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Der eigentlich völlig diskreditierte „Weltklimarat“ erhält eine Infusion mit Schellnhuberscher Ideologie, und meint, damit eine weltweite Ökodiktatur durchsetzen zu können.
Malen Sie sich einmal den Gedanken aus, Ex-Minister zu Guttenberg würde sich in aller Öffentlichkeit wieder als Dr. zu Guttenberg vorstellen und behaupten, seine Doktorarbeit sei ein Musterbeispiel wissenschaftlichen Denkens. Wer würde das glauben? Jetzt stellen Sie sich vor, der „Weltklimarat“ (IPCC), dem man ebenso zahlreiche Verfahrenstricks nachgewiesen hat, würde sich in die Debatte um die Zukunft der deutschen Energieversorgung einmischen. Wer hätte auch nur ein Ohr dafür übrig?
Doch offenbar fließt (noch) genügend Geld in dieses abgehalfterte Gremium, daß sich zwei Mitglieder der Bundesregierung, nämlich Annette Schavan (Bildung und Forschung) und Norbert Röttgen (Umwelt) sich vor seinen Karren spannen ließen. Der Sonderbericht des IPCC über die erneuerbaren Energien wurde am 16. Mai bei einem Festakt im großen Hörsaal der TU vorgestellt, und zwar vom Vorsitzenden der 3. Arbeitsgruppe des IPCC, Prof. Ottmar Edenhofer, der auch in Prof. Schellnhubers Potsdam Institut für Klimafolgenforschung mitarbeitet und seit 2008 eine Professur an der TU bekleidet. Gesponsert wird dieser Öko-Staatsstreich von der überaus reichen Mercator-Stiftung, die aus einem Privatvermögen der Inhaber der Metro-Gruppe (Saturn-Hansa, Media Markt, Real usw.) besteht.1 Man könnte sich über diesen teuren Kult mit seriösem Anstrich eigentlich ständig lustig machen, wenn die Sache nicht außerordentlich besorgniserregend wäre. Sollte die deutsche Bundesregierung den Empfehlungen des IPCC folgen und gesetzlich festschreiben, daß bis zu 77% der Energieversorgung durch sog. „erneuerbare Energien“ ersetzt werden müßten, wäre Deutschland als Industrienation passé, international isoliert und der Lächerlichkeit preisgegeben.
An den von Schavan und Röttgen gehaltenen Reden wurde unmißverständlich klar, daß sich diese beiden Politiker mit Haut und Haar den radikalsten Forderungen des IPPC und artverwandter Einrichtungen verschrieben haben. Beide Regierungsvertreter sprechen, als hätte es nie einen „Climategate“-Email-Skandal gegeben. In diesen E-Mails wie auch in später abgegeben Erklärungen wird von dem Machern der Computermodelle, mit denen die Klima-Apokalypse prognostiziert wird, zugegeben, daß man das reale Abfallen der globalen Durchschnittstemperatur durch einen Berechnungstrick wieder in einen Anstieg verwandelt habe. Man benötigt eben eine exponentiell zunehmende Panikmache, um bei Regierungen und Bevölkerungen durchzusetzen, was ansonsten unmöglich durchzusetzen wäre: nämlich das Ersetzen der souveränen Staaten durch ein globales „Klimaregime“. Röttgen warnte erneut, die globale Erwärmung komme „unzweifelhaft“, sie gerate alsbald „außer Kontrolle“, und deshalb dürfe unser Lebensstil nicht mehr „business as usual“ sein. Er redete von Ressourcenkriegen und Flüchtlingsströmen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden würden. Nun bedürfe es einer neuen „Weltordnungspolitik“, die Rückhalt durch eine „ambitionierte Politik“ erhalten würde.
Ministerin Schavan sprach von einem Gremium im Bundestag, das den „Umbauprozeß“ der Gesellschaft begleiten würde, der den „Wertewandel“ im Verständnis von Wohlstand, Wachstum und Freiheit begleiten soll. Diese neuen Verbindlichkeiten würden von einzelnen als Beschränkung empfunden, sagte sie, doch der systemische Ansatz solle sich in allen Disziplinen der Sozial- und Kulturwissenschaft verankern und für die notwendigen „mentalen Veränderungen“ sorgen. Das klingt, als hätten Schavan und Röttgen vor, H.G. Wells’ Utopie der „Open Conspiracy“, Marylin Fergusons „Aquarian Conspiracy“ oder Aldous Huxleys „Brave new world“ durchzusetzen.
Die zeitgenössische Blaupause für die Reden Röttgens und Schavans ist jedoch eher Prof. Hans-Joachim („John“) Schellnhubers jüngstes Machwerk, der „Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“, den sein Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) herausgibt. Darin werben Schellnhuber und Co. für einen „neuen Gesellschaftsvertrag für die Transformation zur Nachhaltigkeit […] im Bewußtsein der Menschen“. Die „notwendige Dekarbonisierung der Energiesysteme bedeutet einen hohen Handlungsdruck nicht nur in Industrieländern, sondern auch in dynamisch wachsenden Schwellen- und Entwicklungsländern“, heißt es dort weiter. Das „Wirtschaftsmodell der vergangenen 250 Jahre“ müsse umgebaut werden, und die heute bestehenden Institutionen seien auf diese Transformation gar nicht vorbereitet, weswegen die „Nationalstaaten ihre kurzfristigen Interessenskalküle“ zurückstellen müßten, damit eine „von Einsicht in globale Notwendigkeiten geleitete politische Führerschaft“ die Sache in die Hand nehmen könne. Kein Wunder, daß selbst Tageszeitungen wie Die Welt und die Frankfurter Allgemeine Schellnhubers „Große Transformation“attackieren (siehe nebenstehende Pressestimmen).
Die Geschichte wird einmal über diese Gruppe von Leuten urteilen, wie über die Gehilfen des Göttervaters Zeus, der einst ein Menschengeschlecht zerstören wollte, um ein anderes neu zu erschaffen. Handlanger einer utopisch-oligarchischen Weltordnung sind im mildesten Fall ein Haufen Irrer zu nennen, im schlimmsten Fall fanatische Völkermörder. Schellnhubers Dekarbonisierung der Weltwirtschaft, also der globale Ausstieg aus der Kernenergie wie auch aus sämtlichen fossilen Brennstoffen, hätte tatsächlich eine massive Bevölkerungsreduktion zur Folge. Personen solchen Ranges sollte man gewöhnlich unterstellen, daß sie die Folgen ihren Handelns abzusehen verstehen. Das Schmieden dieser „nachhaltigen Gesellschaft“ wird in jedem Fall scheitern, da es in der Natur des Kosmos, wie auch in der Natur des menschlichen Geistes liegt, daß stets Grenzen durchbrochen werden müssen. Dieses universelle Gesetz der Negentropie, also der Entwicklung hin zu immer komplexeren Arten der Organisation, kann durch keinen Weltgesellschaftsvertag ausgehebelt werden. Weder der Planet Erde, unser Universum noch der menschliche Geist bilden jemals in sich geschlossene System. Da der IPCC nichts hinzuzulernen gewillt ist, müßte man ihm nachdrücklich sagen, daß seine Entwürfe in der realen Welt unerwünscht sind. In der Welt des Science-fiction finden wir aber sicher noch eine ökologische Nische für ihn.
Stephan Ossenkopp
Anmerkung
1. Die Mercator-Stiftung finanziert laut eigenen Angaben auch die European Climate Foundation (= Prof. Schellnhuber) mit 2,6 Mio. €, das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (= Prof. Leggewie) mit 829.050 €, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (= Prof Schellnhuber) mit 1,24 Mio. €.