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Von Lyndon LaRouche
Qualifizierte amerikanische Historiker haben keine Schwierigkeiten mit dem Verständnis des Unterschiedes zwischen dem Prinzip der US-Verfassung, das man als das Prinzip des „Kreditsystems“ kennt - und auf dem das Glass-Steagall-Gesetz beruht -, und den monetaristischen Prinzipien, die tief verwurzelt sind im Erbe des Römischen Reichs, in der europaweiten Tradition des Wuchers, aus der das Konzept des Monetarismus stammt.
Formell ist die Aufgabe, diesen Unterschied einem gebildeten Europäer zu erklären, nicht schwer. Hermann Abs beispielsweise hat sein Verständnis dieses Prinzips bewiesen, als er für seinen Beitrag zur Organisation des später berühmten deutschen „Wirtschaftswunders“ in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg diesem Vorbild folgte.
Wie man früher, als es noch en vogue war, die Launen des Lebens mit Humor zu nehmen, gerne sagte: Amerikaner und Briten trennt ihre gemeinsame Sprache.
In einem monetaristischen System ist die Vorstellung wirtschaftlichen Werts allgemein mit der Vorstellung von Geld an sich verbunden. In einem Amerikanischen System, wie es erstmals in der ursprünglichen Charta der Massachusetts Bay Colony und dann unter der US-Bundesverfassung verwirklicht wurde, beruht wirtschaftlicher Wert auf der Vergabe von Kredit für öffentliche und private Verbesserungen der Arbeitsproduktivkraft, gemessen pro Kopf und pro Quadratkilometer der souveränen Volkswirtschaft.
Hier liegt der grundsätzliche („systemische“) Unterschied zu den heutigen europäischen Systemen in der monetaristischen Tradition der aufeinanderfolgenden Phasen des Römischen Reiches (d.h. Byzanz, das alte Venedig, das neue Venedig und das Britische Empire). Mit anderen Worten, das Amerikanische System, angefangen mit dem Präzedenzfall der Charta der Massachusetts Bay Colony, geht von einem Kreditsystem aus, und das ist ein tief verwurzelter, prinzipieller Unterschied zum Erbe des Römischen Reichs, das in Form der monetaristischen Ideologie unter der Hegemonie des heutigen Britischen Empire, etwa in den „Euro“-Satelliten des Empire, faktisch immer noch fortwirkt.
Diese Tradition eines Europa, das gewöhnlich unter der imperialen Vorherrschaft des britischen monetaristischen Systems steht - insbesondere seit Kontinentaleuropa und anderen Ländern durch das imperiale Diktat von Margaret Thatcher, François Mitterrand und George H.W. Bush gegenüber Deutschland das „Euro“-Prinzip aufgezwungen wurde -, führte ironischerweise dazu, daß es dort bis heute noch üblich ist, Geld einfach in Umlauf zu bringen ohne Rücksicht darauf, ob irgendein realer, physischer Wert damit verbunden ist. Für diejenigen, die sich in der Geschichte wirklich auskennen, steht Europa immer noch unter der Herrschaft der Tradition des alten Römischen Reiches. Das Management wurde verschiedentlich ausgetauscht - vom Römischen Reich über Byzanz, das alte „aristokratische“ Venedig und das „Sarpische“ Venedig bis zum Sarpischen Erbe dieses „neuen Venedig“, dem Sarpischen „Freihandel“ in der gegenwärtig britischen imperialen Monarchie. Aber das imperiale Prinzip des Monetarismus als solches hält Europa (und andere Teile der Welt) immer noch gefangen, die verschiedenen lokalen Nationalstaaten sind bis heute der antiken, römisch-monetaristischen Tradition unterworfen.
Um das Wesen der Lösung für die gegenwärtige Weltlage zu veranschaulichen, betrachte man den Fall Großbritannien, das derzeit in einem scheinbar hoffnungslos bankrotten Zustand ist.
Der Grund dafür, daß die Briten noch vor der US-Kongreßwahl am 2. November den Vereinigten Staaten mit sehr unangenehmen Konsequenzen drohten - praktisch einer Kriegsdrohung -, falls die USA das Glass-Steagall-Gesetz wiederherstellen sollten, liegt darin, daß das bankrotte internationale britisch-monetaristische System zusammenbricht, wenn sich die Vereinigten Staaten weigern, freiwillig zu sterben.
Es ist eine Tatsache, daß das Überleben der Vereinigten Staaten jetzt zwangsläufig den summarischen Bankrott des weltweiten „Commonwealth“-Systems der britischen Monarchie in seiner gegenwärtigen Form bedeuten würde, allem voran den Zusammenbruch des Bankensystems im Vereinigten Königreich selbst. Die Ironie ist hier, daß es überhaupt keine Möglichkeit mehr gibt, wie das britisch-imperiale System in seiner derzeitigen Form überleben kann - typisch für diese derzeitige Form des sehr realen Britischen Empire sind die Netzwerke der internationalen Inter-Alpha-Bankengruppe.
Zugegeben, man sollte erst gar nicht daran denken, zu versuchen, dieses Empire in der Form, wie es heute seit der Reform 1971 mit der Gründung und Weiterentwicklung der Inter-Alpha-Gruppe existiert, zu erhalten. Aber das bedeutet nicht, daß wir nicht etwas tun sollten, um das eigentliche Vereinigte Königreich zu retten, im Unterschied zu diesem mit der Inter-Alpha-Gruppe verbundenen Britischen Empire, das weniger als nichts wert ist.
Aber wie? Ganz einfach: Das Vereinigte Königreich als Nationalstaat und das Britische Empire haben keine Hoffnung mehr, das imperiale System, dessen Kern die Inter-Alpha-Gruppe bildet, weiter fortzusetzen. Also braucht man eine Neuordnung des nationalen britischen Bankensystems nach dem gleichen Standard eines Kreditsystems wie bei Glass-Steagall in den Vereinigten Staaten.
Das großartige Prinzip des Kreditsystems ist der Schlüssel zum Verständnis der notwendigen Reformen für das angemessene Ziel - ein nationales Geschäftsbankensystem „Hamiltonischer“ Form, vergleichbar dem leitenden Prinzip der ursprünglichen US-Verfassung.
Man betrachte die Möglichkeiten für eine reale Erholung der britischen Wirtschaft aus dem gegenwärtigen steilen Absturz in den endgültigen nationalen Bankrott des Vereinigten Königreichs, im Gegensatz zu den gegenwärtigen verzweifelten, hyperinflationären Bemühungen, an einem monetaristischen System festzuhalten.
Ziehen wir eine Lehre aus den Leistungen Karls des Großen zu seiner Zeit. Die wichtigste unter den vielen Reformen Karls war die Entwicklung einer Form von Kreditsystem, bei dem die Verbindung der wichtigsten Flußsysteme im Innern seines Reiches durch ein Netz von Kanälen im Mittelpunkt stand; diese Kanäle sind noch immer ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Kultur in dieser Region und im übrigen Europa. Solche staatlichen Großprojekte - wie die damaligen Reformen Karls des Großen, die von Franklin Roosevelt unterstützte Tennesseetal-Behörde (TVA) oder das größte bisher entworfene, aber noch zu verwirklichende Projekt, die Nordamerikanische Wasser- und Strom-Allianz (NAWAPA) - bilden realwirtschaftliche Plattformen des Fortschritts. So erhalten die privaten Unternehmen das Fundament, auf das man für die lokalen Fortschritte in der Produktivität der Landwirtschaft und anderer Wirtschaftsbereiche sowie Verbesserungen des Lebensstandards schon immer angewiesen war.
Die angemessene Methode zur Realisierung dieser Vorteile ist die Förderung von wissenschaftlich-technischen Fortschritten der Arbeitsproduktivkraft pro Kopf und pro Quadratkilometer, als Grundlage für Investitionen, deren Beitrag zum nationalen Reichtum im Endeffekt höher ist als ihre realen Nettokosten. Dies ist der Faktor der Nettosteigerung der Produktivität pro Kopf und pro Quadratkilometer durch Fortschritte bei der langfristigen Steigerung der Energieflußdichte, auf denen die reale Steigerung des physischen Wertes der in Umlauf gebrachten staatlichen Kredite beruht.
Solche Leistungen, auf der Grundlage eines Systems staatlicher Kreditschöpfung anstelle eines monetaristischen Systems, sind der physisch wirksame Faktor, von dem die Existenz eines erfolgreichen Systems öffentlichen Kredits abhängt. Im Fall der USA schuf die Organisation des Kredits nach dem Nationalbankprinzip die Grundlage für die lokalen Geschäftsbanken, und nicht das spekulative Glücksspiel der „Wallstreet“.
Das bedeutet in der Praxis für das Vereinigte Königreich: Um seinen gegenwärtigen Aberwitz zu überleben, muß es sein eigenes Binnenwachstum auf ein nationales System öffentlichen Kredits gründen, wie es im einzelnen im Äquivalent eines regulierten öffentlichen Kreditsystems zum Ausdruck kommt. Den langfristigen Rahmen dafür bildet die Beteiligung an der Hebung des realen Lebensstandards und der physischen Produktivität mit Hilfe sehr großer öffentlicher Infrastrukturbauten, nicht unähnlich dem NAWAPA-Projekt in den USA, um das Einkommen der Völker Europas und Nordamerikas durch die Verbesserung der Produktivität und Lebensqualität der Menschen in Afrika, Asien und Südamerika anzuheben. Als Motor einer solchen erfolgreichen Anstrengung brauchen wir ein globales System fester Wechselkurse, das mit den öffentlichen Kreditsystemen der beteiligten souveränen Republiken verbunden ist.
So definiert die Verbesserung der Lebensbedingungen beispielsweise der Menschen des Vereinigten Königreichs das Prinzip eines globalen Systems öffentlichen Kredits zwischen jeweils völlig souveränen Nationalstaaten. Das ist jetzt nicht nur die größte, sondern auch die einzige Hoffnung für alle Teile der Menschheit.