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Auf dem 3. Nobelpreisträger-Symposium über globale Nachhaltigkeit, das vom 16.-19. Mai 2011 in Stockholm stattfand, wurde ein „Stockholmer Memorandum: Den Ausschlag zur Nachhaltigkeit geben“ verabschiedet. Hinter Wortblasen wie „Geistige Wende für eine große Transformation“ ist der Kern des Dokuments auf das „ökologisch Tragbare“ gerichtet. Ein weiteres Thema ist die wachsende Weltbevölkerung und deren „Konsumerismus“. Und man spricht hochtrabend darüber, daß der Zugang zu den „Dienstleistungen der Fortpflanzungsmedizin“ verbessert werden müsse. Das hat offensichtlich wenig mit Umweltfragen zu tun, sondern eher damit, daß die schwedischen Erfinder der Abtreibungspille 1982 den Nobelpreis für Medizin bekamen und daß vor dem Tagungsort der Königlichen Akademie der Wissenschaften bis heute die Statue des Rassenbiologen Anders Retzius steht.
Die Serie von Nobelpreisträgerkonferenzen zur Globalen Nachhaltigkeit wurde 2007 in Potsdam am Institut für Klimafolgenforschung des Commanders des Britischen Empire Schellnhuber begonnen und im Londoner St. James Palast 2009 fortgesetzt, unter aktiver Beteiligung von Prinz Charles.
Einer der Schlüsselbegriffe des Memorandums ist das sogenannte „Anthropozän“, jenes jüngste Erdzeitalter, in dem „die Einwirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt eine mit natürlichen Einflüssen vergleichbare Dimension erreicht haben“ (Definition von Paul Crutzen im Jahr 2000).
Hier sind einige Auszüge aus dem Memorandum:
„... Unhaltbare Strukturen der Produktion, des Konsums und
des Bevölkerungswachstums stellen die Belastbarkeit des Planeten, menschliche
Aktivitäten zu unterhalten, in Frage...
Die Wissenschaft macht klar, daß wir planetare Grenzen überschreiten, die der
Zivilisation in den letzten 10 000 Jahren Sicherheit gegeben haben. Die
Indizien mehren sich, daß menschliche Zwänge die Pufferkapazität der Erde zu
überschreiten beginnen.
Wir können nicht auf unserem jetzigen Weg weitermachen...
Wir drängen Regierungen, sich über globale Emissionssenkungen, die auf Wissenschaft beruhen und in Ethik und Gerechtigkeit eingebettet sind, zu einigen.
Dazu gehört:
Die globale Erwärmung muß unter 2 Grad C bleiben, was bedeutet, eine Spitze der globalen CO2-Emissionen nicht später als 2015 zu erreichen....
Kohlenstoff mit einem ausreichend hohen Preis zu versehen und den Willen der G-20 durchzusetzen, fossile Brennstoff-Subventionen zu beenden, wobei diese Gelder benutzt werden sollen, um mehrere hundert Mrd.$ pro Jahr in erneuerbare Energien zu investieren.
Wir müssen strikte Standards für Ressourceneffizienz einführen, um eine Abkopplung des Wirtschaftswachstums vom Rohstoffeinsatz zu ermöglichen.
Es gibt überzeugende Gründe, das konventionelle Modell wirtschaftlicher Entwicklung zu überdenken... ergänzt um politische Rahmenrichtlinien, die einen neuen industriellen Metabolismus und Ressourceneinsatz befördern...“
Und unter Punkt 6 „Den menschlichen Druck vermindern“ heißt es schließlich:
„Konsumerismus, der ineffiziente Einsatz von Ressourcen und unangemessene Technologien sind die primären Treiber der wachsenden Einwirkung der Menschheit auf den Planeten. Aber man muß auch auf das Bevölkerungswachstum achten. Wir müssen:
- Das öffentliche Bewußtsein über die Auswirkungen des unhaltbaren Konsums erhöhen und von der vorherrschenden Kultur des Konsumerismus zur Nachhaltigkeit wechseln.
- Den Zugang zu den Dienstleistungen der Fortpflanzungsmedizin, Erziehung und Krediten stark verbessern, damit die Macht von Frauen auf der ganzen Welt gestärkt wird. Solche Maßnahmen sind schon für sich genommen wichtig, aber sie werden auch die Geburtenraten reduzieren...“