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Neue Solidarität
Nr. 11, 14. März 2012

„Es ging ihm stets um das Gemeinwohl“

Nachruf auf Professor Sam Aluko

Von Larry Freeman

Professor Sam Aluko starb am 7. Februar 2012 im Alter von 83 Jahren in einem Londoner Krankenhaus. Nigeria und der afrikanische Kontinent verlieren mit ihm einen ihrer größten Söhne, aber auch die übrige Welt wird unter dem Verlust leiden.

Professor Aluko war der einzige kompetente Ökonom Afrikas, den ich jemals kennengelernt habe. Weit über die Grenzen Nigerias hinaus war er geachtet für seine standhafte und erklärte Opposition gegen die mörderische Politik des Weltwährungsfonds und der Weltbank, die noch heute ihr Unwesen in Abuja treiben und Nigerias Wirtschaft eine katastrophale Richtung vorgeben.

Meine Bekanntschaft mit Professor Aluko - so habe ich ihn immer genannt - begann eines Morgens Mitte der neunziger Jahre, als er in Abuja, der Hauptstadt Nigerias, in einem Hotel frühstückte. Ich stellte mich ihm vor, und es begann eine wunderbare Freundschaft und Zusammenarbeit, die über all die Jahre seither fortbestand. Nachdem er die Schriften von Lyndon LaRouche studiert hatte, schloß er sich sofort unserer internationalen Bewegung an, beteiligte sich an zahlreichen Aktivitäten und schrieb Artikel für unsere Publikationen. Er sprach bei zwei internationalen Konferenzen des von Helga Zepp-LaRouche gegründeten Schiller-Instituts in Bad Schwalbach: „Der ökumenische Kampf um das Gemeinwohl“ im Mai 2001 und „Wiederaufbau einer kaputten Welt“ im März 2003. Im Januar 2001 beteiligte er sich zusammen mit Herrn und Frau LaRouche, zahlreichen Fachleuten und Regierungsvertretern aus Ägypten, Äthiopien und dem Sudan und mir an einer Konferenz in Khartum im Sudan zum Thema „Frieden durch Entwicklung entlang des Niltals im Rahmen einer neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung“.

Professor Aluko verkörperte das, was der Soziologe David Riesman als eine innengeleitete Persönlichkeit bezeichnet. Wenn der Professor sich davon überzeugt hatte, daß er recht hatte, dann gab er weder dem Druck seiner Kollegen und Freunde noch der öffentlichen Meinung nach, was ich sehr bewunderte. Er zögerte auch nicht, Regierungsvertreter seines Landes zu kritisieren, wenn er wußte, daß deren Politik falsch war, was ihn oft in Schwierigkeiten brachte. Als Professor Aluko 1994 bis 1999 unter General Sani Abacha den Vorsitz des Nationalen Wirtschafts-Nachrichten-Beirats (NEIC) übernahm, wurde er von vielen kurzsichtigen Nigerianern scharf kritisiert. Ironischerweise weigerte er sich Jahre später, nach Abachas Tod, unter dem gewählten Präsidenten Olusegun Obasanjo einen Posten zu übernehmen. Er hatte den Vorsitz des NEIC nämlich nur deshalb angenommen, weil man ihm die Freiheit gab, die Wirtschaft wirklich zu verbessern, was sein großes Anliegen war, unabhängig davon, was die Leute über seinen Staatschef dachten. Professor Aluko betonte stets, daß die Wirtschaft sich unter Abacha besser entwickelt habe als unter dessen Nachfolgern, worüber sich Obasanjo ärgerte, der Aluko als senil beschimpfte, was er zweifellos nicht war. Es wird sogar berichtet, daß er noch wenige Tage vor seinem Tod ein Memorandum für die Landesregierung des Bundesstaats Ondo verfaßte, in dem er darlegte, wie die Einnahmen des Bundesstaates verbessert werden könnten. Anders als die meisten Menschen in der heutigen Gesellschaft handelte Professor Aluko stets auf der Grundlage von Prinzipien, auch wenn er sich und seiner Familie damit Schwierigkeiten einhandelte. Wenn er beschlossen hatte, einen bestimmten Weg zu gehen, dann konnte ihn niemand davon abbringen und alle wußten, daß er unbestechlich war. Ihm ging es immer nur um das Gute, was er für die Gesellschaft tun konnte, nicht um persönlichen Gewinn.

Das sind die Eigenschaften, die ich an Professor Aluko bewunderte, und wenn wir miteinander sprachen, durfte ich immer offene und ehrliche Berichte über die Lage in Nigeria erwarten. Ich wiederum hielt ihn auf dem laufenden über Lyndon LaRouches Einschätzung der global-strategischen Entwicklungen. Er war stets begierig zu hören, was LaRouche zu sagen hatte. Als sich ein enttäuschtes ehemaliges Mitglied unserer Bewegung bei ihm darüber beschwerte, daß die Jugend die Führung der LaRouche-Organisation übernommen habe, wies er es zurecht und sagte: „Das sollen sie auch, denn sie sind die Zukunft!“ Professor Aluko wußte einiges über die Jugend und die Zukunft, denn er hatte eine Familie mit mehr als 20 Enkelkindern, die er gerne um sich hatte.

Als ich einmal in sein Büro beim NEIC in Abuja kam, rief er, als er meine Stimme hörte: „Ah, das muß mein amerikanischer Spion sein!“ - ein Titel, den ich natürlich gerne akzeptierte.

Angesichts der schrecklichen Zustände, unter denen die meisten Länder und nicht zuletzt rund 70% der 160 Millionen Nigerianer leiden, wird es sich leider sehr negativ bemerkbar machen, daß Sam Aluko und sein starker Geist nicht mehr da sind. Bis zuletzt war er immer empört über die furchtbaren Zustände in Nigeria. Ich werde einige Zeit brauchen, bis ich die Trauer über seinen Tod überwunden habe, aber ich werde mir immer bewußt sein, daß es ein ganz besonderes Privileg war, Professor Sam Aluko kennenzulernen. Vielen Dank für dieses Geschenk, Sam. Nun ist es leider Zeit, mich von meinem alten Freund zu verabschieden.


Sam Aluko wurde am 18.8. 1929 im Bundesstaat Ekiti geboren, er studierte von 1955-59 Wirtschaft an der London School of Economics und unterrichtete von 1959 bis 1966 an der University of Ife (Nigeria) und der University of Nigeria in Nsukka. 1962 war er Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology und der Harvard University in den USA. 1967 wurde er zum Wirtschaftsprofessor an der University of Ife berufen und von 1979-83 war er Wirtschaftsberater der Regierung des Bundesstaats Ondo.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Konflikte und wirtschaftliche Entwicklung in Afrika
- Neue Solidarität 18/2003