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Neue Solidarität
Nr. 7, 16. Februar 2011

Der Angelides-Bericht beweist:
LaRouche lag immer richtig! Glass-Steagall jetzt!

Einleitung

Am 27. Januar 2011 hat die Untersuchungskommission zur Finanzkrise FCIC (Financial Crisis Inquiry Commission), die 2009 vom US-Kongreß zur Untersuchung der Ursachen der Finanzkatastrophe 2007-08 eingesetzt wurde, Geschichte geschrieben. Der oft nach dem Kommissionsvorsitzenden Philip Angelides bezeichnete, 600 Seiten lange Bericht schreibt die Wahrheit über die politischen Entscheidungen der letzte 40 Jahre, die zum Ruin des Finanzsystems und der Wirtschaft der Vereinigten Staaten geführt haben.

Für die LaRouche-Bewegung waren die Schlußfolgerungen und die Chronologie dieses Berichts nicht neu. Chronik und Analyse des Angelides-Berichts entsprechen ganz Lyndon LaRouches eigenen Aussagen - er hat in einzigartiger Weise sowohl die Entwicklung dieser finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruchskrise vorausgesagt als auch immer wieder politische Alternativen vorgelegt, die bisher jedoch jedesmal von den „Finanzexperten“ und politisch Verantwortlichen abgelehnt wurden. Das Resultat ist, wie jeder denkende Mensch weiß, katastrophal.

Angelides’ Resümee ist eine große Anklage:

Es dabei zu belassen, ist allerdings mehr als inadäquat. Denn wie LaRouche und seine Bewegung immer wieder nachdrücklich und kompromißlos betont haben: Es wurde nichts gegen diese Krise unternommen! Die Angelides-Kommission formuliert es noch milde:

Lyndon LaRouche zog in der Sendung LPAC Weekly Report am 2. Februar die notwendigen Schlußfolgerungen bezüglich der jetzt notwendigen Schritte. Er sagte:

Die Lösung bestehe in der sofortigen Wiedereinführung des Glass-Steagall-Trennbankengesetzes, und dazu müsse zunächst das Haupthindernis dabei, der psychisch gestörte Präsident Barack Obama, abgesetzt werden.

Im folgenden geben wir einen Überblick über die von LaRouche erwähnten Bruchpunkte. Dabei stellen wir LaRouches Warnungen und Aktivitäten die Analyse der Angelides-Kommission und die Linie der sogenannten Finanzexperten (hauptsächlich in den Regierungen) gegenüber, und fassen zusammen, welche Folgen es für die Bevölkerung hatte, daß sie die Entscheidungen dieser „Experten“ tolerierte. Die Schlußfolgerung ist offensichtlich. Der Angelides-Bericht unterstreicht, was die Realität ohnehin lange bewiesen hat - daß LaRouche recht hatte. Es gibt jetzt keine Entschuldigung mehr, noch länger zu zögern: Das Glass-Steagall-Gesetz muß sofort wieder in Kraft gesetzt werden.

Die 60er Jahre

LaRouche

1961 veröffentlicht LaRouche eine langfristige Prognose über die Gefahr einer Serie von US- und Weltwährungskrisen, gefolgt von einer Wirtschaftsdepression. Schuld an solchen Krisen sei die Politik für eine nachindustrielle Gesellschaft, wo „Dienstleistungen“, Spekulation und Abbau des Lebensstandards an die Stelle der Produktion realer Werte treten. In der Schrift Die dritte amerikanische Revolution warnt er 1969 vor der Gefahr, daß die Finanzwelt versuchen werde, ihre Gewinne durch einen „Generalangriff auf das Einkommen von Farmern und das Realeinkommen der arbeitenden Bevölkerung“ zu sichern, und fordert Investitionen in neue produktive Arbeitsplätze.

Angelides-Bericht

Ende der 60er Jahre begann ein rasches Wachstum von „Geldmarktpapieren“ und „Rückkauf-Märkten“ („Repo-Märkte“) zur kurzfristigen Finanzierung, im wesentlichen als billige Methode zur Schaffung und Prolongierung ungesicherter Unternehmensschulden. Die Federal Reserve unterstützte den Markt auf Druck der Banken, die die Lockerung von Regulierungen, wie dem Glass-Steagall-Gesetz von 1933 aus der Zeit Franklin Roosevelts, forderten.

Die „Experten”

Britische und amerikanische Ökonomen fordern in diesem Jahrzehnt immer wieder den Übergang zu einer „nachindustriellen“ Gesellschaft. Dazu gehören Forderungen nach Bevölkerungskontrolle (Entvölkerung), Konsumkritik und Abbau von Infrastruktur und Investitionen, u.a. bei der NASA.

Was geschah:

Nach dem Mord an Präsident Kennedy 1963 wird seine an Roosevelts Vorbild orientierte Politik für schnellen technischen und infrastrukturellen Fortschritt fallengelassen. So gibt es z.B. schon vor der Mondlandung 1969 Kürzungen bei der NASA. Es beginnt ein Prozeß der Netto-Schrumpfung der US-Wirtschaft pro Kopf und pro Quadratkilometer. 1968 bricht die erste Dollar-Krise aus.

Die 70er Jahre

LaRouche

1970: LaRouche entwirft ein Sofort-Wiederaufbauprogramm unter dem Titel Wie man eine neue Depression innerhalb eines einzigen Tages bewältigen kann.

1971: LaRouche warnt, wenn die US-Regierung ihre Politik nicht ändere und massiv in realen Wohlstand und insbesondere Infrastruktur investiere, wäre Faschismus in den USA und weltweit das unausweichliche Resultat.

1976: In einer Fernsehansprache warnt LaRouche kurz vor der Präsidentschaftswahl, Jimmy Carters malthusianisches Programm für Deregulierung, Umweltschutz etc. werde zu Depression und Krieg führen.

1979: LaRouche prognostiziert, die von Fed-Chef Paul Volcker durchgesetzte massive Zinserhöhung werde kurzfristig zu einem drastischen Rückgang der realen Produktion und bis Anfang der 80er Jahre zum Ausbruch einer Rezession führen.

Angelides-Bericht

In den 70er Jahren vervierfachte sich der Markt für Geldmarktpapiere nahezu, es entstehen Anlagefonds für den Geldmarkt. „Der zweite größere Schatten-Bankenmarkt, der beträchtlich wuchs, war der Markt für Repos oder Rückkaufvereinbarungen“, das waren schnell realisierbare Kreditgeschäfte mit Hilfe von Schuldverschreibungen. Beide Formen des Geldleihens kann man als  ‚heißes Geld’ betrachten, denn die Kreditgeber konnten diese Investitionen auf der Suche nach der höchsten Rendite sehr schnell tätigen oder wieder abstoßen.“ Diese Geldanlagen waren sehr beliebt, gingen jedoch „auf Kosten von Banken und Sparkassen“.

Die „Experten”

Die Regierung Nixon beharrt darauf, daß für die wirtschaftliche Stabilität Lohnzurückhaltung notwendig sei.

Die Regierung Carter fördert die Deregulierung, angefangen mit Speditionen und Fluggesellschaften, angeblich um die „Wettbewerbsfähigkeit“ der Industrie zu erhöhen.

Der Chef der Citibank und Paul Volcker erklären 1978 einhellig: das eigentliche Problem sei die Inflation (nicht Schulden oder zuwenig Produktion).

1979 verkündet der neue Fed-Vorsitzende Volcker, man müsse schockartig die Zinsen erhöhen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, angeblich wegen massiven Anstiegs der Inflation in den letzten zehn Jahren.

Was geschah

Die Regierung Nixon koppelte 1971 den Dollar vom Gold ab und führte 1972 das System der freien Wechselkurse ein. Es kommt zu akuten Zahlungsproblemen in der Dritten Welt und bei US-Städten, u.a. New York City. Carter spart massiv bei der Infrastruktur, angefangen mit der Wasserwirtschaft. Die US-Wirtschaft erlebt einen Produktionseinbruch und Inflation (Stagflation). Carter ernennt Volcker im Juli 1979 zum Fed-Chef, der erhöht umgehend die Zinsen, die bald auf mehr als 20% steigen.

Die 80er Jahre

LaRouche

1980: LaRouche legt einen Entwurf für ein „Gesetz zur Reform der Federal Reserve” vor, das anstelle der Geldmarktgeschäfte Kreditvergabe für die produktiven Wirtschaftsbereiche vorsieht. Gleichzeitig verurteilt er die weitere Deregulierung des Bankensystems, wie die Aufgabe der Obergrenzen für Zinswucher und ähnliches.

1982: LaRouche schlägt national und international politische Maßnahmen gegen die „neue Depression“ vor. Er beschreibt u.a. Pläne zur Umstrukturierung der unbezahlbaren Schulden, darunter „Operation Juarez“, und für Großprojekte, darunter die Raketenabwehr SDI.

1984: LaRouche prognostiziert den Zusammenbruch eines Großteils des amerikanischen Bankensystems und besonders der Sparkassen (S&Ls) durch die Veränderungen im Zuge der Hochzinspolitik.

1987: Im Mai warnt LaRouche, ein Börsenkrach im Oktober sei wahrscheinlich (seine einzige Börsenprognose), und 1988 prognostiziert er den weiteren Verfall der Wirtschaft, vergleichbar mit der  Bewegung eines „springenden Balls“.

Angelides-Bericht

Die Regierung lockerte 1982 die Kapitalvorschriften für die Hypothekenbank Fannie Mae und rettete den Repo-Markt. „Die Fed lockerte die Bedingungen, zu denen sie von Wertpapier-Handelshäusern gehaltene Schatzanweisungen belieh, was zu einer Verzehnfachung der Wertpapierkredite führte.“ Gleichzeitig unterlief sie auf Druck von Banken, die behaupteten, Glass-Steagall sei an ihren Schwierigkeiten schuld, zunehmend die Vorgaben dieses Gesetzes. Durch die rechtlichen Änderungen, besonders das Garn-St.Germain-Gesetz, bildeten sich „eine Blase und massive Überkapazitäten neuer Wohn- und Gewerbeimmobilien in bestimmten Regionen“. Greenspan „förderte und ermutigte diesen Wechsel zu deregulierten Finanzmärkten“, und die Fed „schwächte oder beseitigte auch andere Brandmauern zwischen herkömmlichen Tochterfirmen von Banken und den neuen Wertpapier-Tochterunternehmen von Bankholdings“.

Die „Experten”

Im April 1981 sagte Finanzminister Donald Regan: „Wir müssen uns bei der Gestaltung des Charakters und der Struktur unseres Finanzsystems mehr auf die Marktkräfte verlassen... Irgendwann müssen alle Institute die gleiche Befugnis haben, gleichartige Geschäfte zu betreiben.“ Weltbank-Präsident Robert McNamara behauptet, Überbevölkerung sei eine der „großen Bedrohungen“ der nationalen Sicherheit der USA. Das US-Establishment organisiert einen überparteilichen Haushalts-Appell, um Defizitabbau als Allheilmittel zu predigen. Der frühere Citibank-Chef Walter Wriston sagt nach dem Börsenkrach vom Oktober 1987: „Mit unserer Wirtschaft läuft nichts wesentliches verkehrt.“ Auch Milton Friedman, der quasi „regierende Ökonom“, behauptet, auf keinen Fall stehe eine große Depression bevor.

Was geschah

1980 Ein Gesetz (Depository Institutions Deregulation und Monetary Control Act) wird beschlossen, welches die Obergrenzen für Zinsen (ein Element von Glass-Steagall) abschafft.

Investmentbanken beginnen, Hypotheken zu verbriefen. Die Sparkassen werden so weit ausgeblutet, daß 1984-87 trotz Rettungspaketen in Milliardenhöhe fast  33.000 Geschäftsbanken, Sparkassen und Bausparkassen zahlungsunfähig werden.

1982: Das Garn-St. Germain-Gesetz erlaubt Bausparkassen die Vergabe riskanter Hypotheken, z.B. mit einer Anlaufzeit ohne Tilgung, ohne Anzahlung oder mit variablen Zinssätzen.

1982: Es kommt zur ersten der großen internationalen Schuldenkrisen, der von LaRouche beschriebenen „Schuldenbombe“, woran großenteils die Hochzinspolitik und der vom IWF durchgesetzte Industrieabbau schuld sind.

1983-84: Die Währungsaufsichtsbehörde (Office of the Comptroller of the Currency) gestattet nationalen Banken den Einstieg ins Derivatgeschäft.

1987: Auf dem Höhepunkt der Aktienblase wird Alan Greenspan im August zum Federal-Reserve-Vorsitzenden ernannt. Am 19. Oktober kommt es zum Börsenkrach, der etwa dem von 1929 entspricht. Greenspan beginnt daraufhin, die Vorschriften weiter zu lockern.

1988: LaRouche fordert in einer Rede in Berlin eine Zusammenarbeit zwischen Ost- und Westeuropa unter dem Motto „Nahrungsmittel für den Frieden“ und sagt darin den Fall der Berliner Mauer und die deutsche Wiedervereinigung voraus.

Die 90er Jahre

LaRouche

1990: LaRouche entwirft angesichts des Falls der Berliner Mauer und der Auflösung der Sowjetunion ein weltweites Wiederaufbauprogramm, zunächst das „Produktive Dreieck“, später erweitert zum Programm der „Eurasischen Landbrücke“. Es sieht eine Neuorientierung der Finanzen auf Staatskredit für umfangreiche Infrastrukturprojekte in Zusammenarbeit zwischen souveränen Nationen vor.

1990: LaRouche veröffentlicht einen Gesetzentwurf zur Umwandlung der Fed in eine Nationalbank.

1991: In Die große Schlammlawine von 1991 polemisiert er gegen alle, die auf eine neue dramatische  Finanzmarktkrise warten - in Wirklichkeit sei der Kollaps bereits im Gange.

1993: LaRouche wendet sich gegen eine Ausweitung der Derivate und schlägt eine Derivatumsatzsteuer von 0,1% vor, gleichzeitig ruft er zu Sofortmaßnahmen zum Wiederaufbau der Realwirtschaft auf. „Die Derivatblase ist schon aus der Natur dieser Transaktionen heraus eine Finanzblase in der Tradition der primitiveren, eher rudimentären und weit weniger gefährlichen Blasen des 18. Jahrhunderts, wie die John-Law-Blase in Frankreich und die Südsee-Insel-Blase in England in der gleichen Periode. Das hier ist die John-Law-Blase in wahnsinniger Übersteigerung. Die Anfälligkeit des gesamten Finanzsystems, das Chaos und die Zerstörung echter realwirtschaftlicher Prozesse in Produktion, Verteilung, Beschäftigung usw. sind völlig unberechenbar, deshalb muß diese Sache umgehend unter Kontrolle gebracht werden.“

1994: LaRouche veröffentlicht seine Neunte Vorhersage, worin er ausführt, daß der Zerfall der Finanzmärkte unausweichlich war und daß eine umfassende Konkurssanierung des US-Finanzsystems notwendig ist.

1995: LaRouche veröffentlicht seine berühmte „Typische Kollapsfunktion“ (Tripelkurve) zur Veranschaulichung der Zunahme von Schulden und Derivaten auf Kosten der Realwirtschaft.

1997: LaRouche und seine Ehefrau Helga Zepp-LaRouche beginnen eine Kampagne für eine „Neue Bretton-Woods-Konferenz“ zur Gründung eines neuen Währungssystems mit festen Wechselkursen, im Sinne der Absichten Franklin Roosevelts. Am 2. April 1998 erklärt LaRouche bei einer Veranstaltung für das Neue Bretton Woods in Rom: „Das System ist im wesentlichen bankrott. Das internationale Finanzsystem ist bankrott. In diesem System gibt es nur den Wohlstand der Narren. Gegenwärtig gibt es auf der Welt, vor allem in Form der sog. Derivate, kurzfristige Spielschulden in einer nominellen Höhe von etwa 140 Bio. Dollar. In den letzten Jahren, besonders seit 1982 und ganz besonders seit 1987, hat das Wachstum der Derivative das Bankensystem völlig erfaßt und aufgefressen.“'

1999: In LaRouches Nachrichtenmagazin EIR wird die Abschaffung des Glass-Steagall-Gesetzes als Verstoß gegen die Verfassung und als eine „Katastrophe“ verurteilt.

Angelides-Bericht

Im Angelides-Bericht wird festgestellt: „Obwohl der Kongreß 1989 und 1991 als Reaktion auf die Sparkassenkrise neue Gesetze beschloß, welche die Aufsicht über Bausparkassen verschärften, ging der Trend zur Deregulierung weiter. Die Deregulierungsbewegung konzentrierte sich u.a. auf den Abbau weiterer Vorschriften, welche die Aktivitäten von Depositenbanken auf den Kapitalmärkten begrenzten.“ Das Finanzministerium habe sich die Politik des „zu groß zum Scheitern” zueigen gemacht, angefangen mit der Citibank.

„Letztlich gab das Gesetz von 1991 den Geldinstituten ein konfuses Signal: Ihr seid nicht zu groß zum Scheitern - solange ihr nicht zu groß zum Scheitern seid. Die Möglichkeit der Rettung für die größten, besonders zentral platzierten Institute - im Handels- und Schattenbankensektor - blieb eine offene Frage bis zur nächsten Krise, 16 Jahre später.“ (Kapitel 2)

In den 90er Jahren wuchsen Verbriefung (weitgehend im Immobilienmarkt) und Derivate explosionsartig, gleichzeitig begann man sich auf der Grundlage von mathematischen Modellen auf den Märkten zu engagieren.

Was dieses Jahrzehnt am meisten auszeichnete, war laut Angelides das Wachstum der Derivate; er nennt dies „das bei weitem bedeutendste Ereignis in der Finanzwelt... in dem Jahrzehnt.“ Zwar wurde auch Besorgnis über dieses Wachstum besonders der außerbilanzlichen Märkte (Over the Counter, OTC) geäußert, und der Kongreß veranstaltete dazu Anhörungen, es wurde aber nicht gehandelt.

„Durch Erfolg und die Stimmung der Zeit ermutigt, stellten sich die größten Banken und ihre Aufsichtsbehörden weiterhin gegen eine Begrenzung der Bankaktivitäten oder deren Wachstum.“  Die Banken hatten zwar schon „Brückenköpfe in Wertpapierfirmen und Versicherungsgesellschaften”, doch nun gingen sie daran, Glass-Steagall ganz abzuschaffen.

„Das neue Regime ermutigte Wachstum und Konsolidierung in und zwischen den Banken-, Wertpapier- und Versicherungsbereichen... Die größten Bankholdings wurden zu großen Playern im Investmentgeschäft. Die Strategien der größten Geschäftsbanken und ihrer Holdinggesellschaften ähnelten zunehmend den Strategien der Investmentbanken... Beide prosperierten vom Ende der 90er Jahre bis zum Ausbruch der Finanzkrise 2007.“ Es gab aber keine Rückfalloption und kein „Reserverad“ im System: „Alle Räder des Systems sollten sich um dieselbe Achse drehen.“

Die „Experten”

1994: Greenspan spricht sich bei einer Anhörung gegen die Regulierung von Derivaten aus: „Bei der staatlichen Regulierung gibt es per se nichts, was sie der Regelung durch den Markt überlegen macht. Die heutigen Märkte und Unternehmen, besonders solche, die mit Derivativen handeln, werden genau überwacht von privaten Gegenparteien, die aus Selbstschutz darauf bestehen, daß Händler adäquat mit Kapital und Liquidität versehen sind.“

1997: Greenspan sagt in einer Rede vor der Association of Private Enterprise Education: „Bei einer Regulierung durch die Regierung kommen unvermeidlich einige Elemente perverser Impulse ins Spiel.“

1999: Greenspan lobt überschwenglich den „Wohlstandseffekt“ der massiven Immobilienspekulation.

Was geschah

1991: Das Finanzministerium veröffentlicht eine Studie, worin die Aufhebung von Glass-Steagall gefordert wird, um US-Banken „wettbewerbsfähiger“ zu machen.

1993-94: Über Fannie Mae und Freddie Mac wird die Maschinerie der Immobilienblase weiter angeheizt.

1994-95: Es kommt zu mehreren prominenten Bankrotten wegen Derivatkrisen - u.a. Proctor and Gamble, der Landkreis Orange County in Kalifornien und die jahrhundertealte (britische) Barings Bank.

1997: Die sogenannte Asienkrise breitet sich weltweit aus.

1998: Die Krisen um russische GKO-Staatsanleihen und den US-Fonds LTCM bringen beinahe das Finanzsystem zum Einsturz. Als Reaktion darauf schafft Greenspan eine „Mauer aus Geld“ und schürt mit niedrigen Zinsen weiter den Hypotheken-Wertpapiermarkt.

1999: Aufhebung von Glass-Steagall.

Seit 2000

LaRouche

2000: Im Zuge seiner Kampagne für ein Neues Bretton Woods aktualisiert LaRouche seine Tripelkurve, die nun anzeigt, daß das Gelddrucken der Federal Reserve einen hyperinflationären Prozeß auslöst, der in die Katastrophe führt. Er verurteilt scharf Greenspans Zinspolitik und Schritte für noch mehr Deregulierung. EIR bezeichnet das neue Gesetz über Warentermingeschäfte (Commodity Futures Modernization Act of 2000), welches außerbilanzliche Derivatgeschäfte in Billionenhöhe zuläßt, als „Derivate-Entkriminalisierungs-Gesetz“.

LaRouche wirbt für eine geordnete Konkurssanierung anstelle der sonst unvermeidlichen Implosion. So sagt er z.B. in seinem Internetforum am 2. Juli 2003:

„Der Kollaps ist mehr oder weniger akut, und was Alan Greenspan tut, ist eigentlich kriminell. Was Alan Greenspan jetzt tut: Er organisiert einen hyperinflationären Fall des Diskontsatzes. Diese Hyperinflation ist eine Falle, um Dumme noch ein letztes Mal auf die Finanzmärkte zu locken. Bald werden eine oder mehrere dieser Blasen platzen. Kreditderivat-Blasen, hypothekengedeckte Wertpapier-Blasen, ähnliche Blasen werden platzen.“

2005-06: LaRouche wirbt mit einem Gesetzentwurf (Emergency Reconstruction Act) für eine sofortige Wirtschaftserholung in den USA, um u.a. die Automobilindustrie zu retten.

2007: Als die ersten Blasen platzen, hält LaRouche sein inzwischen berühmtes Internetforum vom 25. Juli: „Das Weltwährungs- und Finanzsystem befindet sich jetzt tatsächlich im Prozeß der Auflösung. Daran ist nichts Rätselhaftes. Ich rede schon seit einiger Zeit davon, es hat sich angebahnt, es läßt nicht nach. Was als Aktienwerte und Marktwerte auf den Finanzmärkten international aufgelistet wird, ist Humbug! Es sind völlig fiktive Überzeugungen. Nichts daran ist wahr. Der Betrug ist enorm. Es gibt keine andere Möglichkeit, als daß dieses gegenwärtige Finanzsystem zusammenbricht. Keine! Es ist jetzt am Ende. Das gegenwärtige Finanzsystem kann nicht weiter existieren - unter keinen Umständen, unter keiner Präsidentschaft, unter keiner Staatsführung einer oder mehrerer Nationen. Nur eine grundsätzliche und plötzliche Veränderung im Weltwährungs- und Finanzsystem wird einen allgemeinen akuten kettenreaktionsartigen Kollaps verhindern.“

Unmittelbar danach schlägt LaRouche sein „Gesetz zum Schutz der Eigenheimbesitzer und Banken“ vor (Homeowners and Bank Protection Act), mit dem das Glass-Steagall-Prinzip auf die Banken mit Hypotheken angewandt und alle Zwangsversteigerungen ausgesetzt werden sollen. Obwohl mehr als 100 Städte und ein halbes Dutzend Landtage in Resolutionen das Gesetz fordern, weigert sich der Kongreß zu handeln.

2008: Als Kongreß und Regierung statt dessen ab März 2008 die Politik der Rettungspakete betreiben, verurteilt LaRouche dies als gesetzlos und „praktisch Landesverrat“. Er sagt: „Das ist illegal und verfassungswidrig.“ LaRouche eskaliert seine Kampagne für die Wiedereinführung von Glass-Steagall, was von der britischen Marionette Barack Obama - wie vorher von Bush - blockiert wird. Das bleibt bis heute die Speerspitze des Kampfes, bei dem es um die Abschreibung von Billionen Dollar Spielschulden aus Derivaten und „Rettungspaketen“ geht die Ausgabe von Kredit für den Wiederaufbau der Realwirtschaft.

Angelides-Bericht

Der Angelides-Bericht betont besonders das Wachstum der Blase nach der Aufhebung von Glass-Steagall 1999 und der Neuregelung der Warentermingeschäfte 2000.

„Wir gelangen zu dem Schluß, daß außerbilanzliche Derivate beträchtlich zu dieser Krise beigetragen haben. Das gesetzliche Verbot der Regulierung von außerbilanzlichen (OTC)-Derivaten durch die Bundes- und Landesregierungen 2000 war ein entscheidender Wendepunkt im Marsch in die Finanzkrise.“

In Kapitel 1 (S. 5) wird die neue Blase so beschrieben:

„Anders als viele andere Blasen - Tulpenzwiebeln in Holland im 17. Jahrhundert, Südsee-Aktien des 18. Jahrhunderts, Internetaktien Ende der 1990er Jahre - betraf diese [Blase] nicht nur irgendeine Ware, sondern einen Grundpfeiler des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens und einen Eckstein der Wirtschaft: das Eigenheim. Die Eigenheime sind das Fundament, auf dem viele unserer sozialen, persönlichen, Regierungs- und Wirtschaftsstrukturen ruhen. Kinder besuchen gewöhnlich Schulen in der Nähe ihrer Wohnung; Kommunen entscheiden auf der Grundlage ihrer Einnahmen aus der Grundsteuer, wieviel Geld sie für Straßen, Feuerwehr und öffentliche Sicherheit ausgeben; Immobilienpreise sind an Konsumausgaben gebunden. Ein Rückgang der Immobilienbranche kann fast überall Folgewirkungen haben.“

Angelides bemerkt weiter, Investmentbanken betrieben unter Verwendung mathematischer Modelle als „zuverlässige Risikoprognosen“ mit bis 40:1 fremdfinanzierte Geschäfte, viele davon kurzfristig, wobei ein größerer Teil der Schulden über Derivate und außerbilanzlich läuft. „Der Gesamtwert der zwischen 2001 und 2007 ausgegebenen hypothekengedeckten Wertpapiere belief sich auf 13,4 Billionen Dollar.“

„Wir kommen zu dem Schluß, daß diese Finanzkrise vermeidbar war. Die Krise war das Resultat menschlichen Handelns und Unterlassens, nicht von Mutter Natur oder außer Rand und Band geratenen Computermodellen. Die Steuermänner der Finanzwelt und die öffentlichen Wärter unseres Finanzsystems haben Warnungen ignoriert und entstehende Risiken innerhalb eines Systems, das für das Wohlergehen der amerikanischen Öffentlichkeit unverzichtbar ist, nicht hinterfragt, verstanden oder eingedämmt. Frei mit Shakespeare gesagt, die Schuld liegt nicht in den Sternen, sondern bei uns selbst.“

Die „Experten”

Das ganze Jahrzehnt hindurch behaupten Greenspan und sein Nachfolger Ben Bernanke, die von ihnen geschaffene Blase ließe sich eindämmen. Zwei Beispiele:

Juni 2005: Greenspan sagt dem Kongreß, „das offensichtliche Problem auf dem Markt für Eigenheime ist vielleicht auf die Hypothekenmärkte übergeschwappt“, aber die US-Wirtschaft stehe auf einer „halbwegs gesunden Grundlage“. Weiter: „Obwohl wir einen Niedergang der Immobilienpreise sicherlich nicht ausschließen können... hätte dieser Rückgang, falls es dazu käme, wahrscheinlich keine substantiellen makroökonomischen Folgen.“

März 2007: Fed-Chef Bernanke sagt vor dem Kongreß: „Die Probleme auf dem Markt für minderwertige Hypotheken lassen sich wahrscheinlich eindämmen.“

Was geschah

Nach dem Absturz des Booms der späten 90er Jahre senkt Greenspan elfmal die Zinsen, um den Banken billiges Geld zu verschaffen. Trotzdem gibt es 2001 einen Rekordausfall an Unternehmensschulden, u.a. durch den Bankrott der Großkonzerne Enron und WorldCom.

Die Blase wächst weiter, besonders durch Derivate und hypothekengedeckte Papiere.

Ende Juli 2007: Drei Tage nach LaRouches Internetsendung vom 25. Juli beginnt der Einbruch des Bankensystems.

Frühjahr 2008: Mit dem Bankrott von Bear Stearns kündigt die Regierung G.W. Bush am 20. März die erste Rettungsaktion der Regierung an.

24. Juli 2008: Weil der Immobilienmarkt in immer weitere Schwierigkeiten gerät, organisiert Finanzminister Paulson Rettungsaktionen für Fannie Mae und Freddie Mac; inzwischen ist daraus ein „Blankoscheck“ für alle geworden, die Hypotheken verbriefen.

3. Oktober 2008: Der Kongreß beschließt die Einrichtung des 787 Mrd.$-Rettungsfonds TARP, den die Regierung Bush mit dem Segen (und dem Druck) Barack Obamas fordert. Damit wird (so Bernankes eigene Aussage vor der Angelides-Kommission) der Konkurs von 12 der 13 größten Geldinstitute Amerikas verhindert. Trotzdem werden in den nächsten zwei Jahren Billionen Dollar an Werten bei Banken und Privathaushalten ausgelöscht.

2009-10: Die Regierung Obama erweitert ständig die Rettungsaktionen für die Autoindustrie und die Versicherungen, und sie bietet den Großbanken praktisch eine nach oben offene Kreditlinie. Nach Berechnungen von TARP-Aufsichtschef Neil Barofsky ist die Regierung Verpflichtungen von 17-23 Bio.$ eingegangen.

Gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit auf inzwischen real 25 Prozent (oder höher), während Arme kaum noch Unterstützung erhalten. Die großen Finanzinstitute können wieder frei schalten in dem Wissen, daß sie die volle Unterstützung der Federal Reserve haben.


Lesen Sie hierzu bitte auch:
Angelides-Report bestätigt LaRouche
- Neue Solidarität 6/2011
„Obama absetzen, Trennbankensystem einführen, die Welt wiederaufbauen!“
- Neue Solidarität 5/2011
Was Lyndon LaRouche wirklich sagt
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)
Ältere Schriften von Lyndon H. LaRouche aus den Jahren 1981-2006
- Internetseite des Schiller-Instituts
Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees
- in englischer Sprache