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Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrte Mitglieder des Bayrischen Landtages!
Dank an die Landesregierung des Freistaates Bayern für 34 Jahre Vertrauen in unser Kernkraftwerk Isar 1, in dessen Technik und in die Belegschaft des KKI! Um so mehr trifft es uns nun, daß Sie uns innerhalb kürzester Zeit dieses Vertrauen entzogen haben.
Die neu entstandene Diskussion über die Stillegung und Restlaufzeit deutscher Kernkraftwerke bedauern wir sehr, da wir an unserem Standort keine Fehler begangen haben und für uns zunächst auch keine unmittelbare Ableitung aus den Ereignissen in Japan erkennbar ist. Unser oberstes Gebot und das unserer Partnerfirmen war und ist , verantwortungsvoll einen sicheren Betrieb zu führen. Aber eben die tragischen Ereignisse in Japan sind nun der „Aufhänger“ für eine, aus unserer Sicht teils sehr unsachliche Diskussionswelle in Deutschland, in der auch Sie lautstark Stellung beziehen. Wir empfinden das als persönlichen Angriff !
Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrer Energiepolitik? Was geschieht nach der Abschaltung der Kernkraftwerke? Deutschland ist seit der Abschaltung der 7 Kernkraftwerke bereits jetzt zum Netto-Stromimporteur aus Ländern mit Kernkraftwerken geworden , die nicht solch strengen Auflagen, Verordnungen und Gesetzen unterliegen wie in Deutschland. Bayern bezieht Strom aus Temelin und das steht nicht weit von der tschechisch-bayrischen Grenze entfernt. Isar 1, das übrigens mit seiner Leistung den ganzen Strombedarf der Stadt München deckt, wurde durch zahlreiche Nachrüstungen und vorbildliche Instandhaltungsmaßnahmen immer auf den neuesten Stand gebracht, was sich in der hohen Zeit der Arbeitsverfügbarkeit widerspiegelt. Ein Strombezug aus Temelin statt aus Isar 1 ist ein schlechter Tausch sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus sicherheitstechnischen Gesichtspunkten. Wir fordern den europäischen Vergleich! Dann wird sich herausstellen, ob wir wirklich so schlecht sind.
Nehmen Sie die Warnungen der Netzbetreiber und der Deutschen Netzagentur überhaupt ernst? Und die Tatsache, daß es bei zusätzlichen Ausfällen von Kernkraftwerken vor allem im Süden Deutschlands zu Stromausfällen kommen kann? Welche Maßnahmen treffen Sie in Bayern, damit dies nicht der Fall ist? Die Wirtschaft in Bayern floriert, weil bisher eine sichere, beständige und günstige Energieversorgung garantiert werden konnte. Wie wollen Sie den Wirtschaftsstandort Bayern sichern, wenn ganze Industriezweige in Länder mit billigeren Energiekosten abwandern?
Wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KKI, unsere Familien und die Partner- und Servicefirmen lieben unsere Heimat Bayern und sind froh darüber, daß wir bisher unseren Arbeitsplatz im KKI und damit in der Region erhalten konnten. Aber was wird die Zukunft bringen? Können Sie uns und unseren Partner- und Servicefirmen im Fall der Fälle – wie von einigen Politikerkollegen angesprochen – als Ersatz Arbeitsplätze im Bereich der „Erneuerbaren Energien“ bieten? Welche Arbeitsplätze sollen dies sein? Und sind Sie bereit und in der Lage diese Arbeitsplätze dauerhaft und zu Lasten der Stromkunden zu subventionieren?
Ihre und die Glaubwürdigkeit der Politik im Allgemeinen hat bei uns und in der Region erheblich gelitten. Sie sind nun gefordert! Wir appellieren an Sie:
Hören Sie damit auf, in unserer Bevölkerung die Angst und das Mißtrauen gegenüber der Kernenergie zu schüren, sondern steigen Sie endlich in eine sachliche, objektive und europaweite Diskussion ein!
Agieren Sie nicht, um mögliche Stimmenverluste bei den nächsten Wahlen zu vermeiden, sondern machen Sie Energiepolitik, die wirtschaftlich, realistisch CO2-frei und förderlich für unser Land Bayern ist! Dann klappt es auch mit dem Wähler.
Für Antworten auf unsere Fragen und zu einer offenen Diskussion laden wir Sie gerne in unser Kernkraftwerk Isar ein.
Mit freundlichen Grüßen
Die Belegschaft des KKI, Service und Partnerfirmen, Familienangehörige, Verwandte, Bekannte.
Bayern bezieht 58% seines Stroms aus Kernkraft, was nach dem Willen der CSU bis 2022 durch die sog. erneuerbaren Energien und Gas ersetzt werden soll. Sechs Mitglieder des CSU-Vorstands enthielten sich bei der Abstimmung.