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Neue Solidarität
Nr. 13, 28. März 2012

Die akute Kriegsgefahr stoppen!

Von Helga Zepp-LaRouche

In ihrem Internetforum am 17. März hielt die Bundesvorsitzende der Bürgerrechtsbewegung Solidarität, Helga Zepp-LaRouche, die folgende, für den Abdruck leicht bearbeitete Rede zur Lage der Welt.

Guten Abend, liebe Zuschauer, ich wende mich heute in dieser Internetadresse an Sie mit einem Thema, was für viele von Ihnen sicherlich als großer Schock kommen wird, aber ich sehe es als meine Pflicht an, diese Öffentlichkeit für die Gefahr eines Atomkrieges auf diese Weise herzustellen.

Natürlich ist die unmittelbare Kriegsgefahr in der Lage im Nahen und Mittleren Osten zu suchen, aber daraus kann kurzfristig, eigentlich sofort, die Gefahr eines potentiellen globalen thermonuklearen Krieges entstehen. Weder die Medien in Deutschland, aber wie ich sehen kann, weitgehend auch in Amerika und Europa, noch die Regierungen sagen der Bevölkerung die Wahrheit über diese Situation; aber jeder, der sich die Mühe machen möchte, kann das sehr leicht nachprüfen.

Grünes Licht für den Angriff auf den Iran

Ich fange mal mit der Sequenz der letzten Tage an, die das beleuchtet.

Am 15. März brachte die israelische Tageszeitung Ha’aretz einen Leitkommentar des Chefredakteurs dieser Zeitung, Aluf Benn, der dort die Einschätzung gab, daß Obama grünes Licht gegeben hat für einen Angriff auf den Iran durch Israel. Und zwar führt er in diesem Kommentar aus, daß es konkrete Hinweise gibt, wonach die offizielle Linie, die nach dem Besuch von Netanjahu in den USA ausgegeben worden ist, daß die USA mindestens zum jetzigen Zeitpunkt gegen einen solchen Krieg seien - das sei nicht die Realität, sondern Netanjahu, der sich während des Treffens der AIPAC-Konferenz vom 4.-6. März dort aufgehalten hatte, hätte de facto diese Zusicherung von Obama und eigentlich auch von dem britischen Premierminister Cameron, der im Anschluß auch in Washington war, bekommen. Und er führt dann in diesem Kommentar weiter aus, das sei genauso wie gegenüber der israelischen Siedlungspolitik, wo die amerikanische Politik auch offiziell dagegen sei, aber in Wirklichkeit könne Israel ungestört mit dieser Politik fortfahren, und das sei auch das gleiche wie schon während des Krieges von 1967, wo auch die offizielle amerikanische Position gewesen sei, daß kein Krieg gegen Ägypten gemacht werden sollte, aber wo man dann durch geheime Kanäle signalisiert hätte, es sei okay, Nasser zu bombardieren.

Aluf Benn schreibt dann weiter, daß Netanjahu die israelische Öffentlichkeit auf einen Krieg gegen den Iran vorbereitet und versucht, die Bevölkerung davon zu überzeugen, daß das angebliche iranische Atomwaffenprogramm eine existentielle Bedrohung Israels sei und die Gefahr eines zweiten Holocausts herbeirufe. Und deshalb sei das, was jetzt notwendig sei, ein Militärschlag gegen die Atomanlagen im Iran.

Nun muß man als Hintergrund dazu berücksichtigen, daß die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) im November 2011 mit einem Bericht an die Öffentlichkeit getreten ist, daß der Iran vielleicht schon in einem Jahr Atomwaffen hätte oder in der Lage sei, diese Atomwaffenprogramme so tief in unterirdische Bunker zu verlegen, daß sie nicht mehr erreichbar seien.

Nun, das steht in totalem Widerspruch zur sogenannten NIE, der National Intelligence Estimate, das ist die Einschätzung der Dachorganisation aller amerikanischen Geheimdienste, die nämlich ebenfalls im November 2011 ihre Einschätzung von 2007 wiederholte, daß ihrer Erkenntnis nach der Iran alle Atomwaffenprogramme seit 2003 beendet hätte und nicht wieder aufgenommen habe.

Die gleiche Ansicht wurde z.B. von dem ehemaligen Chef der IAEA Hans Blix geäußert, der zudem anmerkte, daß der jetzige Bericht der IAEA nur auf westlichen Geheimdienstquellen beruhe, die aber nicht nachgeprüft worden seien. Und auch der Generalstabschef der USA, General Dempsey, hat mehrfach betont, daß die USA keine Kenntnis haben, daß der Iran ein Atomwaffenprogramm verfolgt.

Wir haben natürlich, seit diese Geschichte in Ha’aretz erschienen ist, versucht, das mit gut plazierten Quellen in Amerika zu verifizieren, und konnten leider dadurch bestätigen, daß tatsächlich während des Treffens zwischen dem britischen Premierminister Cameron und Obama und zuvor zwischen Obama und Netanjahu eine gemeinsame Linie gefunden wurde, daß eben ein Militärschlag gegen den Iran jetzt auf der Tagesordnung steht.

Dem ging eine absolut blutrünstige Rede voraus, die Sir Kim Darroch, der Sicherheitsberater von Cameron, vor dessen Abreise in die USA vor dem britischen Kabinett gehalten hat, wo die Argumentation war, der Iran hätte Langstreckenraketen und könnte sehr bald die Vernichtung eines jeden Punktes auf der Erde innerhalb kürzester Zeit anrichten.

Man erinnert sich: Das war genau die Argumentation, die vor dem Irakkrieg benutzt wurde, wo sich dann auch herausstellte, daß das alles vollkommen manipulierte und gelogene Daten waren, die vom britischen Geheimdienst erfunden worden waren, was dann im Fall der USA dazu führte, daß die USA dem auf den Leim gingen und der Krieg dann seinen Lauf nahm.

Die eigentlichen Ziele: Rußland und China

Bei dem Militärschlag gegen den Iran, bzw. der Destabilisierung gegen Syrien geht es in Wirklichkeit um Rußland und China, und der wirkliche Hintergrund ist die Desintegration des transatlantischen Finanzsystems.

Der Zweck dieser Drohkulisse, die da aufgebaut wird, ist es, Moskau und Beijing zu einer völligen Kapitulation zu bringen und sie einzuspannen in den Versuch der Rettung des Finanzsystems; daß sie de facto ihre Souveränität aufgeben und auch einem Regimewechsel in Syrien zustimmen, einem Regimewechsel im Iran, und natürlich sind dann auch auf der Tagesordnung Regimewechsel für Moskau und für China.

Es ist jetzt schon der Fall, daß Israel modernstes Kriegsgerät erhält - zwei zusätzliche Tankflugzeuge, die für das Nachtanken der Flugzeuge notwendig sind, weil die Strecke zwischen Israel und dem Iran das erforderlich macht; sie sind dabei, hochentwickelte Bunker-Buster-Bomben - also Bomben, die in tiefliegende Bunker eindringen können - zu erhalten, und auch elektronisches Gerät, um z.B. die iranische Luftabwehr auszuschalten. Es sollen auch Verhandlungen über Rettungsteams stattfinden für den Fall, daß Israel Kampfflugzeuge abgeschossen bekommt, daß dann eben Rettungsteams da sind, um die Piloten und Mannschaften zu retten, und die sollen im Irak stationiert werden oder auch in den Grenzgebieten von Aserbeidschan.

Geplant sind auch sogenannte Cyber-Attacken, wie es ja in der Vergangenheit schon mal mit dem sogenannten Stuxnet-Computervirus gegen die Kontrollsysteme in den iranischen Forschungsanlagen stattgefunden hat, und es soll die Aufgabe dieser Cyber-Attacken sein, dafür zu sorgen, daß zehn Stunden lang im Iran die Stromnetze lahmgelegt werden, in der Zeit, wo dieser Angriff geplant ist.

Schon vor einigen Wochen, vor diesem Artikel in Ha’aretz, hatte der amerikanische Verteidigungsminister Panetta davon gesprochen, daß ein Angriff Israels auf den Iran in der Zeit zwischen April und Juni sehr wahrscheinlich sei.

Es ist Panetta, Dempsey und anderen Militärs, sowohl aktiven wie im Ruhestand, zu verdanken, daß der Krieg nicht schon stattgefunden hat. Diese Militärs versuchen im Augenblick, diesen Krieg um jeden Preis zu verhindern.

Aber wie uns verläßliche Quellen auch mitgeteilt haben: Es gibt keine Garantie, daß diese Militärs den Befehl verweigern werden, wenn sie von Obama den Befehl zum Krieg erhalten sollten.

Die offizielle Linie, die nach dem Besuch von Netanjahu in Amerika auftauchte, war, daß der Angriff bis nach der US-Wahl verschoben werden soll, und das ist nach allem, was wir im Augenblick wissen, wirklich eine Lüge, denn alle Vorbereitungen für diesen Schlag laufen auf Hochtouren. Und das ist allen Kräften in der Region bekannt.

Rußland ist vorbereitet

Rußland hat in vielen verschiedenen Erklärungen die klare Botschaft übermittelt, daß sie mit einem Krieg rechnen, daß sie vorbereitet sind. Z.B. hat Viktor Oserow, der Chef des Ausschusses für Verteidigung und Sicherheit im Föderationsrat, gesagt, niemand wird Einzelheiten dieses Planes bekanntgeben. In Kommersant schrieb der Autor Wladimir Solowjow, das russische Verteidigungsministerium habe sehr deutlich gemacht, daß sie auf diesen Fall eines Krieges gegen den Iran vorbereitet sind, und auch auf die möglichen großen Flüchtlingsströme, die dann aus dem Iran fliehen würden nach Rußland, oder auch eine Neuentfachung alter Konflikte wie Nagorno-Karabach, falls Aserbeidschan in den Konflikt mit einbezogen würde.

In einer Sendung von Russia Today vom 14. März wurde noch einmal die Rede zitiert, die der russische Generalstabschef Makarow vor dem russischen Beratungsgremium, der „Öffentlichen Kammer“, das von Putin eingerichtet worden war, im November 2011 gehalten hat, wo er nämlich von der Möglichkeit eines regionalen Krieges im gesamten Grenzgebiet entlang der russischen Grenze gesprochen hat, und gewarnt hat, daß diese Konflikte zu einem großen Krieg führen könnten, bei dem selbst der Einsatz von thermonuklearen Waffen möglich sei.

Der stellvertretende russische Außenminister Michail Bogdanow hat den Westen zusätzlich gewarnt, daß die Behauptung, die Assad-Regierung sei nicht legitim, inakzeptabel sei und zusätzlich ein falsches Signal an die Opposition in Syrien senden würde, mit ernsten Folgen für Syrien und die Region.

Aufmarsch zum Weltkrieg

Entgegen allen Medienberichten über die brutale Vorgehensweise der Assad-Regierung ist allen westlichen Regierungen bekannt, daß die syrische Opposition von Saudi-Arabien finanziert wird, von Katar, daß dort Al-Kaida-Mitglieder aus dem Irak zum Einsatz kommen, daß in Libyen Terroristen ausgebildet werden, die ebenfalls versuchen, die Assad-Regierung zu stürzen. Es ist also sehr, sehr viel Scheinheiligkeit und psychologische Kriegsführung und schwarze Propaganda dort im Spiel, während die Wahrheit ist, daß diese Politik nicht nur auf einen Regimewechsel in Syrien hinausläuft.

Aber auch auf der amerikanischen Seite laufen ganz offene, für jeden nachvollziehbare oder nachforschbare Kriegsoperationen. So hat gerade der Chef für Marineoperationen, Admiral Jonathan Greenert, vor dem Verteidigungsausschuß des Senats bekanntgegeben, was die US-Marine an Vorbereitungen für den Irankrieg im Augenblick in Gang gesetzt hat. Z.B. schickt man vier weitere Minensuchschiffe, die zu den vier schon vor Ort befindlichen stoßen sollen. Es werden weiterhin vier Minensuch-Hubschrauber entsandt, die eng mit den britischen Minensuchschiffen vor Ort zusammenarbeiten sollen. Dann befindet sich der Flugzeugträger USS Enterprise vor Ort, d.h. im Indischen Ozean; im Golf der Flugzeugträger USS Carl Vinson, die USS John C. Stennis befindet sich ebenfalls schon im Arabischen Meer, und es ist im Gang der Umbau der USS Ponce in eine Plattform für Spezialoperationen, die dort verbleiben soll.

Man muß sich vergegenwärtigen, daß diese Flugzeugträger die Kapazität haben, Hunderte von Kampfflugzeugen und eine unglaubliche Menge von Marschflugkörpern zu bedienen, die alle mehrfache atomare Sprengköpfe an Bord haben.

Zusätzlich gibt es eine ganze Flotte von Zerstörern und Fregatten, und angesichts dieses enormen nuklearen Potentials, das dort angesammelt ist und das in gar keinem Verhältnis steht etwa zu der Notwendigkeit der Unterstützung syrischer Rebellen oder auch nur eines potentiellen Schlags gegen den Iran, ist die Wahrscheinlichkeit, daß, wenn es zum Krieg kommt, daß es dann ein Nuklearkrieg sein wird von Anfang an.

Genau in diese Richtung ging ein Kommentar am 14. März in UPI, von einem US-Militärstrategen und ehemaligen Militär, Harlan K. Ullman, der bekannt dafür ist, daß er die Doktrin des sogenannten „Shock and Awe“, also eine Art Schrecklichkeitsdoktrin, erfunden hat, und der hat dort dargelegt, wie sich ein solcher Krieg entwickeln könnte.

Er sagt, es könnte durchaus sein, daß ein solcher Luftschlag nicht vom Westen, über den Luftraum des Iraks, gemacht würde, sondern vom Norden her, also etwa über Georgien, und auch Rußland hat schon ähnliche Warnungen veröffentlicht, daß sie so eine Möglichkeit in Betracht ziehen.

Und er, also dieser Herr Ullman, vermutet dann weiter, daß wenn Israel den Iran wirklich als existentielle Bedrohung betrachtet und es klar ist, daß Waffen, die tief in unterirdische Anlagen vordringen können, möglicherweise zu schwer sind für den Transport über lange Distanzen, daß es dann durchaus denkbar sei, daß Israel den Einsatz von Atomwaffen in Erwägung ziehen könnte; immerhin hat Israel schätzungsweise zwischen 80 und 400 Atomraketen. Und Ullman fragt dann: „Hat Israel vielleicht keine andere Option?“

Das ist übrigens dieselbe Vermutung, die schon vor einiger Zeit von General Barry McCaffrey in einem Briefing geäußert wurde, daß Israel einen präventiven Atomschlag vorbereiten könnte. Dieselbe Befürchtung wurde auch ausgesprochen von einem Mitglied der Organisation „Ärzte gegen den Atomkrieg“, Jens-Peter Steffen, der eben auch nicht ausschließt, daß Israel einen Atomschlag machen könnte, weil die konventionellen Waffen nicht ausreichen.

Nun ist das nur ein Aspekt der Kriegsgefahr. Putin hat schon im Februar bei einem Treffen mit Militärs, Wissenschaftlern, strategischen Experten in Sarow, dem größten russischen Nuklearzentrum, eine solche Diskussion gehabt. Dort hat z.B. Jewgenij Welikow, der Mitglied der Akademie der Wissenschaften ist und Präsident des Kurtschatow-Instituts, vorgeschlagen, daß Rußland das Raketenabwehrsystem um Moskau mit Atomwaffen ausstatten könnte, um eine solche „nuclear interception“, ein Abfangen von eindringenden feindlichen Atomraketen mittels Atomraketen, planen könnte, was den Vorteil hätte, daß es verläßlicher sei als Raketen-zu-Raketen-Maßnahmen. Natürlich käme es dann zu einem sehr großen radioaktiven Fallout über russischem Territorium, aber das sei immer noch weniger, als wenn es zum erfolgreichen Auftreffen feindlicher Atomraketen auf russischem Territorium käme. Und Welikow hat diesen Vorschlag dann bezeichnet als „dringenden Weckruf für den Westen“, weil das natürlich völlig inakzeptabel sei für die USA, aber vor allen Dingen für Europa.

Ein nuklearer Winter droht

Man muß sich vergegenwärtigen, daß dies, wenn es dazu kommt, die potentielle Auslöschung der menschlichen Gattung bedeuten würde. Wenn nur 1-2% aller thermonuklearen Waffen, die existieren, zum Einsatz kommen, würde bei einem solchen Schlagaustausch soviel Staub in die 80 km hohe Mesosphäre gelangen, daß für lange, lange Zeit kein Sonnenlicht durchkommen würde; es wäre jahrelang total dunkel auf der Welt, die Temperaturen würden wegen dieser fehlenden Sonneneinstrahlung weit unter null Grad abfallen, es gibt Berechnungen, daß es für lange Zeit bis zu -40 Grad kalt werden könnte. Es würde keinerlei Vegetation mehr geben, keine Tiere und Pflanzen, und 100% aller Menschen würden verhungern. D.h., wir hätten einen sogenannten „nuklearen Winter“, wo der Atomkrieg klimatische Effekte zur Folge hätte, die eben das menschliche Leben vollkommen unmöglich machen würde.

Diese Überlegungen oder Studien wurden 2008 von einem Prof. Allen Robock von der Rutgers-Universität in New Jersey dem amerikanischen Senat vorgestellt, und er hat dort in einer umfangreichen Studie, die im Internet jedem zugänglich ist, die Untersuchung gemacht, daß es, wenn auf beiden Seiten „nur“ 50 thermonukleare Atomwaffen von der Größe der Bombe von Hiroshima zum Einsatz kämen, zu einem in der Geschichte der Menschheit beispiellosen Klimawandel kommen würde. D.h., wenn nur 0,03% des globalen atomaren Arsenals eingesetzt würden, wäre das genug, um die Menschheit auszurotten. Es würde sich eine globale Rauchwolke entwickeln, und sobald die durch die Erhitzung in die Stratosphäre gelangt, würde die Ozonschicht zerstört, und der Rauch von brennenden Städten und Industrieanlagen würde mehrere Jahre lang das Klima zerstören (siehe Abb. 1).

Bild: Alan Robock, Rutgers University
Abb. 1: Diese Animation, die Sie auf der Internetseite der Rutgers University anschauen können, zeigt die klimatischen Konsequenzen eines nuklearen Konfliktes.

Es gibt mehrere Beispiele, wo man Messungen machen konnte, was der Effekt ist von solchen Phänomenen, z.B. wenn Städte brennen. Man konnte die Energie berechnen, die dann freigesetzt wird, und die Folgen, wenn der Rauch in die obere Atmosphäre aufsteigt, z.B. bei dem Erdbeben von 1906 in San Francisco, dann natürlich bei der Bombardierung der Städte im 2. Weltkrieg - Tokio, Dresden, Hamburg, Hiroshima, Nagasaki. Aber schon ein einfacher Saisonwechsel vom Sommer zum Winter macht jedem erfahrbar, daß das Klima kühler wird. Alle diese Phänomene helfen, den Effekt von verminderter Sonneneinstrahlung zu messen.

Dann gibt es natürlich Erhebungen über die Vulkanausbrüche - von Tambora 1815, Krakatau 1883, wo eine Schwefel-Aerosol-Wolke sich durch die Winde in der Stratosphäre verbreitet hat, und das durchaus einen Hinweis darauf gibt, wie sich eine solche nukleare Explosion auswirken würde.

Wir müssen uns der Tatsache stellen, daß wir, wenn es zu diesem Krieg kommt, mit der Auslöschung der Menschheit konfrontiert sind, d.h., wir sind heute mit exakt demselben Phänomen konfrontiert, das zum Aussterben der Dinosaurier in der sogenannten KT-Extinktion vor etwa 65 Millionen Jahren geführt hat.

Widerstand aus dem Militär

Wenn mehrere aktive israelische Geheimdienstchefs und Militärführer sagen, daß sie befürchten, daß bei einem solchen Schlag gegen den Iran nicht nur Israel ausgelöscht würde, sondern die gesamte Region für 100 Jahre, dann ist das noch eine relativ milde Einschätzung, weil die Menschheit dann vielleicht wirklich nicht mehr existieren würde.

Das ist vielen Militärs bekannt. Ich kann Ihnen das mit absoluter Sicherheit sagen, daß viele Militärs in führenden Positionen und andere wissen, daß wir an diesem Punkt angelangt sind. Das ist der Grund, warum der republikanische Kongreßabgeordnete Walter Jones vor etwa zwei Wochen die sogenannte Resolution 107 in den Kongreß eingeführt hat, die besagt, daß,  wenn ein Präsident der USA den Einsatz militärischer Mittel ohne vorherige Zustimmung des Kongresses durchführt, daß es sich dann um ein Verbrechen handelt, das die sofortige Amtsenthebung zur Folge haben muß.

Diese Resolution zirkuliert im Augenblick überall in den USA, sie wurde berichtet in NBC Radio, in der viel gelesenen Zeitschrift The Hill, sie wurde verbreitet in vielen Blogs im Internet, und das ist etwas, was reflektiert, daß nicht nur Walter Jones, sondern viele Militärs in Amerika die unmittelbare Gefahr weiterer Kriege gegen Syrien und den Iran kennen.

Was die Gemüter noch weiter erregt hat, ist eine Aussage von Verteidigungsminister Panetta bei einer Anhörung im US-Senat in der letzten Woche, wo Senator Sessions, ein Republikaner aus Alabama, Panetta gefragt hatte, wie der Prozeß der Entscheidung abläuft, wenn es zu Kriegen kommt, und Panetta sagte: Die Entscheidung, ob wir weitere Kriege machen, die wird mit der NATO getroffen, mit der UN, mit unseren Verbündeten, und dann überlegen wir, ob wir den amerikanischen Kongreß informieren und eventuell sogar die Zustimmung einholen - oder nicht.

Das ist eine totale Ausschaltung der amerikanischen Verfassung, des sogenannten „War Powers Act“, wo die Verfasser der amerikanischen Verfassung mit gutem Grund die Macht, Kriege zu erklären, ausschließlich in die Hände des Kongresses gelegt haben, und nicht einem Präsidenten diese Machtbefugnis zugestehen. Und es ist die Meinung der Leute, die diese Resolution 107 formuliert haben, daß das - also die Notwendigkeit, die Zustimmung des Kongresses einzuholen - auch für den Fall gilt, daß Israel den Krieg beginnt und dann im Gegenzug US-Basen und -Truppen angegriffen werden, und es gilt auch für eine militärische Operation gegen Syrien und auch für die über 100 Nationen, in denen US-Spezialtruppen operieren, und auch für den Einsatz von Drohnen, der ja massiv ist, wie man inzwischen weiß.

In Deutschland bisher kaum ein Thema

In Deutschland gibt es unglücklicherweise bisher nur eine Handvoll von Experten, Friedensforschern, ehemaligen Diplomaten, die über diese Lage wirklich alarmiert sind. Die Masse der Bevölkerung hat keine Ahnung, in welcher Gefahr wir uns befinden.

Ein kleiner Aspekt davon ist dadurch an die Öffentlichkeit gekommen, daß Professor Ischinger, der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, vor kurzem in der FAZ einen Artikel hatte mit der Überschrift, „Deutschland, Israel und die iranische Bombe“, in dem er darauf hinwies, daß die Rede, die Frau Merkel 2008 in der Knesseth, also dem israelischen Parlament, gehalten hat, uns leider in eine bedenkliche Situation bringt, weil sie dort gesagt hat, daß die „Sicherheit Israels die deutsche Staatsraison“ sei. Und Professor Ischinger stellt dann die Frage: „Was ist aber, wenn Israel den Iran angreift?“ Und er verlangt dann eine öffentliche Debatte darüber, weil Deutschland dann natürlich sofort involviert wäre.

Nun hat ein Prof. Werner Link in einem Leserbrief auf diesen Artikel geantwortet, begrüßt es, daß darin eine öffentliche Debatte gefordert wird, und sagt dann, daß es im Gegensatz seine Meinung ist, daß eine „Verteidigungsunterstützung“ schon als Angriffsunterstützung ausdrücklich verboten ist, nach Artikel 26 des Grundgesetzes, daß schon die Vorbereitung einer solchen Verteidigungsunterstützung verfassungswidrig sei, und daß natürlich dann auch der Blankoscheck, den die Frau Merkel gegeben hat, ebenfalls verfassungswidrig ist.

Das heißt, es ist allen Menschen, die wissen, was auf dem Spiel steht, klar, daß dieser Krieg um jeden Preis verhindert werden muß, weil er die Auslöschung der menschlichen Gattung bedeuten würde.

Die verpaßte Chance von 1989

Wie sind wir an diesen Punkt gekommen? Als die Sowjetunion sich zwischen 1989 und 1991 auflöste, hätte man eigentlich, angesichts der Tatsache, daß es keinen Gegner mehr gab, eine Friedensordnung für das 21. Jahrhundert auf die Tagesordnung setzen können. Und genau das hat unsere Bewegung damals gemacht - zuerst mit dem Produktiven Dreieck, dann mit dem Vorschlag der Eurasischen Landbrücke; d.h., daß man die Bevölkerungs- und Industriezentren Europas mit denen in Asien verbunden hätte, und die Lebensbedingungen für alle Nationen durch gemeinschaftliche Entwicklung der Infrastruktur und Industrie des eurasischen Kontinents verbessert hätte, und damit eine Ebene der Vernunft geschaffen hätte, die eben wirklich eine Garantie für Frieden gewesen wäre.

Nun, wir wissen, daß das leider nicht verwirklicht wurde, weil damals in Amerika in der Bush-senior-Administration die Neocons auftauchten und dort die „New American Century“-Doktrin verkündeten, die Idee, daß man jetzt, nachdem die Sowjetunion und der Warschauer Pakt weg waren, ein Welt-Empire aufbaut, basierend auf der anglo-amerikanischen Sonderbeziehung zwischen Großbritannien und den USA, und daß man alle Regierungen, die sich dem widersetzen, durch Regimewechsel allmählich beseitigt.

Das war die Basis für den ersten Golfkrieg, den ersten Irak-Krieg. Diese Politik wurde dann lediglich in den acht Jahren der Clinton-Administration unterbrochen, aber diese Politik des Regimewechsels war dann mit Bush junior sofort wieder auf der Tagesordnung, eben gegen den Irak, Saddam Hussein, Afghanistan, dann der Krieg gegen Libyen und die bestialische Ermordung von Gaddafi. Dazu gehört auch die sogenannte „weiße Revolution“ und die massive Kampagne gegen Präsident Putin, seitdem er seine erneute Kandidatur angekündigt hatte im Vorfeld der Parlamentswahlen und selbst jetzt, nachdem eine unbestreitbare Mehrheit ihn gewählt hatte, und es ist die Politik gegenüber China, wie es z.B. der republikanische Senator McCain auf der Münchner Sicherheitskonferenz unverhohlen geäußert hat.

Rückfall in die Barbarei

Aber wenn wir uns einmal die Folgen dieser Politik anschauen, dann muß man feststellen: Es ist die Politik eines sterbenden Empire, die nur eine Spur der grausamen Zerstörung hinterläßt. Nirgendwo wird das deutlicher als im Augenblick in Afghanistan, wo im Grunde nach insgesamt 30 Jahren Krieg und zehneinhalb Jahren Afghanistankrieg deutlich ist, daß sowohl auf der Seite der afghanischen Bevölkerung ein Erschöpfungsfaktor eingetreten ist, der die Existenz Afghanistans in Frage stellt, aber genauso auf der Seite der US-Truppen und der NATO-Truppen.

Es gab eine Serie von Vorfällen: die Schändung von Leichen von Taliban-Kämpfern, die Verbrennungen des Korans. Leichenschändungen - das ist so ziemlich das allerschlimmste barbarische Verbrechen - und Koranverbrennungen sind natürlich geeignet, die Emotionen für lange Zeit in Richtung Religionskriege zu schüren. Dann jetzt der jüngste Vorfall, wo angeblich ein durchgeknallter US-Soldat 16 Menschen getötet hat, darunter neun Kinder, es sich jetzt aber nach Augenzeugenberichten herausstellt, daß es nicht ein Soldat war, sondern wahrscheinlich mehrere, die auf einem Rachefeldzug waren wegen früherer Tötungen amerikanischer Soldaten, und die dann Kinder im Schlaf erschossen, mit Benzin übergossen und angesteckt haben. Das ist der Rückfall in die Barbarei.

Der russische Drogenbeauftragte Viktor Iwanow hat gerade, am 12. März dieses Jahres, vor der UN-Drogenkommission in Wien eine Rede gehalten, wo er unter anderem den Punkt macht, daß in Afghanistan durch Opium und Heroin eine Million Menschen umgekommen sind in den letzten zehneinhalb Jahren, seit Beginn der sogenannten Operation „Enduring Freedom“ - das ist der Codename für den Krieg in Afghanistan -, und daß die afghanische Drogenproduktion eine Billion Dollar, also 1000 Milliarden Dollar, an Drogengeldern in das internationale Finanz- und Mafiasystem geschleust hat, und daß die Drogenproduktion sich seit dieser „Operation Enduring Freedom“ insgesamt auf das Vierzigfache vermehrt hat (siehe Abb. 2).

Bild: IDMRR
Abb. 2: Seit der Besetzung Afghanistans durch US- und NATO-Truppen ist die Rauschgiftproduktion in Afghanistan auf das Vierzigfache gestiegen. Rußland wird mit Heroin geradezu überschwemmt.

Iwanow hat dann darauf hingewiesen, daß das zu einer totalen humanitären Katastrophe geführt hat - in ganz Eurasien, aber auch in Afghanistan selbst. 7% der Bevölkerung sind drogenabhängig, die ganze Generation der Kinder sei verloren, sie seien abhängig von Opium und Heroin, in den Blutproben der Kinder habe man ein extrem hohes Niveau von Drogen gefunden, ebenso in ihrer Kleidung, in ihren Haaren, in der Muttermilch.

Totale Erschöpfung Afghanistans

Afghanistan ist an einem Punkt angekommen, wo ich aus Gesprächen mit Bürgern von Afghanistan sagen kann: Diese Nation ist dabei, zu zerbrechen. Der Horror der fortgesetzten Tötungen, die Übermüdung, Erschöpfung, Hunger, Durst, Isolation, Angst vor dem Unbekannten, der Anblick von toten oder verstümmelten Menschen haben zu einer moralischen Atrophie geführt, die das Resultat einer jahrzehntelangen Überbeanspruchung und mehrerer Kriege ist.

Man muß sich erinnern, daß der Krieg in Afghanistan 1980 begonnen hat, als nämlich Brzezinski mit der Trilateralen Kommission zu dem „genialen“ Schluß kam, die Mudschaheddin auszubilden für den Krieg gegen die Sowjetunion in Afghanistan, und die Bevölkerung hat nun einfach den Punkt erreicht, wo der Kollaps wirklich offensichtlich ist.

Wenn man noch einmal überlegt, wie es überhaupt gekommen ist zu diesem Krieg in Afghanistan - zumindest diesem jüngsten Krieg -, dann war natürlich der Anlaß der 11. September [2001]; die NATO hat sich auf Artikel 5 berufen, warum die Verbündeten da auch mit eingreifen sollten.

Mein Mann hat schon am 11. September, als ihm die Nachricht auf den Schreibtisch gelegt wurde, daß die Türme in New York angegriffen werden, spontan und ohne irgendwelche Konsultationen mit irgendwem gesagt, daß diese Operation nur möglich sei durch die Beteiligung korrupter Elemente des amerikanischen Sicherheitsapparates, weil er die Bedingungen der Luftabwehr und ähnliche Sachen kannte, und er hat gesagt, daß da tatsächlich dieser Verdacht bestünde.

Er hatte schon am 3. Januar [2001] gesagt - also drei Wochen, bevor die Bush-Administration ins Amt kam -, daß es zu so einem Reichstagsbrand kommen würde, weil die Bush-Administration mit Finanzschwierigkeiten des globalen Finanzsystems konfrontiert sein würde, und dann eben dazu neigen würde, einen neuen Reichstagsbrand zu inszenieren. Als dann tatsächlich der Überfall am 11. September passierte, äußerte er spontan diese Einschätzung.

Inzwischen gibt es dafür Belege, und zwar hat die New York Times gerade einen Artikel veröffentlicht, in dem eidesstattliche Erklärungen von Senator Kerrey und Senator Graham erwähnt werden, die auch in schriftlicher Form vorliegen, daß man bei den Untersuchungen der Kommission zum 11. September offensichtlich auf die Rolle der saudischen Regierung bei der Unterstützung der Entführer, der Piloten, gestoßen ist, und gefragt wird, wieso der Cover-Up [die Vertuschung] über diesen Tatbestand nicht nur von der Bush-Administration gemacht wurde, sondern auch von der Obama-Administration fortgesetzt wird. Also das ist auch auf der Tagesordnung.

Auch der Euro ist gescheitert

Wenden wir uns nun einem weiteren gescheiterten Experiment zu.

Teil dieser Politik der Globalisierung nach dem Kollaps der Sowjetunion war natürlich die Einführung des Euro in Europa. Wir haben hinlänglich dokumentiert, daß die Aufgabe der D-Mark und die Einführung des Euro der Preis waren für die deutsche Wiedervereinigung. Damals haben Margaret Thatcher, François Mitterrand und George Bush senior verlangt, daß Deutschland sich selbst eindämmt, indem es sich praktisch in die EU-Struktur des Maastrichter Vertrages aufgibt.

Wir haben von vornherein gesagt - lange bevor der Euro eingeführt wurde -, daß er nie funktionieren könne. Denn man kann nicht Länder mit so unterschiedlicher Wirtschaftsstruktur wie Griechenland, Portugal, Spanien, und hochindustrialisierte Länder wie Deutschland und andere, in einen Wirtschaftsraum bringen. Von daher war die Eurozone niemals ein optimaler Wirtschaftsraum.

Aber nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise im Juli 2007 und der Antwort der G-20-Staaten, auf diese Krise nur mit endlosen Rettungspaketen zu reagieren, hat sich die Situation massiv verschlechtert, auch was die Verschuldung z.B. von Griechenland betraf. Denn man hat in großem Maßstab private Schulden in staatliche Schulden verwandelt, und man hat dann versucht, diese staatlichen Schulden durch brutale Kürzungen im Sozialsystem für die Bevölkerung zu reduzieren.

In Griechenland sieht man, wozu das geführt hat. Nach dreieinhalb Jahren brutalster Kürzungen ist die Lage in Griechenland praktisch auf einem afrikanischen Niveau. Die Gesundheitssituation ist dadurch gekennzeichnet, daß wir einen dramatischen Anstieg von AIDS haben; Malaria - Malaria, eine absolut behandelbare Krankheit! - breitet sich in Griechenland aus. Die Finanzierung der Krankenhäusern ist um 40% reduziert, für die medizinische Versorgung hat die staatliche Finanzierung um 50% abgenommen, Obdachlosigkeit wächst, Hunger, Tuberkulose, das sogenannte West Nile Fever - all das führt eben zu einer dramatischen Lebensverkürzung. Die Arbeitslosigkeit ist enorm, bei über 20%, bei Jugendlichen über 40%, man hat die Arbeitslosenunterstützung gerade noch einmal um 25% gekürzt, Langzeitarbeitslosen wurde die Unterstützung gekürzt von 200 Euro auf etwa 130 Euro.

Aber die Entwicklung geht in dieselbe Richtung in Portugal, Spanien, Italien.

ESM-Vertrag erfordert Volksabstimmung

Und nun hatten die EU und Regierungschefs die „geniale“ Idee - oder haben schon unterzeichnet -, des ESM, des „European Stability Mechanism“, und damit die Idee eines permanenten Rettungsfonds, der für zukünftige Rettungsaktionen praktisch mit unbegrenzter Liquidität ausgestattet wird. Und das bedeutet, daß wir in ganz schnellem Tempo auf eine Hyperinflation zusteuern, wie in Deutschland 1923.

Es ist bezeichnend, daß der 87 Jahre alte Helmut Schlesinger, ehemaliger Chef der Bundesbank, jetzt in der FAZ einen Artikel verfaßte, in dem er sagt, daß die EZB im Augenblick eine Geldflut in Umlauf bringt, wie es normalerweise nur zu Kriegszeiten der Fall ist, und daß das katastrophale Konsequenzen haben würde.

Wenn man das Gesamtpaket der Maßnahmen der Regierungen anschaut - Fiskalunion, Schuldenbremse, ESM -, dann ist völlig offensichtlich, daß es nicht nur eine Politik ist wie die von Brüning Anfang der dreißiger Jahre, sondern daß wir damit in eine wirklich tiefe Depression stürzen, bei gleichzeitiger Hyperinflation; daß wir mit dieser Politik jede Souveränität verlieren, daß von Demokratie zu reden, ein Witz geworden ist.

Die EU hat nicht nur ein Demokratie-„Defizit“, sondern sie ist dabei, sich in eine offene Diktatur zu verwandeln. Und es ist ganz offensichtlich die Grenze überschritten, die das Karlsruher Verfassungsgericht in seinem sog. Lissabon-Urteil von 2009 gegeben hat, daß nämlich eine weitere Kompetenzübertragung an die EU auf jeden Fall eine Volksabstimmung nach Art. 146 des Grundgesetzes erfordert, und ich fordere hiermit explizit eine solche Volksabstimmung, denn alles andere wäre wirklich ein Verfassungsbruch, der nicht hingenommen werden kann.

Das heißt, wir haben im Augenblick eine beispiellose Situation. Wir haben eine akute Kriegsgefahr, wir haben die Gefahr von Faschismus und Diktatur in Europa, aber auch in Amerika, weil in Amerika auch unglaubliche Verfassungsbrüche stattgefunden haben, und das ist alles das Resultat des Versuches, ein anglo-amerikanisches Welt-Empire zu errichten.

Diese Kriegsgefahr resultiert genau aus dieser Dynamik, daß wir in der transatlantischen Region einen Kollaps haben, während Rußland, China und andere asiatische Staaten noch relativ gute Wachstumsraten haben. Der Versuch, das oligarchische System, das mit dieser Globalisierung verbunden ist, zu retten, ist genauso unmöglich wie der Versuch der Dinosaurier - falls sie es versucht hätten -, ihre Ausrottung zu verhindern. Die Menschheit wird in dieser Situation nur überleben, wenn wir dieses oligarchische Modell abschütteln.

Die gemeinsamen Ziele der Menschheit

Es gibt Lösungen, die sogar relativ einfach durchzusetzen sind.

Wir brauchen zunächst einmal als ersten Schritt ein globales Trennbankensystem in der Tradition des Glass-Steagall-Standards von Franklin D. Roosevelt, d.h., wir müssen die Geschäftsbanken unter staatlichen Schutz stellen, und wir müssen den gesamten Giftmüll, der sich als Spekulationsschulden angesammelt hat, ersatzlos streichen.

Dann brauchen wir natürlich ein Kreditsystem, das produktive Kredite zur Verfügung stellt für Investitionen in die Realwirtschaft, für wohldefinierte Projekte, die nach dem Konzept der Physischen Ökonomie die Produktivität der Wirtschaft steigern, die Energieflußdichte im Produktionsprozeß steigern und insgesamt die Voraussetzungen für die Reproduktion der Gesellschaft dramatisch verbessern. Wir brauchen Kreditabkommen auf lange Zeit zwischen souveränen Nationen für diese wohldefinierten Projekte.

Dann müssen wir uns auf die gemeinsamen Ziele der Menschheit konzentrieren.

Nun, was sind die gemeinsamen Ziele der Menschheit? Da gibt es eine ganze Reihe. Eine der ganz einfachen Sachen wäre z.B. die Überwindung von Armut und Hunger in der Welt. Alle Technologien sind vorhanden; wir könnten Afrika in wenigen Jahren aus dem jetzigen Jammertal befreien, in dem es sich befindet, wir können Infrastruktur bauen, Straßen, Eisenbahnen, Dämme, wir könnten Städte bauen, wir könnten die extrem fruchtbaren Regionen als Brotkorb für die Welt nutzen.

All das ist ganz, ganz einfach, wenn der politische Wille dafür mobilisiert werden kann.

Wir brauchen darüber hinaus langfristige Energie- und Rohstoffsicherheit, und das Studium der Geschichte der Evolution zeigt, daß die Menschheit und alle Gattungen nur durch höhere Energieflußdichten überleben können.

Für uns bedeutet das in der gegenwärtigen Situation die dringende Notwendigkeit, die inhärent sichere Form der Kernenergie zu entwickeln, in der Form der 4. Generation, des Hochtemperaturreaktors, Reaktoren auf der Basis des Thorium-Zyklus. Wir müssen so schnell wie möglich die nächsthöhere Energieflußdichte mit der Kernfusion erreichen und dann die Ingenieurprobleme bei der Beherrschung der Materie-Antimaterie-Reaktion lösen.

Ein weiteres Ziel ist die Besiedelung und Erschließung der Arktis. Da ist z.B. ein Vorhaben, das Präsident Putin auf die Tagesordnung gesetzt hat, der Bau einer überdachten Stadt in der Arktis, die Umka heißen soll, nach dem Modell einer geschlossenen Weltraumstation, etwa so, wie wir das auf der ISS haben: eine Stadt, die eingeschlossen und abgetrennt von der nicht so freundlichen arktischen Umgebung autark leben kann, wo 5000 oder mehr Bürger - Wissenschaftler, Ingenieure - arbeiten können, und das wäre dann das Modell für ähnliche überdachte Lebensräume, wie wir sie mit Sicherheit für die Besiedelung von Mond und Mars brauchen werden.

Wenn wir davon ausgehen, daß die Weltwirtschaft in einem katastrophalen Zustand ist, dann ist das Programm, das wir seit langem vorschlagen, nämlich der Ausbau der Weltlandbrücke, der nächste offensichtliche Schritt.

Der nächste Schritt der Evolution

Der große deutsche Wissenschaftler Krafft Ehricke hat die Idee entwickelt, daß die Evolution sich vom Meer allmählich mit Hilfe der Photosynthese aufs Land ausgebreitet hat, und daß dann der nächste Schritt die Besiedelung nicht nur der Meere war, der Küsten, der Flußläufe, sondern auch des Landesinneren der Kontinente, und dann der nächste Schritt durch die entwickelte Infrastruktur, also etwa Eisenbahnen, und daß wir eben heute an einen Punkt gekommen sind, wo die vollständige Erschließung unseres Planeten durch die Weltlandbrücke, die Verbindung von Projekten wie NAWAPA - also dem großen Wasser-Infrastrukturprojekt für Nordamerika und Mexiko -, der Ausbau der Beringstraße, der Ausbau der Eurasischen Landbrücke, die Verbindung Eurasiens durch Infrastruktur, auf die Tagesordnung muß.

Bild: IDMRR
Abb. 3: Um die Probleme Afghanistans zu lösen, sind große Entwicklungsmaßnahmen notwendig - beispielsweise muß das Land in das eurasische Eisenbahnnetz eingebunden werden.

Und das wird auch die einzige Weise sein, wie das Problem von Afghanistan gelöst werden kann (siehe Abb. 3). Nur wenn Rußland, China, Indien, Pakistan, Iran zusammenarbeiten und die ganze Region einbeziehen, also auch Syrien, Israel, Palästina, Ägypten, als eine wirtschaftliche Region, die im Rahmen der Eurasischen Landbrücke entwickelt werden soll, nur dann gibt es eine Hoffnung für das gebeutelte Land Afghanistan.

Und dann müssen wir hingehen und die Entwicklungskorridore der Eurasischen Landbrücke weiter entwickeln, über Ägypten, über einen Tunnel von Sizilien nach Nordafrika, über die Straße von Gibraltar nach Afrika, und dann z.B. durch Projekte wie das Transaqua-Projekt den afrikanischen Kontinent erschließen, die Region der Subsahara entwickeln und begrünen. All das sind Sachen, die absolut machbar sind.

Aber wir müssen noch einen weiteren Schritt hinzunehmen. Mein Ehemann, Lyndon LaRouche, hat in den letzten Wochen und Monaten zusammen mit seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern des sog. „Basement“ - also den Leuten, die da im untersten Stockwerk arbeiten -, durch viele wissenschaftlich Daten dokumentiert, was wir epistemologisch in der europäischen Geistesgeschichte seit langem in der platonischen, augustinischen, cusanischen Tradition wissen: daß nämlich das Universum sich weiter entwickelt, daß die Schöpfungsordnung keineswegs abgeschlossen ist, sondern das Universum sich anti-entropisch entwickelt, und daß es das Charakteristikum dieser Entwicklung ist, zu immer höheren Energieflußdichten aufzusteigen, zu immer komplexeren Lebensformen, und daß sich auch unsere Galaxis und auch Milliarden von Galaxien in diesem Entwicklungsprozeß weiter befinden.

Nikolaus von Kues, der Erfinder des modernen Nationalstaates und der modernen Naturwissenschaften, hat schon im 15. Jahrhundert die Idee gehabt, daß es eine Kohärenz gibt zwischen dem Mikrokosmos, also dem kreativen Denkprozeß des Menschen, und den Gesetzen des Makrokosmos, dem physischen Universum.

Der Beweis dafür ist sehr einfach, daß nämlich eine immaterielle Idee, die der Mensch erfinden kann, neu denken kann, zu einer realen Veränderung im physischen Universum führt - daß es die einzigartige Fähigkeit des Menschen ist, durch seine kreative Fähigkeit wirkliche universelle Prinzipien zu entdecken, die vor ihrer Entdeckung nicht vorhanden waren.

Der Mensch hat aber auch die Verpflichtung, in diesem Prozeß fortzuschreiten, d.h., sein kreatives Potential ist nicht willkürlich, sondern obligatorisch. Der Mensch muß die fortgesetzte Existenz der Menschheit dadurch garantieren, daß er immer wieder adäquate Hypothesen über das physische Universum entdeckt und damit den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt vorantreibt und die Gesetze des Universums immer besser versteht.

Es besteht kein Zweifel, daß wir uns auf unserem Planeten im Augenblick in einem galaktischen Prozeß befinden, der das Leben auf der Erde ganz massiv stört und beeinflußt, und daß wir in eine Phase kommen, wie sie zuletzt vor etwas 65 Millionen Jahren existiert hat, als es zu der letzten großen Auslöschung, der sog. KT-Extinktion, gekommen ist, und wir es heute mit Phänomenen zu tun haben, Auswirkungen zyklischer Prozesse in unserer Galaxis, die Auswirkungen haben auf unser Wetter, die zu vermehrten Sonnenaktivitäten geführt haben, einer verstärkten kosmischen Strahlung. Wir sind heute mit wissenschaftlichen Fragen konfrontiert, die uns in eine ähnliche Lage bringen wie die Dinosaurier - nur mit dem Unterschied, daß der Mensch ein kreatives Individuum, eine kreative Gattung ist. Wir können diese Krise, in der wir uns befinden und die eine existentielle zivilisatorische Krise der Menschheit ist, nur überwinden, wenn wir die nächste Stufe in der Evolution der Menschheit erreichen.

Wir müssen uns also jetzt eine Zielsetzung geben, die vielleicht nicht eine Frage ist von morgen oder dem nächsten Wahltermin, aber die die Richtung dieser Evolution so beantwortet, daß es eine Aussicht gibt, daß wir diese Probleme in den Griff bekommen. Und die Ausdehnung der Evolution dieser Zivilisation in den Weltraum, die Besiedelung und Kolonisierung von Mond, Mars und anderen nahen Planeten: das ist der Fokus, den unsere Forschung und unsere Ausbildung ab sofort vermehrt haben muß.

Diese nächste Stufe der Evolution ist nur zu erreichen durch etwas, was Krafft Ehricke als den „extraterrestrischen Imperativ“ bezeichnet hat, d.h., daß wir uns dann, wenn der Mensch anfängt, die bemannte Raumfahrt wirklich ernsthaft zu betreiben, also z.B. Städte auf dem Mond zu bauen, den Mars zu kolonisieren - daß wir uns dann einfach so rational verhalten müssen, daß dann die menschliche Vernunft das menschliche Verhalten dominieren wird. Und wir sind jetzt an einen Punkt gekommen, wo wir einfach die Gesetze des Kosmos, die Gesetze des physischen Universums, auf die politische und die wirtschaftliche Ordnung übertragen müssen.

Wissenschaft und ästhetische Erziehung

Der Mensch wird sein kreatives Potential nur dann verwirklichen, wenn wir den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt verbinden mit der ästhetischen Erziehung des Menschen, d.h., wir müssen ein viel stärkeres Gewicht legen auf die großen Entdeckungen in der Wissenschaft und in der klassischen Kunst, in der Musik, in der Dichtung. Wir müssen die Fähigkeit der Bevölkerung verstärken, in Metaphern zu denken, Ideen zu formulieren, die adäquat sind und deshalb einen Fortschritt im menschlichen Wissen über das physische Universum bedeuten.

Die Fähigkeit, Metaphern zu formulieren, Ideen zu formulieren, die neu sind, bedeutet, daß wir etwas denken, was im physischen Universum wirksam wird, bevor der physische Effekt wahrnehmbar ist, was aber die Entwicklung vorantreibt. D.h., wir sind am Rande einer neuen Ära, wir sind in einer Periode, die vergleichbar ist der Situation, die Nikolaus von Kues hatte, als er im 15. Jahrhundert zu dem Schluß kam, daß er etwas denken muß, was noch nie von irgend einem anderen Menschen gedacht wurde. Und bekanntermaßen hat Nikolaus von Kues völlig gebrochen mit der Axiomatik der Scholastik, der Peripatetiker, und hat statt dessen eben seine eigene, cusanische Methode in der Tradition von Platon und den Neuplatonikern weiterentwickelt, und hat in der Tat eine neue Periode der Menschheit damit geprägt.

Wir sind heute an einem Punkt, wo wir genau diesen nächsten Schritt machen müssen, und ich glaube, daß die neue Phase der Menschheit eben auch bedeutet, daß wir Menschen menschlicher werden müssen. Und dazu gehört vor allen Dingen die Entwicklung des Empfindungsvermögens, was schon Friedrich Schiller das dringendste Bedürfnis seiner Zeit genannt hat. Wir müssen die Menschen auf das Ideal hin verpflichten, das Schiller mit dem Begriff der „schönen Seele“ definiert hat, d.h., Menschen, für die die Freiheit in der Notwendigkeit liegt und die die Pflicht mit Leidenschaft tun, weil sie nur auf diese Weise frei sind, und nur auf diese Weise die Kreativität des Menschen zur wirklichen Identität wird.

Wir sind heute in der Entwicklungsgeschichte des Universums an einen absolut beispiellosen Punkt gekommen, und wenn man sagen kann, daß der Mensch als Gattung erst „drei Sekunden vor Zwölf“ in dieser Entwicklung des Universums aufgetaucht ist, dann ist völlig klar, daß wir, wenn wir nicht eine Sekunde nach Zwölf wieder verschwinden wollen, diesen nächsten Evolutionsschritt machen müssen, und damit zur ersten und einzigen bisher bekannten unsterblichen Gattung werden.

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