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Neue Solidarität
Nr. 14, 6. April 2011

Kernenergie weiterhin sicherste Energiequelle

Noch rennen Journalisten und Politiker aller Couleur in unserem Land wie kopflose Hühner herum und gackern laut ob der gemutmaßten Gefahren der Kernkraft. Wenn sich die Aufregung gelegt hat und man wieder zur Vernunft kommt, wird man vielleicht auch hierzulande verstehen, warum unsere näheren und weiteren Nachbarn am Ausbau der Kernkraft festhalten.

Jüngstes Beispiel ist die Schweiz. Das Kantonsparlament von Aargau hat sich am 22. März mit großer Mehrheit (82:48 Stimmen) für den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke ausgesprochen. Aargau beherbergt drei der fünf Atomkraftwerke der Schweiz, die zusammen 50% der Stromversorgung sicherstellen. Die anderen 50% werden derzeit durch Wasserkraft gedeckt.

Im Fernen Osten halten Japan, Korea und China an ihren Ausbauplänen fest. Besonders bemerkenswert ist China, das jetzt den in Deutschland erfundenen, inhärent sicheren Hochtemperaturreaktor (HTR) bauen wird. Der „weltweit erste gasgekühlte Hochtemperaturreaktor“ werde in Rongcheng, Provinz Shandong gebaut, kündigte der stellvertretende Leiter der Huaneng Nuclear Power Development Corporation, Cui Shaozhang, am 22. März in Singapur an. Die Anlage werde aus zwei 250-MW-Kugelhaufenreaktoren bestehen.

Die chinesischen Anstrengungen, einen kommerziellen HTR zu bauen, sind etwa ein Jahr im Zeitplan zurück, so daß dies ein wesentlicher nächster Schritt ist. Helga Zepp-LaRouche hatte Ende der neunziger Jahre mit einer Delegation des Schiller-Instituts mehrmals das experimentelle HTR-Labor an den Einrichtungen der Tshinghua-Universität im Westen Beijings besucht.

Da der HTR bei einer Betriebstemperatur von über 950° C arbeitet, ist die Stromerzeugung viel effizienter als bei herkömmlichen Kernkraftwerken, und die hohe Temperatur kann zusätzlich für verschiedene industrielle Prozesse genutzt werden. Im weiteren Verlauf können dann niedrigere Temperaturen zur Meerwasserentsalzung zum Einsatz kommen - eine ganz wichtige Aufgabe in China - oder auch als Fernwärme in den Städten. Modulare HTR-Reaktoren von der Größe der in Shandong geplanten Kraftwerke könnten sowohl in der Nähe von Städten als auch entlang der Küste gebaut werden.

Diese modularen Anlagen könnten zum Zugpferd der Energieversorgung für die Entwicklung der Welt werden, wie im Plan der „Eurasischen Landbrücke“ vorgesehen. Komponenten für den Bau der kleineren Anlangen können leicht per Bahn in entlegene Gegenden, z.B. nach Sibirien, Zentralasien oder Zentralafrika, transportiert werden und sichere Energie in Hülle und Fülle für neue Städte, den Betrieb agrotechnischer Anlangen (Nuplexe) und für die Rohstoffgewinnung bereitstellen. Wenn der Energiebedarf wächst, können zusätzliche Module einfach hinzugefügt werden.

Die Demonstrationsanlage in Rongcheng soll etwa 2015 ans nationale Stromnetz gehen. Nachdem der experimentelle Reaktor in Tsinghua im Juli 2010 erfolgreich getestet wurde, soll die neue Anlage sowohl Wirtschaftlichkeit als auch ihren großen Vorteil, die Sicherheit, demonstrieren. HTR-Anlagen benötigen keine speziellen Notsysteme. Sie nutzen das reaktionsträge Edelgas Helium zur Kühlung und sind bei einem Notfall unabhängig von externer Stromzufuhr. Die Reaktorkerne sind in der Lage, Temperaturen von mehr als 1600° C über  Hunderte von Stunden auszuhalten, ohne durchzubrennen. Da die Zahl der Kernspaltungen bei solchen Temperaturen gegen Null tendiert, schaltet sich dieser Reaktortyp bei Ausfall der Kühlung ohne jedes menschliche Eingreifen von selbst ab.

Der Ausstieg aus der Kernenergie bedeutet mehr Todesfälle

Russische Wissenschaftler warnen, daß der Ausstieg aus der Kernenergie die Sterberaten massiv erhöhen würde. Ein Direktor des staatlichen Kernkraftbetreibers Rosatom, Sergej Bojarkin, äußerte am 22. März gegenüber TASS, ein Ausstieg würde weltweit die Umweltbedingungen massiv verschlechtern -  weit über die angebliche „Verschmutzung“ mit CO2 hinaus.

Alexander Gusew, Direktor des Instituts für strategische Planung und Prognosen, wies gegenüber Free Press auf die Todesfälle hin, die im Zusammenhang mit der Nutzung verschiedener Energieträger stehen. Amerikanischen Zahlen zufolge sei Kohle, die einen Anteil von 26% an der Energieerzeugung und 50% an der Stromerzeugung weltweit habe, die gefährlichste und tödlichste Energieform, während Kernkraft die sicherste sei. Bei der Erzeugung von 1 TWh (Terrawattstunde) kommen durchschnittlich 161 Minenarbeiter ums Leben, bei der Kernenergie gibt es nur 0,04 Todesfälle.

Energieträger

Anteil an der Welterzeugung

Todesfälle pro TWh

Kohle

26,0 %

161

Öl

36,0 %

36

Wasserkraft

2,2 %

1,4

Kernenergie

5,9 %

0,04

Einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge ist die Zahl der Todesopfer im Bereich Kohle in China mit 278 pro TWh am höchsten. Mit seinem Kernkraftprogramm versucht China sich deshalb von der bisherigen fast 80%igen Abhängigkeit von der Kohle zu befreien.

Und zuguterletzt ein Blick auf Japan: Bis zum 25. März wurden offiziell 10.035 Todesopfer aufgrund der Erbeben-/Tsunamikatastrophe registriert, rund 17.500 weitere Personen wurden noch vermißt. In den beschädigten Kernkraftwerken gab es bisher keinen einzigen Todesfall.