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Neue Solidarität
Nr. 10, 7. März 2012

Die kalte Sonne

Buchbesprechung. Die kalte Sonne, Hoffmann und Campe, 24,99€

Großen Wirbel in den Medien löste das Buch Die Kalte Sonne - Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet von Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning aus. Die Zeit betitelte ihre Buchbesprechung mit „Störenfritz des Klimafriedens“, und der Vorwärts nennt das SPD-Mitglied Vahrenholt einen „Klimaleugner“.

Warum diese Aufregung? Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning haben es gewagt, die Thesen des Weltklimarats (IPCC) in Frage zu stellen. Der Weltklimarat sieht als Hauptursache für die vergangene und zukünftig zu erwartende Erwärmung das menschenverursachte CO2 an, im Zusammenhang mit anderen anthropogenen Treibhausgasen. Nach Aussage des IPCC-Berichts von 2007 soll die globale Mittel-Temperatur derzeit um 0,2° C pro Jahrzehnt steigen: „Für die nächsten zwei Jahrzehnte wird... eine Erwärmung von je O,2° C projiziert.“ Bis zum Jahr 2100 rechnet der IPCC mit einer Temperaturerhöhung von bis zu 4° C im Vergleich zu 1990.

Doch seit 1998 stieg die globale Mitteltemperatur in den meisten Temperaturaufzeichnungen nicht weiter an. Seit 13 Jahren gibt es keine weitere Erderwärmung mehr, bei gleichzeitig stetig steigenden CO2-Emissionen.

Zu den Autoren :

Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, geb. 1949, ist Professor im Fachbereich Chemie an der Universität Hamburg. 1978 erschien sein Bestseller: Seveso ist überall. 1984 wurde er Staatsrat der Hamburger Umweltbehörde, von 1991 bis 1997 war er Umweltsenator von Hamburg, danach Vorstand der Deutschen Shell AG; 2001 bis 2007 Vorstandsvorsitzender des Windkraftanlagenherstellers REpower Systems, seit 2008 Geschäftsführer der RWE Innogy.

Dr. habil. Sebastian Lüning, geb.1970, promovierte in Geologie/ Paläontologie und befaßt sich seit 20 Jahren mit der Erforschung natürlicher Umweltveränderungen.

Immer wieder stellte er sich die eine Frage: Wie konnten die natürlichen Kräfte in der Vergangenheit das Klimageschehen so dominieren, während sie heute nach Auffassung der meisten Klimawissenschaftler nahezu unwirksam sein sollen? Ist das realistisch?

Vahrenholt war früher nach eigener Aussage „selbst braver Adept aller IPCC-Berichte und der daraus resultierenden weitreichenden Empfehlungen“. Doch Erfahrungen als Gutachter für den Bereich erneuerbare Energien für den Weltklimarat weckten seine Zweifel. Er mußte feststellen, daß von dem 34-köpfigen Team, das für die Schlußredaktion verantwortlich war, rund ein Drittel in irgendeiner Weise mit Greenpeace und dem WWF verbunden war. Da sei ihm bewußt geworden, daß es sich beim IPCC nicht um ein wissenschaftliches, sondern um ein politisches Gremium handelt.

Einen weiteren Anlaß, sich mit Klimafragen zu beschäftigen, ergab sich durch seine Arbeit bei RWE Innogy und betraf die Windenergie. In den Wintermonaten blieb der Wind aus. Die Erträge aus Windenergieanlagen gingen seit dem Jahr 2009 stark zurück. Dabei hieß es von Seiten des UN-Klimarates im Zuge des Klimawandels würde die Windtätigkeit zunehmen. Weitere Milliarden Euro an Investitionen in Windenergieanlagen waren geplant. Sie mußten der Sache auf den Grund gehen. Vahrenholt:

Ob sich bei uns Ost- oder Westwindwetterlagen durchsetzen, hängt vom Wechselspiel der Luftdruckunterschiede zwischen Grönland und den Azoren ab und wird als „Nordatlantische Oszillation‘‘ (NAO) bezeichnet. „Aber was steuerte die Nordatlantische Oszillation? Zu diesem Rätsel lieferte Lockwood den entscheidenden Schlüssel. Er verknüpfte die NAO und die britischen Wintertemperaturen mit der solaren Aktivität. Dabei stellte er fest, daß die Sonnenaktivität gegen Ende des letzten Jahrzehnts stark zurückgegangen war, und er konnte eine statistisch sichere Korrelation zwischen der Sonnenaktivität, der NAO und der Kälte der britischen Winter herstellen. Seine Schlußfolgerung elektrisierte mich: Trotz der globalen Erwärmung haben England und Europa in der nahen Zukunft mit mehr kalten Wintern zu rechnen.“

Vahrenholt beschäftigte sich nun intensiver mit den natürlichen Ursachen der Klimaschwankungen. Gemeinsam mit Sebastian Lüning stellte er umfangreiche Nachforschungen an, und sie befragten Paläontologen, Astrophysiker, Solarforscher, Ozeanographen und theoretische Physiker. Ihr Resümee:

Dabei fanden sie Hinweise, daß die Sonne derzeit in eine langanhaltende Phase schwächerer Aktivität wechselt, die uns eine jahrzehntelange Abkühlungsperiode bescheren wird. Deshalb auch der Titel des Buches: Die kalte Sonne.

Im Buch werden ausführlich und gut verständlich die verschiedenen Klimaeinflüsse dargestellt. In Gastbeiträgen präsentieren Prof. Nir J. Shaviv, Prof. Nicola Scaletta, Prof. Henrik Svensmark und Prof. Werner Weber ihre Hypothesen. Auch neuere Satellitenbeobachtungen und Experimente wie das Cloud-Experiment von CERN (Stand 2011) werden schon mit einbezogen. Man erhält einen guten Eindruck, wie komplex das Klimageschehen ist.

Um so mehr wundert man sich, wie es der Klimarat schafft, dem CO2 die Alleinschuld zuzuschreiben. Zum Teil kann man das wohl der heutzutage weitverbreitenden Herangehensweise zuschreiben, einfach zufällige Korrelationen zusammenzustellen, ohne sich um grundlegende Wirkprinzipien zu kümmern. Zum anderen spielen politische Interessen mit hinein.

Die Autoren beleuchten auch diese politische Ebene. Denn schließlich haben jahrelange Pressekampagnen über Klimakatastrophen und die Warnungen des Weltklimarats vor einer irreparablen Schädigung des Klimasystems schon zu weitreichenden Gesetzesänderungen geführt, vor allem in Deutschland und Europa. Früher ging es in der Energiepolitik um Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Umweltschutz, heute wird alles dem Klimaschutz untergeordnet. 1996 legte die EU im europäischen Ministerrat das 2° C-Ziel (um mehr darf sich die globale Mitteltemperatur nicht mehr erhöhen) als offizielles Ziel der europäischen Klimapolitik fest. Hektisch wurden Glühlampen verboten und der Anbau von Energiepflanzen für Biokraftstoffe vorangetrieben. Im „Sonnenland“ Deutschland wurde üppig die Photovoltaik gefördert. Laut einem FAZ-Artikel vom 11.7. 2010 summieren sich die Beiträge für die Förderung, da die Einspeisevergütung für eine Dauer von 20 Jahren von allen Stromkunden an die Photovoltaikbetreiber gezahlt wird, auf mittlerweile mehr als 100 Milliarden Euro.

Und es gibt Gremien, denen das alles noch nicht weit genug geht: Der WBGU (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) fordert sogar eine Ökodiktatur! (Kapitel 8: Wie Klimawissenschaftler versuchen, unsere Gesellschaft zu verändern.) In einem Grundsatzpapier vom April 2011 fordert der WBGU die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft und den schnellen Verzicht auf Kernenergie und Kohle: „Die wichtigste Voraussetzung ist ein gestaltender Ökostaat, der um des Klimaschutzes willen nachhaltige Lebensziele und Konsumverzicht erzwingen kann“. Durch eine große Transformation sollen „klimaverträgliche Gesellschaften“ entstehen.

Vorsitzender des WBGU ist Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Commander of the British Empire. Aufgrund der Faktenlage sei ihm geraten:

Atmen Sie ruhig weiter, Herr Schellnhuber, die Pflanzen brauchen Ihr CO2!

Und ziehen Sie sich warm an, denn die Sonne bleibt vorerst kalt!

Gabriele Schulz

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Dossier zum Klimaschwindel
- Neue Solidarität Online