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Neue Solidarität
Nr. 5, 2. Februar 2011

Britische Regierung will 57 Standardoperationen einsparen

Der Nationale Gesundheitsdienst (NHS) in Großbritannien soll laut einer Regierungsanweisung ab sofort 57 Operationen, zu denen sich Patienten entschließen können, künftig nur noch in „außergewöhnlichen Umständen“ zulassen. Zu diesen Eingriffen zählen:  Mandeloperationen, Entfernung von problematischen Krampfadern, Gebärmutterentfernung, Mittelohreingriffe, die Entfernung von Hautläsionen, Hämorrhoidenentfernung, Weisheitszahnoperationen, Grauer Star und der Einsatz künstlicher Gelenke. Selbst Eingriffe mit einer 80%igen Erfolgsrate sollen als „ohne klinischen Wert“ eingestuft und nicht mehr durchgeführt werden. Davon sind bestimmte Gebiete Englands betroffen, u.a. Bury, Oldham, Meyood, Middleton und Rochdale. Das Ziel ist, 20 Mrd. Pfund im Öffentlichen Gesundheitssystem (NHS) einzusparen.

Mediziner aller Fachrichtungen protestieren entschieden dagegen. John Black, Präsident des Royal College of Surgeons of England, griff die Primary Care Trusts (PCTs) im NHS an, sie würden einen „gefährlichen Kurs“ steuern, indem sie Patienten Behandlungen verweigern, so daß diese dann unnötige Schmerzen leiden müssen und ihre Aussicht auf volle Gesundung sinke. Damit bauten sich weitere Gesundheitsprobleme auf. Bereits jetzt, so Black, betrieben die NHS-Trusts „Rationierung durch die Hintertür“, indem sie Patienten immer länger warten ließen oder bestimmte Operationen überhaupt ablehnten. „Indem man die angebotenen Operationen immer mehr reduziert, kann man zwar sofort Geld einsparen. Aber der Preis sind Schmerzen, eine reduzierte Lebensqualität und die Zerrüttung der Gesundheit. Wenn der NHS weiterhin so Geld spart, werden wir das mit zukünftigem Leiden der Patienten bezahlen.“

Die NHS-Gewerkschaft, mit Unterstützung der British Medical Association und den Royal Medical Colleges warnte entschieden davor, daß die Gesundheitsversorgung stark beeinträchtigt würde. In einem Brief an die Times sprachen die Vorsitzenden von sechs Gewerkschaften, einschließlich der Beschäftigten der British Medical Association und des Royal College of Nursing (Pflegeberufe) ihre „extreme Besorgnis“ über die Pläne aus und warnten davor, eine immer größere wirtschaftliche Konkurrenz zwischen der staatlichen NHS und privaten Unternehmen im Gesundheitssektor zu schaffen.

Die Entscheidungen über „kosteneffiziente“ Diagnoseverfahren und Therapien werden im britischen Gesundheitssystem durch NICE getroffen, das „National Institute for Health and Clinical Excellence“, das auf seiner Webseite ganz offen die Kategorie Kosteneinsparungen aufführt. NICE ist das Vorbild für Obamas „Gesundheitsreform“. Seine Gründung beschrieb Tony Blair als wichtigste Tat während seiner Amtszeit. In Deutschland arbeitet NICE mit dem IQWiG zusammen, dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.

sas