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Der Kra-Kanal, eines der von Lyndon LaRouche seit langem geforderten Großprojekte, steht wieder auf der Tagesordnung.
Endlich geht es mit dem Kra-Kanal wieder voran. Inzwischen ist es 26 Jahre her, daß der Plan für einen Kanal durch die Landenge von Kra im Süden Thailands vorerst aufgegeben wurde. Im Oktober 1983 hatten EIR und die Fusion Energy Foundation, beide von Lyndon LaRouche gegründet, zusammen mit dem thailändischen Verkehrsministerium in Bangkok eine Konferenz veranstaltet, auf der dieser Plan vorgestellt wurde. Der Kra-Kanal sollte auf Meereshöhe die überfüllte Straße von Malakka entlasten und Südthailand in ein Zentrum des Wachstums und Wohlstands verwandeln, das auf ganz Asien ausstrahlt. Eine zweite Konferenz in Bangkok zum selben Thema fand ein Jahr später im Oktober 1984 statt.
Aber die aufkommende Globalisierung bedeutete das Aus für dieses ehrgeizige Vorhaben, so wie die Globalisierung auf der ganzen Welt Infrastrukturprojekte verhindern sollte. Die royalistischen Teile des Militärs, das damals regierte, folgten den Anweisungen ihrer britischen imperialen Herren und verhinderten Thailands Umwandlung in eine moderne agro-industrielle Nation; statt dessen setzte man auf Tourismus und Billiglohnarbeit für ausländische Produzenten, während die Bauern weiter in primitiven Verhältnissen leben mußten. Die Folgen waren verlangsamte Entwicklung, Instabilität und endlose terroristische Konflikte im Süden.
Doch mit dem überragenden Wahlsieg von Yingluck Shinawatra und ihrer Partei Pheu Thai wurde nun das Kanalprojekt zusammen mit anderen Entwicklungsprojekten wieder aufgegriffen. Yingluck ist die Schwester des patriotischen früheren Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, der im September 2006 von denselben monarchistisch-militärischen Fraktionen, die in den achtziger und neunziger Jahren die Entwicklung des Landes untergraben hatten, durch einen Militärputsch abgesetzt wurde. Obwohl Thaksin jetzt im Exil lebt und ihm Gefängnis droht, weil ihn korrupte Gerichte nach dem Putsch aufgrund verlogener Anklagen verurteilten, genießen er und seine Fraktion weiterhin die begeisterte Unterstützung einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung, was sich im Wahlsieg seiner Schwester gegen ein von Monarchie und Streitkräften eingesetztes britisches Marionettenregime ausdrückte.
Pakdee Tanapura, der 1983 und 1984 auf den Konferenzen in Bangkok sprach, war Vorsitzender des Ausschusses für Internationale Angelegenheiten im Nationalen Komitee für die Machbarkeitsstudie des Kra-Kanal-Projektes. Das Komitee wird jetzt mit Unterstützung der neuen Regierung neu eingerichtet.
Auf der Konferenz 1984 zum Thema „Die Entwicklung der Becken des Pazifischen und Indischen Ozeans“ beschrieben die Redner den Kra-Kanal, zusammen mit dem Bau neuer Hochseehäfen an dessen beiden Endpunkten, als Drehscheibe einer Entwicklungspolitik in ganz Asien, zu der daneben u.a. auch Erschließung des Mekong-Beckens, Großprojekte zur Regulierung des Wasserhaushalts in China sowie Wasser- und Stromprojekte in der Ganges-Brahmaputra-Region Indiens gehören sollten.
Dies war wiederum Teil einer weltweiten Politik für „Großprojekte“, die von LaRouche und von dem vom Mitsubishi-Forschungsinstitut geförderten japanischen Globalen Infrastrukturfonds (GIF) betrieben wurde. Die Absicht war, dem bereits merklich fortgeschrittenen Niedergang der Weltwirtschaft zum „nachindustriellen“ Schrotthaufen und zur hoffnungslosen Spekulationsblase entgegenzuwirken. Doch weil die Welt diese Entwicklungspläne nicht umsetzte, verschlimmerte sich dieser Niedergang, bis in den gegenwärtigen Absturz in weltweite Kriege und die schlimmste Wirtschaftsdepression der Neuzeit.
Eine bedeutende Veränderung seit den achtziger Jahren ist allerdings der Aufstieg Chinas, das großes Interesse am Kra-Kanal zeigt, sowohl für den allgemeinen wirtschaftlichen Fortschritt der Region als auch als alternative Route für Öllieferungen aus dem Persischen Golf, da der vorhandene Weg durch die Straße von Malakka führt, die überlastet und von Piraten geplagt ist - ein Nadelöhr, das feindlich gesonnene Kräfte für ihre Zwecke nutzen könnten.
Bei der eigentlichen Idee hinter dem Kra-Kanal geht es allerdings um viel mehr, als nur Transportzeit zu sparen. Wie LaRouche der Konferenz in Bangkok 1983 sagte: „Die Aussicht, einen Wasserweg auf Meereshöhe durch den Isthmus von Thailand zu schaffen, sollte nicht nur als wichtiger Aufbau grundlegender ökonomischer Infrastruktur für Thailand wie auch für die kooperierenden Nationen der Region gesehen werden. Man sollte in diesem vorgeschlagenen Kanal auch den Grundpfeiler sehen, um den herum allgemein eine nützliche und ausgeglichene Entwicklung notwendiger grundlegender Infrastruktur geschaffen werden kann.“
Was die Sicherheit in Südthailand betrifft, kann man heute noch das Argument hören, das vor 26 Jahren vorgebracht wurde: Der Kra-Kanal würde Thailand spalten, indem die überwiegend muslimischen südlichen Provinzen Pattani, Narathiwat und Yala vom Rest des Landes abgeschnitten würden, was Separatisten darin ermutigte, diese Gebiete von Thailand abzutrennen. Diese Sorge ist typisch für das falsche Denkern von Politikern in aller Welt, besonders im Zeitalter der Propaganda der internationalen Finanzinstitutionen für die „nachindustrielle“ Gesellschaft, die nicht begreifen, was Papst Paul VI. 1968 in seiner Enzyklika Populorum Progressio (Über den Fortschritt der Völker) erklärte: „Der neue Name für Frieden ist Entwicklung.“
In einem Bericht in der amerikanischen Zeitschrift Fusion (Juli-August 1984) über die Bangkoker Konferenz 1983 wurde diese Frage angesprochen: „Der Kanalkomplex als bedeutender Ort industriellen Wachstums könnte als integrierender und einigender Faktor wirken, indem er die südlichen, zentralen und nördlichen Provinzen in ein gemeinsames Unternehmen einbezieht, das die ganze Nation inspirieren kann, die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung im Süden verbessert und damit das Potential für Unzufriedenheit und Zwietracht verringert.“
Tatsächlich war der Kra-Kanal zum Zeitpunkt dieser Konferenzen Anfang der achtziger Jahre alles andere als eine neue Idee. Schon 1793 schlug der thailändische König Rama I. einen Kanal von Songkhla am Golf von Thailand an der Ostküste zum Indischen Ozean an der Westküste nahe der Straße von Malakka vor. Der Plan wurde in den fünfziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wieder aufgegriffen, doch die Instabilität im Innern und in der ganzen Region wegen der kolonialen Kriege in Indochina verhinderte jede größere regionale Zusammenarbeit.
Die Konferenz 1983 war dann für den Kra-Kanal ein neuer Anfang. Vertreter des Nationallabors Lawrence Livermore in Kalifornien und des US-Planungsbüros TAMS, die 1973 eine Machbarkeitsstudie für den Kanal erstellt hatten, reisten nach Thailand, um dort zu sprechen, auch Wirtschaftsvertreter aus Japan und Indien nahmen teil. Der thailändische Kommunikationsminister Samak Sundaravej eröffnete die Konferenz und erklärte: „Wenn der Kra-Kanal möglich ist, dann werden wir ihn der ganzen Welt widmen.“
Die Länge des Kanals kann zwischen 50 und 100 Kilometern variieren, je nachdem, für welchen Verlauf man sich entscheidet. Der in mancher Hinsicht ähnliche Panamakanal ist 77 km lang, aber die Berge am Isthmus von Kra sind etwas höher als in Panama. Deshalb wurde bei den Konferenzen in Bangkok viel über Möglichkeiten gesprochen, im schwierigsten Gelände den Aushub mit gezielten Kernsprengungen (Peaceful Nuclear Explosives, PNE) vorzunehmen.
Heute ist von dieser Möglichkeit nicht mehr die Rede, weil die Feinde wirtschaftlicher Entwicklung gegen alles, was mit Kernenergie zu tun hat, Hysterie verbreiten. Diese wissenschaftsfeindliche Gehirnwäsche war 1983 noch nicht so weit vorangeschritten, und die Diskussionen in Bangkok zeigten, welche enormen Vorteile diese sichere, kontrollierte Form von Kernexplosionen für Thailand und die Welt haben könnte.
Mit PNEs könnte man den Zeitaufwand und die Kosten des Kanalbaus halbieren. Zusätzlich würde die Ausbildung des dafür notwenigen Personals an Forschern und Kerntechnikern den Ausbau der Nuklearindustrie und der Kernkraft allgemein beschleunigen. Ein Sprecher von Lawrence Livermore schlug vor, in den Industriegebieten, die an beiden Endpunkten des Kanals entstehen sollen, auch eine größere Anlage zur Isotopentrennung zu bauen. Einer der Redner war Dr. Savasti Srisuk, ehemaliger Generalsekretär des thailändischen Büros von „Atomenergie für den Frieden“, einer der verbliebenen Institutionen aus der Ära Eisenhower und Kennedy, als die USA noch Atome für den Frieden förderten.
Die außergewöhnliche internationale Reaktion und Beteiligung an dem Vorhaben ist in hohem Maße der persönlichen Initiative Lyndon LaRouches zu verdanken. LaRouche hatte 1983 einen „50-Jahres-Entwicklungsplan für das Becken des Indischen und Pazifischen Ozeans“ verfaßt, der in der Region große Verbreitung fand, und er reiste auch nach Japan, Indien und Südostasien. Er mahnte nachdrücklich, diese und ähnliche Großprojekte seien keineswegs nur „gute Ideen“, sondern ohne eine solche Politik würde die Weltwirtschaft in ein neues finsteres Zeitalter hinabsinken.
Es gab in den achtziger und frühen neunziger Jahren zwar ein gewisses Maß an industrieller Entwicklung in Südostasien, aber die Spekulationsblase der Globalisierung seit den neunziger Jahren brachte Unmengen „heißes Geld“ in die Region und verdrängte verarbeitende Industrie und Infrastrukturaufbau, während die westlichen Volkswirtschaften in ein riesiges Spielkasino verwandelt wurden. Dann brachten George Soros und andere Hedgefonds-Spekulanten mit dem Crash 1997-98 die asiatischen Volkswirtschaften zum Absturz.
Ministerpräsident Thaksin Shinawatra, der von 2001 bis zum Putsch 2006 regierte, hatte eine neue Vision für Thailands Zukunft, gegen die traditionelle „Selbstversorgung“, die von der Monarchie gefördert wurde, für eine Modernisierung auf der Grundlage besserer Bildung und hochwertiger Gesundheitsversorgung für die arme Bevölkerung in den Städten wie auf dem Land. Gleichzeitig bot Thailand seinen weit ärmeren Nachbarländern Laos, Kambodscha und Myanmar wirtschaftliche Hilfe an. Nach Thaksins Sturz haben die Kräfte von Monarchie und Militär Demonstrationen gegen die neue Regierung blutig unterdrückt und das Land beinahe in einen Krieg gegen Kambodscha gestürzt.
Die neue Regierung wird nun, falls nicht auch sie durch einen Putsch gestürzt wird, dem Land die Chance bieten, mit der Methode der „Großprojekte“ Frieden und Entwicklung zu schaffen.
Michael Billington