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Nr. 39, 28. September 2011
Kernenergie: Indien, China, Tschechien, Brasilien bleiben standhaft
Ganz anders als in Deutschland werden die Ereignisse von
Fukushima die Expansion der Kernenergie-Programme in anderen Ländern nicht
aufhalten. Einige Beispiele:
- In seiner Rede bei der gerade stattfindenden IAEA-Konferenz in Wien
sagte der Vorsitzende der indischen Atomenergiebehörde, Srikumar Banerjee, daß
auch nach Fukushima Kernkraft für die Entwicklungsländer eine grundlegende
Aufgabe bleibe: „Die Rolle der Kernkraft als sichere, saubere und praktikable
Quelle zur Deckung des Energiebedarfs, wie auch als angemessene Antwort auf
globale Erwärmung und Klimawandel kann nicht untergraben werden. Das gilt um so
mehr für Entwicklungs- und Schwellenländer, die auf eine bessere Lebensqualität
für ihre Bevölkerungen abzielen.“ Er verwies auch auf die Tatsache, daß durch
die Kernenergie „viel weniger“ Menschen zu Schaden gekommen seien als durch
irgendeine andere Energieerzeugungsmethode.
- In China berichtete die Wirtschaftstageszeitung China Securities
Journal, daß die staatlichen Medien vom Beginn neuer Kernenergieprojekte im
nächsten Jahr sprächen, nachdem diese Projekte infolge von Fukushima zunächst
einmal ausgesetzt worden waren. Chinas Ziel der Erhöhung seiner
Kernenergiekapazität auf 40 GW bis 2015 wurde durch die Überprüfung nicht in
Frage gestellt, berichtete die Zeitung anhand von Expertenaussagen. 2010 hatte
die Kernkraftleistung Chinas bei 10,8 GW gelegen.
- Der staatliche Energieriese CEZ in Tschechien kündigte an, den Ausbau
der Kernenergie voranzutreiben, um so die zukünftige Energieunabhängigkeit des
Landes zu sichern. Das tschechische Atomprogramm wird insbesondere von der
österreichischen Antiatomlobby abgelehnt. Die CEZ, Europas zweitgrößter
Energieexporteur, rechnet für 2025 mit einem Kernkraftanteil von 50% bei seiner
Energieerzeugung, wenn zwei weitere Reaktoren in Temelin am Netz sein werden.
„Wenn die tschechische Republik Energieselbstversorger sein will, dann gibt es
außer der Kernenergie nicht so viele Optionen“, sagte Daniel Beneš, Vorstands-
und seit dem 15.9. auch Aufsichtsratsvorsitzender von CEZ, der Tageszeitung
Dnes.
- Edison Lobao, Brasiliens Energieminister, sagte am 15. September,
Brasilien werde seinen seit langem geplanten dritten Rektor, Angra 3, jetzt
fertigstellen und 2012 entscheiden, wo die nächsten vier Reaktoren gebaut
werden. Lobao nannte Chinas Programm zukunftsweisend: dort werden zur Zeit 28
Reaktoren gebaut, und hundert weitere sollen in den nächsten 40 Jahren gebaut
werden.
Außerdem wird Brasilien sein zweites nukleartechnisches Studentenprogramm an
der Polytechnischen Schule der Universität von Sao Paulo im März 2013 eröffnen.
Der Campus liegt neben dem Marine-Entwicklungszentrum von Aramar, wo Brasiliens
erstes nuklearbetriebenes U-Boot gebaut wird. Außerdem bereitet das
Kerntechnische Forschungsinstitut einen „Vielzweckreaktor“ vor, dessen
erster Auftrag sein wird, medizinische Radioisotope zu produzieren.
- Selbst in Japan betonte der neue Premierminister Yoshihiko Noda in einem
Interview mit dem Wall Street Journal die Notwendigkeit des
Wiederanfahrens der japanischen Kernkraftwerke, die nach dem Unfall in Fukushima
abgeschaltet worden waren. „Wir müssen sie, so gut wir können, wieder anfahren,
denn unter einer Energieknappheit würde Japans gesamte Ökonomie leiden.“
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