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Nachdem Jacques Cheminade insgesamt 538 Unterschriften für seine Präsidentschaftskampagne abgegeben hatte, und damit weit mehr als die erforderlichen 500, gab es eine neue Welle von Medienberichterstattung. Über 20 verschiedene Medienvertreter waren dabei, als er das Verfassungsgericht am Morgen der Unterschriftenabgabe betrat. Kurz danach veröffentlichten AFP und Reuters neue Berichte, die von Dutzenden nationalen und regionalen Medienwebseiten aufgegriffen wurden. Laut den Statistiken von Yahoo, über die auch eine RTL-Radioshow berichtete, stieg die Namenssuche für Cheminade um 2219,32% an, und täglich berichten alle möglichen Zeitungen, Fernseh- und Radiostationen über ihn.
Der Reuters-Bericht mit dem Titel „Ökonom Jacques Cheminade hat seine 500 Unterschriften“ zitiert den Kandidaten mit den Worten: „,Ich verstehe mich im Geiste des Juni 1940 und derer, die nach London gingen [damit sind De Gaulle und der französische Widerstand gegen die Nazis gemeint].’ Sein Hauptziel ist es, aus der Finanzsackgasse herauszukommen... Er präsentiert sich als derjenige, der 1995 ankündigte, daß in 10 oder 12 Jahren eine große Finanzkrise ausbrechen würde... Im Gegensatz zu François Hollande, der laut Cheminade das Finanzsystem nur halb angreift“, denke er, daß „die City of London Angst vor ihm haben sollte...“ Als Antwort auf gegen ihn gerichtete Angriffe sagte Cheminade, „die internationalen Finanzkreise fürchten, daß das wirkliche Thema in einem Land wie Frankreich auf den Tisch kommt“.
AFP zitiert Cheminade folgendermaßen: „Die Bürgermeister sind intelligente Leute, sie denken nach. Sie stimmen unseren Ideen zu, sie verteidigen die Demokratie und sie haben sich dazu entschlossen, jemanden in die Arena zu schicken, der schon 1995 sagte, daß in zehn, zwölf Jahren eine gravierende Finanzkrise ausbrechen würde.“ Auf die Frage, wieviel Stimmen er erwarte, sagte Cheminade, das wichtigste sei, „zur französischen Bevölkerung zu sprechen“. Er definiere sich selbst als „linken Gaullisten“ und als „Gegner der Finanzwelt“. Cheminade erklärte, das Symbol seiner Kampagne sei die „Statue von Kapitän Dreyfus“. Er verteidige alle diejenigen, die Opfer von Ungerechtigkeit seien. Herr Cheminade sagte auch, er stehe den Ideen des amerikanischen Politikers und Autors Lyndon LaRouche nahe, dessen Freunde er 1974 in New York getroffen habe, wie man auf seiner Webseite nachlesen kann.“
Das Kabelfernsehen BFM-TV fragte Cheminade u.a. in einem Interview, was er zu Präsident Sarkozys Erklärung sage, daß er sich im Falle einer Wahlniederlage aus der Politik zurückziehen werde. Cheminade antwortete, Sarkozy wolle wohl die französische Bevölkerung erpressen. Vermutlich würde es ihm ebenso ergehen wie Lionel Jospin von den Sozialisten, der 2002 seine politische Karriere beendete, nachdem er es nicht in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen geschafft hatte.
In einem weiteren Interview in dem größten 24-Stunden-Nachrichtensender Frankreichs, France Info, zeigten sich die Journalisten erstaunt darüber, daß Cheminade, der von Medien als völlig unwichtig behandelt wurde, eine solche starke Unterstützung von seiten gewählter französischer Bürgermeister hat.
Die meisten Interviewer sprechen lieber über banale Anekdoten als über die „schwierigen Ideen“, mit denen Cheminade der politischen Elite Paroli bietet. Er wird sie aber erläutern können, wenn am 20. März offiziell die Kandidaten bekanntgegeben werden und der Wahlkampf beginnt. Dann müssen die Medien allen Bewerbern gleich viel Sendezeit einräumen, um ihre Programme vorzustellen, und dies wird eine gewaltige Chance für LaRouches Verbündete in aller Welt sein.
Die französische Presse, die „pro und contra“ diskutiert, hatte sich zunächst auf die sensationelle Tatsache konzentriert, daß Cheminade mehr als 530 Unterschriften gewählter französischer Bürgermeister zusammenbringen konnte - im Unterschied zu angeblichen „Favoriten“ der Wähler wie die rechtsextreme Marine Le Pen. Jetzt erscheinen immer mehr substantielle Berichte, nachdem klar ist, daß man an ihm als Kandidaten für die nächsten sechs Wochen nicht vorbeikommen wird.
So veröffentlichte beispielsweise Europe1.fr eine Zusammenfassung seiner wichtigsten programmatischen Punkte sowie einen Artikel auf der Webseite, in dem es heißt, der Kandidat sei umgeben von einem „jungen, sehr aktiven Team“; er werde außerdem von „seinem Mentor Lyndon LaRouche“ unterstützt, der sich mehrfach um die demokratische Nominierung für die US-Präsidentschaft beworben hatte. Cheminade habe ihn 1974 getroffen, als er als Attaché bei der Französischen Botschaft in den USA tätig war. Europe1.fr berichtet dann, daß Frau Helga Zepp-LaRouche bei der Generalversammlung der Partei Solidarité et Progrès (S&P) im Oktober 2011 zu Gast gewesen sei. Außerdem habe „Maurice Allais, der einzige französische Wirtschaftsnobelpreisträger im Dezember 2009, Cheminade seine Unterstützung für den Aufruf von Lyndon LaRouche und des Schiller-Instituts zur Rettung der Weltwirtschaft erklärt.“ Europe1.fr verlinkt den Artikel außerdem zur Webseite von Solidarité et Progrès, auf der man einen Bericht über die Teilnahme mehrerer französischer Ökonomen an der Generalversammlung von S&P findet.
Am Morgen des 13. März wurde Cheminade gleichzeitig von Radio Classique und Public Senat TV interviewt. Wenige Minuten später veröffentlichte Agence France Press eine weitere Presseerklärung, in der sich Cheminade u.a. über den angeblichen „Gaullismus“ von Präsident Sarkozy und das „nicht sehr häufige Auftreten als Sozialist“ von François Hollande mokierte. Diese Meldung wurde wieder von Dutzenden Medien aufgegriffen.
Am meisten Aufsehen erregte bisher ein Interview Cheminades bei der bekannt scharfzüngigen Journalistin Pascale Clark von France Inter im Morgenprogramm am 9. März, als sie ihn fragte, warum LaRouche Obama mit Hitler vergleiche. Cheminade erklärte dazu ruhig und präzise Obamas Politik der sozialen Triage, die Aushebelung der Bürgerrechte und Morde mit Drohnen unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung, die Weltkriegsgefahr etc. Eine Meldung von AFP, die Cheminades Antwort vollständig und kommentarlos wiedergab, wurde von Hunderten Internetseiten aufgegriffen.
Daß sich demgegenüber der Londoner Independent völlig hysterisch über die Präsidentschaftskandidatur von Jacques Cheminade ausläßt, wundert nicht. Dessen Mitbegründer John Lichfield beklagt sich über das von de Gaulle geschaffene französische Wahlsystem und darüber, daß Cheminade mit seinen über 500 Unterstützungsunterschriften nun genau wie Präsident Sarkozy und andere offizielle Kandidaten „prime time“ Medienzeit erhalten werde. Cheminade habe in seinem Programm klare Ansagen wie „die Macht der großen Finanzkreise abzuschaffen“, den Mars zu kolonisieren und „den Mond zu industrialisieren“. Er habe Präsident Obamas Politik mit der „des frühen Hitler“ verglichen und folge den Ideen des amerikanischen politischen Aktivisten Lyndon LaRouche, der glaube, „die englische Queen“ stecke hinter dem Drogenhandel. Da regt sich offenbar jemand mächtig auf. Ist das der Grund, warum in Deutschland bisher kein Sterbenswörtchen über Cheminade erscheinen durfte?
In den kommenden sechs Wochen bis zum ersten Wahlgang wird Cheminades Wahlkampf „das Land auf den Kopf stellen“, indem er die Bürger mobilisiert, die Republik gegen die „Oligarchie der Unfähigen“ zu verteidigen, und sie über die Kriegsgefahr aufklärt. Die französische LaRouche-Bewegung Solidarité et Progrès wird dann mit einer Großmobilisierung neue Aktive und Unterstützer organisieren.
eir