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Von Lyndon LaRouche
Am 11. Juni 2011 veröffentlichte LaRouche gegen die Darstellung eines falschen Menschenbildes im Londoner „Economist“ den folgenden Kurzkommentar.
Es scheint, daß die Londoner Wochenzeitung Economist auf das LPAC-Wissenschaftsteam reagiert. Um zu sehen, wovon hier die Rede ist, betrachte man die Ausgabe des Economist vom 28. Mai, sowohl S. 11 als auch S. 81-83, wo die Redakteure über das „Anthropozän“ reden, wie es der Economist nennt. Für den aufmerksamen Leser von heute ist es keine Überraschung, daß diese Redakteure quasi als offizielle Repräsentanten des modernen, kollektiven Malthusianismus unserer Tage schreiben.
Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, daß die Weltsicht, die diese Redakteure zum Ausdruck bringen, nichts neues ist - sie ist älter als der legendäre delphische Kult des Apollo und Dionysos, oder, um direkt auf den Punkt zu kommen, als das „oligarchische Prinzip“. Spezifisch besagt die Politik, die in dieser Ausgabe des Economist vertreten wird - der verstorbene Bertrand Russell widmete sein Leben solchen düsteren Ansichten -, daß die unteren Gesellschaftsklassen weder zu gebildet noch zu zahlreich werden dürfen, damit ihre Anzahl wie auch ihr Wissen ein bestimmtes Maß nicht überschreitet. Und auch wenn den oligarchischen Klassen scheinbar eine gewisse Bildung in akademischen Gegenständen erlaubt ist, darf deren Wissen niemals den Doktrinen widersprechen, die von der modernen Variante einer babylonischen Priesterschaft vorgeschrieben sind.
Jonathan Swift wäre darüber nicht überrascht. Der redaktionelle Standpunkt des Economist in dieser Angelegenheit ist eine uralte Geschichte, die an und für sich kaum Nachrichtenwert hat. Die Neuigkeit ist nicht, daß die antike oligarchische Anschauung noch heute zu finden ist. Die Neuigkeit ist, daß eine Zeit gekommen ist, in der solche Ansichten, wenn die herrschenden Kreise danach handeln, nicht nur unmittelbar einen starken Rückgang der menschlichen Bevölkerungszahl auslösen können, sondern sogar eine Periode eines neuen Massenaussterbens, in dem die Menschheit sich selbst zum Opfer machen würde, wenn sie weiter in der oligarchischen Tradition agiert.
Auch wenn es dem verbreiteten, pseudo-wissenschaftlichen Schwindel, den man den „Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik“ nennt, widerspricht: Das Aussterben bis dahin vorherrschender Gattungen war immer die Folge davon, daß diese Gattung unfähig wurde, weiter zu existieren. Dies zeigt sich daran, daß jede Periode eines Massenaussterbens gleichzeitig neuen, leistungsfähigeren Gattungen eine Chance bot, eingeschlossen das Auftreten des Menschen vor mehreren Millionen Jahren. Man vergleiche beispielsweise die „Effizienz“ der Säugetiere mit dem in Hinsicht auf die effiziente Existenzfähigkeit weit unterlegenen Bau der Dinosaurier.
Wird es der britischen sogenannten Oberschicht aus diesem Grund genauso ergehen wie dem Dodo? Heute bleiben die bislang lebensfähigen Tiergattungen gewöhnlich nur so lange in dieser Kategorie, wie die Menschheit sie nicht aussterben läßt. (Wie einige von uns im Krieg im damaligen Burma feststellten, muß jeder gute Hund argwöhnen, daß die Hauskatzen, wären sie so groß wie Leoparden, uns genauso auffräßen, wie Katzen Singvögel oder junge Hasen fressen.) Der besondere Vorteil der Menschheit liegt in ihrem schöpferischen Potential, welches uns, wenn wir es wollen, in die Lage versetzt, unser Verhalten so zu ändern, daß der wissenschaftliche und kulturelle Fortschritt es uns ermöglicht, praktisch immer wieder eine höhere Gattung zu werden, als wir es in dem Jahrhundert, in dem wir leben, vorher gewesen waren.
Das große Problem im Verhalten unserer menschlichen Gattung war und ist der Impuls der Oligarchie, die Unterwerfung der sogenannten niederen Klassen unter ein wissenschaftlich rückständiges Dasein über die vitalen Interessen der Menschheit als Gattung zu stellen - eine Gattung mit einzigartigen Erkenntniskräften, die im naturwissenschaftlichen Fortschritt zu höheren Existenzformen und in der Macht der klassisch-künstlerischen Komposition, dem Saatbeet der naturwissenschaftlichen schöpferischen Phantasie, zum Ausdruck kommen. In dieser Hinsicht kann der Mensch eine unsterbliche Gattung sein.
Aber es gibt noch einen weiteren, verwandten Punkt, der hier betrachtet werden muß: das, was man als den „extra-terrestrischen Imperativ“ der Menschheit bezeichnet hat.
Wir sind ein Teil unserer Galaxis und unterliegen den Prozessen in ihr. Die revolutionäre Wende des wissenschaftlichen Fortschritts, die trotz der wissenschaftsfeindlichen Impulse der vorherrschenden bösartigen und rückständigen Tendenzen in bestimmten Gesellschaften erreicht wurde, ist der Beweis dafür, daß wir das noetische Potential einer deutlich überlegenen Gattung von Lebewesen besitzen: die Kraft der spezifisch menschlichen, klassisch-künstlerischen und wissenschaftlichen Kreativität - ein Menschenbild, das auf höchst bemerkenswerte Weise genau den Verhältnissen entspricht, die im ersten Kapitel der Genesis zusammengefaßt sind.
Wir benötigen bestimmte relevante Einsichten in die Natur des Schöpferischen, unter den lebenden Geschöpfen im allgemeinen wie auch, in einer ganz speziellen Form, bei der schöpferischen menschlichen Persönlichkeit, auf die man bei den unserer Gattung eigenen klassisch-künstlerischen und wissenschaftlichen Imperative stößt. Man betrachte z.B. die Veränderungen auf der Erde, die ein klares Muster bilden, seit höhere Lebensformen als bloße Einzeller existieren. Wir sollten daraus eine Andeutung der wunderbaren Macht des schöpferischen Charakters des uns bewohnten Universums ableiten - eine Macht, die zu unserer Verfügung steht, wenn wir uns dafür entscheiden, sie weiterhin in jenem besonderen Grade zu nutzen, der bisher nur beim Menschen zum Ausdruck gelangt.