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Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe des Schiller-Instituts fand am 19. 11. in Berlin ein gut besuchtes Seminar zum Thema „Wiederaufbau der Weltwirtschaft“ statt.
Die Bedeutung des Berliner Seminars am 19. November wird erst klar, wenn man sich die zugespitzte Weltlage und auch die weltweite Mobilisierung zur Abwendung eines drohenden dritten Weltkriegs betrachtet. Deshalb sei hier kurz auf die Anti-Kriegsmobilisierung von Schiller-Institut und Bürgerrechtsbewegung Solidarität der vorherigen zwei Wochen eingegangen.
Es ist überaus deutlich, daß sich die Reaktionen der Bevölkerung an den regelmäßigen Informationstischen unserer Aktivisten auf der Straße geändert haben. Obwohl viele Menschen durch die Warnungen vor einem dritten Weltkrieg als Folge eines Angriffs auf den Iran oder Syrien schockiert waren, setzte oft aber auch eine große Ernsthaftigkeit ein, als die Menschen hörten, daß man eine solche Gefahr aufhalten kann, wenn man sich ihr stellt. Denn nur so erkennen die Menschen sowohl die Unmittelbarkeit der Krise, als auch die wahre Intention der Oligarchie, nämlich durch Sparpolitik, Unterentwicklung und Krieg die Weltbevölkerung zu reduzieren.
Die gleichzeitige Verschuldungskrise und die hoffnungslosen Versuche, den Euro auf dem Rücken der Bevölkerung zu retten, lassen bei vielen Menschen lähmende Angst und natürliche psychologische Verdrängungsmechanismen entstehen. Diese Lähmung löst sich bei denen, die mit uns in Kontakt traten, erst, wenn sie von unserer optimistischen Lösung erfahren, die Krise mit dem Trennbankensystem, einem Wiederaufbau im Sinne von Wernadskij und klassischer Kultur zu überwinden. Dann waren sie auch bereit, uns zu unterstützen, da so ein Bewußtsein über die einmalige historische Chance entstand, dem imperialen System ein für allemal den Garaus zu machen.
Darüber hinaus haben Mitglieder von Schiller-Institut und BüSo viele politische Veranstaltungen besucht, um unter den Teilnehmern sowohl die Kriegsgefahr, als auch die Notwendigkeit einer neuen gerechten Weltwirtschaftsordnung in die Diskussion zu bringen.
Hier nur einige Beispiele:
- Auf einer Veranstaltung iranischer Unternehmerinnen war man extrem dankbar, daß Sprecherinnen der BüSo die Kriegsgefahr angesprochen hatten, und viele wollten mehr über unsere Arbeit erfahren.
- Bei einer anderen Veranstaltung über Obamas Politik verteilten Mitglieder unserer Bewegung Material über Obamas Kriegspläne und die Gefahr eines Weltkrieges, was so polarisierend wirkte, daß wir spontan eingeladen wurden, aktiv an der Veranstaltung teilzunehmen.
- Bei einer hochrangig besetzten Bankenveranstaltung blieben mehrere Teilnehmer mit unseren Vertretern in Kontakt, da niemand sonst den Mut gehabt hatte, die Notwendigkeit einer Konkurserklärung des Finanzsystems anzusprechen.
- Bei einer Veranstaltung von Wasserbauingenieuren reagierten verschiedene Teilnehmer äußerst positiv auf die von uns vorgeschlagenen Großprojekte wie Transaqua für die Bewässerung der afrikanischen Sahelzone und NAWAPA zur Bewässerung der Trockengebiete in Nord- und Mittelamerika und wollen mehr darüber wissen.
- Im Anschluß an den öffentlichen Vortrag eines führenden Kernforschers entwickelte sich eine Reihe guter Diskussionsbeiträge über den Unterschied zwischen der pazifischen Region mit ihren großen Aufbauprojekten und der transatlantischen Region mit hyperinflationären Rettungspaketen. Deswegen sei eine internationale Zusammenarbeit im Bereich Hochtechnologie, insbesondere Kernenergie, unverzichtbar.
Darüber hinaus sprachen Vertreter von uns mit Abgeordneten, mit Bürgermeistern und Gewerkschaftern. Auch bei diesen Diskussionen wurde deutlich, daß die Kriegsgefahr das Denken vieler auf eine andere Ebene gehoben hat, denn man kann nicht abwarten, „was auf uns zukommen wird“, sondern es muß jetzt gehandelt werden.
Am Samstag, dem 19. November, fand dann in Berlin die Veranstaltung des Schiller-Instituts in einem mit mehr als 80 Teilnehmern übervollen Raum statt. Nach einer musikalischen Einleitung mit einer Cellosuite von Bach ergriff die Gründerin des Schiller-Instituts und Bundesvorsitzende der BüSo, Helga Zepp-LaRouche, das Wort. Sie nannte zwei Punkte, von denen abhängig sei, ob die Zivilisation aus der jetzigen Krise herauskommen könne oder nicht: Erstens müsse der drohende Krieg verhindert werden, und zweitens müßten die zugrundeliegenden Ursachen, die zu dieser gefährlichen Lage geführt haben, beseitigt werden, d.h. das sich in der Endphase des Zusammenbruchs befindende Weltfinanzsystem müsse durch ein besseres ersetzt werden.
Die Warnung vor der unmittelbaren Weltkriegsgefahr bei einem Angriff auf den Iran zusammen mit der katastrophalen wirtschaftlichen Situation im transatlantischen Raum erzeugte bei allen Anwesenden eine sichtbare Spannung. Um so stärker waren die Reaktionen auf die optimistischen Lösungen, die sich der Menschheit heute anbieten und auf die Frau Zepp-LaRouche ausführlich einging: vom Trennbankensystem bis zur Weltlandbrücke und der Raumfahrt. Wir dürften nicht die Fehler aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wiederholen, erklärte Frau Zepp-LaRouche, denn diese hätten heute viel katastrophalere Konsequenzen als damals. Allein der Einsatz von 100 Atomwaffen würde die menschliche Zivilisation auslöschen. Dieser Realität müßten wir uns heute stellen, das Finanzsystem reorganisieren und gemeinsam mit den Nationen des pazifischen Raums Abkommen über den Bau großangelegter Infrastrukturprojekte schließen, um diesen Planeten und letztlich unser Sonnensystem zu entwickeln. (Den Videomitschnitt der Rede finden Sie im Internet unter http://bueso.de/node/5117.)
Dr. Axel Wiesener, seit über 35 Jahre juristisch für die Deutsche Bank tätig und zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung Leiter der Region Ost, prangerte anschließend die Versäumnisse der Regierungen an, die gesetzlich vorgeschriebenen Regulierungsmöglichkeiten für die Finanzmärkte zu nutzen. Er schilderte, wie z.B. sogenannte Subprime-Loans aus den USA, hinter denen sich Kredite verbargen, die wegen der Unsicherheit ihrer Schuldner in Deutschland nicht handelsfähig waren, auf einmal auch auf dem deutschen Markt als sogenannte Wertpapiere mit hohem Preis auftauchten. Doch statt ihrer Aufgabe als Finanzaufsichtsbehörde nachzukommen, überließ die BaFin diese ureigene staatliche Aufgabe lieber den bankinternen (!) Kontrollsystemen und verzichtete somit auf jegliche Transparenz. Aufgrund dieser grundlegenden Verfehlungen der Regierung müsse man nicht nur von einer reinen Finanz-, sondern auch von einer staatspolitischen Krise sprechen, und die Verantwortlichen müßten erst einmal ihre Versäumnisse eingestehen, bevor sie willkürlich neue Regulierungen fordern.
Prof. Alois Haas, von 1969 bis 1997 Inhaber des Lehrstuhls für Anorganische Chemie an der Ruhr-Universität Bochum, sprach anschließend zum Thema „Einstieg - Ausstieg - Energiewende: Deutschlands Weg in eine unsichere Zukunft?“ Im Grunde sei die Kernkraft eine „gottgegebene Technologie“, erklärte er, wie man an dem natürlichen Kernreaktor in Oklo (Gabun) sehen könne, in dem seit 1,8 Mrd. Jahren in einer Tonhöhle das dortige natürliche Uran-235 gespalten werde. Die menschlich geschaffenen Rektoren seien natürlich viel effizienter, wie man besonders an den deutschen Reaktortypen sehen könne. Im Zeitraum zwischen 1980 und 2008 hätten deutsche Reaktoren 26mal auf Platz 1 und zu 80% auf den ersten drei Plätzen der Liste der Internationalen Jahresstromproduktion gelegen.
Die Frage der Sicherheit sei in Deutschland allerdings schwer zu diskutieren, da es bereits bei nicht relevanten Unfällen (vielleicht wenn sich jemand innerhalb des Sicherheitsbereichs an seinem Kaffee verbrüht hat?) große Schlagzeilen gibt, die im Nachhinein nicht richtig gestellt würden und somit ein schlechtes Gefühl in der öffentlichen Meinung hinterließen.
Ein weiteres wichtiges Thema, das in der Ausstiegsdebatte kaum eine Rolle gespielt habe, seien die Kosten der Stromproduktion. Anhand von Tabellen über die entstehenden Kosten bei verschiedenen Kraftwerkstypen verdeutlichte Prof. Haas das Problem: der durch die Kernkraft erzeugte Strom koste 3,5 Cent/kWh, wohingegen bei der Photovoltaik Kosten von bis zu 28,74 Cent/kWh anfallen. Der Begriff „erneuerbare Energien“ sei absolut irreführend, da der Arbeitsaufwand und somit die Kosten für Bau, Instandhaltung und Energiegewinnung bei diesen sogenannten „Erneuerbaren“ unvertretbar hoch sei. Die Stromkosten lägen in Deutschland bereits bei 20 Cent/kWh, während sie in Frankreich nur 8 (Tag) bzw. 5 Cent (Nacht) betrügen. Bei dem jetzt beschlossenen Energiewandel gäbe es keine Zukunft für die Industrie in Deutschland, und der Lebensstandard würde weiter sinken.
Im letzten Teil seines Vortrages beschäftigte sich Prof. Haas mit der Zukunftsperspektive der Kernfusion, wie sie sich mit dem ITER und dem in Deutschland entwickelten Stellarator abzeichnet. Er selbst sehe große Hoffnung darin, doch leider würden die Forschung und Entwicklung der Kernfusion durch politische und ideologische Kräfte stark gehemmt.
Der nächste, überaus optimistische Vortrag, „Kernfusion - eine Chance für die Menschheit“, der die darauf folgende Diskussion maßgeblich bestimmte und vor allem bei den jungen Teilnehmern des Seminars großes Interesse auslöste, wurde von dem Physiker Dr. Armin Azima gehalten. Fusionsreaktionen seien nicht nur über 1 Mio. mal energetischer als chemische Reaktionen, sondern es könnte, besonders mit dem von Robert Bussard vorgeschlagenen FUSOR-Modell, eine völlig neue Ebene der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Möglichkeiten erreicht werden.
Ein effizienter Tokamak-Fusionsreaktor verwendet Deuterium und Tritium als Brennstoff. Geschätzt (ITER-Projekt) würden 250 kg davon bei einer Leistung von 1000 MW einer äquivalenten Stromproduktion von 2,7 Mrd. t Kohle pro Jahr entsprechen. Der FUSOR basiert allerdings auf einem anderen Fusionsprinzip als ein Tokamak-Reaktor. Durch eine stark negative Ladung in der Mitte des FUSOR-Reaktors entsteht eine hohe Anziehungskraft auf positive Brennstoff-Ionen, wobei das resultierende Kraftfeld ähnlich wie bei der Sonne die Ionen zum Zentrum der negativen Ladung hin beschleunigt und dort komprimiert, erläuterte Azima. Die Fusion liefe hierbei durch Kollision beschleunigter Ionen, die sich zwar durch ihre positive Ladung mehrmals gegenseitig abstießen, aber durch die starke negative Ladung in der Mitte so oft zurück gezogen werden, daß es pro Sekunde mehrere 10.000 Mal zur Kollision und damit zur Fusion kommen würde. Im Gegensatz zu einem Tokamak könnte im FUSOR der Brennstoff pB11 verwendet werden und so eine aneutronische Fusionsreaktion ablaufen. Dies hätte den Vorteil, daß die Fusionsenergie direkt, d.h. ohne Turbine und Generator, mit über 90% Wirkungsgrad in Strom umgewandelt werden könnte.
Mit dieser Technologie wäre auch ein bemannter Raumflug zum Mars möglich, da der Rückstoß eines mit einem FUSOR-betriebenen Ionenantriebes ausreicht, um ein ca. 50 t schweres Raumschiff auf der ersten Hälfte der Strecke Erde-Mars bei konstanter Beschleunigung von 1g auf einige Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Auf der zweiten Hälfte der Strecke würde man mit 1g Beschleunigung entsprechend abbremsen. Die Reise würde sich von Monaten auf Wochen verkürzen, und die Astronauten würden weder unter Muskel- noch Knochenschwund leiden. Auch würde sich das Risiko, von gefährlichen Sonnenwinden getroffen zu werden, stark verringern. Es würde darüber hinaus zu einem Durchbruch in der Isotopentransmutation kommen, da der FUSOR alle Elemente und Stoffe, auch radioaktive, zur Kollision bringen kann. Weiterhin könnte aufgrund der praktisch unbegrenzten Verfügbarkeit des Fusionsbrennstoffes ein Überschuß an Energie genutzt werden, um mittels eines Lichtbogenplasmaverfahrens Luft in seine Atome zu zerlegen und so letztendlich bis hin zum Erdöl alle Zwischenprodukte der Erdölindustrie zu synthetisieren - angesichts der bevorstehenden Ölknappheit eine echte Alternative zu Verteilungskriegen.
Dr. Azima endete seinen Vortrag mit einem Appell an die wissenschaftliche Welt, wieder an das große Ganze zu denken, denn obwohl die FUSOR-Technologie ein so großartiges Potential hätte, wäre er mit seinem Forschungsvorhaben in den relevanten deutschen Wissenschaftseinrichtungen wie zum Beispiel am Kernforschungszentrum Jülich nur auf Granit gestoßen. Dies müsse sich auf jeden Fall ändern.
Eine ganz besondere Note erhielt die Veranstaltung durch einen Beitrag des Iraners Bijan Bahadorvand Shehni, der zehn Jahre an leitender Stelle im iranischen diplomatischen Dienst und als iranischer Botschaftssekretär tätig war, über die geschichtliche Rolle des britischen Imperiums bei der Kontrolle des Iran. Seine Tochter Nilufar, selbst aktives Mitglied der BüSo und des Schiller-Instituts, verlas das von ihm verfaßte Dokument mit dem Titel „Kare Inglise - die unsichtbare Hand des britischen Imperiums“. Er zeigte auf, wie der Iran seit 200 Jahren in immer neuer Gestalt vom Britischen Empire kontrolliert worden sei, ob während der Kadscharen-Dynastie im 19. und Anfang des 20 Jahrhundert durch den Vizekönig Indiens oder während der Diktatur der Pahlewi-Dynastie, als britische und anglophile Kreise aus den Parlamenten und Kabinetten die Politik bestimmten. Seit der ersten Bohrung einer Ölquelle 1905 im Süden Irans sei die Anglo-Persian Oil Company, später British Petroleum (BP), zur eigentlichen Macht in dieser Region aufgestiegen. Als der iranische Premierminister Mohammad Mossadegh 1951 die Ölindustrie verstaatlichte, hatte er auf den noch wirksamen positiven Einfluß von US-Präsident Franklin Roosevelt gehofft, wurde dann aber durch die unter der Truman-Administration gebildete CIA gestürzt. Aus vielen Gründen seien die Iraner deshalb „traditionell und historisch besser positioniert, die Impulse des britischen Imperiums zu spüren.“ Solange es „diese Kreatur“ gebe, sei jede Form von Schaden und Zerstörung möglich. „Die tief verletzten Inder, Chinesen, Iraner, Afrikaner und andere wissen und glauben, daß England hinter allem steckt, was wir als ,kar kare inglise’ bezeichnen.“ Dieser „Golem, der Kriege produziert und sein Geschäft mit Kriegen macht“, müsse jetzt gestoppt werden.
In ihrer Schlußbemerkung rief Helga Zepp-LaRouche die Anwesenden dazu auf, sich jetzt nicht ins Alltagsleben zurückzuziehen, sondern ein produktiver Teil dieses historischen Geschichtsmomentes zu werden, und verwies auf ihren „Internationalen Aufruf - am Vorabend der Dritten Weltkrieges“ (siehe www.schiller-institut.de), um eine erfolgreiche Mobilisierung gegen die Kriegsgefahr zu beginnen, damit die Menschheit die Chance ergreifen kann, die Welt endlich zu entwickeln.
Xenia Biereichelt