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Neue Solidarität
Nr. 35, 31. August 2011

Den wirklichen Herausforderungen stellen

Die großen Herausforderungen der gegenwärtigen weltweiten Krise und der Zukunft waren das Thema einer Konferenz der BüSo in Berlin.

Die BüSo veranstaltete am 20. August eine Konferenz in Berlin, die einerseits an die großartige Konferenz des Schiller-Instituts vom Anfang Juli - „Die Zivilisation vor dem Abgrund retten” - anschließen und zugleich die notwendigen Punkte für den Berliner Wahlkampf darstellten sollte. Daß die weltweite Mobilisierung für den Fortbestand und Fortschritt der Zivilisation und der Wahlkampf in Berlin keine zwei verschiedenen Dinge sind, wurde spätestens jetzt klar.

Wolfgang Lillge, Mitglied des Berliner Landesvorstandes der BüSo, sprach in seinen einleitenden Worten die Ungewißheit darüber an, wie die Welt zum Zeitpunkt der Wahl am 18. September aussehen wird und ob der Euro, die Bundesregierung und das Weltfinanzsystem dann überhaupt noch bestehen werden. Die Rettungspakete haben zu keinerlei Verbesserung geführt und alles, wovor die BüSo lange Zeit gewarnt hat, ist oder wird jetzt Realität. Daß die anderen Parteien diesen Zustand voll und ganz ausblenden, obwohl die Bürger extrem beunruhigt sind über ihre Zukunft und die Medien jeden Tag über neue Verluste oder den drohenden Zusammenbruch berichten, zeigt einmal mehr, daß sie Angst haben, sich zu der Krise zu äußern, da sie keine Lösungen haben. Wolfgang Lillge schloß damit, daß die BüSo momentan als einzige mit dem Trennbankensystem und den Projekten für einen Wiederaufbau der Wirtschaft eine Lösung hat und deshalb in naher Zukunft zu einer unübersehbaren Kraft werden muß.

Mut, die Fehler zu erkennen

Anschließend sprach Elke Fimmen, stellvertretende Bundesvorsitzende der BüSo. Sie begann ihre Rede, indem sie hervorhob, daß es einer großen geistigen Anstrengung und eines starken moralischen Willens bedarf, sich einzugestehen, durch welche falschen Grundannahmen der vergangenen Jahrzehnte es zu dieser finanziellen, wirtschaftlichen und kulturellen Krise kommen konnte, und um das Verständnis und die Stärke zu entwickeln, die Lösungen zu erkennen und dafür einzutreten. Um die Gefahr eines Kollapses der Zivilisation abwenden zu können, bedürfe es einerseits eines neuen Finanzsystems, aber vor allem auch einer Besinnung auf die wahre Natur des Menschen, nämlich, sich selbst stetig weiterzuentwickeln und somit auch die Welt und das Universum zu entwickeln. Dafür brauchen wir eine Bürgerbewegung, deren Beteiligten ihr Recht auf eine Zukunft erkennen können und dafür kämpfen.

Um die erste Frage, wieso es zu dieser Krise kommen mußte, beantworten zu können, müsse man sich den Prozeß der letzten 40 Jahre anschauen, das System des Monetarismus, des „schnellen Geldes”, der Ausplünderung der Wirtschaft und der Bevölkerung, das jetzt an sein Ende gelangt ist. Lyndon LaRouche hatte bereits bei der Zerstörung des Bretton Woods Systems im August 1971 davor gewarnt, daß dies einen Prozeß hin zu einem neuen Faschismus einleiten werde, wenn nicht Maßnahmen ergriffen würden, um dies zu verhindern. Er entwickelte das Konzept der physischen Wirtschaft weiter, in dessen Zentrum, anders als heute, das Bild des schöpferisch denkenden Menschen steht. Das Konzept der Kreativität in der Wirtschaftspolitik einerseits und Schillers Konzept der Universalgeschichte, Patriot und Weltenbürger zugleich zu sein, müsse auch uns leiten, wenn wir in dem heutigen Wirrwarr umherblicken.

Elke Fimmen beschrieb anschließend detaillierter die derzeitgige Lage im Finanzsystem, besonders im transatlantischen Raum, und zeigte auf, wie alle Versuche, den Euro „zu retten”, ob mit ESM, EFSF, Eurobonds usw., nur noch darauf hinzielen, bestimmte Banken zu retten, aber nicht die Menschen, und daß also die ursprüngliche Idee eines gemeinsamen Europa, dessen Ziel es war, die Realwirtschaften der einzelnen Länder zu entwickeln, ersetzt wurde durch eine reine Bankenrettungsgemeinschaft.

Die USA befinden sich in derselben katastophalen Lage, da Obama die Politik Bushs einfach nur noch beschleunigte und Geld ins System geschleust wird, während im selben Moment die Realwirtschaft kollabiert. Daß hierbei alle Mittel recht sind, sieht man an der Ernennung des Überkongresses von zwölf Abgeordneten, die nun weitgehend unabhängig von Kongreß und Senat Entscheidungen über Kürzungen von mehreren tausenden Milliarden Dollar (!) treffen sollen.

Die einzige Lösung bestehe also darin, das Weltfinanzsystem mit einem Trennbankensystem zu reorganisieren und für die Zukunft zu bauen, indem man massive Investitionen in Infrastrukturprogramme tätigt, wie sie die BüSo seit mehreren Jahrzehnten vorgeschlagen hat. Am Ende ihrer Rede appellierte Elke Fimmen an alle Anwesenden, den Transatlantischen Aufruf für ein globales Trennbankensystem von Helga Zepp LaRouche, Vorsitzende der BüSo, Lyndon LaRouche, und Jacques Cheminade, französischer Präsidentschaftskandidat (www.http://bueso.de/transatlantischer-aufruf) in großer Auflage zu verteilen und in die Institutionen zu bringen.

Großprojekte für die kommenden Generationen

Der Spitzenkandidat der BüSo bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, Stefan Tolksdorf, der seine Rede im Anschluß daran hielt, beschrieb die Arbeit und Erkenntnisse der beiden Untersuchungskommissionen zur Finanzkrise, die in der ersten Hälfte diesen Jahres ihre Berichte veröffentlicht haben. Beide, insbesondere der sogenannte Angelides-Bericht, betonten, daß diese Krise durch den Menschen verursacht und nicht auf „Mutter Natur” oder „verrücktgewordene Computermodelle” zurückzuführen sei, und daß wir, solange noch vorgegeben wird, niemand habe diese Krise vorraussehen können, erneut dieselben Fehler machen und größeren Krisen gegenüberstehen werden.

Stefan Tolksdorf verglich diese Berichte mit der Arbeit Ferdinand Pecoras, der unter Roosevelt die notwendigen Erkenntnisse geliefert hatte, anhand deren der amerikanische Präsident die notwendigen Maßnahmen ergreifen konnte. Anders als damals gibt es jedoch für die Erkenntnisse der aktuellen Berichte nicht die notwendige politische Kraft, die genug Mut hat, sich für das Gemeinwohl und gegen die Wall Street einzusetzen, was also zeigt, daß man dies schleunigst ändern muß.

Als nächsten wichtigen Punkt sprach Stefan Tolksdorf über den Ausbau der Infrastruktur. Noch vor wenigen Jahren war für viele Bürger nicht klar, weshalb dies im großen Maßstab notwendig sein sollte, aber jetzt sei es überall bekannt, daß viele hunderte Kilometer Straßen, tausende Brücken usw. eigentlich komplett erneuert werden müssen. Auch die kulturelle Infrastruktur müsse immens verbessert werden, da z.B. derzeit Kinder in den Schulen leicht an Pornographie und Drogen kommen und dadurch einen erheblichen seelischen Schaden erleiden. Als charakteristisch für dieses unüberlegte Handeln nannte Stefan Tolksdorf besonders die jetzige „Energiewende”, die sehr schnell zu Stromausfällen führen wird und innerhalb derer man Deutschland nicht mehr als Industrienation werde erhalten können.

Deshalb müssen jetzt großangelegte Aufbauprojekte mit Entwicklungskorridoren, Transrapidstrecken, friedlicher Nutzung der Kernenergie und Bewässerungsprojekten aufgegriffen werden.

Um dahin zu kommen, müssen wir erstmal einen scheinbar unpraktischen Schritt gehen und uns mit dem Konzept der Unsterblichkeit des Menschen auseinandersetzen. Denn nur, wenn wir unsere flüchtigen Existenzen an die lange Kette der Menschheitsgeschlechter binden, wie es Schiller ausdrückte, und die Tat weitereilen kann, auch wenn deren Urheber schon lange vergessen ist, können wir die Bedeutung solcher großen Projekte, wie Wüstenbewässerungen oder Raumfahrtprojekte, deren volle Früchte wir vermutlich nicht mehr kosten werden, erkennen. Die eigene Identität in dieser Form der Unsterblichkeit zu finden, ist es, was den Menschen Mut gibt.

Die große Herausforderung

Dieser große Gedanke leitete unmittelbar zu den wissenschaftlich und kulturellen Herausforderungen über, die im darauffolgenden Vortrag von Toni Kästner aufgegriffen wurden. Bevor er die Arbeit des amerikanischen Basement-Wissenschafts-Teams, Teil der amerikanischen Schwesterbewegung der BüSo, darstellte, bekräftigte er die Aussage, die schon aus den vorigen Reden zu entnehmen war: Nichts wird mehr so sein, wie es war, entweder die Situation wird immens schlechter für alle Menschen, oder die menschliche Gesellschaft macht einen qualitativen Sprung und entwickelt sich zum Besseren weiter. Mit dieser Idee angefreundet, kann man nun entscheiden, wie man zur Verbesserung beiträgt. Um eine Zukunft zu schaffen, müsse Berlin sein Erbe von Planck, Einstein, Lise Meitner, Otto Hahn usw. wieder antreten und sich wieder als Teil der weltweiten Speerspitze der Wissenschaft und Kultur begreifen.

Der Triumph der schwachen Kräfte ist ein Konzept, das gerade auch in der Vergangenheit in Berlin entwickelt wurde, als große Denker Photonen und das Wirkungsquantum, die Kernspaltung und die Relativitätstheorie entdeckten. Das Basement-Team und Mitarbeiter der BüSo haben diese Arbeiten untersucht und behandeln sie weiterführend. Dabei sind sie auf eine weitere, noch größere Krise gestoßen, die zwar die Menschheit nicht verursacht hat, aber der sie sich stellen muß: Die kosmische Krise, die durch die Bewegung des Sonnensystems in der Galaxis in Zyklen von 62 Mio. Jahren in der Vergangenheit zu fünf großen Massensterben geführt hat, in der bis zu 60-98% aller Lebewesen auf der Erde ausgerottet wurden. Diese Realität konfrontiert die Menschheit mit ganz grundlegenden Fragen.

Die allererste davon ist, ob uns Menschen genau dasselbe Schicksal ereilen wird wie alle anderen Lebewesen, die über kurz oder lang aussterben, oder ob wir durch unser Verständnis universeller Prinzipien und ihre Bedeutung für die Vorgänge in der Natur auch unsere Wirksamkeit im Universum vergrößern können und somit nicht Opfer dieser kosmischen Zyklen werden.

Die erhöhte Frequenz und Macht von Erdbeben und Vulkanausbrüchen, die andere Lebewesen einfach vom Erdboden gefegt haben, kann nicht nur als eine Krise, sondern auch als eine Herausforderung betrachtet werden. Massive Investitionen in Forschung und Aufbau von Infrastruktur können zwar die Ursache dieser Krise vorerst nicht beseitigen, aber ihre Konsequenzen für die Menschheit stark abmildern. Mit Erdbeben-Frühwarnsystemen u.ä. können Menschen aus gefährdeten Regionen rechtzeitig evakuiert werden. Das bedeutet wiederum, weitere Infrastruktur, wie Magnetschwebebahnen und Satellitenstädte, zu bauen, um dies realisieren zu können. Wenn der Mensch also diesen großen Herausforderungen mit der optimistischen Überzeugung, sie meistern zu können, entgegentritt, kann er viele Probleme, die vorher als unlösbar galten, erfolgreich angehen und alle Kontinente endlich entwickeln.

Ideen mobilisieren

Zwischen diesen großartigen Reden gab es jeweils musikalische Beiträge der BüSo-Jugendbewegung mit Chorstücken wie Mozarts Ave Verum Corpus oder Die Gedanken sind frei. Weiterhin gab es mehrere Diskussionen, an denen sich viele der Anwesenden beteiligten, um selbst noch verschiedene Fragen zu klären, damit sie selbst bald ihre Bekannten und ihren Abgeordneten mobilisieren können.

Wie die Erfahrung der Mobilisierung in den vergangenen zwei Wochen gezeigt hat, lechzen die meisten Menschen nach größeren Ideen. Sie sind es satt zur Ohnmacht verurteilt zu sein und wollen wissen: „Wohin soll es gehen mit der Menschheit”. Das Einzige, was die Menschen heute wirklich noch dazu inspirieren kann, sich aufzuraffen, um diese Krise zu lösen, ist nicht die Vorstellung, sich nach der Reorganisierung des Systems wieder bequem auf die Couch zu setzen, sondern dann neue Projekte aufzubauen, Afrika zu entwickeln und eine kulturelle Renaissance in Gang zu bringen!

Helfen Sie also mit!

Xenia Biereichelt

Lesen Sie hierzu bitte auch:
Trennbankensystem statt Rettungspakete!
- Neue Solidarität 32/2011
Die Internetseite der BüSo Berlin