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Neue Solidarität
Nr. 24, 15. Juni 2011

Berliner Totalitarismusforscher:
Bundesregierung muß sich vom „WBGU“ distanzieren!

Am 6. Juni veröffentlichte FOCUS-Online unter der Überschrift „Auf direktem Wege in die Klimadiktatur“ ein Gespräch mit dem Historiker und Totalitarismusforscher Wolfgang Wippermann von der FU Berlin, der die Pläne und Gedanken des „Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) als gefährlich und undemokratisch bezeichnete.

Wippermann sagte im Laufe des Interviews, er wundere sich, daß man jetzt erst über diesen Bericht rede, und „wie wenig das bisher in der Öffentlichkeit beachtet wurde“. Das ist in der Tat mehr als verwunderlich, aber es liegt an der unglaublichen Mediengleichschaltung, die von oben verordnet wurde. Die BüSo ist die einzige politische Kraft in Deutschland, die vor diesem ungeheuerlichen Vorgang warnte, eine Mobilisierung zur sofortigen Auflösung des WBGU in Gang setzte und damit den Skandal an die Öffentlichkeit brachte. 

Im Klartext sagte Wippermann, die Wortwahl des Berichtes erinnere ihn „an die faschistische oder kommunistische Internationale... Ob sie da hinwollen, weiß ich nicht. Aber die Sprache ist schonmal schrecklich und das macht mir Angst. Wer so spricht, der handelt auch...“

Auf die Frage von FOCUS-Online nach dem Welt- und Menschenbild hinter dem „Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation“ sagte er, man habe „es mit wissenschaftlichen Fanatikern zu tun, die ihre Vorstellungen durchsetzen wollen... Die Bundesregierung hätte sich schon lange davon distanzieren sollen. Das geht wirklich nicht. Und Vorschläge von Wissenschaftlern sollten sich schon mit der politischen Wertordnung decken, die wir haben. Kurz: Man kann nicht einfach sagen, daß man eine andere Demokratie, daß man einen anderen Staat und eine andere Weltordnung wolle. Das geht einfach nicht.“

Wenn sich die Autoren des Vertrages an dem „Contrat Social“ von Rousseau orientieren, wie es im Fazit des Papiers heißt, so Wippermann, „dann ist es eine Orientierung an etwas Undemokratischem... in diesem Gesellschaftsvertrag gab es keine Gewaltenteilung und Rousseau hielt die Demokratie auch nicht für eine angemessene Staatsform...“

FOCUS-Online: „Wie kommen Wissenschaftler, von denen wir doch annehmen können, daß sie reflektieren, dazu, so etwas aufzuschreiben?“

Wippermann: „Ich befürchte, daß das keine Gedankenlosigkeit ist. Denn sie führen ja weiter aus, wie sie die Welt verbessern wollen. Über ihre Diagnose kann ich nichts sagen. Nur was die Autoren hier vorschlagen, das ist eine Klimadiktatur, der Klimastaat. Und zwar in einem etwas größeren Rahmen. Sie wollen zum Beispiel Nationalstaaten abschaffen. Diese könnten nicht ,alleinige Grundlage des Vertragsverhältnisses sein’, heißt es. Es geht also um einen Superstaat, eine Staatengemeinschaft mit kollektiver Verantwortung und übergreifenden Organisationen. Historisch betrachtet orientieren sie sich damit an der ,Heiligen Allianz’ von 1815. Dieser Zusammenschluß wollte auch die Welt verbessern...“

Auf den Einwurf, die Autoren sähen sich doch „fest in der Tradition der liberalen und rechtsstaatlichen Demokratie“, antwortete Wippermann: „Ja, aber gleichzeitig wird ,gesellschaftliche Erneuerung durch Einsicht’ gefordert. Und was, wenn jemand nicht einsichtig ist? Gewalt? Die Autoren fordern diese Einsicht ja ein. Das ist nicht Demokratie, wie wir sie haben und was wir unter Demokratie verstehen. Das ist etwas anderes. Und was die Autoren zur Behebung der Missstände fordern, ist mit den Möglichkeiten und Mitteln der modernen Demokratie auch nicht vereinbar.“ Aus der Geschichte kenne man genug Leute, „die die Welt verbessern wollten, nachdem sie deren Untergang prophezeiten, und undemokratische Systeme zum Zwang in ihre Einsichten schufen.“

Er fügte die Bemerkung hinzu: „Warum müssen schon wieder wir Deutsche nicht nur den Untergang vorhersagen, sondern wieder die Welt retten? Muß immer am deutschen Wesen die Welt genesen? Das muß doch nicht sein. Was glauben die Autoren eigentlich, wie ihre Überheblichkeit, nach der die Deutschen voran reiten sollen, um den Rest zum Folgen zu bewegen, auf andere Staaten wirkt?“

Das Papier stehe „in der unseligen Tradition des ,Revolutionären Messianismus’“, wie ihn Norman Cohn analysiert habe. Und auf die letzte Frage, ob Geisteswissenschaftler dafür nicht eigentlich deutlich anfälliger seien als Naturwissenschaftler, gab Wippermann die bemerkenswerte Antwort: „Naturwissenschaftler kommen direkt an den Menschen. Denken Sie an das, was aus der ,Rassenforschung’ abgeleitet wurde. Wir Historiker doktorieren an vergangenen Sachen herum und können keine Geschichte mehr schaffen. Diese Naturwissenschaftler hier, die können tatsächlich Politik machen.“

Das ganze, sehr lesenswerte Interview, finden Sie auf der Internetseite von Focus, (http://www.focus.de).

eir