua verspricht außerdem, alle Lebensbereiche der Afrikaner positiv zu beeinflussen. Die Wahrscheinlichkeit, ob ein im heutigen Kongo geborenes Kind z.B. Chemiker oder Kriegssoldat wird, hängt sehr eng mit der Umsetzung dieses Projekts zusammen. Auch die Muße bzw. freie Energie, in der Zentralafrikanischen Republik - ein Land, das heute zum größten Teil aus Wäldern besteht - ein Orchester oder ein Raumfahrtprogramm aufzubauen, wird erst auf einer neuen wirtschaftlichen Plattform entstehen, wie sie Lyndon LaRouche definiert hat.

Die millionenschwere Rechnung für Transaqua wird von den meisten Politikern im Gegensatz zu modischen Mikrokrediten als völlig unrealistisch abgetan. Wenn man dem aber die billionenschweren Rettungspakete entgegenstellt, die heute für bankrotte Großbanken beschlossen werden, wird überdeutlich, was eigentlich die günstigere Alternative ist.

Die weitere Tatsache ist, daß mit der Einführung eines Trennbankensystems die Rettungspakete gar nicht nötig wären, weil das finanzielle Spielkasino geschlossen würde und dann genügend Geld für Entwicklungsprojekte wie Transaqua zur Verfügung stünde. Und zweitens: Wie das Apolloprogramm in den USA der sechziger Jahre, wo jeder investierte Cent mindestens 14 Cent Gewinn zurückbrachte, zeigt, schaffen Investitionen in den Hochtechnologiebereich reales Wirtschaftswachstum, das sich schließlich auch in einem höheren Geldumsatz niederschlägt. Was also mit einem Projekt wie Transaqua tatsächlich bewirkt wird, liegt in einem anderen, viel wichtigeren Bereich als im rein finanziell-monetären.

Der italienischer Ingenieur und Gründer des Transaqua-Projekts Dr. Marcello Vichi brachte es auf den Punkt, als er 1992 schrieb:

„Das Maß für die Investitionskosten sind nicht nur Dollar-Millionen, sondern auch die Befreiung von Kriegen, Millionen vor dem Hungertod gerettete Menschen, sozialer Frieden und ein internationales Gewissen.”

Die Frage, ob es Italien oder Europa heute wirtschaftlich besser gehen würde, wenn der Technologietransfer für solche Projekte bereits in Gang gekommen wäre, läßt sich einfach durch einen Verweis auf die gegenwärtige Krise in Europa beantworten. Die unzähligen mit Transaqua verbundenen Aufträge an mittelständische Firmen hätten ganz sicher für die Erhaltung vieler verlorener Arbeitsplätze gesorgt. China, Rußland und Indien haben in letzter Zeit enorm von dem mangelnden Interesse der Europäer in diesem Bereich profitiert.

Es ist absolut gewiß, daß eine Wiedergeburt der afrikanischen Wirtschaft durch das Transaqua-Projekt auch einen Neuanfang für Europa bedeutet. Der Aufstieg Afrikas bedeutet keineswegs, daß Europa untergeht. Vielmehr ist die heutige Götterdämmerung der EU ein Zeichen dafür, daß Europa viel zu lange seine eigentliche Mission vernachlässigt hat: nämlich die Entwicklung Afrikas!


Anmerkung

1. Aus Elliott Roosevelt, Roosevelt - wie er es sah, Falken Verlag, Zürich 1947.