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Neue Solidarität
Nr. 24, 13. Juni 2012

Spanien: Brückenkopf der Eurasischen Landbrücke nach Afrika

Von Dennis Small

Spanien - heute als Epizentrum des bankrotten transatlantischen Finanzsystems und mit einer schockierenden Jugendarbeitslosigkeit von über 50% in den Schlagzeilen - wird morgen in einer sich belebenden Weltwirtschaft eines der wichtigsten geographischen und wirtschaftlichen Brückenländer zwischen Europa und Afrika sein. Es wird eine zentrale Rolle einnehmen, um insbesondere in Nordafrika die Entwicklung von Wissenschaft, Infrastruktur, technischen Einrichtungen und Kapitalgütern in Gang zu setzen. Dabei werden gleichzeitig die eigenen, massiv un-, unter- und fehlbeschäftigten Arbeitskräfte - besonders unter den Jugendlichen - in Spanien selbst wieder produktive Arbeitsplätze finden.

Um mehr als 10 Mio. neue produktive Arbeitsplätze in Spanien zu schaffen und Millionen weitere Jobs im gesamten Mittelmeerraum schaffen zu helfen, muß Spanien zusammen mit seinem Nachbarn auf der Iberischen Halbinsel, Portugal, große Entwicklungsprojekte in folgenden Bereichen in Angriff nehmen:

Nicht zum ersten Mal in seiner Geschichte würde Spanien damit eine Katalysatorfunktion am Schnittpunkt verschiedener Zivilisationen übernehmen. Unter der persönlichen Anleitung von Alfons X. („der Weise“), König von Kastilien und Léon von 1252-1282, entwickelte sich die kastilische Hauptstadt Toledo zum wichtigsten Wissenschaftszentrum Europas der damaligen Zeit, wo die griechische Klassik und die größten Errungenschaften der arabischen Renaissance Eingang in das kontinentale Europa fanden. Bekannt wurde Alfons insbesondere wegen seiner astronomischen Leistungen und der Gründung einer Übersetzerschule in Toledo, in der die hervorragendsten Gelehrten der drei großen monotheistischen Weltreligionen, des Islam, des Christentums und des Judentums, zusammenkamen, um die wichtigsten religiösen und wissenschaftlichen Texte in die Sprachen der jeweils anderen Kulturen zu übertragen.

Es ist höchste Zeit für eine neue „Alfonsinische Ära“!

Quelle: Spanisches Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung
Karte 1: Bevölkerungsdichten in der Europäischen Union

Unterbevölkert...

Da die Entwicklung der produktiven Arbeitskraft die einzige Quelle wirklichen Reichtums in einer Volkswirtschaft ist, muß unsere Diagnose und Therapie für die spanische Gesellschaft an der Demographie ihrer Arbeitskräfte ansetzen.

Spanien hat eine Gesamtbevölkerung von 46,2 Mio. Menschen und eine Bevölkerungsdichte von 91 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Bevölkerung verteilt sich jedoch sehr ungleichmäßig über das Land, wobei sich die größten demographischen Konzentrationen entlang der Mittelmeerküste und um die Hauptstadt Madrid befinden. Das gesamte zentrale Gebiet, etwa die Hälfte der Landesfläche, hat hingegen eine Bevölkerungsdichte von weniger als 25 pro Quadratkilometer. Durchschnittswerte haben allerdings in der realen Welt der physischen Ökonomie nur wenig Bedeutung.

Wie aus Karte 1 ersichtlich ist, schneidet Spanien bei der Bevölkerungsdichte im Vergleich mit dem übrigen Westeuropa schlecht ab, dünn besiedelte Länder wie Schweden und Finnland ausgenommen.

Während des 20. Jahrhunderts hat sich die Gesamtbevölkerung Spaniens zwar verdreifacht, aber 11 von 50 Provinzen erlebten in diesem Zeitraum einen absoluten Bevölkerungsrückgang, da es immer weniger möglich wurde, mit traditioneller Landwirtschaft zu überleben und in diesen Gegenden keine neuen Arbeitsplätze entstanden. Infolgedessen wanderten die Menschen in die Küstenregionen und die Großstädte ab, wo es heute Arbeitslose in großer Zahl gibt.

Eine Karte der jährlichen Niederschläge (Karte 2) zeigt ein ähnliches Problem: Etwa die Hälfte des Landes - besonders das mittelspanische Hochland (Meseta) - sind Halbtrockengebiete mit weniger als 500 mm Niederschlag im Jahr. Das Fehlen größerer Bewässerungsprojekte, um Wasser (und damit Entwicklung und Menschen) in diese Regionen zu bringen, ist einer der Hauptgründe für die historische Unterentwicklung des Landes.

Eine Karte des Schienennetzes (Karte 3) zeigt einen interessanten Gegensatz. Spanien verfügt über ein 19.000 km langes Eisenbahnnetz, wovon 2600 km Hochgeschwindigkeitsstrecken sind. Damit nimmt Spanien in Europa den ersten Platz beim Betrieb von Hochgeschwindigkeits-Schienenkilometern ein und den zweiten Platz in der Welt nach China.

... und unterbeschäftigt

Die spanische Wirtschaft hat eine destruktive Schieflage in Richtung Tourismus und Immobilien, wobei nach offiziellen Statistiken 69% der Beschäftigten im sogenannten Dienstleistungssektor tätig sind (darunter 370.000 „gemeldete“ Prostituierte). Nur 13% arbeiten im produzierenden Gewerbe, 9% im Bau und Bergbau, 5% im Transportwesen und 4% in der Landwirtschaft. Wenn es nach dem Willen des Britischen Empire ginge, würde das gesamte Land bald zu einer „Hurenkultur“ werden.

Am deutlichsten in dieser Hinsicht war das Angebot von Sheldon Adelson, dem größten Betreiber von Spielkasinos in der Welt, darunter das Las Vegas Sands. Im April 2012 machte er das Angebot, für eine Gesamtsumme von 35 Mrd. Dollar in Spanien 12 Kasino-Resorts mit jeweils 3000 Zimmern zu bauen, die 11 Millionen neue Touristen im Jahr anlocken sollen. Dadurch würden in Spanien 300.000 neue Jobs entstehen, behauptete Adelson, der sich auch einen Namen als Großspender für Newt Gingrichs gescheiterte Präsidentschaftskandidatur gemacht hat und ein enger Freund des kriegswütigen israelischen Ministerpräsidenten Bibi Netanjahu sowie ein Hauptakteur in den Kreisen um das britische Schwarzgeld- und Verbrechersyndikat Dope Inc. ist. Gegen dieses „Angebot“ regte sich in Spanien verständlicherweise Widerstand, denn auf diesem Wege würde sich die Prostitution in Spanien dramatisch weiter erhöhen - über die 370.000 hinaus, die bereits jetzt legal in der „Prostitutionsindustrie“ beschäftigt sind.

Die Arbeitslosigkeit in Spanien liegt offiziell bei 24,4% und bei über 50% unter den 16-24jährigen - die schlechtesten Zahlen in ganz Europa. Die regionale Verteilung zeigt, daß drei der 17 autonomen Regionen über 30% Arbeitslosigkeit haben: Andalusien 33,2%, Kanarische Inseln 32,3% und Extremadura 32,1%. Andalusien ist davon mit fast 8,3 Mio. Einwohnern die bevölkerungsreichste Gegend im Land.

So schlecht wie die offizielle Arbeitslosenstatistik klingt, sie ist noch nichts im Vergleich mit der realen Arbeitslosigkeit, die sich nach dem realwirtschaftlichen Maßstab von Lyndon LaRouches pädagogischem Balkendiagramm errechnet.1

Von der Gesamtbevölkerung von 46,2 Mio. befinden sich 30,7 Mio. im arbeitsfähigen Alter (16-64 Jahre). Davon gelten nur 23,1 Mio. als Teil der Erwerbsbevölkerung (siehe Tabelle 1), und zwar 18,1 Mio. als beschäftigt (vor vier Jahren waren es noch 20,2 Mio.) und 5 Mio. als arbeitslos (gegenüber 2,6 Mio.). Tatsache ist jedoch, daß nicht weniger als die Hälfte davon in Bereichen wie Tourismus, Einzelhandel, Verwaltung usw. unproduktiv beschäftigt ist (berechnet pro Sektor nach den offiziellen Beschäftigungsstatistiken des spanischen Statistikamtes INE).

Tabelle 1:
Wirtschaftlich aktive Bevölkerung (WAB) und Beschäftigung

(in Mio.)
Jahr 2008 2009 2010 2011
WAB gesamt 22,8 23,0 23,1 23,1
beschäftigt 20,3 18,9 18,5 18,1
produktiv beschäftigt 10,7   9,7   9,4   9,0
Anteil der produktiv Beschäftigten
an der WAB
47% 42% 41% 39%
Junge Erwerbsbevölkerung
(16-24 Jahre)
2,4 2,2 2,0 1,9
beschäftigt  1,8 1,4 1,2 1,0
produktiv beschäftigt 0,8 0,6 0,5 0,4
Anteil der produktiv Beschäftigten
an der jungen WAB
35% 27% 24% 20%
Quelle: INE, EIR

So gesehen liegt die reale Arbeitslosigkeit in Spanien heute wahrscheinlich über 60%. Es läßt sich zwar darüber streiten, ob ein kleiner Teil der unproduktiv Beschäftigten gesellschaftlich notwendige Tätigkeiten verrichtet und somit in die Kategorie realer Beschäftigung fällt, doch dieser Faktor wird durch die versteckte Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe der 16-64Jährigen, die formal nicht mehr zur Erwerbsbevölkerung zählen, wohl mehr als überkompensiert; das sind all jene, die es aufgegeben haben, überhaupt noch nach Arbeit zu suchen.

Betrachtet man die gleichen Kategorien für die Altersklasse der Jugend (16-24), sieht man, daß die gesamte Jugenderwerbsbevölkerung von 2,4 Mio. im Jahr 2008 auf heute 1,9 Mio. abgenommen hat - ein Rückgang um 21%. Das zeigt eine riesige versteckte Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen, die einfach aus der Erwerbsbevölkerung ausgeschieden sind. Die offizielle Jugendbeschäftigung ist von 1,8 Mio. auf heute 1,0 Mio. gesunken (ein Rückgang von 44%), während die produktive Beschäftigung von Jugendlichen von 836.000 auf 390.000 gesunken ist (eine Abnahme von 55%). Unter der derzeitigen EU-Diktatur verschleudert Spanien seine eigene Jugend und damit seine Zukunft.

Wenn somit die derzeitige Erwerbsbevölkerung 23,1 Mio. zählt, doch davon nur 9 Mio. tatsächlich produktiv beschäftigt sind, bedeutet dies umgekehrt, daß in Spanien sehr schnell bis zu 14 Mio. neue, produktive Arbeitsplätze geschaffen werden müssen, davon mindestens 2 Mio. für junge Leute.

Die derzeitige Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräfte aus Spanien und Portugal muß gestoppt und umgekehrt werden. Die Politik der EU hat zur Folge, daß die wertvollste Ressource, die Spanien und Portugal haben, nämlich ihre Jugend, tatkräftig ermuntert wird, ihre Heimat zu verlassen, um irgendwie zu überleben. Im Fall von Portugal, das eine der größten Auswanderungswellen seiner Geschichte erlebt, wo zahllose Bürger im Ausland nach Arbeit suchen, die sie zu Hause nicht finden, hat Ministerpräsident Pedro Passos Coelho im Dezember 2011 erklärt, arbeitslose Lehrer sollten aufhören, „sich zu beschweren und lieber in portugiesischsprachige Länder wie Angola, Mosambik oder Brasilien auswandern.“ Portugal hat die kürzeste Schulausbildungszeit in Europa, wobei die unter 25Jährigen im Durchschnitt nur 7,7 Jahre eine Schule besucht haben. Aber nach den Äußerungen der derzeitigen Regierung könnten sich „die Lehrer ja auf dem gesamten portugiesischsprachigen Markt umschauen und eine Alternative finden“.

Die Äußerung löste eine Welle des Protests im Land aus und viele riefen: „Herr Ministerpräsident: Nicht wir, sondern Sie wandern aus!“

Die Politik des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy unterscheidet sich davon kaum; er ist genauso nur ein Befehlsempfänger von EU und IWF. Seine Regierung verfügte eine Kürzung der Bildungsausgaben um 22% - wobei die Mittel für Vor- und Grundschulen um 37% sinken. Angesichts von über 50% Jugendarbeitslosigkeit verlassen spanische Jugendliche das Land en masse, sobald sie die Schule oder Universität durchlaufen haben. In einem Offenen Brief an die Regierung warnten spanische Wissenschaftler Mitte März 2012 vor einem „Braindrain“ und einem Kollaps der Forschung in Spanien.

Nach der jüngsten Sparrunde in Spanien sollen sich die Studiengebühren an den öffentlichen Universitäten verdoppeln, während gleichzeitig die Anforderungen für die Gewährung eines staatlichen Stipendiums so hochgeschraubt wurden, daß sie praktisch nicht mehr zur Verfügung stehen. Wie aus Professorenkreisen verlautete, rechnen die Universitätsverwaltungen damit, daß sich im nächsten Jahr 30% weniger Studenten einschreiben und ein Drittel der Professoren entlassen werden. Andere Universitäten rechnen sogar mit der kompletten Schließung.

Um diese tödliche Flucht hochqualifizierter Arbeitskräfte zu stoppen, brauchen Spanien und Portugal einen Wiederaufbauplan, der ihrer Rolle als Teil der Weltlandbrücke und ihrer besonderen Rolle als Brücke zwischen Europa und Afrika gerecht wird. Spanien muß daran gehen, seine eigene Wirtschaft wieder aufzubauen, indem es wichtige Infrastruktur- und Kapitalgüter nach Afrika liefert.

Quelle: INE, EIR
Karte 2: Jährliche Niederschläge in Spanien und der Nationale Wasserwirtschaftsplan

Wassergroßprojekte

Der in Spanien fallende Niederschlag erzeugt etwa 112 km3 Wasser pro Jahr, was umgerechnet etwa 2700 m3 pro Kopf und Jahr bedeutet. Im Vergleich dazu hat ganz Europa im Schnitt 10.600 m3 pro Kopf und Jahr zur Verfügung. Von dieser verfügbaren Gesamtmenge werden 875 m3 tatsächlich genutzt (Entnahme), was in etwa auf gleicher Höhe wie im restlichen Europa liegt. Doch auch hier verschleiert der Durchschnittswert die Tatsache, daß das zentrale Hochland und die spanische Mittelmehrküste an massivem Wassermangel leiden. Infolgedessen wird in den Trockenregionen schwerer Raubbau an den Grundwasserschichten verübt.

In Spanien insgesamt gibt es durchschnittlich 650 mm Niederschlag, aber ein Großteil des zentralen Hochlands und die Mittelmeerküste bekommen unter 500 mm und häufig sogar weniger als 300 mm (siehe Karte 2). Die Provinz Almería in Andalusien ist wahrscheinlich die trockenste Gegend in ganz Europa; im dortigen Cabo de Gata fallen kaum 125-150 mm Regen im Jahr. (Trocken- oder Wüstengebiete erhalten nach gängiger Einstufung 0-250 mm Niederschlag pro Jahr; Halbtrockengebiete zwischen 250 und 500 mm.)

Spanien hat eine erhebliche Anzahl von Staudämmen gebaut (die Gesamtzahl stieg von 60 Anfang des 20. Jahrhunderts auf etwa 1000 heute) und verfügt über Stauseen, die etwa 54 km3 Wasser speichern können - fast die Hälfte des jährlichen Abflusses, was der höchste Anteil in ganz Europa ist. Etwa 80% der Wasserentnahme wird in der spanischen Landwirtschaft genutzt, besonders in dem intensiven Landbau im Südosten. Etwa 20% der Agrarfläche wird bewässert, und man schätzt, daß auf diesem Land etwa die Hälfte des gesamten Nahrungsmittelertrags des Landes produziert wird.

Im Juni 2001 hatte die spanische Regierung einen sehr bescheidenen Wasserwirtschaftsplan vorgelegt, der vorsah, etwa 1 km3 Wasser pro Jahr vom Ebro im Nordosten des Landes an die Mittelmeerküste umzuleiten, ergänzt durch ein halbes Dutzend Entsalzungsanlagen. Doch die Umsetzung dieses Plans wurde vom WWF und seinen grünen Gefolgsleuten in Spanien kurzerhand gestoppt.

Von allen spanischen Flüssen führt der Ebro das meiste Wasser. Der durchschnittliche Abfluß, der an der Meßstelle von Tortosa 48 km vor der Mündung ermittelt wird, lag zwischen 1960 und 1993 bei 13,8 km3 pro Jahr, was einem durchschnittlichen Durchfluß von 425 m3/s entspricht, der aber im Jahresverlauf starken Schwankungen unterliegt. Über die Jahre hat sich diese Menge jedoch verringert, da flußaufwärts mehr Wasser entnommen wurde. Zwischen 2000 und 2008 wird der Durchfluß in Tortosa mit 8,8 km3 angegeben; zwei oder drei Jahrzehnte zuvor waren es noch 13,8 km3.

Seit den dreißiger Jahren wurden am Flußlauf des Ebro 138 Stauseen mit einer Gesamtspeicherkapazität von 6,8 km3 gebaut - mehr als die Hälfte des durchschnittlichen jährlichen Abflusses zwischen 1960 und 1990.

Der Wasserwirtschaftsplan von 2001 (siehe Karte 2) sah vor, 1,05 km3 pro Jahr oder etwa 12% der jährlichen Abflußmenge von 8,253 km3 abzuleiten. Von dieser Gesamtmenge sollten 0,19 km3 nach Barcelona im Norden, 0,315 km3 nach Valencia, 0,45 km3 nach Murcia und 0,095 km3 nach Almería im Süden geleitet werden. Dazu sollten neben mehreren Kanälen und Pumpstationen 120 weitere Staudämme gebaut werden. Außer der für das Stadtgebiet von Barcelona im Norden bestimmten Menge sollte das übrige Wasser hauptsächlich in der Landwirtschaft verwendet werden.

Nach internationalen Maßstäben ist das Ebro-Projekt mit einer Umleitung von 1 km3 Wasser pro Jahr äußerst bescheiden. Nur um einen Vergleich anzustellen: Das NAWAPA-Projekt der Nordamerikanischen Wasser- und Stromallianz würde 165 km3 Wasser pro Jahr umleiten, und selbst bei dem relativ kleinen PLHINO-Projekt im Nordwesten Mexikos wären es noch 7 km3 im Jahr.

Die spanische Regierung unter José Luis Rodríguez Zapatero stellte den Wasserwirtschaftsplan jedoch 2004 ein und verfolgte statt dessen ein Vorhaben, mit Hilfe von Entsalzungsanlagen weit weniger Wasser (0,715 km3) an die Mittelmeerküste zu leiten. Wie abzusehen war, kam das Projekt nie in Gang. Der Hauptakteur hinter der Sabotage des Ebro-Projekts war Prinz Philips WWF, der grundsätzlich gegen jede Art von Wassertransfer von einem Flußlauf zu einem anderen irgendwo auf der Welt ist.

2004 veröffentlichte der WWF einen Bericht, worin Spanien als eines der drei europäischen Länder eingestuft wurde, die am schlechtesten mit Wasser umgingen. In einer Presseerklärung des WWF mit der Überschrift „Sieben Gründe, den spanischen Wasserwirtschaftsplan zu stoppen“ hieß es damals, dieser Plan sei „nach EU-Gesetzen illegal“, „wirtschaftlich nicht gerechtfertigt“ und - natürlich - „umweltschädlich“. Dadurch wurde eine Untersuchung des Europaparlaments ausgelöst, in der die Planung des spanischen Projekts mit dem „alten Sowjetstil der Wasserwirtschaft“ verglichen wurde; und die spanische Regierung sollte gefälligst zu den Vorwürfen des WWF Stellung nehmen. Das Ende vom Lied war, daß das Projekt eingestellt wurde.

Im Rahmen unseres Entwicklungsprogramms für den Mittelmeerraum wird das im früheren spanischen Wasserwirtschaftsplan vorgesehene Ebro-Wassertransferprojekt sofort wiederbelebt, wozu es jedoch erforderlich ist, den WWF und seinen Einfluß aus dem Land zu verbannen. Das hätte mehrere willkommene Nebeneffekte: Die grüne Gehirnwäsche der spanischen Jugend wäre vorbei, und möglicherweise bedeutete es sogar das Ende der spanischen Monarchie, denn immerhin ist König Juan Carlos einer der Ehrenpräsidenten des WWF.

Das Ebro-Projekt allein ist jedoch unzureichend, um die Wasserknappheit fast überall im Lande zu beheben. Ein ehrgeiziges nukleares Entsalzungsprogramm sollte eingeleitet werden, um Frischwasser buchstäblich zu produzieren.

Die beste Energiequelle, um eine Entsalzungsanlage zu betreiben, ist die Kernenergie. Am besten kommt hierfür der modulare gasgekühlte Hochtemperaturreaktor in Frage, der 350 MW erzeugen kann. In einem Verbund von vier solchen HTRs könnten insgesamt 1400 MW erzeugt werden. Mit einer solchen Energiemenge ließen sich in einer Entsalzungsanlage mit mehrstufiger Entspannungsverdampfung etwa 145 Mio. m3 Frischwasser pro Jahr herstellen. Darüber hinaus könnten noch 446 MW Strom erzeugt werden.

Wenn in Spanien vor allem entlang der Mittelmeerküste 10 solche HTR-Verbünde mit angeschlossenen Meerwasserentsalzungsanlagen gebaut werden, könnten 1,5 km3 Frischwasser pro Jahr erzeugt werden - 50% mehr als die vom Ebro abgeleitete Menge. Damit könnte die moderne Landwirtschaft in Spanien wirklich Fuß fassen und zahlreiche nachgelagerte Industriezweige mitziehen.

Tabelle 2:
Stromerzeugung in Spanien, 2010

(in 1000 GWh)
Energieträger Menge Anteil (%)
Erdgas 96 32%
Kernkraft 62 21%
Wind 44 15%
Sonne und andere „Erneuerbare“ 17   5%
Wasserkraft 39 13%
Kohle 26   9%
Gasöl 16   5%
Gesamt 300 100%
Quelle: INE

 

Tabelle 3:
Primärenergieverbrauch, 2010

(in Mio. Tonnen Öleinheiten)
Energieträger Verbrauch % d. Verbrauchs Erzeugung % d. Erzeugung % d. Verbrauchs
Erdöl 62,5 47% 0,1 0% 0%
Erdgas 31,0 23% 0,1 0% 0%
Kernkraft 16,2 12% 16,2 47% 100%
Erneuerbare 14,7 11% 14,7 43% 100%
Kohle 8,5 6% 3,0 9% 36%
Gesamt 132,1 100% 34,3 100% 26%
Quelle: INE

Wende zur Kernenergie

Spanien wird sich nie entwickeln, wenn es sich nicht von der grünen Ideologie des Britischen Empire löst, die sich im ganzen Land, vor allem unter der Jugend verbreitet und das Land zu einem Spitzenreiter der klinisch verrückten Förderung von Sonnen- und Windenergie gemacht hat.

Es hatte alles einmal vielversprechender angefangen, als 1964 in Spanien der Bau des ersten Kernkraftwerks begann, das 1968 ans Netz ging. In den siebziger und Anfang der achtziger Jahre nahmen insgesamt acht Kernkraftwerke den Betrieb auf. Doch 1983 verhängte die sozialistische Regierung unter Felipe Gonzalez ein Moratorium für den weiteren nuklearen Ausbau. Das Moratorium wurde 1994 erneut bekräftigt, und fünf Blöcke, die bereits im Bau waren, wurden aufgegeben.

Heute betreibt Spanien acht veraltete Kernkraftwerke, die 2010 21% der Stromerzeugung des Landes übernahmen. Mit Erdgas wurden 32% und mit Kohle 9% des Stroms erzeugt. Beträchtliche 15% des Stroms kommen von Windmühlen, 5% von Sonnenkollektoren und anderen sogenannten erneuerbaren Quellen (Tabelle 2). Anders gesagt, mit den katastrophal niedrigen Energieflußdichten von Wind und Sonne wird heute in Spanien genauso viel Strom erzeugt wie mit Kernkraft.

Aufgrund der massiven finanziellen Förderung von Wind und Sonne hat die installierte Kapazität in diesem Bereich in den letzten Jahren gewaltig zugenommen. Allerdings hat die Regierung die Subventionen für Solaranlagen zurückgefahren, als seit 2010 die Haushaltkürzung absolute Priorität erhielt.

Der Stromverbrauch hatte in Spanien bis 2008 ständig zugenommen, fiel dann jedoch auf das heutige Niveau von 5600 KWh/Jahr und Kopf zurück. Der gesamte Energieverbrauch erreichte ebenso 2007 seinen Höhepunkt und nahm danach um 15% pro Kopf ab. Bei seiner Energieversorgung ist Spanien extrem stark von Ölimporten abhängig. Öl macht 47% des gesamten Energieverbrauchs aus, Erdgas weitere 23% - und beides muß importiert werden. Kernkraft macht 12% des Gesamtenergieverbrauchs aus, und diese wird zu 100% in Spanien selbst hergestellt. Insgesamt produziert Spanien also nur ein Viertel der gesamten Energie, die es verbraucht, selbst (Tabelle 3).

Im Rahmen unseres Entwicklungsprogramms wird die Kernenergie an die Stelle des wahnwitzigen Ausbaus von Sonnen- und Windenergie treten, die weder die Energiemengen noch die für eine moderne Gesellschaft erforderlichen Energieflußdichten erzeugen. Selbst der verwirrte Don Quixote hatte verstanden, daß der Kampf gegen die Windmühlen das Gebot der Stunde war.

Derzeit erzeugen Kernkraftwerke in Spanien etwa 7500 MWe, ein Fünftel der gesamten Strommenge. Die vorgeschlagenen 10 HTR-Verbünde zur Meerwasserentsalzung sind ein guter Anfang zur Verbesserung der Lage. Sie würden 14.000 MWe pro Jahr erzeugen und so eine Verdreifachung der Gesamtleistung bewirken. Davon wären 9500 MWe für die Entsalzung zweckgebunden, und 4500 MWe wären als elektrischer Strom für allgemeine Zwecke verfügbar. Ein Dutzend oder mehr Kernkraftwerke der vierten Generation müßten im Landesinneren gebaut werden, um etwa 20.000 MWe pro Jahr zusätzlich zu erzeugen. Dadurch könnte in Spanien mit dem wirtschaftlich destruktiven Vorrang von Wind- und Sonnenenergie Schluß gemacht und auch die starke Abhängig von Öl- und Gasimporten abgebaut werden.

In Portugal müssen an der Südküste ebenso mindestens drei solche HTR-Verbünde gebaut werden, um Wasser zu entsalzen und zusätzlichen Strom zu erzeugen.

Die Brücke nach Afrika bauen ...

Einer der positiven Aspekte der physischen Wirtschaft Spaniens ist sein Eisenbahnsektor, sowohl, was die bestehende Infrastruktur angeht, als auch in Bezug auf seine weltweit führenden Entwicklungs- und Produktionskapazitäten für Eisenbahntechnik. Auf 2600 km des spanischen Schienennetzes sind Hochgeschwindigkeitsbahnen im Einsatz, und es sind bedeutende weitere Strecken im Bau. Nach den gegenwärtigen Plänen der Regierung - die im Rahmen der Euro-Zwangsjacke niemals realisiert werden könnten - sollen bis 2020 10.000 km für den Hochgeschwindigkeitsverkehr ausgebaut sein.

Spanien hat traditionell eine andere Spurweite (1668 mm) als die meisten übrigen Länder Europas (1435 mm), was bis vor kurzem ein Umsteigen der Passagiere bzw. ein Umladen der Fracht an der französischen Grenze erforderlich machte. Portugals noch etwas größere Spurweite von 1774 mm ist mit der spanischen kompatibel, sodaß die beiden oft als „iberische Spurweite“ bezeichnet werden. Die Spurweite ist auch ein großes Problem, wenn man nach Osten in die Ukraine, Weißrußland und Rußland fährt, die wiederum eine andere Spurweite haben (1520 mm).

Schon die Idee der Weltlandbrücke, vor allem, wenn man daran geht, Magnetbahnen und andere Hochgeschwindigkeitsbahnen zu bauen, verlangt eine Lösung dieses Problems. Neue Strecken können und sollten nach einem einheitlichen Standard gebaut werden, aber man braucht auch Übergangslösungen, um die bestehenden Eisenbahnnetze mit ihren verschiedenen Spurweiten zu verbinden. Anstatt Passagiere und Fracht von einem Zug auf den anderen zu transferieren (und die Lokomotiven zu wechseln), was sehr ineffizient ist, gibt es nun eine von spanischen Unternehmen entwickelte Technologie, die Spurweite der bestehenden Achsen automatisch während der Fahrt des Zuges zu ändern (bei ungefähr 15 km/h). Dazu sind speziell für diesen Zweck gebaute Achsen erforderlich.

Spaniens Talgo-Konzern leistet in diesem Bereicht Pionierarbeit und entwickelte schon 1969 das erste Spurwechselsystem für den kommerziellen Einsatz. Ein zweites spanisches Unternehmen, CAF, entwickelte 2003 sein eigenes System. Weitere Länder, in denen entsprechende Systeme produziert werden, sind Polen (SUW 2000, seit dem Jahr 2000), Japan (seit 2007) und Deutschland (Rafia, bisher noch nicht im kommerziellen Einsatz).

1988 beschloß Spanien, sein gesamtes Netz von Hochgeschwindigkeitsstrecken mit der europäischen (UIC-) Spurweite zu bauen. Derzeit sind dies im wesentlichen vier Strecken: Madrid-Barcelona, Madrid-Valencia, Madrid-Valladolid und Madrid-Sevilla/Malaga (siehe Karte 3).

Quelle: TEN-T Executive Agency
Karte 3: Auszubauende Eisenbahnstrecken in Spanien laut EU-Prioritäts-Projekt 19
Quelle: TEN-T Executive Agency
Karte 4: Auszubauende Frachteisenbahnstrecken in Spanien und Portugal laut EU-Prioritäts-Projekt 16
Quelle: SECEGSA (Spanien)
Karte 5: Geplanter Tunnel unter der Straße von Gibraltar (Spanien liegt auf dieser Karte links, Marokko rechts)

Es gibt eine Reihe spanischer Unternehmen, die heute im Hochgeschwindigkeitssektor tätig sind, wie Talgo, Renfe, CAF, AVE etc. CAF bekam kürzlich den Auftrag, fünf Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecken in der Türkei zu bauen. Talgo baute und betreibt Eisenbahnstrecken in Kasachstan, Argentinien, den Vereinigten Staaten und auf dem Korridor Portugal-Spanien-Frankreich-Schweiz-Italien. Sie haben auch gerade 17 Waggons und eine Lokomotive an die Russischen Eisenbahnen verkauft, die nun im durchgängigen Verkehr zwischen Moskau (russische Spurweite) und Berlin (UIC-Spurweite) im Einsatz sind. Die bestehenden Hochgeschwindigkeitsstrecken verbinden Berlin auch mit Paris und Perpignan, von wo aus sie künftig durch einen neuen Eisenbahntunnel unter den Pyrenäen nach Figueras auf der spanischen Seite und von dort weiter nach Barcelona und Madrid führen werden.

Der Erfolg des gesamten Marshallplans für den Mittelmeerraum wird davon abhängen, daß Spanien seine Stärken ausspielt und eine führende Rolle bei der Planung, dem Bau und im Export von Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnsystemen übernimmt. Dazu wird es gleichzeitig die entsprechenden Zuliefer-Industrien im Bau- und Stahlsektor, in der Metallverarbeitung, der Elektro- und Elektronikindustrie, der Telekommunikation etc. ausbauen und in den Bereich der Magnetbahntechnik einsteigen müssen. Die so geschaffenen neuen, produktiven Hochtechnologie-Arbeitsplätze werden einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die derzeitige Arbeitslosigkeit abzubauen.

Es gibt schon heute einige Eisenbahnstrecken, die Spanien und Portugal mit dem übrigen Europa verbinden, die weiter ausgebaut werden müssen. Dazu gehören (neben dem Korridor Madrid-Barcelona, der bereits in Betrieb ist):

Auch das Vorrangige Vorhaben Nr. 16 im Rahmen der Transeuropäischen Netze der Europäischen Union zum Bau einer Frachtbahnstrecke auf der Achse Sines/Algeciras-Madrid-Paris verbindet die wichtigen Häfen Sines in Südwest-Portugal und Algeciras (Südspanien) mit Mitteleuropa (siehe Karte 4). Dazu ist der Bau eines Hochgeschwindigkeits-Frachtkorridors notwendig, vor allem der Bau einer Pyrenäen-Querung für den Frachtverkehr mit hoher Kapazität, wozu der Bau eines langen Basistunnels durch die Pyrenäen erforderlich ist.

Dies ist zwar technisch machbar, aber aufgrund der derzeitigen Lage liegen diese Projekte der EU finanziell und politisch auf Eis und werden nicht verwirklicht werden, solange das Maastricht-Diktat fortbesteht.

Was Portugal angeht, so wurde das Abkommen mit Spanien zum Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke von Madrid nach Lissabon von der derzeitigen Regierung Passos Coelho 2011 auf Anweisung der Troika suspendiert. Nicht nur diese Strecke sollte gebaut werden, sondern auch die bestehenden spanischen Pläne zur Verbindung der beiden Länder durch vier Hochgeschwindigkeitsstrecken (Vigo-Porto, Palamanca-Porto, Madrid-Huelva-Lissabon und Sevilla-Huelva-Faro) sollten realisiert werden, außerdem die Hochgeschwindigkeitsstrecken von Lissabon nach Porto und von Lissabon nach Faro innerhalb Portugals - mit UIC-Spurweite (siehe Karte 3).

Der südlichste Punkt dieses Netzwerks in Spanien ist Algeciras. Von hier aus wird eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Tarifa und Cádiz gebaut werden, denn Tarifa wird der spanische Endpunkt eines Tunnels sein, durch den eine Hochgeschwindigkeitsbahn unter der Straße von Gibraltar hindurch nach Tanger in Marokko und damit zum afrikanischen Teil der Weltlandbrücke führen wird.

Der Bau eines solchen Tunnels wurde erstmals 1930 in Spanien vorgeschlagen, und seither wurden verschiedene Möglichkeiten untersucht, darunter der Bau einer feststehenden Brücke (was aufgrund der Unmöglichkeit, die Stützpfeiler in mehr als 300 m Wassertiefe zu gründen, wieder verworfen wurde), einer schwimmenden Brücke (was aufgrund der starken Strömungen in der Straße von Gibraltar wieder verworfen wurde) und eines am Meeresgrund verankerten Tunnels (was aufgrund der starken Strömung und der Instabilität des Meeresgrundes in der Region ebenfalls verworfen wurde).

2003 vereinbarten Spanien und Marokko daher, den Bau eines festen Tunnels zu untersuchen, und 2006 beauftragten die staatlichen Unternehmen SECEGSA (Spanien) und SNED (Marokko) die bekannte schweizerische Tunnelbau-Ingenieurfirma Lombardi, einen Plan für das Projekt auszuarbeiten. 2009 wurde der Lombardi-Vorschlag der EU vorgelegt - und seither geschah überhaupt nichts mehr, weil die gesamte Eurozone und das Weltfinanzsystem dabei sind zu kollabieren.

Auch der Lombardi-Vorschlag erwog den Bau einer Brücke am engsten Punkt zwischen den beiden Kontinenten (14 km), aber da der Meeresboden hier bis zu 900 m tief ist, wurde dies als nicht machbar aufgegeben. Die ausgewählte Route verläuft weiter westlich, von Tarifa/Spanien nach Tanger/Marokko, eine Route, wo der Meeresboden „nur“ 300 m tief ist - womit der Tunnel immer noch der tiefstgelegene Unterseetunnel der Welt wäre. Der Tunnel wäre etwa 40 km lang (siehe Karte 5) und bestünde aus zwei Röhren für die Passagier- und Frachtzüge sowie einem dazwischen liegenden Notfall- und Versorgungstunnel.

Lombardi schätzt angesichts der beim Bau zu lösenden Probleme, daß es etwa 15 Jahre dauern wird, diesen Tunnel zu bauen. Zu diesen Problemen gehören u.a. die Tatsache, daß der Tunnel durch eine der seismisch aktivsten Zonen der Welt, die Azoren-Gibraltar-Verwerfungszone, führen würde, sowie Schwierigkeiten in der Schichtung des Untergrundes, der als eine Art „Cocktail aus Sand, Gestein und Schlamm“ beschrieben wird - „der Alptraum eines Tunnelbauers“. Tatsächlich mußten die Ingenieure angesichts der Gesteinsformationen und der starken Meeresströmung bereits neue Bohrmethoden entwickeln, bloß um Probebohrungen durchführen zu können.

Zum Vergleich: Der Tunnel unter dem Ärmelkanal liegt nur 50 m unter dem Meeresspiegel, und er ist 49 km lang. Der Beringstraßen-Tunnel würde etwa gleich tief liegen (54 m) und insgesamt 85 km lang sein, aber dabei würde man sich die Diomeden-Inseln als „Zwischenstationen“ zunutze machen, sodaß die längste Tunnelstrecke hier etwa 35 km lang wäre.

Wenn der Gibraltartunnel gebaut und an das Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetz angeschlossen ist, wird man 1,5 h benötigen, um von Casablanca nach Tanger zu gelangen, 30 min für die Querung der Straße von Gibraltar nach Tarifa/Spanien, von dort knapp 3,5 h nach Madrid und weitere 2,5 h bis Barcelona. Man käme also in nur 8 h von Casablanca nach Barcelona!

Auf der gemeinsamen Internetseite von SECEGSA und SNED wird das Konzept des Projektes wie folgt zusammengefaßt: „Die feste Verbindung durch die Straße von Gibraltar kann man als die entscheidende Verbindung zwischen zwei Kontinenten und zwei großen Meeren betrachten, wodurch ein bis dahin nicht gekanntes Verkehrssystem zwischen Europa und Afrika und um das Mittelmeer herum geschaffen wird.“

Als Teil dieses Projektes wäre es angemessen, die Halbinsel Gibraltar, die Großbritannien seit dem 18. Jahrhundert besetzt hält, an Spanien zurückzugeben.

Auf marokkanischer Seite wird der Tunnel durch die Straße von Gibraltar mit einem nordafrikanischen Netz von Hochgeschwindigkeitsbahnen verbunden sein. Die Franzosen bauen schon jetzt Hochgeschwindigkeitsbahnen in Marokko, und das ganze nordafrikanische Eisenbahnprojekt ist ideal geeignet für eine Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Spanien und den betreffenden Ländern.

... und weiter zu anderen Planeten!

Aber um diese ehrgeizigen Projekte auf dem Planeten Erde verwirklichen zu können, muß die junge Generation für die wahre Mission der Menschheit, ihren extraterrestrischen Imperativ, begeistert werden. Die wissenschaftlichen Durchbrüche und der damit verbundene Optimismus, der heute vermißt wird, können nur durch einen solchen Fokus und eine solche Mission bewirkt werden.

Aus diesem Grund werden im Rahmen unseres Marshallplans für das Mittelmeerbecken auch ein europäisch-afrikanischer Weltraumbahnhof und eine damit verbundene Wissenschaftsstadt auf den Kanarischen Inseln entstehen. Dieser Ort - 100 km vor der Westküste Marokkos und auf gleicher Breite wie das amerikanische Cape Kennedy - ist ideal für ein solches Projekt.

Tatsächlich laufen auf den Kanaren schon jetzt etliche sehr fortgeschrittene Forschungsprojekte, denn die Inseln sind Standort einer Reihe von Observatorien. Als jüngstes und größtes wurde am 21. Mai 2012 das Sonnenteleskop GREGOR in Betrieb genommen. Dieses größte Teleskop Europas wird hier, auf einer Hochebene unterhalb des 3718 m hohen Vulkans Teide, von einem Forschungskonsortium des Kiepenheuer Instituts für Sonnenphysik, dem Astrophysischen Institut Potsdam, dem Institut für Astrophysik Göttingen und anderen internationalen Partnern betrieben, die 2000 mit dem Bau des GREGOR-Sonnenteleskops begannen.

Die Wissenschaftler werden mit dem GREGOR-Teleskop nicht direkt in die Sonne schauen - das werden elektronische Meßgeräte tun, wie z.B. Spektrographen, Polarimeter, Interferometer und Kameras. Durch drehbare Spiegel wird der mehrfach reflektierte, gebündelte Lichtstrahl zu den verschiedenen Instrumenten gelenkt. Ihr Zweck ist es, die verschiedenen physischen Parameter der Sonne mit bisher unbekannter Präzision zu messen, nicht zuletzt das Magnetfeld der Sonne, und so auch kleine Strukturen bis hinab zu einer Größe von 70 km sichtbar zu machen - eine erstaunliche hohe Auflösungskraft angesichts der Tatsache, daß die Sonne ungefähr 150 Mio. km von der Erde entfernt ist.

Teneriffa ist auch Standort einer ganzen Reihe weiterer astronomischer Observatorien, und es wird künftig einen größeren wissenschaftlichen Komplex und eine Weltraumstadt beherbergen, die durch eine Magnetbahn mit dem Flughafen verbunden sein werden - nicht zuletzt, weil das Gelände äußerst gebirgig ist und somit kaum geeignet für gewöhnliche schienengebundene Systeme. Das deutsche Eisenbahn-Forschungsinstitut in Berlin hat bereits eine Machbarkeitsstudie für den Bau einer Magnetbahn durchgeführt.

Die Insel Lanzarote, deren von Lava beherrschte Oberfläche stark an die Oberfläche von Mond und Mars erinnert, könnte als Testgelände für zukünftige europäisch-afrikanische Weltraummissionen dienen - die wahre Bestimmung der Menschheit.


Anmerkung

1. Lyndon H. LaRouche, Jr., Dialectical Economics: An Introduction to Marxist Political Economy, Heath, New York 1975.