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Neue Solidarität
Nr. 22, 1. Juni 2011

Fortschritte bei der Erdbeben-Vorsorge

BüSo-Kampagne zur Verbesserung der Erdbebenforschung zeigt erste Erfolge

„Eine Gruppe von Wissenschaftlern der NASA und Rußlands glaubt, eine Methode zur Vorhersage von Erdbeben gefunden zu haben. Wenn es funktioniert, könnte das viele Menschenleben retten.“ Mit diesen Worten begann am 21. Mai die Berichterstattung von ABC-TV in San Francisco über einen wissenschaftlichen Bericht, der eine Woche zuvor veröffentlicht worden war.

Dimitar Ouzounov von der NASA und Sergej Pulinez von den russischen Instituten für angewandte Geowissenschaften bzw. Raumforschung sowie sechs weitere Mitarbeiter der NASA und russischer Forschungsinstitute legten die vorläufige schriftliche Version ihrer Ansprachen über elektromagnetische Vorboten des großen japanischen Bebens vom 11. März vor, die sie auf dem Wiener Treffen der Europäischen Geowissenschaftlichen Union im April gehalten hatten. Darin wird die Analyse von vier verschiedenen physikalischen Parametern zusammengefaßt, die „den Zustand von Atmosphäre und Ionosphäre wenige Tage vor dem Ausbruch dieses Erdbebens“ charakterisieren. „Wir stellten einen definitiven Zusammenhang zwischen den atmosphärischen und ionosphärischen Anomalien und dem Tohoku-Beben fest.“

Mittlerweile sind in Medien in der Türkei, in Indonesien, Vietnam, Rußland, Rumänien, in Großbritannien und Peru Artikel erschienen, die mit großem Optimismus über die Möglichkeiten der Erdbebenforschung berichteten. Bisher war die Forschung in diesem Bereich von etablierten Kreisen beherrscht, die behaupten, Erdbebenvorhersagen seien prinzipiell nicht möglich, wodurch eine Finanzierung neuer Forschungsansätze fast gänzlich unterblieb.

Die BüSo und die internationale LaRouche-Bewegung hat inzwischen jedoch eine öffentliche Diskussion darüber angestoßen, mit welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen es möglich sein könnte, seismischen Bedrohungen, die durch das Megabeben in Japan signalisiert wurden, entgegenzutreten. Auf der Wiener Konferenz hatte BüSo-TV den russischen Erdbebenforscher Sergej Pulinez und mehrere andere Wissenschaftler interviewt. Diese Videos haben inzwischen einen weiten Verbreitungsgrad erreicht. Bei den jüngsten Presseberichten in Kalifornien wurden Zitate aus diesen Interviews verwendet, ohne allerdings die Quelle beim Namen zu nennen.

Bahnbrechende Initiative Rußlands für globales Erdbeben-Frühwarnsystem

Unter der Überschrift „Vorzeichen von Erdbeben“ berichtete das staatseigene Radio Stimme Rußlands am 9. Mai, daß russische und ausländische Experten gemeinsam Erdbebenvorzeichen untersuchen werden. Auf westeuropäischer Seite nehmen an dem Projekt Deutschland, Italien und die Türkei teil, assoziierte Mitglieder sind die NASA und Griechenland. Rußland ist vertreten durch den Raumfahrtkonzern Russians Space Systems, das Fedorow-Institut für angewandte Geophysik und das Puschkow-Institut für Erdmagnetismus, Ionosphäre und Radiowellenausbreitung.

Die Initiative ist ein wichtiger Schritt hin zu der „Multi-Parameter-Methode“ für Erdbeben-Frühwarnung, die Forscher beim Treffen der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) im April in Wien vorgeschlagen haben und für die sich die LaRouche-Bewegung international einsetzt. In dem Radiobericht hieß es: „Bereits 2006 baute Russian Space Systems ein Netz von Bodenstationen, um die Ionosphäre über der Insel Sachalin zu beobachten. Die Wissenschaftler analysierten Veränderungen in den oberen Atmosphärenschichten, die durch seismische Aktivitäten hervorgerufen wurden. Seitdem haben russische Satelliten mehr als einmal Ionosphärenstörungen vor Erdbeben registriert. Sieben Stunden vor dem ersten Erdstoß in Japan entdeckten Wissenschaftler ähnliche Anomalien über dem Ort des bevorstehenden Unglücks. Zu dieser Zeit wußten die russischen Experten nicht, was sie mit dieser Information anfangen sollten. Wissenschaftler dachten, es sei zu früh, unterirdische Erdstöße nur aufgrund einer Beobachtung der Ionosphäre vorherzusagen. Sie hielten es nur für Anzeichen gewisser Vorkommnisse im Erdinneren. Für eine fundierte wissenschaftliche Vorhersage von Erdbeben wird ein ganzes System umfassender Untersuchungen von Erdbeben-Vorzeichen benötigt.“

Deshalb wird nun im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes mit der EU ein internationales Luft- und Raumfahrtüberwachungs-System geschaffen. Der Leiter und Chefkonstrukteur dieses russischen Weltallsystems, Juri Urlitschitsch, wird zitiert: „Dieses System wird Menschen vor Erdbeben sowie anderen Katastrophen warnen, wie der Gefahr von Meteoriten, Tsunamis und anderen Bedrohungen natürlicher und anthropogener Art. Ich kann Ihnen ein eindrucksvolles Beispiel geben: von 1900 bis heute sind 36 Millionen Menschen durch Naturkatastrophen gestorben.“ Geplant sei, die Ionosphäre mit Minisatelliten von weniger als 10 kg Gewicht zu überwachen und auch existierende Satelliten zu verwenden, deren Bodenstationen man mit speziellem Zubehör ausrüstet.

Das Projekt wird von der EU finanziert, und Italien wird es für die EU koordinieren. Die Erdbebenforschung hat in Italien eine lange Tradition und schon gute Vorarbeit geleistet. Dies hat sich vor kurzem bestätigt, als im April Forscher aus Perugia deutliche Anzeichen für ein bevorstehendes Erdbeben feststellten, welches 24 Stunden später am 23. April mit einer Stärke von 3,3 auf der Richterskala ausbrach.

Die elektromagnetischen Signale wurden in einer Meßstation in Città di Castello gemessen, die dafür eingerichtet ist, Wellen mit sehr niedriger Frequenz und sehr großer Amplitude zu orten. Solche Wellen gehen von dem für diese Region typischen Kristallgestein aus, wenn es seismischen Erschütterungen ausgesetzt ist.

Türkei baut neue erdbebensichere Städte

Die türkische Regierung will zwei neue, erdbebensichere Städte in der Region Istanbul bauen lassen, um für Millionen Menschen aus den am meisten gefährdeten Bezirken der 12-Millionenstadt Istanbul sichere Lebensumstände zu schaffen. Premierminister Erdogan erklärte bei einer öffentlichen Veranstaltung am 11. Mai, daß eine dieser Städte an der Schwarzmeerküste auf der europäischen Seite entstehen soll, während die andere auf der anatolischen Seite liegen wird. Er betonte, diejenigen, die gegenwärtig in den Hochrisikobezirken lebten, würden nicht gezwungen, umzuziehen, aber dazu die Möglichkeit erhalten. Mit dem Bau soll nächstes Jahr begonnen werden.

Erst vor kurzem hatte die Regierung angekündigt, in der Provinz Istanbul einen Kanal zu bauen, der das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbinden soll, um den gefährlichen Tankerverkehr durch die Bosporus-Meerenge zu entschärfen. Premierminister Erdogan: „So wie der Istanbul-Kanal ein Projekt von Weltbedeutung ist, werden es diese Projekte ebenfalls sein. Wir werden zwei neue Städte in der Provinz Istanbul bauen... Damit soll nicht Istanbuls Bevölkerungszahl gesteigert werden. Wir werden diese Städte mit Blick auf urbane Transformation und Erdbebensicherheit errichten. Dafür werden jetzt die notwendigen Schritte eingeleitet."

Im März 2010 hatte die türkische Ingenieurskammer dem Parlament einen Bericht vorgelegt, in dem davor gewarnt wird, daß bei einem möglichen Erdbeben innerhalb der nächsten 30 Jahre bis zu 150 000 Menschen getötet und weitere 200 000 Menschen verletzt werden könnten. 300 000 Gebäude könnten dabei zerstört und 500 000 Menschen obdachlos werden. In dem Bericht hieß es, über die Hälfte der amtlich genehmigten Gebäuden sei nicht erdbebensicher, und 86% der Krankenhäuser könnten kollabieren. Außerdem genügten viele Gebäude, die als erdbebensicher zertifiziert wurden, aufgrund mangelnder Inspektionen nicht diesen Ansprüchen.

Istanbul liegt auf der Nordanatolischen Verwerfungslinie, die unter dem Marmarameer verläuft. 1999 hatte es in Izmit, knapp 100 km östlich von Istanbul, ein starkes Erdbeben gegeben, dem 20 000 Menschen zum Opfer fielen. Seismologen erwarten für die Region Istanbul innerhalb der nächsten 20 Jahre ein noch stärkeres Beben.

Chinas Wiederaufbau in Sechuan

Unmittelbar nach dem schweren Erdbeben (8,0 auf der Richterskala) in der chinesischen Provinz Sichuan am 12. Mai 2008, bei dem 87 000 Menschen ums Leben kamen und Millionen obdachlos wurden, mobilisierte sich die chinesische Nation, mit Militär und der gesamten Bevölkerung, um die Verschütteten zu bergen und den Obdachlosen Nahrungsmittel und ein Dach über dem Kopf zu geben.

Heute, drei Jahre später, sind die am schlimmsten betroffenen Gebiete in Sichuan und den Nachbarprovinzen wieder hergestellt. 95 Prozent der Wiederaufbauprojekte sind abgeschlossen und die restlichen fünf Prozent werden bis Ende September fertig sein, so Chinas Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC).

Nach offiziellen Angaben der NDRC beliefen sich die Ausgaben zu diesem Zweck bis Ende April auf 885,15 Mrd.Yüan (95,8 Mrd.€). Die Mittel zur Erfüllung der noch nicht fertiggestellten Projekte sind vorhanden. Neben Projekten in den Nachbarprovinzen Gansu und Shaanxi wurden in Sichuan allein fast 3000 Schulen, 1000 Krankenhäuser und mehr als fünf Millionen Wohnungen neu gebaut oder renoviert.

eir/büso