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Auf dem Rückweg vom APEC-Gipfeltreffen aus Hawaii (wir berichteten) flog der russische Präsident Dimitri Medwedjew nach Jakutsk, der Hauptstadt der Republik Sacha (Jakutien), um die erste Eisenbahnlinie in die Region dieser größten ostsibirischen Stadt einzuweihen. Die neue 800 Kilometer lange Strecke ist Teil der Amur-Jakutischen-Magistrale, die Tommot mit Nischny-Bestjach verbindet, einem Ort, der gerade gegenüber von Jakutsk am östlichen Ufer des Flusses Lena liegt. Medwedjew wohnte der Zeremonie bei, bei der das „goldene Gleis“ als Streckenschluß verlegt wurde.
Plänen der staatseigenen russischen Eisenbahngesellschaft zufolge soll die Strecke in den nächsten 20 Jahren bis Magadan am Ochotskischen Meer weitergebaut werden. Auch eine Weiterführung in die Regionen Tschukotka und Kamtschatka ist in Planung, womit eines Tages die Transsibirische Eisenbahn und die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) durch einen Tunnel unter der Beringstraße mit dem nordamerikanischen Eisenbahnnetz verbunden werden könnten.
Wichtiger ist aber die Lenaquerung nach Jakutsk. Diese Stadt mit ihren 270.000 Einwohnern ist bisher nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen und kann nur im Sommer per Fähre und im Winter über das Eis erreicht werden. Noch ist nicht klar, ob man sich für eine gemeinsame Straßen- und Eisenbahnbrücke oder eine Untertunnelung des hier zwei Kilometer breiten Stromes entscheidet. Es sind nicht nur die gewaltigen Kosten von veranschlagten zwei Milliarden Dollar, sondern vor allem die technischen Herausforderungen für solch ein Bauwerk, die bisher den Anschluß verzögert haben. Der Permafrostboden und die zu Zeiten der Schneeschmelze bis zu zehn Kilometer breite Lena bereiten den Planern und Ingenieuren noch einiges Kopfzerbrechen.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Russischen Eisenbahnen, Wladimir Jakunin, nahm an den Feierlichkeiten in Nischny-Bestjach teil. Er sehe die Schienenanbindung von Jakutsk durchaus als vordringliche Aufgabe, unterstrich aber, daß sich mit dieser neuen Bahnlinie die Notwendigkeit ergebe, sowohl die BAM als auch die Transsibirische Eisenbahn zu modernisieren. Jakunin und der Sonderbeauftragte des Präsidenten für den fernen Osten, Viktor Ischajew, sprachen sich dafür aus, 400 Milliarden Rubel (etwa 9-10 Milliarden Euro) in die Erneuerung der BAM zu stecken.
Für Moskau stellt der Ausbau der Transportkorridore in den fernen Osten einen Beitrag zur Überwindung der internationalen Wirtschaftskrise dar. Anläßlich einer Tagung der Association of European Businesses in Moskau sagte Jakunin am 10. November:
„In einer globalisierten Welt und dem gegenwärtigen Prozeß der ökonomischen Integration nimmt die Bedeutung der Zusammenführung des russischen und europäischen Eisenbahnnetzes zu. ... Es existiert eine generelle Übereinkunft [zwischen den Russischen Eisenbahnen und der EU], daß uns, unabhängig von den verschiedenen Spurweiten und Standards, mit der Errichtung eines einheitlichen Transportraumes ein starkes Instrumentarium zur Überwindung der wirtschaftlichen Krise zur Verfügung steht.“ Sowohl der Transportkorridor in den Süden durch den Iran bis nach Indien, als auch die geplante Verlängerung der russischen Breitspur über Bratislava nach Wien würden wichtige Impulse setzen. „Wir hoffen, den Anteil der europäischen Wirtschaft bei Transporten aus dem fernen Osten, insbesondere aus China, steigern zu können. Das wird die Effizienz des Schienenverkehrs weiter verbessern und die Kosten des Gütertransports, im Vergleich zum längeren Seeweg, senken.“
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