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Der auf Betreiben von SPD und Grünen im Bundesrat durchgeboxte Beschluß, die Bundesregierung zur Einstellung der Förderung von Fusionsenergieforschung unter dem Vorwand „keine Fortsetzung der Forschung an neuen Reaktortypen” aufzufordern, wurde von einem sozialdemokratisch geführten Bundesland nicht mitgetragen: Mecklenburg-Vorpommern, regiert von einer großen Koalition unter Ministerpräsident Erwin Sellering, stimmte dagegen. CDU und SPD arbeiten sogar an einem gemeinsamen Mehrheitsbeschluß des MVP-Landesparlaments, mit dem ausdrücklich die weitere Förderung der Fusionsforschung in Greifswald gefordert wird. Dort arbeiten 400 hochqualifizierte Forscher und Techniker am Projekt Wendelstein 7-X.
Landeswissenschaftsminister Henry Tesch (CDU) fand am vergangenen Wochenende deutliche Worte zu den merkwürdigen Vorgängen im Bundesrat: „Ich kann die aktuelle Sorge im Zusammenhang mit den japanischen Ereignissen gut verstehen. Nicht verstehen kann ich, daß gute Forschungsansätze, die uns von der Geißel der Kernspaltung und den mit ihr verbundenen ungelösten Problemen befreien sollen - und darum geht es in Greifswald - gefährdet werden. Das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald, mit dem Projekt Wendelstein 7-X, betreibt wichtige und unerläßliche Grundlagenforschung. Dieses muß fortgeführt werden. Mecklenburg-Vorpommern kann es sich nicht leisten, leichtfertig Spitzenforschung zu gefährden. Der Bundesrat hat hier ohne Not und Sinn entschieden.” Er sei im übrigen zuversichtlich, sagte Tesch, „daß sich europaweit keine forschungsfeindliche Politik durchsetzen wird”.
Das Thema „Kernfusion” wird, das zeichnet sich ab, auch eine wichtige Rolle im bald anlaufenden Wahlkampf zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am 4. September spielen.
Thomas Klinger, der Leiter des deutschen Kernfusionsprojekts in Greifswald, wies die laufenden Versuche von SPD und Grünen, zusammen mit der Kernspaltung auch gleich die Forschung an der Kernfusion mitzubegraben, zurück: „Wenn wir jetzt nicht forschen, kann es sein, daß uns die Ergebnisse fehlen, wenn wir sie in dreißig, vierzig Jahren dringend brauchen”, sagte er gegenüber dem ZDF. Schließlich klaffe die Schere zwischen ansteigendem Lebensstandard, der endgültigen Erschöpfung der fossilen Brennstoffe und dem Energiehunger der Industrienationen immer weiter auseinander. „Ich weiß nur eines: Alle einfachen Rezepte für eine Energiewende sind falsch. Das wird ein höchst komplexer Übergang. Und dazu kann Kernfusion ihren Beitrag leisten.”
eir