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Neue Solidarität
Nr. 14, 6. April 2011

Der Lebenswille

Das folgende Flugblatt der Bürgerrechtsbewegung Solidarität wendet sich insbesondere an Migranten und andere Menschen mit Beziehungen zu den Maghreb-Staaten und zur arabischen Welt.

Südwestasien und Nordafrika stehen vor einer kritischen, instabilen Zeit, die die ganze Region in somalische Verhältnisse hineinreißen und einen globalen Konflikt herbeiführen könnte. Was in der ganzen Diskussion fehlt, ist ein Verständnis des Zusammenhangs von vierzigjährigem wirtschaftlichen Zusammenbruchsprozeß und Massenstreik, und daher fehlt auch ein Verständnis der Lösung für die Wirtschaftkrise.

Die Anführer des gescheiterten transatlantischen Imperiums stehen dieser Realität vollkommen blind gegenüber und wiegen sich in der Illusion, daß Rettungspakete für die Banken die Finanzkrise in Europa und den USA beheben könnten, daß der Massenstreik ein nur auf Südwestasien und Nordafrika beschränktes Phänomen sei, wo unterdrückerische Regime das Problem darstellen, die nun ersetzt werden müßten. Der revolutionäre Geist wird durch bewaffnete Konflikte verdrängt, und die historische Gelegenheit für eine wirkliche Veränderung des Charakters und der Ausrichtung der Völkergemeinschaft wird verpaßt.

Der Zusammenhang zwischen vierzig Jahren Globalisierung und dem Massenstreik, der derzeit die ganze arabische Welt, aber auch den Globus insgesamt erfaßt, wird wenig oder gar nicht verstanden, wenn wir uns nicht mit dem auslösenden Moment dieses Prozesses auseinandersetzen.

Wenn wir uns nicht die Frage stellen, ob unser Schicksal von unserem Willen abhängt, wie es Al-Shabi beschreibt, dann werden wir zu Sklaven dieses Systems verdammt sein.

Für die Völker dieses revoltierenden Teiles der Welt und die Welt als ganze gibt es nichts, zu dem sie zurückkehren könnten. Sie schreiten voran und wollen ihre Zukunft gestalten.

Der Massenstreikprozeß ist das Ergebnis der letzten vierzig Jahre, von 2011 rückwärts bis zum Jahre 1971, als das Bretton-Woods-System kollabierte und das System der Globalisierung begann.

Wenn wir noch weiter zurückblicken, auf das Ende des Zweiten Weltkriegs, und von dort über 1971 wieder zurück bis heute, erkennen wir einen Prozeß, in dem die Länder Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens versuchten, sich von der kolonialen Tyrannei zu befreien und zu souveränen Nationen zu werden. Dieser Kampf tobt noch immer, angefangen mit der tunesischen Revolution bis hin zu den jüngsten Aufständen andernorts. Diese Länder der Dritten Welt mußten mit ansehen, wie ein Anführer nach dem anderen umgebracht wurde: Patrice Lumumba, Ben Barka, Thomas Sankara, bis hin zu Indira Gandhi.

Von dieser Zeit an bis zur Wiedergeburt der Globalisierung nach dem Fall der Mauer in Berlin 1990 und weitergehend bis heute, beobachten wir eine finanzielle Hegemonie und Kontrolle über die Welt, die in der Finanzkrise 2007 gipfelte und explodierte. Dieses System ist das britische System.

„Dieser britische Imperialismus, der den transatlantischen Teil der Welt heute dominiert, ist die vierte Inkarnation des Systems des römischen Imperialismus… Die zweite Phase des römischen Imperiums war Byzanz. Die dritte Phase war das venezianisch-normannische System, das in dem finsteren Zeitalter des 14. Jahrhunderts zusammenbrach. Die vierte Phase ist auch als die imperiale Herrschaft der Neuen Venezianischen Partei bekannt, die von den Erben Wilhelms von Oranien geführt wurde, ein Modell, das als das internationale monetaristische System des britischen Imperiums noch heute bekannt ist.“1

Durch Kriege und Demütigung der Dritten Welt - aber auch Deutschlands und anderer Länder - wurde dieses System erhalten. Wenn wir den Massenstreik von diesem Gesichtspunkt aus betrachten, können wir erkennen, daß er nicht auf ein, zwei oder selbst drei Faktoren begrenzt ist, denn er kommt als Reaktion auf die angehäufte Unterdrückung aus der Vergangenheit - nicht über Jahrzehnte, sondern über Jahrhunderte. Reagiert wird auf eine imperiale Dynamik, die es diesen Menschen nicht erlaubt hat, sich zu entwickeln.

Nun fangen die Menschen an, sich die großen Fragen zu stellen - wie ihre Zukunft aussehen soll, aber auch, was ihre Geschichte war. Das ist kein Ergebnis von zwei bis drei Jahren, und auch nicht von hundert Jahren; wir müssen längere Zeitrahmen ins Auge fassen und die epische Kontinuität eines Volkes, einer Nation erkennen, um diesen Massenstreik zu verstehen. Sehen können wir ihn überall, in Irland, in Griechenland, und selbst in Amerika.

Da sich die Menschen die großen Fragen stellen, müssen wir nun die Sofortmaßnahmen für einen wirtschaftlichen Aufschwung für jede Nation darstellen.

Mit einem internationalen Glass-Steagall-Trennbankensystem und staatlicher Kreditschöpfung für große Infrastrukturprogramme können wir Kernkraft und Raumfahrt voll nutzen, um Katastrophen zu verhindern und die Welt zu entwickeln, wie unser Schöpfer es von uns erwartet. Ein internationales Kreditsystem würde die Kreditvergabe an Länder ermöglichen, wo Pläne für große Strom- und Wasserprojekte fertig in den Schubladen liegen. In Afrika sind das das TransAqua-Projekt,2 das Qattara-Projekt in Ägypten und die Blaue Revolution in Tunesien. Es sind nicht nur Projekte, sondern politische Maßnahmen, die zur Umsetzung bereit stehen.

„Da der Mensch die einzige bekannte lebende Spezies ist, die willentlich Kreativität zum Ausdruck bringt, bekundet er damit eine Natur, die ein Ebenbild des Schöpfers ist; er ist daher kein bloßes Tier. Das Böse ist demzufolge die Dummheit, die sich in der Unterdrückung des kreativen Ausdrucks der menschlichen Natur äußert.“3


Anmerkungen

1. Lyndon LaRouche.

2. Über TransAqua und die anderen erwähnten Projekte informiert ein Video zur Afrikapolitik der BüSo, das Sie im Internet unter www.bueso.de/node/9711 finden.

3. Lyndon LaRouche.