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Neue Solidarität
Nr. 19, 11. Mai 2011

Obamas Pläne bedeuten Ende für US-Raumfahrt und -Wissenschaft

Einsparungen. Obamas Weltraum-Budgets für 2011 und 2012 sehen nicht nur ein Ende der bemannten Raumfahrt vor, auch zahlreiche andere wichtige Programme werden gestoppt.

Seit mehr als einem Jahr führt das Weiße Haus unter Präsident Obama einen Vernichtungskrieg gegen die wichtigsten Kapazitäten der USA für Wissenschaft und Forschung, nämlich gegen Amerikas Raumfahrtprogramm. Auch wenn im Mittelpunkt dieses Kampfes vor allem der Versuch steht, das Programm für die bemannte Raumfahrt einzustellen, stehen inzwischen praktisch alle Forschungsbereiche der NASA auf der Abschußliste. Wenn Obama nicht rechtzeitig aus seinem Amt entfernt wird, dann werden die für die Zukunft unverzichtbaren wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes bald verloren sein.

So werden Erderkundungssatelliten stillgelegt, die Informationen liefern, die wesentlich für das Verständnis und für die Vorhersage kurzfristiger Bedrohungen sind, wie etwa schwere Stürme, Vulkanausbrüche und Erdbeben; geplante Projekte werden gestrichen. Astronomische Observatorien, die ein Licht auf die langfristigen galaktischen Zyklen von Ereignissen werfen sollen, die unsere weitere Existenz auf diesem Planeten bedrohen können, werden aufgegeben. Sonden zur Untersuchung anderer Planeten, die einen Blick auf die Frühgeschichte unseres Sonnensystems und Vergleiche mit der Erde ermöglichen, werden aufgeschoben oder „abgespeckt“.

Vor allem aber werden die aus Tausenden hochqualifizierten Technikern, Ingenieuren und Wissenschaftlern bestehenden Teams aufgelöst, die seit einem halben Jahrhundert immer neue Grenzgebiete der Wissenschaft für die Menschheit erschlossen haben. Sind diese Teams einmal zerschlagen, wird es Jahre dauern, vergleichbare Kapazitäten wieder aufzubauen.

Der Plan des Weißen Hauses für die NASA, der vor einem Jahr veröffentlicht wurde, sieht vor, das Mond-Mars-Programm einzustellen und die Raumfahrzeugprogramme der NASA durch die Raketen von Amateuren zu ersetzen. Wo im Budget der Raumfahrtbehörde größere Ausgaben vorgesehen sind, sollen diese für private Bemühungen und für ein Technologieentwicklungsprogramm ohne Ziel und Richtung verwendet werden, das nirgendwohin führen wird.

Das war schon schlimm genug, aber der Haushaltsansatz für 2012, den das Weiße Haus am 14. Februar vorgelegt hat, sieht für die kommenden fünf Jahre keine Steigerungen im NASA-Haushalt vor, sodaß die noch im Vorjahr versprochenen Anhebungen wieder gestrichen werden. Am 14. April schloß das Weiße Haus dann einen Haushaltskompromiß mit den Sparfanatikern im Lager der Republikanischen Partei, die im vergangenen November die Kongreßwahlen gewann, wonach sämtliche führende Wissenschaftsprogramme der Raumfahrtbehörde eingestellt werden sollen. Etwa 250 Mio $ sollen in den verbleibenden Monaten des Haushaltsjahres 2011 gegenüber dem Ansatz vom Haushaltsjahr 2010 eingespart werden. Für das kommende Jahr bedeutet das NASA-Budget der Regierung von 18,7 Mrd.$ Kürzungen von mehr als einer halben Milliarde Dollar gegenüber dem, was noch vor sechs Monaten für 2012 ins Auge gefaßt worden war.

Entscheidend ist dabei gar nicht so sehr die Summe dieses Geldes; es wurde sogar das idiotische Argument vorgebracht, daß die NASA noch „glücklich davongekommen“ sei, weil bei anderen Behörden noch viel mehr gespart werde. Ganz abgesehen davon, daß aufgrund der voranschreitenden Hyperinflation natürlich auch die Kaufkraft dieses Geldes immer mehr schwindet: Wenn die Mittel für den Haushalt der NASA unter Obama nicht deutlich vermehrt werden, dann können keine neuen Programme gestartet werden. Oder der NASA bleibt nur die verrückte „Alternative“, voll funktionsfähige Weltraumfahrzeuge einzumotten, das Sammeln von Daten einzustellen und Entdeckungen nicht zu machen, um so Raum für neue Projekte zu schaffen.

Ohne eine dramatische und sofortige Rückkehr zu einem Raumfahrtprogramm, das nicht durch knappe Mittel eingeschränkt wird, sondern nur durch die Geschwindigkeit der wissenschaftlichen Durchbrüche, wird es keine Zukunft geben. Nur wenn Präsident Obama seines Amtes enthoben wird und die USA wieder zu einer Wirtschaftspolitik auf der Grundlage der „gemeinsamen Ziele der Menschheit“ zurückkehren, wie sie vor einem halben Jahrhundert bei der Gründung der NASA verfolgt wurde, können wir uns den Herausforderungen stellen, die die Zukunft uns stellen wird.

Die Erde betrachten - mit geschlossenen Augen?

Es werde „sehr schwerwiegende Konsequenzen für unsere Fähigkeit haben, Starksturmwarnungen, langfristige Wetterprognosen, Such- und Rettungsaktionen und gute Wettervorhersagen“ für die Polarregion zu machen, wenn die Finanzierung für das Gemeinsame Polar-Satelliten-System (JPSS) nicht wieder in den Haushalt aufgenommen wird, sagte die Leiterin der Nationalen Ozean- und Atmosphären-Behöre (NOAA) Dr. Jane Lubchenco dem Kongreß am 13. April.

Die Polardaten sind auch wichtig, um die starke Dynamik der Polarregion zu verstehen, die aufgrund ihrer besonderen Rolle in der Wechselwirkung (wenigstens) zwischen Erde und Sonne das Wetter und Klima auf der Erde mit beeinflußt.

Lubchenco sagte den Mitgliedern des Senatsausschusses für Handel, daß der gegenwärtige Budgetentwurf keine administrative Unterstützung für das JPSS vorsieht, und selbst wenn die notwendigen Gelder in den Haushalt für 2012 aufgenommen würden, damit die NASA anfangen kann, Satelliten für die NOAA zu bauen, werde es eine 18monatige Lücke in der Datenerfassung in den Polarregionen geben.

Weiterhin sagte sie, daß für jeden Dollar, den man in diesem Jahr nicht ausgebe, später 3-5 Dollar mehr ausgegeben werden müßten, um das Programm wieder aufzubauen, als wenn man es einfach fortsetzen würde, weil dann Verträge gekündigt und „sehr qualifizierte Leute“ entlassen werden müßten. Die NOAA brauche 528 Mio.$, um das Projekt im laufenden Jahr weiterführen zu können.

2010 arbeitete man an der Entwicklung zweier sehr wichtiger Erderkundungsmissionen, die 2017 gestartet werden sollten. Aber die NASA-Abteilung für Erdwissenschaften soll in den kommenden fünf Jahren 1,7 Mrd.$ weniger erhalten, als noch vor sechs Monaten geplant war. Im vorgelegten Haushaltsentwurf für 2012 weist das Haushaltsamt des Weißen Hauses die NASA daher an, diese Missionen bis auf weiteres „aufzuschieben“. CLARREO (Climate Absolute Radiance and Refractivity Observatory), ein System von vier Satelliten, sollte extrem genaue Daten über die Wechselwirkung zwischen der Sonnenstrahlung und der Erde sammeln, und die DESDynI-Mission (Deformation, Ecosystem Structure and Dynamics of Ice) ist wichtig, um die Veränderungen der Geologie und des Klimas auf der Erde zu verstehen.

Kosten Weltraummissionen „zu viel Geld“?

Der „Haushalts-Kompromiß“ für 2011, der am 14. April vom Kongreß beschlossen und am nächsten Tag vom Präsidenten unterzeichnet wurde, beendet praktisch alle Weltraum-Missionen, denen die Wissenschaftler, die über den Nationalen Forschungsrat der Akademie der Wissenschaften die Empfehlungen für die Dekadenplanung der Weltraum-Behörde ausarbeiten, die höchste Priorität eingeräumt haben.

Die MAX-C-Mission (Mars Astrobiology Explorer-Cacher), die 2018 gestartet werden soll, werde aufgrund der erwarteten Haushaltskürzungen für die Planeten-Forschung wahrscheinlich nicht stattfinden, meldete die NASA. Nach den bisherigen Plänen soll die Europäische Weltraumbehörde (ESA) 2018 die ExoMars-Sonde starten, um nach Hinweisen auf früheres Leben auf dem Mars zu suchen, während die NASA-Sonde MAX-C Bodenproben auf dem Mars sammeln sollte, die später auf die Erde geholt werden sollen. Nun versuchen ESA und NASA, beide Programme umzuplanen (d.h. zu schrumpfen), um statt zwei Sonden nur eine auszusenden und so die Kosten zu reduzieren, auch wenn dafür auf einige Ziele der Missionen verzichtet werden muß. Der Nationale Forschungsrat hatte empfohlen, daß die NASA an MAX-C festhalten könne, wenn es möglich sei, die Kosten von 3,5 Mrd.$ auf 2,5 Mrd.$ zu reduzieren, aber die NASA geht davon aus, daß sie nur 1,2 Mrd.$ für die Aufgabe einsetzen kann.

Das nächste große Weltraum-Observatorium der NASA. das Webb-Weltraum-Teleskop soll als Nachfolger des Hubble-Weltraum-Teleskops, das den Bereich des sichtbaren Lichtes betrachtete, das Universum im Bereich der Infraotstrahlung betrachten. Nun wird sein Start wahrscheinlich auf das Jahr 2018 verschoben. Die NASA hatte gehofft, es schon 2015 in die Umlaufbahn bringen zu können, aber eine Überprüfung des Programms im letzten Herbst ergab, daß zusätzliche 500 Mio.$ notwendig wären, um diesen Zeitplan einzuhalten - und dieses Geld ist im Haushalt für 2011 nicht vorgesehen.

Auch zwei astrophysikalische Experimente der NASA, die gemeinsam mit der ESA durchgeführt werden sollten, wurden aufgegeben: LISA (Laser Interferometer Space Antenna) sollte die erste Mission sein, die nach Albert Einsteins Gravitationswellen suchen sollte. Mit Hilfe von IXO (Internationales Röntgen-Observatorium) sollte nach Staub- und Gaswolken im Universum gesucht werden. LISA hätte die NASA im Verlauf ihres Einsatzes 1,5 Mrd.$ gekostet, IXO 3,1 Mrd.$ - aber nun heißt es, das sei „zu viel“.

Humankapital

Der schlimmste Schlag, den Obamas Streichorgie am Weltraumprogramm der Wissenschaft versetzt, ist jedoch die Auflösung der Teams von Wissenschaftlern, hochqualifizierten Facharbeitern und Ingenieuren, die in den letzten 50 Jahren immer neue Durchbrüche in Wissenschaft und Technologie erreicht haben. Diese Teams haben sich Fähigkeiten erarbeitet, die man auf ein unbemanntes Weltraum-Forschungsprogramm hätte übertragen und so erhalten können. Aber da es diese Programme nicht gibt, drohen diese Kapazitäten nun verloren zu gehen.

Der größte Verlust an qualifizierten Arbeitskräften in diesem Bereich droht am Kennedy Space Center (KSC), wo die 9000 Mitarbeiter des Space-Shuttle-Programms entlassen werden. Auch an anderen Zentren der NASA werden Mitarbeiter entlassen, wenn auch in kleinerer Zahl. Hochtechnologiebetriebe in der Luft- und Raumfahrtindustrie, wie z.B. die Firma ATK in Utah, die seit 30 Jahren für den Bau und die Instandhaltung der Geräte des Shuttle-Programms zuständig war, haben bereits begonnen, ihre Einrichtungen zusammenzufassen oder zu schließen.

Die United Space Alliance, deren Mitarbeiter Astronauten ausbilden, Nutzlasten für den Einsatz im Space Shuttle vorbereiten und die Weltraumfähren umrüsten, kündigte am 15. April die nächste große Entlassungswelle beim Shuttle-Programm am KSC an. Nach der letzten Mission, die für Juni geplant ist, wird die Hälfte der rund 2800 verbliebenen US-Mitarbeiter entlassen. Noch 2009 arbeiteten 10 500 Menschen im Shuttle-Programm.

Hatte schon Präsident Bush 2004, als er das Constellation-Programm beschloß, eine Lücke zwischen dem letzten Einsatz des Space Shuttle und der Verfügbarkeit eines Ersatzfahrzeugs vorgesehen, soll die Nation künftig, Präsident Obama zufolge, gar kein bemanntes Raumfahrtprogramm mehr haben. Als wollte er zum Schaden noch den Spott hinzufügen, kündigte das Weiße Haus am 20. April an, daß Obama mit seiner Familie beim Start des Space Shuttle Endeavour zu seiner letzten Mission anwesend sein wolle.

Marsha Freeman

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