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Wie immer bei seinen Internetforen beantwortete Lyndon LaRouche nach seinem Vortrag ausführlich Fragen aus aller Welt, die über das Internet oder aus dem Publikum im Saal gestellt wurden. Wir bringen eine Auswahl.
Moderatorin: Eine Frage kommt von einer neuen Gruppe, die dieses Internetforum in Portugal mitverfolgt... Die Überschrift lautet: „Landwirtschaft in einem erweiterten NAWAPA-System“. Es heißt dort:
„Sehr geehrter Herr LaRouche, ich schreibe Ihnen im Namen der gesamten Ingenieursfakultät der Hochschule für Technologie und Management von Portalegre, Portugal. Wir haben mit Enthusiasmus Ihre Vorschläge für neue Plattformen der physischen Wirtschaft verfolgt und debattiert, und wir haben eine Vortragsreihe, die dies berührt, wenn auch vielleicht in anderer Form...
Sie haben schon mehrfach das imperial-reduktionistische Modell der Landwirtschaft kritisiert. Wir arbeiten mit einer Gruppe zusammen, die diesem entgegensteht, und wir sehen uns einige Arbeiten über nachhaltige Landwirtschaft an.
Wir haben darüber debattiert und diskutiert: Wenn man all den mystischen Unsinn herausnimmt und in der Praxis der nachhaltigen Landwirtschaft die wenigen geltenden wissenschaftlichen Prinzipien berücksichtigt, dann wird es interessant. Zu dem, was wir betrachten, gehören auch die Pionierarbeiten der CCC (Civilian Conservation Corps, unter Franklin Roosevelt) in den Vereinigten Staaten.
Wir denken auch, daß möglicherweise ein Zusammenhang besteht zwischen dem, was sonst nur astrologischer Unsinn in der Biodynamik ist, und den tatsächlich wissenschaftlichen Feldern der Magneto-Biologie und der kosmischen Strahlen, und wir halten es für wert, das zu untersuchen.
Letztendlich läuft aber alles auf die Frage hinaus, die wir Ihnen stellen möchten: Wie würde eine Landwirtschaft und ein Agrarsystem auf der Grundlage von LaRouches Prinzipien funktionieren? Wenn Sie uns da eine Richtung weisen könnten, dann wäre uns dies für unsere Studien äußerst willkommen.“
LaRouche: Sie sprechen da ein sehr großes Thema an. In jüngster Zeit habe ich sozusagen meinen Mut zusammengenommen und beschlossen, ganz auf den Gebrauch des Begriffs „Infrastruktur“ zu verzichten. Nicht, weil an diesem Begriff an sich etwas falsches wäre - die Worte haben ja keine Schuld. Aber wie sie gebraucht werden, das ist manchmal eine ziemlich üble Angelegenheit.
Wir haben eine große Untersuchung laufen, die sich auf unserer Internetseite niederschlägt, die voranschreitet und äußerst wichtig ist. Wir untersuchen systematisch diese ganze Frage, und das fließt in die Art ein, wie wir das Leben auf der Erde betrachten, insbesondere das menschliche Leben, nämlich vom Standpunkt der Galaxis, deren Teil unser Sonnensystem ist. Sie werden dazu auf unserer Internetseite eine Menge Material finden, und es wird weiteres dazukommen zu grundsätzlichen Fragen der Betrachtung der Erde und der Existenz der Erde vom Standpunkt der Galaxis. Denn unser Sonnensystem ist ein Teil der Galaxis. Wir sind nur ein Randelement der Galaxis, wir sind spät dazugekommen. Aber wir sind dennoch durch und durch Teil von ihr, und deshalb entwickelte sich das Leben auf unserem Planeten Erde unter Bedingungen innerhalb der Galaxis, die vor allem von langfristigen Zyklen der Galaxis gesteuert werden.
Zur Entwicklung des Lebens: Entgegen der verrückten britischen Theorie gilt so etwas wie der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik nicht. Die Geschichte des Lebens auf der Erde unter dem Einfluß dieser Galaxis, mit all den unerfreulichen und erfreulichen Dingen, die in seinem Verlauf geschehen sind, war schon immer anti-entropisch. Das Universum ist seinem Wesen nach kreativ. Es ist nicht begrenzt. Es ist endlich in dem Sinne, wie Einstein über Kepler sagte: endlich, aber unbegrenzt. D.h., es ist per Definition zwar in jedem gegebenen Moment ein fixes Universum, aber das innerhalb eines Gesamtprozesses, der nicht fix ist, wo es sich immer neu und weiter entwickelt.
Und das ist die Geschichte des Lebens auf der Erde, von der wir einiges wissen, über Millionen Jahre oder mehr. Dieses Leben auf der Erde, und insbesondere das menschliche Leben, zeigt uns, daß die Natur des Lebens an sich und die gesetzmäßige Natur der Existenz des Menschen allen albernen Vorstellungen in der Art des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik völlig widerspricht. Das Universum ist kreativ, durch und durch. Der Mensch ist seinem Wesen nach schöpferisch, auf einer schöpferischen Erde, die durch das definiert ist, was der große Wernadskij angesprochen hat, als er sich mit Fragen dieser Art, wie das Leben auf dem Planeten organisiert ist, befaßt hat.
Sie werden dazu auf unserer Internetseite bald eine ganze Serie finden, die derzeit vorbereitet wird: Es gibt bestimmte Schichten oder Stufen innerhalb der Entwicklung des Lebens auf der Erde, bei der Verwandlung des Lebens auf der Erde von relativ niedrigeren zu höheren Zuständen der Produktivität und des Lebens und des menschlichen Lebens. Diese Prinzipien zeigen, wenn man sie so untersucht, daß das Universum anti-entropisch ist. Es gibt keinen Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik im Universum; das Universum selbst ist seinem Wesen nach schöpferisch! Wie Einstein über Keplers Werk sagte: endlich, ja, aber nicht begrenzt. Es expandiert ständig; es überschreitet alle Grenzen. Es geht von einer scheinbaren Begrenztheit in einem Moment zu einer Unbegrenztheit im nächsten über. Und so sollte das Leben organisiert sein.
So betrachten wir die Geschichte der lebenden Prozesse auf der Erde. Meine Mitarbeiter haben sich viel mit dieser Sache beschäftigt und gute Arbeit geleistet. Und sie werden noch mehr und noch besseres leisten. Das wichtige ist: Wir müssen das Leben auf der Erde verstehen - welche Bedingungen den Verlauf des Lebens auf der Erde innerhalb dieses Sonnensystems und innerhalb dieser Galaxis bestimmt haben -, um gesetzmäßig zu verstehen, was wir als nächstes tun müssen. Man muß ableiten, welches die Prinzipien, die Grundregeln im Universum sind. Was sind die Grundregeln in dieser Galaxis? Die Grundregeln in unserem Sonnensystem und auf unserem Planeten? Was sind die Grundregeln für das Leben als ein sich entwickelnder Prozeß? Des menschlichen Lebens als ein sich entwickelnder Prozeß?
Wenn man in diesen Begriffen denkt, dann sagt man sich: „Moment mal - so, wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hat, hat es sich auf einer Reihe von Plattformen entwickelt.“ Und Sie werden auf der Internetseite unsere Berichte hierüber lesen und sehen, wo diese aufeinanderfolgenden Schichten der Entwicklung durchgegangen werden - von den primitivsten Erscheinungsformen des Lebens, die wir auf dem Planeten Erde kennen, über verschiedene Stufen, zur Entwicklung eines Wassersystems, zur Evolution der Gattungen, die aus dem Wasser aufs Land kamen, usw. usf.
Davon müssen wir ausgehen: Um die Geschichte des Lebens insgesamt und die Geschichte des Sonnensystems und der Galaxis, so weit wir sie kennen, zu verstehen, muß man diese verschiedenen Schichten oder Systeme der Entwicklung von niedrigeren zu höheren Ordnungen betrachten.
Und das gleiche gilt für die Menschheit. Nehmen wir z.B. die Entwicklung Europas, der europäischen Zivilisation, die am Mittelmeer begann. Es begann mit den Vorläufern des Römischen Reiches und durchlief dann verschiedene Ebenen.
Zuerst war lange ein Seefahrtsystem der beherrschende Faktor. Dann gab es mit Karl dem Großen eine Öffnung, in der sich andeutete, was später einmal mit den Vereinigten Staaten verwirklicht wurde. Karl ging ins Binnenland, mit einem Wirtschaftssystem, das antirömisch war, und er begann, die Flüsse im europäischen Binnenland durch ein Netz von Kanälen miteinander zu verbinden. Was er damit schuf, war eigentlich ein Wirtschaftssystem. Er nutzte dieses Wirtschaftssystem und dieses Netz von Flüssen und Kanälen - wirtschaftliche Aktivität entlang der Flußläufe -, um die Produktion und die Macht des menschlichen Lebens im europäischen Binnenland potentiell größer zu machen als die Vorteile einer maritimen Kultur.
Mit anderen Worten, anstatt sich im Handel von einer Stadt zur anderen davon abhängig zu machen, über das Mittelmeer zu fahren, konnte man nun die Flußläufe aufwärts ins Binnenland vorrücken, mit größerer Wirtschaftlichkeit und Präzision, als wenn man von einer Seefahrtskultur abhängig war.
Und bemerkenswerterweise geschah dann das gleiche, was Karl zuvor getan hatte, hier in den Vereinigten Staaten: Auch wir arbeiteten uns, so wie Frankreich und Deutschland unter Karl dem Großen, von den Küsten, von der Atlantikküste Nordamerikas die Flüsse hinauf. Wir bauten Kanäle. Und als wir mit den Kanälen fertig waren, als wir ein Kanalnetz aufgebaut hatten, begannen wir Eisenbahnen zu bauen, angefangen mit der Reading-Bahn.
Die ersten Eisenbahnen bauten wir entlang der Ufer der Flüsse und Kanäle. Das System der Baltimore & Ohio-Eisenbahn war z.B. ein Produkt des Baltimore- & Ohio-Kanalsystems. Die ersten Eisenbahnen folgten so dem Binnenschiffahrtsnetz im Sinne Karls des Großen.
Dann erweiterten wir das: Wir arbeiteten uns quer durch ganz Amerika! Wir haben die Vereinigten Staaten, als funktionelle Einheit, durch ein transkontinentales Eisenbahnnetz geschaffen. Dann sahen kluge Europäer sich das an und sagten: „Sieh mal an!“ Bismarck, der das Vorbild der Vereinigten Staaten sorgfältig studierte und genau befolgte, machte eine Revolution in Deutschland, bei der auch eine transkontinentale Entwicklung mit Eisenbahnen geplant war.
Das gleiche machte man in Rußland mit der Transsibirischen Eisenbahn.
Die Briten drehten durch, weil der Aufbau dieses Systems der transkontinentalen Eisenbahnen bedeutete, daß die Seefahrtkulturen der kontinentalen Wirtschaftsentwicklung ökonomisch unterlegen waren.
In diesem Sinne müssen wir das verstehen, so wie ich das verstanden habe und betone: Man muß die Wirtschaft anhand dieser Plattformen betrachten. Die grundlegende Infrastruktur einer Volkswirtschaft entwickelt sich, wie im Fortschritt vom Chaos, zunächst mit einer maritimen Kultur, die mächtiger war als eine kontinentale Küstenkultur. So gehen wir weiter zur Entwicklung unter Karl dem Großen, die für die Verhältnisse der damaligen Existenz der Menschheit ein relativ gigantischer Schritt vorwärts war. Der Bau der Kanäle war ein riesiger Fortschritt. Die Entwicklung eines Produktionssystems, das auf diesem Ufersystem beruhte, war ein Schritt aufwärts. Das Hinzukommen eines Eisenbahnsystems war ein weiterer Schritt vorwärts. Die Entwicklung eines transkontinentalen Eisenbahnnetzes war ein Schritt vorwärts.
Jeder dieser Schritte in diesen und ähnlichen Aspekten der Technik definiert eine Plattform, auf der die Volkswirtschaft insgesamt existiert. Die Wirtschaft besteht nicht aus kleinen Bausteinen, die einer zum andern im Raum hinzugefügt werden. Eine wirkliche Wirtschaft ist eine integrierte Gesamtwirtschaft, weil sie den Geist hinter den Fähigkeiten der Menschheit ausdrückt. Und deshalb sollte man bei der Entwicklung einer Nation oder eines supranationalen Territoriums, wie im Fall von Portugal, stets in Begriffen dieser Entwicklung denken - welche Plattform eine Nation braucht, um die Grundlage für eine höhere Ebene der Produktivität pro Kopf und Quadratkilometer zu erreichen. Wenn wir in diesen Begriffen denken, denken wir in die richtige Richtung.
Der Fehler ist, daß man sich gewöhnlich vorstellt, irgendwelche Leute in einer kleinen Werkstatt an irgendeinem entlegenen Ort, vielleicht mitten in der Wüste, würden irgendeine Erfindung machen, und das nennt man dann Fortschritt. Das ist Unsinn!
Alexander Hamilton hat das verstanden und beschrieben, als er Finanzminister war. Er entwickelte dieses Konzept. Das Amerikanische System beruht, implizit, auf diesem Konzept der Plattformen. Hamiltons Abhandlungen über die Wirtschaft der USA, ihre Gestaltung und Entwicklung, waren genau das. Man schafft eine Plattform, eine Ebene von Systemen, worin die Wirtschaft enthalten ist. Und diese Hülle liefert ein bestimmtes Potential. Dieses Potential nutzt man für den konkreten Einzelfall in der Produktion und die verschiedenen Aspekte der Wirtschaft. Man baut Städte und Ortschaften, alles auf der Grundlage dieses Wissens, wie man eine Plattform auf einer höheren Ebene als vorher schafft.
Zu dieser Entwicklung der Plattform auf eine höhere Ebene gehört die Erhöhung der Energieflußdichte der verwendeten Kraftquellen.
Das ist das wichtigste. Beispielsweise Kraft - man geht vom Verbrennen von Holz und Müll zu verschiedenen anderen Brennstoffen über, wie etwas Kohle, Koks, Öl, usw. Dann stößt man an eine Grenze - aber nein, wir haben die Kernkraft entwickelt. Wird das die Obergrenze sein? Nein, da gibt es die Kernfusion. Und die nächste Stufe werden Materie-Antimaterie-Reaktionen sein.
Das alles ist als System, als Idee, implizit in den Arbeiten von (Bernhard) Riemann dargestellt, im dritten Abschnitt seiner Habilitationsschrift. Wir bauen Schicht um Schicht auf, Schicht um Schicht um Schicht. Höhere Schichten, höhere Plattformen des Potentials. Und wir lokalisieren die Produktion und andere Funktionen dahingehend, daß wir vor allem höhere Stufen der Entwicklung erreichen, und dann Technologien finden, auf denen diese höheren Ebenen der Entwicklung funktionieren, die ich als Plattformen bezeichne.
Deshalb würde ich sagen, daß wir beispielsweise in Portugal einfach die Idee einer Institution brauchen, etwa ein akademisches Institut oder ein Labor oder eine ähnliche Einrichtung, die diesen Überlegungen folgt und dann als Berater der Regierung Portugals wirkt und diese Forschungen durchführt und Hinweise gibt, welche Optionen Portugal unter Berücksichtigung seines Klimas und seines Territoriums und seines Marktes nutzen kann.
Ich denke, diese Idee der Plattformen ist wesentlich, um das zu schaffen.