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Neue Solidarität
Nr. 39, 28. September 2011

„Dies ist das Ende des Euro-Systems - und das ist gut so!“

Interview. LPAC TV veröffentlichte am 16. September das folgende Interview mit der Vorsitzenden der Bürgerrechtsbewegung Solidarität, Helga Zepp-LaRouche. Mit ihr sprach - Lyndon LaRouche.

Lyndon LaRouche: Hier ist Lyndon LaRouche, ich habe heute die Freude und einzigartige Gelegenheit, hier den Fernseh-Gastgeber für meine Frau Helga zu spielen. Das ist eine recht ungewöhnliche Erfahrung für mich; wenn ich also hier und da etwas stolpere, dann seien Sie darüber nicht überrascht. Ich bin überwältigt!

Helga ist zur Zeit in den USA, und sie beobachtet, was sich in Europa und gleichzeitig in den Vereinigten Staaten ereignet, und ich denke, sie kann Ihnen am besten sagen - ich kann ja hier und da intervenieren -, aber sie kann Ihnen am besten sagen, was ihrer Meinung nach ihre Rolle in diesem Stück ist.

Helga Zepp-LaRouche: Jetzt ist die Lage da, die ich vorhergesagt hatte, daß nämlich das Ende des Euro-Systems immer näher rückt. Heute [am 17.9.] ist die Notkonferenz der Finanzminister der EU, an der auch [US-Finanzminister] Timothy Geithner teilnimmt, und er hat den Vorschlag gemacht, das Finanzmodell der Term Asset-Backed Securities Loans Facility (TALF) anzuwenden, um den Europäischen Stabilitätsmechanismus (EFSF) mit einem zehnfachen Kredithebel zu versehen. Das hätte bedeutet, aus den 400 Mrd. Euro, die jetzt in dem Fonds sind, praktisch 4 Billionen zu machen, und das ist der Druck, das europäische Bankensystem irgendwie über Wasser zu halten.

Das wurde, wie ich aus ersten Berichten gehört habe, von den europäischen Finanzministern zurückgewiesen. Und dafür gibt es gute Gründe. Erstens weiß jeder, daß dies reine Hyperinflation wäre, es würde für ganz Europa und für die Vereinigten Staaten das bedeuten, was 1923 in Deutschland geschah: Hyperinflation in sehr kurzer Zeit.

Und es gibt viele, viele Hindernisse, weshalb das nicht funktionieren würde. Erstens ist da die Frage der Legalität: Es ist eine große Frage, ob die EFSF dazu berechtigt wäre, denn sie ist eine Organisation, die von den verschiedenen Mitgliedsstaaten der EU gebildet wurde, und die Europäische Zentralbank (EZB) müßte offensichtlich dabei eine große Rolle spielen, und das wäre eine klare Verletzung ihres eigenen Statuts - schließlich hat diese Bank nur eine einzige Funktion, nämlich, für die Stabilität der Währung zu sorgen. In der Hinsicht wurde die EZB schon zum Gespött, seit sie sich in die größte „Bad Bank“ der Welt verwandelt hat, weil sie toxische Staatspapiere von allen möglichen bankrotten Mitgliedsstaaten der EU aufgekauft hat, und deshalb wird man das nicht so leicht schlucken.

Wie Sie sich erinnern werden, ist gerade erst vor etwa einer Woche der Chefökonom der EZB, Jürgen Stark, zurückgetreten, aus Protest dagegen, daß die EZB toxische Staatsbonds aufkauft, und das hat bereits ein Erdbeben ausgelöst. Schon im Mai letzten Jahres war der damalige deutsche Bundespräsident, Horst Köhler, aus Protest gegen das erste Stützungspaket für Griechenland zurückgetreten. Und vor einigen Monaten trat auch der Chef der Bundesbank, Axel Weber, zurück, der eigentlich der designierte Nachfolger des jetzigen EZB-Chefs Trichet war, ebenfalls aus Protest gegen diese hyperinflationäre Politik. Und es gibt eine ganze Gruppe traditionalistischer Banker, wie z.B. der erste EZB-Chefökonom Otmar Issing und der derzeitige Chef der Bundesbank Jens Weidmann, die sich alle gegen diese Politik ausgesprochen haben. Ich denke deshalb, daß das nicht funktionieren wird.

Es gibt auch eine wachsende Revolte in den Koalitionsparteien. Bei den Freien Demokraten organisiert einer ihrer Abgeordneten, Frank Schäffler, eine interne Abstimmung, und die Mehrheit der Mitglieder der Liberalen ist dagegen. Es gibt eine wachsende Opposition in der CDU und in der CSU, und Frau Merkel könnte noch vor Ende des Monats ihr Amt verlieren, wenn das so weitergeht.

Deshalb denke ich, daß das ganze ein totgeborenes Baby ist, vor allem, weil jetzt die Eilabstimmung, die am 29. September im Bundestag stattfinden sollte, um das zweite Rettungspaket für Griechenland abzusegnen, jetzt auf Oktober verschoben worden ist. Und allgemein geht man davon aus, daß es nicht vor 2012 zu einer Abstimmung kommen wird.

Bei dem Tempo, wie die Dinge sich derzeit entwickeln, meine ich, ist das das Ende des Euro-Systems. Und das ist gut so.

Die Rolle von Rußland und China

LaRouche: Welches ist nun unter diesen Umständen die Rolle von Rußland und China? Wir haben jetzt eine Lage, in der Rußland sehr eng an China heranrückt. Sie stimmen tendenziell überein; Putins Präsidentschaft wird sehr respektvoll aufgenommen - offenbar geht man davon aus, daß er der neugewählte Präsident Rußlands für die nächste Amtszeit sein wird. Ich selbst finde seine Politik äußerst interessant. Es gibt Aussicht auf ein Bündnis Rußland-China-Vereinigte Staaten - wenn der derzeitige Präsident der Vereinigten Staaten aus dem Amt entfernt wird, wofür es guten Grund gibt. Es sind vor allem zwei gute Gründe: Er hat die Verfassung in einer Weise verletzt, die seinen Sturz bedeuten könnte, und er ist auch geistig nicht zurechnungsfähig und könnte deshalb nach dem 25. Verfassungszusatz abgesetzt werden.

Wenn du hierüber aus der Sicht deiner Führungsrolle in der deutschen Politik sprichst, ist die Frage jetzt die: Wir haben es mit einer Lage zu tun, in der West- und Mitteleuropa in ihrem eigenen Territorium überhaupt keine Souveränität haben. Und deshalb bin ich der Ansicht, daß ein Amerika ohne Obama, aus der Not heraus, sehr leicht zu einer Einigung mit Rußland und China kommen könnte, um jetzt eine Zusammenarbeit zu beginnen, die das Tor zu einer allgemeinen Sanierung des bankrotten Weltfinanzsystems öffnen würde.

Zepp-LaRouche: Die ganze Euro-Sache wurde der Öffentlichkeit in Europa mit dem Argument verkauft, daß er zum ewigen Frieden führen und künftige Kriege verhindern würde. Aber wenn man sich die Spannungen ansieht, die in der griechischen Bevölkerung ausgebrochen sind, wie sie die EU-Bürokratie sehen oder wie sie die deutsche Regierung sehen, dann denke ich, dieser Euro hat mehr Zwietracht verursacht als irgend etwas anderes, was man sich denken könnte. Und deshalb ist die Rückkehr Deutschlands zur souveränen Kontrolle über seine eigene Währung, also einer neuen D-Mark, die einzige Hoffnung!

Nun wird argumentiert, wenn Deutschland zu seiner eigenen souveränen Währung zurückkehrte, würde dies den deutschen Exporten schaden, weil die neue Währung sofort aufgewertet würde - aber das ist ein völlig verlogenes Argument, denn die deutschen Exporte werden nicht deshalb so hoch geschätzt, weil sie konkurrenzfähige Preise haben, sondern weil der deutsche Mittelstand in der Industrie eine einzigartige Position in der Weltwirtschaft hat, weil er qualitativ hochwertige Produkte hat, die in der ganzen Welt gefragt sind. Wenn also die Preise relativ ein bißchen ansteigen, bedeutet das nicht, daß die Nachfrage nach diesen Produkten nicht da wäre.

Was ist nun die Lage in Bezug auf die Aussichten für Deutschland? Ich meine: Mit einer kollabierenden Währungsunion, worin der deutsche Steuerzahler die Milchkuh für alle diese gescheiterten Programme sein soll, gibt es keine Perspektive. Aber andererseits, wenn sich Deutschland mit Rußland und mit China verbünden würde, mit der ganzen Entwicklungsperspektive für die Erschließung des Fernen Ostens, die jetzt ganz oben auf der Tagesordnung steht, dann würde die deutsche Wirtschaft mit ihren spezifischen Produktmengen und -qualitäten perfekt dazu passen. Sie wäre bestens dazu geeignet, Teil der Entwicklung Eurasiens zu werden.

Wie du weißt, setze ich mich seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 für den Bau der Eurasischen Landbrücke ein. Deutschland würde von einer Neuausrichtung und einem Bündnis souveräner Nationen zur Entwicklung der Welt einfach ungeheuer profitieren.

LaRouche: Wie du wohl weißt, Helga, haben wir hier in den Vereinigten Staaten die folgenden Aussichten: Der Präsident wird schon sehr bald gehen, würde ich sagen - ich hoffe, innerhalb von ein oder zwei Wochen, so etwa. Er hat ein mentales Problem, das die Zuwendung der entsprechenden Fachleute erfordern dürfte. Er ist auch als Präsident in den Vereinigten Staaten nicht mehr beliebt. Tatsächlich meiden die meisten Bürger, die früher Demokraten oder Republikaner waren, heute im allgemeinen alles, was mit der Demokratischen Partei und der Republikanischen Partei zu tun hat, weil sie empört sind über Obama. Seine Politik hat die Lage in den Vereinigten Staaten unmöglich gemacht.

Aber es gibt Aussichten. Vom Nordpol ausgehend, kommen wir in drei Gebiete, die für den ganzen Planeten entscheidend sind. Das umfaßt Rußland, die Vereinigten Staaten - mit Kanada - sowie China. Diese drei Länder bilden die Säulen eines jeden Aufschwungs für die Welt. Sie wären nicht die einzigen Partner, aber zusammen würden die drei die Umstände schaffen, in denen offensichtlich auch Indien und andere Nationen aus eigener Entscheidung hinzukämen.

Das sehe ich als unmittelbare Aussicht, sogar noch für das letzte Quartal dieses Jahres: Es könnte schon sehr schnell zu einer Vereinbarung zwischen China, Rußland und den Vereinigten Staaten - ohne Obama - kommen, und das wäre Vorreiter, um auch die anderen Nationen um ein gemeinsames Prinzip zu sammeln. Deutschland paßt da hervorragend hinein, Deutschland ergänzt sich hervorragend mit China, das besteht ein echtes Potential.

Das halte ich jetzt für die richtige Option.

Die verpaßte Chance von 1989

Zepp-LaRouche: Ich sehe das auch noch aus einem anderen Aspekt. 1989, als die Berliner Mauer fiel, hatten wir das, was man in Deutschland eine „historische Chance“ nennt, wie es sie vielleicht nur einmal in einem Jahrhundert gibt. Denn plötzlich gab es keinen Feind mehr, der Warschauer Pakt löste sich relativ friedlich auf, und damals bestand die Möglichkeit, eine völlig andere Weltordnung für das 21. Jahrhundert zu schaffen.

Du bist mit deinen Vorschlägen eingesprungen, und ich habe dabei mit dir zusammengearbeitet. Erst nannten wir es das „Produktive Dreieck“, das war die Idee, die Region zwischen Paris, Berlin und Wien als eine integrierte Wirtschaftsregion zu behandeln und durch Spitzentechnologie wie Magnetbahnen, Hochtemperaturreaktoren und andere Pioniertechnologien aufzuwerten. Als sich dann die Sowjetunion auflöste, erweiterten wir das sofort zur Eurasischen Landbrücke. Das war die Idee, die Infrastruktur der bevölkerungsreichen und hochindustrialisierten Gebiete Europas mit denen in Asien zu verbinden.

Und das war eine Vision, die das Angesicht des gesamten Planeten verändert hätte. Denn es hätte bedeutet, daß alle bisherigen Konflikte, territorialen Ansprüche und die Stellvertreterkriege, für die man Länder der Dritten Welt benutzt, zuende gewesen wären. Und man hätte die Wirkung dieses Programms als Wissenschaftsmotor auch dazu benutzen können, um die Unterentwicklung der Entwicklungsländer zu beenden. Dann wäre Afrika jetzt ein blühender Garten mit neuen Städten! Denn es hätte einen gigantischen Technologietransfer in diese unterentwickelten Regionen der Welt geben können.

Das war ein historischer Moment, der meiner Einschätzung nach, realistisch betrachtet nur etwa von November 1989 bis März oder Mai 1990 dauerte, denn dann fielen die geostrategischen Entscheidungen, um das zu verhindern, auf Initiative von Margaret Thatcher, die damals eine bösartige Kampagne gegen Deutschland führte, aber auch Mitterrand, der verlangte, daß der Euro der Preis für die deutsche Wiedervereinigung sein sollte, und auch Bush senior. Sie verhinderten es, und sie beantworteten es mit der Idee einer Sonderbeziehung zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten, gestützt auf die Idee, die Welt als ein Empire zu beherrschen.

Wenn man diese Periode studiert, sieht man, wie hier eine historische Chance verpaßt wurde. Ich habe damals in sehr vielen Reden gesagt, wenn man den Fehler machen würde, den bankrotten kommunistischen Ökonomien das ebenso bankrotte Freihandelssystem überzustülpen, dann wäre es zwar vielleicht möglich, für einige Jahre Profit daraus zu ziehen, aber dann käme ein Zusammenbruch, der noch viel schlimmer wäre als der des Kommunismus. Und genau an dem Punkt sind wir jetzt.

Und ich kann nur sagen, daß die Politiker und Entscheidungsträger das wirklich studieren sollten! Denn man hat ja nicht immer solche historischen Chancen. Und den gegenwärtigen Zusammenbruch des Eurosystems betrachte ich als eine dieser wenigen Gelegenheiten, in denen aus dem Kollaps eines Systems, das beendet werden sollte, weil es ein unmoralisches System ist, sich die Chance ergibt, etwas viel besseres für die Zukunft zu machen.

Die Chance von 2011

LaRouche: Wir haben eine interessante Lage. Wir sitzen hier heute in Erwartung einiger Wahlen und anderer Entwicklungen, die sich in Europa abspielen, insbesondere die Wahl in Berlin. Und wir kommen an einen entscheidenden Punkt, wo die Dinge dafür bereit sind, aufzubrechen. Bisher ist es der Regierung Obama nicht gelungen, diesen Moloch, den sie an diesem Wochenende haben wollte, in Gang zu bringen und sich durchzusetzen. Obama ist jetzt in den Vereinigten Staaten extrem unbeliebt, und das wird mit jedem Tag, sogar jeder Stunde deutlicher werden.

Wir sind an einem Punkt, wo die Vereinigten Staaten unmittelbar vor dem Zusammenbruch stehen. Europa ist, praktisch von Atlantik bis zum Ural, in einem schrecklichen Zustand. Und jetzt ist von den Vereinigten Staaten eine neue Initiative gefordert, die aber voraussetzt, daß wir diesen Präsidenten, der völlig unqualifiziert ist, hinauswerfen. Man kann es wegen seiner Verfassungsbrüche tun oder wegen seiner Unzurechnungsfähigkeit, aber man muß ihn aus dem Amt jagen! Unter diesen Umständen, denke ich, würden sich die Vereinigten Staaten in eine andere Richtung wenden, insbesondere gegenüber Europa und Asien. Wir verstehen die Bedeutung Chinas, als Angelpunkt für die Entwicklung Asiens. Wir sehen Rußlands Erneuerung aus den Umständen, die es durchmachen mußte, als kooperierender Partner Chinas und z.B. Deutschlands, der Vereinigten Staaten usw. Das ist der richtige Weg. Das ist der Weg, den wir gehen müssen.

Wir sind also vielleicht schon in eine sehr interessante neue Ära der Menschheit eingetreten.

Zepp-LaRouche:  Das ist definitiv auch meine Meinung. Der einzige Weg, wie man dieses völlig bankrotte System überwinden kann, ist Glass-Steagall. Und die Bewegung in den Vereinigten Staaten für Glass-Steagall ist sehr stark. Ich sage nicht, daß sie schon stark genug ist, aber es wächst bei vielen die Erkenntnis, daß es eine Rückkehr zur Politik Franklin Roosevelts, zur Pecora-Kommission, zum New Deal, zu großen Infrastrukturprojekten wie der TVA, und vor allem als erstem Schritt zu Glass-Steagall geben muß.

Auch in Europa setzen wir uns dafür ein, daß in allen europäischen Ländern - in Italien, Frankreich, Deutschland, den skandinavischen Ländern - Leute über die Bankentrennung diskutieren. Und da gibt es die gute Nachricht, daß die neugewählte Ministerpräsidentin Dänemarks, eine Sozialdemokratin, kürzlich in einer Pressekonferenz unserer Korrespondentin Michelle Rasmussen sagte, als sie gefragt wurde, „Werden sie die Trennung der Banken und eine stärkere Re-Regulierung unterstützen?“, sie werde Glass-Steagall einbringen.

Nun ist Dänemark nur ein kleines Land, aber es hat den Vorteil, daß es nicht den Euro hat, daß sie immer noch ihre Dänische Krone haben, und unter solchen Krisenbedingungen können auch kleine Länder eine welthistorische Rolle spielen, wenn sie mutig das tun, wovon sie wissen, daß es getan werden muß.

Und ich bin mir absolut sicher, wenn die Vereinigten Staaten in nächster Zeit mit Glass-Steagall herauskommen, kämen alle möglichen Leute in Europa dazu, die bisher der Meinung sind, daß sie das gerne hätten, aber nicht wirklich etwas dafür tun können, solange die Diktatur der EU-Strukturen auf ihnen draufsitzt. In dem Fall könnte es die Dynamik geben, um in relativ kurzer Zeit eine Reorganisation des Weltfinanzsystems durchzuführen.

Und all den Leuten, die sagen, daß das katastrophal und schrecklich wäre, kann ich versichern, es wäre genau das Gegenteil: Es wäre der sichere Weg in eine Erholung der Wirtschaft. Und schließlich gibt es eine Studie, die die Bundeswehrhochschule in Hamburg vor über einem Jahr gemacht hat, worin sie ausgerechnet haben, was es Deutschland kosten würde, zur D-Mark zurückzukehren. Und sie kamen zu dem Schluß, daß das relativ leicht wäre, die Rückkehr zur D-Mark wäre viel leichter als der Schritt von der D-Mark zum Euro. Es wird zwar auch teuer, aber bei weitem nicht so teuer wie die Fortsetzung der Bailout-Politik, die uns alle die Lebensersparnisse kosten würde, denn Hyperinflation ist das teuerste, was man überhaupt haben kann.

Ich bin also vorsichtig optimistisch, daß es eine Chance gibt, diese Möglichkeit zu nutzen und zu einer besseren Welt zu gelangen.

Eine neue Periode der Geschichte

LaRouche: Vielleicht sollte ich noch meine persönliche Sicht dazu unterstreichen, Helga. Erstens ist das ganze System dabei, zusammenzubrechen. Wir sind bereits in einem hyperinflationären Prozeß in der transatlantischen Region, und wenn das nicht gestoppt wird - wenn diese Geithner-Operation und ähnliche Operationen und wenn die Briten nicht gestoppt werden -, dann stürzt die ganze Welt in ein finsteres Zeitalter.

Wie du weißt, besteht auf britischer Seite die Absicht, ein neues finsteres Zeitalter herbeizuführen. Die Absicht ist, die Weltbevölkerung von etwa sieben Milliarden Menschen auf weniger als eine Milliarde zu reduzieren. Das ist Völkermord. Das sagt das britische Königshaus selbst, es ist ihre Politik. Das ist die Praxis unter diesem Präsidenten, den wir in den Vereinigten Staaten haben, oder sollten wir sagen, dem „scheidenden Präsidenten“ - wir hoffen, daß er das sehr bald ist.

Unter diesen Umständen treten wir in eine völlig neue Periode der Geschichte ein. Wir müssen den Nationalstaat wiederherstellen, sonst können wir keine wirtschaftliche Erholung haben. Wir haben eine immer engere Zusammenarbeit mit Rußland und China. Meine Absicht ist, die Vereinigten Staaten zum dritten Partner dieser beiden zu machen, wegen unserer Verbindung zum arktischen Wirtschaftssystem. Dann werden weitere Nationen, wie Indien und andere, sich dieser Sache umgehend anschließen, wenn wir jetzt zu einem neuen System wechseln. Wir brauchen unbedingt diesen Wechsel, sonst bricht die Hölle los.

Wir haben die Chance, Europa zurückzuholen. Denn die Menschen erkennen nicht, was du weißt: Es gibt keine Souveränität für irgendeine Nation in West- und Mitteleuropa. Sie wurde ihnen genommen. Sie werden wie Kolonien des Britischen Empires behandelt, und auf dieser Grundlage werden sie ausgeraubt und geplündert. Die einzige Chance ist jetzt eine neue Wende in dieser Richtung. So sehe ich das.

Zepp-LaRouche: Nun, ich denke, für Deutschland ist das eine Existenzfrage. Denn Deutschland ist, wie Japan, ein Land fast ohne Rohstoffe, aber es war trotzdem in der Lage, einen hohen Lebensstandard zu erreichen, mit einem äußerst guten Sozialsystem, das auf den Bismarckschen Reformen beruhte, die Deutschland letztendlich aus einem feudalen Land in ein Industrieland verwandelten, das im Kern auf dem Amerikanischen System der Ökonomie beruhte. Ich habe mich vor einiger Zeit damit beschäftigt, und es ist ziemlich faszinierend, daß Bismarck wirklich ein Anhänger des Amerikanischen Systems von Henry Carey war, indem er auf Zölle, auf Protektionismus und sehr auf Wissenschaft und Technik setzte, und deshalb war Deutschland in der Lage, den Mangel an Rohstoffen zu kompensieren.

„Energiewende“ in den Abgrund

Aber natürlich befindet sich Deutschland derzeit auf dem Weg in den Absturz, wenn Deutschland im Euro bleibt - und dazu kommen die Folgen dieser völlig kriminellen „Energiewende“, dem plötzlichen Ausstieg aus der Kernkraft, den die Regierung Merkel nach den Ereignissen von Fukushima durchgesetzt hat. Es wird im kommenden Winter schwerwiegende Stromausfälle geben. Wenn der Winter auch nur annähernd normal kalt oder noch kälter ist, dann werden wir tagelange Stromausfälle mit unvorhersehbaren sozialen Konsequenzen erleben - zusätzlich zur Eurokrise!

Deutschland braucht, ebenso wie die Vereinigten Staaten, eine massive Anhebung der Produktivität in der Wirtschaft durch Wissenschaft und Technik, und das kann nur geschehen durch ein neues Bretton-Woods-System, von dem wir seit langem reden. Es erfordert eine völlige Änderung der Denkweise - weg vom monetaristischen Profit, vom kurzfristigen Kalkül, und hin zu einer grundlegenderen Idee, was ein Kreditsystem bedeuten würde. Es ist voll und ganz im deutschen Interesse, mit Rußland, China und anderen asiatischen Ländern Verträge über eine solche langfristige Zusammenarbeit einzugehen, denn das Wirtschaftspotential im Fernen Osten ist einfach genau das, was die Welt jetzt braucht, und Deutschland wäre mit Sicherheit eines der wichtigsten Länder, die daran mitarbeiten sollten.

LaRouche: Und dann haben wir insbesondere die Folgen der Wirtschaftspolitik für die Sozialpolitik. Da sind Schellnhuber und Leute wie er - und das britische Königshaus sagt es ganz unverhohlen: Die britische Monarchie ist entschlossen, die Weltbevölkerung schon bald und sehr schnell von etwa sieben Milliarden Menschen auf weniger als eine Milliarde zu reduzieren. Das ist ihre erklärte Politik. Und das ist auch die Politik von Präsident Obama in den Vereinigten Staaten.

Das würde vermutlich ein neues finsteres Zeitalter bedeuten. Denn wir bewegen uns derzeit in Wetterbedingungen in unserer Galaxis hinein, denen die Menschheit noch nie ausgesetzt war, aber es ist unvermeidlich, daß wir ihnen jetzt ausgesetzt werden, weil es ein galaktischer Zyklus ist, in dem das jetzt eintreten wird. Nur durch sehr großen technischen Fortschritt können wir die menschliche Gattung auf diesem Planeten vor solchen Wetterbedingungen schützen, die jetzt auf uns zu kommen. Es wird schon jetzt, in diesem Jahr, sehr viel schlimmer werden - sehr rauhe Wetterbedingungen als Resultat der galaktisch bestimmten Bedingungen.

Deshalb hängt der Fortbestand der Menschheit davon ab, daß diese grüne Politik komplett beendet wird: Denn jedes Land, das eine grüne Politik verfolgt, begeht einen Völkermord an seiner eigenen Bevölkerung. Und die Tatsache, daß die britische königliche Familie ihre Unterstützung für eine Politik des Völkermords gegen ihr eigenes Volk und die Völker anderer Nationen öffentlich bekräftigt hat, zeigt uns, daß diese Politik, die in letzter Zeit in Europa und großenteils auch in den Vereinigten Staaten vorherrschend ist, endgültig beendet werden muß, um der Sicherheit der menschlichen Gattung willen!

Zepp-LaRouche: Ich denke an diesen absolut skandalösen Videobericht über eine Konferenz, die im März bei der Royal Society of Arts - ich denke, in London - unter Prinz Philips Schirmherrschaft stattfand, bei der Sir David Attenborough die unglaubliche Forderung erhob, die menschliche Bevölkerung zu reduzieren, um angeblich fast ausgestorbene Tierarten zu erhalten. So brutale Forderungen nach einer Bevölkerungsreduzierung hat man seit 70 Jahren nicht gehört - du weißt, was ich meine.

LaRouche: Ja.

Die Lüge vom anthropogenen Klimawandel

Zepp-LaRouche: Dabei ist diese ganze Vorstellung des anthropogenen Klimawandels schlicht eine Lüge, und sie ist die gesamte Grundlage für die grüne Politik! Wenn man sich die Grundlage für diese Energiewende in Deutschland anschaut, dann ist es diese Idee Schellnhubers, der wirklich verrückte Vorschlag, die Weltwirtschaft zu „dekarbonisieren“. Das bedeutet, daß er nicht nur die Kernkraft abschaffen will, sondern auch Öl, Gas und Kohle. Und natürlich würde die Tragfähigkeit der Welt mit dieser Dekarbonisierung bei nicht mehr als einer bis zwei Milliarden Menschen liegen - und das ist die Grundlage für die Entscheidung der deutschen Regierung, aus der Kernkraft auszusteigen!

Ich habe einige Gespräche hier mit Politikern in den Vereinigten Staaten geführt, die sagten: „Das kann doch nicht wahr sein! Es kann doch nicht wahr sein, daß die deutsche Regierung so etwas tut!“ Und ich habe ihnen gesagt: „Nein, es ist sehr ernst!“ Es macht keinen Sinn, es ist völlig unvernünftig, und die einzigen, die davon profitieren werden, wenn man ganz in die erneuerbaren Energien einsteigt, sind die Hedgefonds! Und diese Hedgefonds sitzen vor allem in London, und wenn man sich die Aufsichtsräte dieser Hedgefonds anschaut, sitzen dort viele Lords und andere solche Kreaturen im Management, und es ist ein völliger Schwindel.

Ich setze mich in Deutschland dafür ein, daß das gestoppt wird. Ich denke, es gibt eine Revolte dagegen, weil die Menschen erkennen, daß man sie hereingelegt hat, daß die ganze Grundlage für diesen grünen Energieausstieg im Grunde ein Schwindel ist, und daß das aufhören muß!

Eine Vision für Afrika

Ich habe eine Vision, was Deutschland tun sollte: Damit Europa überleben kann, ist es eine moralische Frage, Afrika zu entwickeln. Wir alle haben in den Medien diese schrecklichen Bilder von den 20 Millionen Menschen gesehen, die allein in Ostafrika dem Tod gegenüber stehen. Und dann kann man wahrscheinlich noch einige Millionen in Niger, Mali und vielen anderen Ländern hinzuzählen. Der ganze Kontinent wird von Bürgerkriegen, Spannungen und ethnischen Problemen zerrissen, die von außen geschürt werden. Und ich denke, was wir tun müssen - statt dieses lächerliche DESERTEC zu bauen, Solaranlagen in der Sahara -, wir müssen den Plan der Eurasischen Landbrücke und der Weltlandbrücke auf die Entwicklung Afrikas ausrichten.

Wenn der politische Wille existiert, wenn eine Koalition souveräner europäischer Nationen sich dieser Mission der Entwicklung Afrikas annehmen würde - schon allein mit existierenden Technologien, es wären gar keine neuen Durchbrüche oder Entdeckungen notwendig, es muß nur Infrastruktur gebaut werden, Häfen, Straßen, Eisenbahnen -, dann würde man den Hunger in einem halben Jahr beenden, man könnte diese bittere Armut, die jetzt herrscht, vielleicht in fünf Jahren beenden, und innerhalb von ein bis zwei Generationen könnte man anständige Lebensbedingungen für alle Menschen in Afrika schaffen.

Ich bin überzeugt, daß das der moralische Test ist, ob Europa selbst überleben wird. Und ich bin entschlossen, daß das Realität wird, daß wir aus dieser Krise heraus einen völlig neuen Planeten aufbauen.

Ich meine, in gewissem Sinne betrachten wir die gleiche alte Frage aus den Federalist Papers, worüber Alexander Hamilton mit anderen diskutierte: Ist die Menschheit fähig, sich selbst zu regieren? Und ich denke, das ist jetzt nicht nur eine Frage für Amerika, wie es damals diskutiert wurde, sondern für den gesamten Planeten. Können wir uns selbst eine Ordnung geben, in der die Glückseligkeit und das Streben nach Glückseligkeit für alle Menschen auf dem Planeten garantiert sind? Ich denke, es ist höchste Zeit, daß wir das Elend der Kriege beseitigen - daß man nicht mehr versucht, politische Konflikte durch Kriege zu lösen -, und daß wir die politische und wirtschaftliche Ordnung mit den Gesetzen des Universums in Übereinstimmung bringen. Und wenn wir das tun, dann erfüllen wir auch die alte Vision meines und deines Freundes Nikolaus von Kues, der überzeugt war, daß eine Konkordanz auf der Erde in jedem Fall nur dann geschaffen werden kann, wenn man die Entwicklung aller Völker auf dem Planeten anstrebt.

LaRouche: Ich denke, damit hast du das Wichtige gesagt. Helga, es ist gut, dich in diesem Medium zu Gast zu haben. Ich hoffe, unsere Hörer werden zu schätzen wissen, was du für sie tust.

Zepp-LaRouche: Ich bin froh, hier zu sein.

LaRouche: Das weiß ich! Ich bin auch froh, daß du hier bist. (lacht)


Den Mitschnitt dieses Interviews finden Sie (im englischen Original) auf der Internetseite des LaRouche-Aktionskomitees LPAC unter http://www.larouchepac.com/node/19463.

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Nach dem Ende des Euro-Systems: Neue Allianzen für Deutschlands Zukunft
- Neue Solidarität 37/2011
Stellungnahmen und Reden der BüSo-Vorsitzenden
- Internetseite der Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo)