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Neue Solidarität
Nr. 15, 13. April 2011

Was ist Transmutation?

Gäbe es ein Verfahren, um die Halbwertszeit hochradioaktiver Überreste aus Kernreaktoren zu verkürzen, ließe sich so eine Endlagerung entweder überflüssig machen oder drastisch reduzieren. Praktisch erforscht wird hierfür das Konzept der Partitionierung und der Transmutation. Unter Partitionierung versteht man die Abtrennung der radiotoxischen Anteile aus verbrauchtem Kernbrennstoff, um sie wieder zu verwenden. Ein System aus einem unterkritischen Reaktor und einer externen Neutronenquelle, die einen Protonenbeschleuniger antreibt, wandelt („transmutiert“) dann die Aktiniden Uran, Plutonium, Americium und Curium durch Neutroneneinfang in kurzlebige Isotope um. Damit ließe sich die Radiotoxizität des Abfalls um Größenordnungen reduzieren, und es wäre gleichzeitig möglich, den gesamten Energieinhalt des Spaltmaterials auszubeuten.

Im Physikjournal der Deutschen Physikalischen Gesellschaft vom 19.2. 2010 hieß dazu:

„Am belgischen Forschungszentrum SCK.CEN in Mol bereiten Wissenschaftler seit über zehn Jahren ein Forschungsprojekt vor, um die physikalischen Grundlagen und die technische Machbarkeit der Transmutation zu erforschen. Eine Kommission der OECD hat dieses MYRRHA-Projekt (Multi-purpose hYbrid Research Reactor for High-tech Applications) nun grundsätzlich positiv bewertet, aber auch auf offene Punkte hingewiesen. Das rund 960 Millionen Euro teure Projekt wäre ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem geschlossenen Brennstoffkreislauf, der Kerntechnikern vorschwebt. In diesem Szenario würden konventionelle Leichtwasserreaktoren ergänzt durch neue Reaktoren der vierten Generation sowie spezielle Transmutationsanlagen. Da die neuen Reaktoren mit schnellen Neutronen arbeiten sollen, könnten diese bereits einen Teil der in den konventionellen Reaktoren anfallenden Transurane ,verbrennen’. Durch Neutroneneinfang und radioaktive Zerfälle entstünden dabei aus den langlebigen Isotopen kurzlebige oder stabile Isotope. Die zusätzlichen Anlagen würden ausschließlich dieser Transmutation in größerem Maßstab dienen, so daß unterm Strich praktisch keine langlebigen Abfallprodukte mehr anfallen würden.“