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Den folgenden Brief sandte Barbara Spahn, Landesvorsitzende der Bürgerrechtsbewegung Solidarität in Rheinland-Pfalz, an den Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der FDP.
Sehr geehrter Herr Brüderle,
ich habe mit Vergnügen am 18. November Ihr Deutschlandfunk-Interview zum bundesweiten Vorlesetag gehört. Ob nun die Indianer so einfach mit der FDP vergleichbar sind, darüber mag gestritten werden. Auf jeden Fall jedoch zeigt Ihre Begeisterung für Karl May eine Empfänglichkeit für Gerechtigkeit und Ideale.
Ich würde von Ihnen daher auch gern wissen, wie Sie es mit Karl Mays Verehrung für den mexikanischen Staatspräsidenten Benito Juarez (1806-1872) halten, dessen Name einen Band der Werke des Autors ziert. Für den interessierten Leser: Juarez kündigte 1861 einseitig die mexikanischen Auslandsschulden, und hatte es daraufhin mit einer bewaffneten Invasion europäischer Kolonialmächte, besonders französischer Truppen, zu tun, die ihre Puppe „Kaiser Maximilian“ (den Bruder des damaligen österreichischen Kaisers) als Herrscher über Mexiko installierten. Mit Unterstützung Abraham Lincolns (Karl May macht auch das zum Thema) trieben die „Juaristas“ die französischen Truppen wieder aus dem Land (die USA drohten u.a. mit der Beschießung Marseilles) und setzten sich schließlich auch gegen die mexikanischen Hilfstruppen Maximilians durch.
Wie halten Sie es - auch in Hinsicht auf die heutige Politik der „Märkte“, der machtpolitischen Fortschreibung der europäischen Kolonialmächte, besonders des Britischen Empire - mit der Frage des Schuldenmoratoriums, mit Benito Juarez und Abraham Lincoln, wie auch mit der Frage eines Trennbankensystems?
Leider sah sich Minister Brüderle nicht in der Lage, auf die Fragen zu antworten. Es erreichte uns nur eine, das Thema verfehlende Replik seines persönlichen Referenten.