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Von Helga Zepp-LaRouche
Regierungen, Vertreter des politischen Establishments und „Experten“ aller Couleur liegen mit ihren Einschätzungen heute fast immer vollständig daneben, weil wir uns am Ende einer Epoche befinden. Wenn es der Menschheit nicht gelingen sollte, die oligarchischen Strukturen des Zeitalters der Globalisierung durch solche zu ersetzen, die am Gemeinwohl der Menschheit orientiert sind, werden wir in ein neues finsteres Zeitalter abstürzen.
Die positivste und zukunftsweisendste Entwicklung dieser Woche ereignete sich auf der Jahrestagung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union in Wien. Verschiedene miteinander kooperierende Teams von Wissenschaftlern präsentierten ihre Forschungsergebnisse über verschiedenartige Warnsignale, die es zusammengenommen voraussichtlich sehr bald ermöglichen werden, große Erdbeben rechtzeitig zu prognostizieren und Menschen in den betroffenen Gebieten zu evakuieren und in Sicherheit zu bringen. Die Konferenz, an der über 10.000 Wissenschaftler aus 96 Staaten teilnahmen, hatte angesichts der jüngsten Serie von Erdbeben in Japan und der sicheren Erwartung neuer großer Beben im Bereich des so genannten Pazifischen Feuerrings eine ungewöhnliche Brisanz.
Eines dieser Teams unter der Führung von Dimitar Ouzounov von der Chapman-Universität in Kalifornien, dem auch Vertreter Japans und Taiwans angehörten, sowie Mitarbeiter des Goddard-Instituts der NASA und Michel Parrot, der mit dem französischen Demeter-Satelliten gearbeitet hatte, präsentierte seine Thesen unter dem Titel: „Integrated Sensing, Analysis and Validation of Athmospheric Signals associated with Major Earthquakes“ („Integrierte Erfassung, Analyse und Validierung atmosphärischer Signale, die mit großen Erdbeben verbunden sind“). Ihre Herangehensweise besteht in der integrierten Bewertung verschiedener physischer Parameter (Infrarotwärmestrahlung, Elektronenkonzentration in der Ionosphäre, Radonaktivität, Lufttemperatur und seismische Entwicklungen), die im Umfeld großer Erdbeben auftraten. Sie benutzen Satelliten und Bodenbeobachtungsstationen, die die Interaktion von Prozessen in der Lithossphäre, Atmosphäre und Ionosphäre aufzeichnen.
Ein weiteres Team unter der Führung von Gerald Duma aus Wien, zu dem auch Friedemann Freund vom Ames Research Center der NASA gehörte, präsentierte seine Ergebnisse in einem Forum mit dem Titel „Neue Ergebnisse über den Einfluß solarer Prozesse auf die globale Seismizität“, in dem über bahnbrechende Ergebnisse über den Zusammenhang zwischen Aktivitäten auf der Sonne und Veränderungen der geomagnetischen Prozesse im Vorfeld von großen Erdbeben vorgestellt wurden.
Auch wenn diese Fähigkeit, Erdbeben durch komplexe Meßverfahren zuverlässig vorherzusagen, von der Mehrheit der Seismologen, die sich ausschließlich mit der Analyse der Datenlage nach dem Erdbeben beschäftigen, als äußerst kontrovers betrachtet wird, kann kein Zweifel bestehen, daß diese Geophysiker dabei sind, bisher bestehende Grenzen der Wissenschaft zu durchbrechen. Allerdings waren sich alle Wissenschaftler, die von der grundsätzlichen Möglichkeit ausgehen Erdbeben vorherzusagen, darüber einig, daß dieser Wissenschaftszweig unter einer geradezu sträflichen Unterfinanzierung leidet.
Lyndon LaRouche, der selbst mit einem Team junger Wissenschaftler seit geraumer Zeit den Zusammenhang zwischen langfristigen Zyklen in der Galaxie, Veränderungen der Sonnenaktivität und geodynamischen Einflüssen auf seismische Ereignisse auf der Erde untersucht, unterstrich die dringende Notwendigkeit einer integrierten globalen Zusammenarbeit, die angesichts der zu erwartenden Zunahme großer Beben in den nächsten zwei bis drei Jahren offensichtlich sei. Ein Videoteam von Büso-TV nahm an der Konferenz in Wien teil und wird auf www.bueso.de in den nächsten Tagen eine Reihe von Interviews und Analysen präsentieren.
Interessanterweise trat auf dieser Konferenz dieselbe Verwerfungslinie zu Tage, die gegenwärtig bei so gut wie jedem Thema sichtbar wird: der unüberbrückbare methodologische Gegensatz zwischen den Personen, die behaupten, zu klaren wissenschaftlichen Aussagen nur nach einem Ereignis gelangen zu können, und zwar mit statistischen und systemanalytischen Methoden, und denjenigen, die aufgrund ihres Verständnisses von dynamischen Prozessen sehr wohl in der Lage sind, adäquate Hypothesen über die Zukunft zu machen. Diese Verwerfungslinie gilt für alle Bereiche - für Seismologen, Ökonomen, Politiker und Philosophen.
So gibt es im Bereich der Ökonomie neuerdings schon fast Heerscharen von Analysten und Kommentatoren, denen es nun dämmert, daß die Tage bzw. Monate des Euro gezählt sind. Wenn nach Portugal bald auch Spanien, und dann Italien, Belgien und Frankreich den europäischen Rettungsschirm in Anspruch nehmen müssen, dann wird auch eine wiederholte Aufstockung dieses Schirmes durch weitere Steuermilliarden nichts mehr nützen. Es gab allerdings auch eine andere Kategorie von Ökonomen, darunter die Autorin dieses Artikels, die lange vor der Geburt des Euro dessen fatale Geburtsfehler erkannt hatten. Sie werden Recht behalten: Die Eurozone wird sehr bald auseinanderbrechen.
Die Tatsache, daß am gleichen Tag, als die EZB wegen der immer stärker wachsenden Inflation die Zinswende einleitete und den Leitzins auf 1,25% erhöhte, auch Portugal als drittes Land unter den europäischen Rettungsschirm „schlüpfte“, zeigt das ganze Dilemma der EZB: den unmöglichen Spagat zwischen dem Versuch, das völlig bankrotte europäische Bankensystem durch hyperinflationäres Geldpumpen am Leben zu halten und diese Inflation gleichzeitig durch Brüningsche Sparpolitik zu reduzieren, die die bei den Banken verschuldeten Staaten ruiniert.
Portugal wird keinen Cent von den 80 Milliarden Euro erhalten, die in Wirklichkeit in die Kassen von spanischen, britischen, deutschen und französischen Banken fließen werden. EZB, EU-Kommission und IWF spielen sich derweil auf wie die Siegermächte in Versailles und verlangen, daß das Spardiktat erfüllt wird, ganze gleich, wer die neue Regierung in Portugal sein wird. Wie absolut schädlich und inkompetent diese Politik ist, sieht man an Griechenland, das sich dem Diktat der EZB und Brüssels beugte und dessen Wirtschaft und sozialer Friede jetzt zerstört sind, und das jetzt, nur ein Jahr nach dem berühmten Rettungspaket, so pleite ist, daß es gezwungenermaßen doch zu einer von EZB-Chef Trichet noch vor kurzem vehement abgelehnten Umstrukturierung - sprich teilweisen Abschreibung - der Schulden kommen wird.
Der Grund, warum Regierungen, Vertreter des politischen Establishments und „Experten“ aller Couleur gegenwärtig fast immer mit ihren Einschätzungen vollständig daneben liegen, hängt mit einem nicht alltäglichen Umstand zusammen: Wir befinden uns am Ende einer Epoche. Dieser Epochenwechsel wird nicht weniger fundamental sein als zum Beispiel der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Dieser universalgeschichtliche Zeitabschnitt der rund 600 letzten Jahre, in denen große Teile der Welt weitgehend von oligarchischen Strukturen dominiert waren, die in der so genannten Globalisierung der letzten 20 Jahre ihren Höhepunkt bzw. Tiefpunkt fanden, wird in keinem Fall fortbestehen. Wenn es der Menschheit nicht gelingen sollte, diese oligarchischen Strukturen durch solche zu ersetzen, die am Gemeinwohl der Menschheit orientiert sind, werden wir in ein neues finsteres Zeitalter abstürzen.
Der Grund für die vielen Fehleinschätzungen von Vertretern des Establishment liegt darin, daß die Axiomatik ihres Denkens noch der untergehenden Epoche entstammt. Die meisten Politiker, Ökonomen, etc, haben für die Herausforderungen der Zukunft ebenso viel Verständnis, wie der mittelalterliche Scholastiker - der sich über die Anzahl der Engel stritt, die auf einer Nadelspitze Platz hätten - über die Technik des Buchdrucks oder die von Johannes Kepler entdeckte Gravitation wußte.
Bei der politischen Klasse kommt noch erschwerend hinzu, daß die vielgerühmte „Konsensfähigkeit“, also das antrainierte Mittelmaß der Meinung, jede Fähigkeit zum wissenschaftlichen Denken ausschließt. Gefangen in einer axiomatischen Welt von gestern, hecheln die meisten Politiker verzweifelt den Meinungsumfragen hinterher und versuchen ihre Machtposition durch ein Krisenmanagement von einem Moment zum nächsten zu retten.
Oder aber es gibt jene intellektuellen Nachzügler, wie Habermas und Enzensberger, die mit reichlicher Verspätung feststellen, daß Brüssel ein Monster ist, über dessen Zustandekommen die Bevölkerung nicht gefragt wurde, daß der europäische Einigungsprozeß eine Sackgasse ist und daß die diversen Talkshows mit immer denselben Köpfen und dem von ihnen präsentierten Meinungsbrei die Politikverdrossenheit erhöhen oder daß die Brüsseler Bürokratie Kritiker mit einer Neuauflage des McCarthyismus verfolgt. Wo waren diese Herren 1990 bis 1992, als uns der Euro als Preis für die Wiedervereinigung aufgezwungen wurde, oder vom Dezember 2007 bis zum April 2008, als der Lissaboner Vertrag ohne einen einzigen Artikel in den Medien quasi im Staatsstreichverfahren durchgezogen wurde?
Es ist sehr wohl möglich, daß die nächste Epoche der Menschheit kein finsteres Zeitalter sein wird, daß wir durch eine Renaissance in Kunst und Wissenschaft und dadurch, daß wir die politische und ökonomische Ordnung dieser Welt in Übereinstimmung mit den wirklichen Gesetzen des Universums bringen, eine Epoche erleben werden, die mehr mit der Vernunft und den kognitiven Fähigkeiten des Menschen übereinstimmt. Wir können sehr wohl die Entwicklungsstufe erreichen, die der russische Wissenschaftler Wernadskij als die Dominanz der Noosphäre bezeichnet hat.
Dafür wäre es sehr förderlich, wenn die Vertreter der Kirchen lernen würden, daß die Schöpfung, die es zu bewahren gilt, nicht das geschlossene System des Club of Rome ist, sondern daß sich der göttliche Schöpfungsplan in einem sich antientropisch entwickelnden Universum ausdrückt, in dem die Rolle des Menschen darin besteht, sich als imago viva dei, als lebendiges Abbild Gottes, zu verhalten, indem wir die vornehmste Eigenschaft des Schöpfergottes replizieren und die Schöpfung weiterentwickeln. Und die Schöpfung beschränkt sich nicht auf den Planeten Erde, sondern umfaßt das ganze Universum, so heißt es in Genesis 1,1.
Damit wir in Deutschland unseren Teil dazu beitragen können, daß die neue Epoche von der Vernunft beherrscht wird, und daß wir endlich die Kinderkrankheiten der Menschheit, wie Oligarchismus, Monetarismus und ein Mißverständnis der Natur als Mutter Gaia, hinter uns lassen, brauchen wir eine Debatte über die wirkliche Beschaffenheit des Universums, dessen Teil wir sind.
Und wir brauchen eine Partei, die nicht opportunistisch dem vorgesetzten Meinungsbrei hinterherhechelt, sondern die auf wissenschaftlichen Prinzipien basiert. Das ist die BüSo. Schließen Sie sich uns an!