|
|
Von Ted Rockwell,
Mitglied der US-Ingenieurakademie
14. März - Derzeit werden uns über die Tragödie, die sich in Japan abspielt, viele falsche Erklärungen aufgenötigt. All die Schauergeschichten über Strahlung sind völlig irrelevant, denn es gibt keine Strahlungsgefahr, und es wird auch keine Strahlungsgefahr geben, unabhängig davon, wie viele der Reaktoren eine Kernschmelze erleiden. Leben hat sich auf einem weit stärker strahlenden Planeten entwickelt, und unser derzeitiges natürliches Strahlungsniveau liegt weltweit sogar unter dem Optimum. Aussagen, es gebe keine sichere Strahlungsdosis sind ein Affront gegen die Wissenschaft und gegen den gesunden Menschenverstand.
Was die Radioaktivität angeht, sollte die Lage nicht schlimmer werden als bei dem Unfall von Three Mile Island, als zwischen 10 und 20 t des Reaktorkerns schmolzen, auf den Boden des Reaktors sackten und das gefürchtete „China-Syndrom“ auslösten. Von Leuten auf den Computer- und Fernsehbildschirmen, die davon leben, Katastrophen „vorherzusagen“, hörten wir, dies sei eine beispiellose Katastrophe gewesen. In der realen Welt erstarrte die geschmolzene Masse, als sie auf die kältere Reaktorwand traf, und ihre Talfahrt durch das fast 13 cm dicke Reaktordruckgefäß endete bereits nach etwa 16 mm. Weder Menschen noch die Umwelt kamen zu Schaden. Niemand.
Trotzdem gibt es Strahlungs-Fanatiker, die Menschen am liebsten aus ihren Wohnungen drängen wollen, damit sie obdachlos und angsterfüllt durch die geschundene Natur ziehen. Wozu? Nur um trivialen Strahlungsmengen zu entgehen, die geringer sind, als wenn sie Skifahren gingen.
Wichtig für die Kernkraft ist vielmehr, daß einige der Kraftwerke in Japan von einer riesigen Wand Meerwasser überschwemmt wurden, die diese Anlagen im Wert von mehreren Milliarden Dollar in ein Multi-Milliarden-Dollar-Problem verwandelten. Das sind schlechte Nachrichten. Aber nehmen wir an, das Geld wäre in eine pharmazeutische oder Elektronik-Fabrik, ein Chemiewerk oder eine Ölraffinerie investiert worden: Gibt es irgendeinen Grund, anzunehmen, diese Anlagen wären gegen einen solchen Ansturm des Meeres widerstandsfähiger gewesen?
Es gibt nichts an Kernkraftwerken, was sie besonders empfindlich gegen Meerwasser machte. Es könnte sogar sein, daß der Schaden, den das Meerwasser angerichtet hat, geringer ist als zunächst angenommen. Rod Adams, ehemaliger Offizier eines Atom-U-Boots, der auf See lange Jahre einen Kernreaktor betrieben hat, sagt, daß die unabsichtliche Flutung bestimmter Anlagen mit Meerwasser nicht ungewöhnlich war - sogar die mit viel Elektronik ausgerüsteten Raketenröhren. „Wir haben sie mit Süßwasser gespült“, sagte er. „Manchmal mußten wir Isolierungen oder andere Teile austauschen, aber letzendlich haben wie sie immer wieder in Gang gebracht, und sie arbeiteten zufriedenstellend.“ Bei den Lehren aus Japan geht es um das Meerwasser, und nicht um Strahlung.
Dr. Rockwell ist Verfasser des Standardhandbuchs The Reactor Shielding Design Manual (1956), das kürzlich vom US-Energieministerium im Internet und auf DVD zugänglich gemacht wurde.