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Um die Sphärik zu verstehen, muß man bedenken, daß sie aus sehr langen Erfahrungen mit der transozeanischen Schiffsnavigation während der langen Eiszeitperioden hervorging, als die Seefahrerkulturen, beispielsweise bis zu Lebzeiten des Eratosthenes, für die Navigation auf die Entwicklung einer astronomischen Wissenschaft angewiesen waren. Daraus entstand eine astronomische Praxis, die auch in den großen Entdeckungen eines Archytas, Platon, Eratosthenes und anderer anklingt. Ihre Methode, wie später die Johannes Keplers, bestand darin, hinter den Sternen- und Planetenbeobachtungen die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, statt lediglich die Rohdaten solcher Beobachtungen zu kopieren. Der Versuch, dieses Wissen nach der vorläufigen Annahme zu ordnen, daß das Universum mehr oder weniger kugelförmig sei, führte zu einer später verfeinerten Denkweise, die sich auf beweisbare Wirkprinzipien stützte - anders als bei einfältigen Reduktionisten, die lediglich gesammelte Erfahrungstatsachen der Sinneswahrnehmung auf statistische Vorhersagen und ähnliches anwenden. Besonders hervorzuheben ist in dem Zusammenhang der spätere Ideensprung von Kugel- zu Ellipsenfunktionen, der durch Keplers Arbeiten angestoßen wurde und im Leibnizschen Kalkulus tiefere Bedeutung erhielt.
Hier liegt der eigentliche Ursprung der Idee von einem endlichen, aber unbegrenzten Universum - mit der Einstein Keplers großartige Leistung darstellte - im Unterschied zu etwas Einfältigem wie einem euklidischen Universum. Die erweiterte Anwendung dieser Lehre aus der Astronomie, wie sie sich ganz offensichtlich aus den ozeanfahrenden Kulturen entwickelt hat,23 ist der „Fußabdruck“ der ursprünglichen Wissenschaftsmethode auf der Grundlage des Nachweises universeller Wirkgesetze. Die Idee der „Schöpfung“ entspricht in diesem Zusammenhang experimentell der Wirkung dokumentierter qualitativer Veränderungen in den Sternenkonstellationen - wie etwa solchen des berühmten Äquinoktialzyklus, der mit dem Namen Platons verbunden ist - aus der Sicht der beobachteten langen Zyklen des Planetensystems in dem die Erde sich befindet.
Da der Mensch die Ordnung des realen Universums nicht unmittelbar wahrnehmen kann, stützen wir uns auf besondere Effekte von grundlegend ironischer Art im Bereich der Sinneserfahrung, um diejenigen Punkte in der Erfahrung zu definieren, in denen die sonst unsichtbare, hinter dem Schirm der Sinneswahrnehmung verborgen lauernde Realität sich offenbart. Die von Johannes Kepler bei seinen Entdeckungen verwendeten Methoden, die er in seiner Neuen Astronomie und der Weltharmonik mitteilt, verdeutlichen dies.
Derartige entscheidende Ereignisse bieten uns die Möglichkeit, das Schattenland-Universum einfacher Sinneswahrnehmung sozusagen von oben nach unten statt von unten nach oben zu betrachten. Auf diese Weise sind wir in der Lage, das Wirken von Prinzipien aufzuzeigen, wie dies in strengerer Form in Bernhard Riemanns Habilitationsschrift von 1854 dargestellt ist.
Diese Sichtweise ist ganz ähnlich auf die tieferen Prinzipien des Verhaltens des Menschen und der Gesellschaft anzuwenden - ein Konzept, das der simplen Weltsicht neuzeitlicher Empiristen (oder auch „Behavioristen“) wie John Locke, Adam Smith und Jeremy Bentham direkt entgegengesetzt ist.
Der Schlußteil von Percy Bysshe Shelleys Verteidigung der Poesie, den ich häufig angeführt habe, ist ein äußerst treffendes Beispiel, um das eben angeführte Argument zu verdeutlichen. Ich bin somit in meiner Schrift wieder bei den in Shelleys Verteidigung der Poesie zusammengefaßten Fragen und der physischen Substanz von Leibniz’ Dynamik angelangt.
Ein verwandtes Phänomen sozialer Dynamik hat man weithin in den Vereinigten Staaten im vergangenen August erlebt, als höchst erzürnte einfache Bürger in großer Zahl erschienen, um lauthals gegen das widerliche Verhalten ihrer gewählten Kongreßabgeordneten im halben Jahr davor unter dem immer unbeliebteren hohlen Präsidenten Barack Obama zu wettern.
Die eigentliche Botschaft, die die Adressaten verstehen sollten, war nicht so sehr das, was diese Bürger sagten, sondern was sie damit zum Ausdruck bringen wollten.
Diese Ereignisse im letzten Augusts kündeten Unheil an. Weder die Regierung Obama noch die Kongreßabgeordneten der Demokratischen Partei, von wenigen, etwas mutigeren Ausnahmen abgesehen, nahmen die Botschaft hinter den unheilvollen Warnungen aus der Bevölkerung ernst. Dieser im August sichtbar ausgebrochene Volkszorn ist nicht verflogen; er durchläuft einen Prozeß, den man treffend als eine Abfolge politischer Metamorphosen beschreiben kann.
Wie das offizielle Paris am 14. Juli 1789, so haben auch die derzeit herrschenden Kreise in den Vereinigten Staaten oder auch in West- und Mitteleuropa bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt einfach nicht begriffen, worum es geht. Sie stellen die Realität immer noch auf den Kopf, verwechseln immer noch die oberflächlichen Erscheinungen, an die sie so gerne glauben, mit den realen, „tieferen“ Kräften der tatsächlich ablaufenden Ideengeschichte.
Derartige ironische soziale Phänomene sind Ausdruck der Rolle der Dynamik, wie sie Leibniz in seinem Angriff auf die kartesische Methode in den 1690er Jahren für die Naturwissenschaft definiert hatte. Die gleiche Idee der Dynamik findet sich, wie bereits oben festgestellt, bei Albert Einsteins Aussage „endlich, aber unbegrenzt“, mit der er den wesentlichen Inhalt von Keplers Weltharmonik charakterisierte. Wer die Frage wirklich untersuchen will, der wird einigermaßen vertraut damit sein, wie Leibniz und seine Nachfolger und Anhänger in den naturwissenschaftlichen Fakultäten das Dynamikkonzept angewendet haben. Die noch größere Bedeutung dieses Konzepts für eine mit klassischen Methoden betriebene Sozialwissenschaft findet heutzutage in den entsprechenden akademischen und vergleichbaren Kreisen leider kaum Beachtung.
Dieser Ansatz beim Dynamikbegriff, den Einstein in der Naturwissenschaft als solcher wählte, ist entscheidend, um den paradoxen, doch hartnäckigen Glauben ignoranter Leute an die Gültigkeit der Sinneswahrnehmung zu überwinden. Ich werde ab jetzt in diesem Kapitel wiederholt auf das Thema Dynamik zurückkommen, sowohl im Bereich der Naturwissenschaft als auch bei der Wissenschaft des menschlichen Geistes, und dies wird im Hintergrund ständig präsent sein.
Mehr zum Thema Kommunikation: man muß wissen, daß der von Philippe Egalité organisierte widerliche Angriff auf die Bastille, praktisch ein Landesverrat, in Wirklichkeit eine Verschwörung war, hinter der die Machenschaften des Briten Lord Shelburne und seines Lakaien Jeremy Bentham steckten. Die Vorbereitungen dazu liefen bereits seit den separaten Friedensverhandlungen mit den Vereinigten Staaten, Frankreich und Spanien, die Shelburne 1782 begonnen hatte.24 Die Prozesse, die diese Abfolge von Entwicklungen steuerten, lagen jedoch nicht innerhalb der Grenzen dessen, was in dem gewaltigen Umwälzungsprozeß, der zu jener Zeit schon den gesamten Planeten erfaßte, allgemein wahrnehmbar war. Die eigentlichen Abläufe waren nur einigen wenigen bekannt, die wie der bösartige Intrigant Jeremy Bentham praktisch von oben die Fäden zogen, sich aber hinter der Bühne im Schatten hielten.
In ähnlicher Weise haben alle wichtigen Kriege in der allgemein bekannten Geschichte dieses Planeten Wendungen genommen, die für die meisten Hauptbeteiligten, Regierungen eingeschlossen, überraschend kamen. Hinter den Kulissen liefen große Verschwörungen ab, die man im Zwielicht, sozusagen aus dem Augenwinkel erkennen mußte. Solche geheimen Pläne, wie jene von Präsident Obama für Afghanistan, rufen immer Verwicklungen hervor.
Wie solche sogenannten „Verschwörungen“25 gewöhnlich wie aus dem Schatten heraus wirken, das veranschaulichen die weltbeherrschenden großen Kriege in der gesamten Zeit seit der Entlassung von Reichskanzler Bismarck 1890 bis heute, da nun ein einfältiger amerikanischer Präsident entschlossen ist, den Krieg in Afghanistan auszuweiten. Bismarck ließ sich zu seiner Zeit, als die meisten anderen sich lieber Selbsttäuschungen hingaben, nicht irreführen. Deshalb mußte mit dem, was sich zu den beiden aufeinanderfolgenden Weltkriegen entwickelte, abgewartet werden, bis dieser Bismarck als Hindernis aus dem Weg geräumt war und bis kurze Zeit danach erst der französische Präsident Sadi Carnot und dann US-Präsident William McKinley umgebracht worden waren. Dieser letztere Mord führte dazu, daß der elende Handlanger der Briten, Vizepräsident Theodore Roosevelt, in das Regierungsgebäude einziehen konnte, das er in „Das Weiße Haus“ umbenannte.
Bismarck zu seiner Zeit war sich dieser strategischen Realitäten bewußt. Als er schon abgesetzt war, warnte er, daß ein großer Krieg, den der Prinz von Wales und spätere König Edward Albert schon damals im Schilde führte, praktisch ein „neuer Siebenjähriger Krieg“ werden würde - eine Neuauflage der Methode der Britischen Ostindiengesellschaft, ein Weltreich zu errichten, indem man die gekrönten Häupter und Völker Kontinentaleuropas in einem für alle ruinösen Konflikt gegeneinander ausspielt. Auf diese Weise hatte sich schon das antike Griechenland, das vom monetaristischen Delphikult des Apollo-Dionysos manipuliert war, als große Seemacht im Bruderzwist des Peloponnesischen Krieges selbst ruiniert. Danach hatte jahrhundertelang das anfänglich mit den Priestern des Mithrakults verbündete imperiale Rom geherrscht, das von dem letztlich selbst dem Untergang geweihten Byzanz abgelöst wurde.
Soviel zu den aufgebauschten falschen Debatten darüber, was angeblich zu Entwicklungen wie dem Ersten und Zweiten Weltkrieg oder zu ähnlichen Konflikten führte, wie z.B. den beiden Irakkriegen, die eingefädelt wurden, und nacheinander den ersten und dann den zweiten einfältigen Bush in den Brandherd lockten, den die Drahtzieher des Sykes-Picot-Abkommens auf der britischen Spielwiese der üblichen Angriffsziele wie dem Irak geschaffen haben.
So wie der einfältige Präsident Obama in Afghanistan erneut die britische Marionette spielt, so spielen die Nationen und Völker die Rolle der dem eigenen Untergang geweihten Narren, die wieder und immer wieder vom Britischen Empire an der Nase herumgeführt werden. Sie fallen immer wieder darauf herein, weil sie die Dinge, die durch die Sinne wahrnehmbar sind, Dinge, wie sie beispielsweise der verlogene frühere Premierminister Tony Blair arrangiert hatte, fälschlich für die Realität halten. Meist verwechseln sie vermeintliche mystische, finstere Kräfte wie das, was sie für die Ursachen des sogenannten „Ersten Weltkriegs“ halten, mit dem, was jedem vernünftig denkenden Menschen - wie damals Reichskanzler Bismarck - sofort einleuchten sollte. Das gleiche gilt für die Irrtümer jener einfältigen Menschen, die - wie offenbar auch der arme Joseph Stiglitz - immer noch an die Möglichkeit monetaristischer Reformen glauben.
Es läßt sich nicht unbedingt bestreiten, daß die kompetente Gestaltung der Politik, einschließlich der Wirtschafts- und Sozialpolitik, immer eine Frage von Vorhersagen ist.
Befassen wir uns deshalb einen Augenblick mit einem nicht unerheblichen Fall: einer scheinbar mystischen Methode zur Vorhersage von Entwicklungen der realen Geschichte, die manchmal in Rußland verwendet wird und bei der Bildsymbole als Zeichen für Zukunftstrends interpretiert werden.
Vor einigen Jahren war ich einmal in Moskau fast einen ganzen Abend lang Zeuge von etwas, was auf den ersten Blick wie Hexerei erschien: eine bekannte politische Persönlichkeit zeigte den Zuschauern auf einer großen Leinwand eine Abfolge von Bildern. Als ich darüber nachdachte, verglich ich dies mit der Methode, die ein anderer namhafter, hochangesehener russischer Fachmann, den ich recht gut kannte, zur Vorhersage von Entwicklungen verwendete. Ich studierte dann mehrere ähnliche, auf diese Art gespenstisch psychoanalytische Vorträge russischer Prognostiker, und es gelang mir, die Bedeutung solcher russischen Methoden aus der Sicht meiner eigenen Erfahrungen in den USA und einiger Fälle in Westeuropa und anderswo zu entschlüsseln.
Man kann tiefere Wurzeln dieser Methode erkennen, die auch für einen Bereich von Bedeutung sind, der nicht im rein Mystischen liegt. Auf diese Weise ideologische Fußabdrücke zu deuten, muß nicht immer irrational sein. Ich warne allerdings, daß solche delphischen Wahrsagereien oft, wie bei Midas, in tragischen Fehlurteilen enden werden, besonders wenn man leichtgläubig damit umgeht. Die Methode metaphorischer Muster mag bei richtiger Anwendung nützlich, ja sogar äußerst wichtig sein; aber die Folgen mangelnder schöpferischer Einsicht bei Delphi-Anhängern wie im Falle Midas sollte uns vor einer übertriebenen Verehrung leichtfertiger Phantasien warnen. Leider sind solche Torheiten in der gegenwärtigen Krise der Weltgeschichte weit verbreitet.
Auch wenn diese Methode ein wenig unheimlich erscheint, ist sie wirksam, wenn sie in kompetenten Händen z.B. eines geeigneten Psychoanalytikers liegt. Einige Anwendungen dieser Methode, die ich erlebt habe, waren bizarr oder schlichtweg völliger Blödsinn, es gibt aber relevante Aspekte, die ich wie folgt veranschaulichen möchte.
Die Überlegungen, die ich bisher in diesem Kapitel angestellt habe, erklären weitgehend die sonst rätselhaft erscheinende Kraft ganz großer wie auch anderer Vorhersagen. Äußerlich erscheint die Methode wie eine fantastische Symbolik, wie etwa die berüchtigten Versuchen, die Entwicklung der Finanzmärkte oder sogar Kriege nach der steigenden oder fallenden Länge von Damenröcken oder ähnlichen Maßstäben vorherzusagen (so wie die Pornographie abwechselnd die verschiedenen Fleischesregionen der Damen bzw. der „Gliedmaßen“ britischer Damen zeitweise entblößte oder bedeckte, besonders von den aufrührerischen „68ern“ wurden sie zu ihrer Zeit schamlos entblößt). Es gab auch Fälle von Vorhersagen anhand der Breite der Hutkrempen bestimmter Damen.26
Im besten möglichen Fall folgt diese Praxis dem Prinzip der Metapher, einem Prinzip der klassischen künstlerischen Komposition, das bei wirklichen wissenschaftlichen Entdeckungsprozessen unentbehrlich ist. Die Botschaften werden dann nicht durch Prosa oder Poesie, sondern durch eine Abfolge projizierter Bilder mitgeteilt. Wie bei der Metapher sind bei dieser Methode das Entscheidende die „Veränderungen“ im Prozeß der Imagination, so wie bei der Psychoanalyse der Symbolismus eine wichtige Rolle spielt.
Wer solche symbolischen Methoden verwendet, geht häufig das Risiko ein, sich von der realen Welt zu verabschieden, wenn er nicht beachtet, daß es in der realen Welt häufig zu Veränderungen kommt, die seinen Vermutungen widersprechen bzw. leicht widersprechen könnte und die er deshalb berücksichtigen müßte.
Viele der Prognostiker, die sich dieser mystisch erscheinenden russischen Vorhersagemethoden bedienen, werden sich mit solchem delphischen Zeug letztlich eher selber hereinlegen - so wie Midas in der Sage von der Realität eingeholt wurde, die er in seiner vermeintlichen Cleverneß verkannt hatte.
„Der Mensch denkt, und Gott lenkt.“ Am Ende werden, je nachdem, was der Mensch zur Entwicklung der Gesellschaft tut oder unterläßt, selbst große Mächte für ihren Eigendünkel bestraft. Am Ende werden die Unverschämten und Überheblichen dafür bestraft, was sie als Menschen dem Universum antun. Der jetzt herannahende Untergang des Weltreichs der britischen Monarchie und praktisch aller, die seine Politik mittragen, ist ein hervorragendes Beispiel dieses Prinzips. Betrachten wir als Beispiel die Realwirtschaft.
Das Prinzip, auf dem der Erfolg praktizierter Wirtschaftsprognosen letztlich beruht, ist das Prinzip physikalischer Anti-Entropie, welches verlangt, daß eine Volkswirtschaft sich allgemein an der Anwendung anti-entropischer Erfindungen, wie z.B. einer steigenden relativen Energieflußdichte der eingesetzten Wärmekraftquellen, ausrichtet.
Im Gegensatz dazu stützten sich die Imperialisten in der Geschichte wie die vermutlich fiktive Figur des olympischen Zeus in der Prometheus-Trilogie immer stets auf das, was man in der Antike das „oligarchische Prinzip“ nannte, welches sich auf den einfachen Begriff bringen läßt: „Haltet die Schafe dumm!“ - so wie das heute mit der „Umweltschutzpolitik“ praktiziert wird. Da das menschliche Überleben davon abhängt, daß in der Gesellschaft immer höhere Energieflußdichten eingesetzt werden, bedeutet eine sogenannte „grüne Politik“, wie sie von der britischen Monarchie und ihren Mitläufern heute betrieben wird, daß jede Kultur, die töricht genug ist, sich auf den Unsinn eines Prinz Philip einzulassen, sich weithin ruinieren wird.
Daß die Bevölkerung für solche Torheiten anfällig ist, wurzelt in dem verbreiteten Glauben an die „Zuverlässigkeit der Sinneswahrnehmung“, wie sie etwa die Newton-Anhänger in der heutigen Bildungspolitik vertreten. Leute, die einfach ihren Sinnen vertrauen, sollten nicht ihr Leben aufs Spiel setzen in der falschen Annahme, sie könnten kompetente Prophezeiungen machen. Ihr Denken ist für so anspruchsvolle Aufgaben nicht entsprechend entwickelt.
Zugegeben, wenn man hinter solchen fetischistischen Äußerungen von „Puppenstuben-Mystizismus“ die Wahrheit erkannt hat, sollte man die in solchen Dingen weithin ausgedrückte Einfältigkeit als Warnsignal auffassen, daß die meisten Menschen in scheinbar verborgene, eigentlich jedoch klar erkennbare Entwicklungen eine falsche tiefere und finstere Bedeutung hineinlesen. In Wahrheit ist das alles eine Frage der Dynamik, wie sie der Schlußabsatz von Shelleys Verteidigung der Poesie verkündet.
Das von Shelley dort Vorgetragene bezog sich auf die Kraft eines bestimmten Optimismus, der wie von oben auf einen großen Teil der Bevölkerung einwirkt. Nach dem Jakobinerterror der Französischen Revolution und dann Napoleon Bonaparte setzte sich in jenem Europa, das sich großenteils sehr optimistisch mit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg solidarisch gezeigt hatte, eine gegenteilige Dynamik durch.
Die optimistische Phase wurde wesentlich durch die Amerikanische Revolution hervorgerufen, aber den historischen Optimismus schufen weitgehend einige Wenige, deren gegenseitige Inspiration die Dynamik in einem bestimmten Teil der Gesellschaft oder sogar fast der gesamten Gesellschaft veränderte. Auf einem solchen Gespür für die Situation beruht die Fähigkeit eines bestimmten russischen Prognostikers, Muster aus Bildern abzuleiten. Das ist entscheidend für solche unheimlich anmutenden Veränderungen in massenpsychologischen Effekten, wie sie Shelley der Welle des Optimismus zuschreibt, auf die er sich in seiner Verteidigung der Poesie bezieht. Wenn kreative Menschen in einem Krisenumfeld agieren, werden nicht die wahrscheinlichen, absehbaren Szenarios die mehr oder weniger entscheidende Rolle spielen, sondern die Kreativität, und dann gibt es keine Symbolmuster, die man aufspüren könnte. Ein Beispiel: Wirklich clevere Generäle wie Friedrich der Große handelten gerne so, was niemand erwartete, und deswegen gewann Friedrich eine große Schlacht gegen eine erhebliche Übermacht. In solchen Fällen muß man sich für ein kompetentes Vorgehen entscheiden, bei der Bedingung, daß es für den Feind nicht vorhersehbar ist, damit ihm seine noch so gute Schulung in dem Fall nichts nützt.
Dieser dynamische Einfluß bestimmt in solchen Zeiten den Gang der Geschichte in wichtigen Teilen der Gesellschaft. Er funktioniert dann wie ein Wegbereiter der wesentlichen Trends, in dem gleichen Sinn, wie Leibniz von Dynamik spricht, um die Rolle universeller physikalischer Prinzipien in der Naturwissenschaft zu beschreiben.
So gewann Napoleon am Anfang seiner Karriere als Befehlshaber eine wichtige Schlacht, indem er mit einer kleinen Handvoll seiner Kavallerie den Anschein erweckte, als stürme aus einem praktisch unpassierbaren Sumpf die geballte Macht der gefürchteten französischen Kavallerie heraus.
Auch die Verfassung der Vereinigten Staaten war beispielsweise ursprünglich Ausdruck eines dynamischen Prinzips, dessen Dreh- und Angelpunkt das grundlegende Rechtsverständnis war, das in der Präambel formuliert ist. Beschäftigen wir uns deshalb hier so kurz wie zulässig mit einer Frage, die ich sehr viel ausführlicher in Schriften entwickelt habe, die in den Frühjahrs- und Sommermonaten dieses Jahres (2009) erschienen sind. Ein Großteil der bisherigen Weltgeschichte beruht darauf. Wie folgt.
Sobald er sicher war, daß Gottfried Wilhelm Leibniz gestorben war, schritt der venezianische Verschwörer und erklärte Descartes-Anhänger, der Abt Antonio S. Conti, zur Tat und nahm seinen „Sancho Pansa“ Voltaire ins Schlepptau. Contis Absicht war, Descartes’ Lehre in Frankreich und in England zur offiziellen Staatsreligion zu erheben, aber er hatte erkannt, daß Descartes’ unverdienter Ruf als französischer Patriot ein Hindernis bei seinem Vorhaben war, den gleichen Kult unter Descartes’ Namen im damaligen England zu verkaufen. Als typischer Venezianer und damit im Herzen ein Schuft suchte Conti sich einen Narren, der die Rolle eines „englischen Descartes“ einnehmen sollte, und entschied sich für einen akademischen Fachmann für schwarze Magie namens Isaac Newton.
Um diesen ungewöhnlichen Schwindel zuwege zu bringen, verbrachte Conti ab 1715 den Rest seines Lebens bis 1749 damit, in Kontinentaleuropa ein Netzwerk von Salons gegen Leibniz um den Spinner Newton aufzubauen. Das ähnelte dem Geist der Leute, die in einer Kirche, die man zum Zwecke solcher damals typisch britischen frommen Späße in Besitz nahm, einen Pavian in Frauenkleidern zur Anbetung aufstellten.27
Nach außen sichtbare Pioniere beim Aufbau von Contis religiösem Kult um Newton war ein französisches Apostelpaar, der Protestant Abraham de Moivre und sein Kollege Jean le Rond D’Alembert, deren Beitrag zum britischen Anti-Leibniz-Kult darin bestand, auf Anregung de Moivres das Leibnizsche Kalkül zu einem mystischen Kult „imaginärer Zahlen“ herabzusetzen. Der wohl wichtigste Ort der Verehrung dieses merkwürdigen Newton-Kults war Berlin, gebildet um einen Deserteur aus den Leibniz-Kreisen, den eigentlich talentierten, aber gar nicht netten Leonhard Euler. Der Newton-Kult und sein deutscher Auswuchs um den Hegel-Vorgänger Immanuel Kant stießen in Deutschland auf heftigen Widerstand, solange Moses Mendelssohn und sein Freund Gotthold Ephraim Lessing lebten und aktiv waren; aber dann gewann trotz der langen Zusammenarbeit zwischen Schiller und Goethe die Gegenseite die Oberhand. Durch die schrecklichen Entwicklungen während der Französischen Revolution ging der jungen amerikanischen Republik der internationale Sicherheitsfaktor verloren, den zuvor die Verbündeten in Frankreich und Spanien sowie die Unterstützung durch die Liga der Bewaffneten Neutralität geboten hatten. Der Wiener Kongreß 1812-15 und die Entmachtung von Lazare Carnot und Gaspard Monge öffneten dem korrumpierenden britischen Einfluß Tor und Tür. Dies führte in der Folge zu ständig weiterer wissenschaftlicher Erosion und wachsender Dekadenz, ausgedrückt in den aufeinanderfolgenden Generationen von Positivisten wie Ernst Mach und später zu dem noch wilderen und widerwärtigeren Extrem des Kults um Bertrand Russell, und endete in dem heute weithin herrschenden schäbigen Zustand der naturwissenschaftlichen Lehre.
Nach diesen Hintergrundbemerkungen befassen wir uns nun mit der Dynamik als solcher und mit dem Zusammenhang zwischen den Grundsätzen der Dynamik und der gegenwärtig entscheidenden Frage für die gesamte Menschheit, nämlich der richtigen Anwendung des Nationalbankwesens.
Es ist eine Tatsache, daß das spezifisch antimonetaristische, amerikanische System der politischen Ökonomie im Massachusetts der Winthrops und Mathers geboren wurde, bevor sich dort die entsetzlichen Folgen der Regierungen von Jakob II. und Wilhelm von Oranien entfalteten.
Die Aussicht auf eine geeignete Reform der englischen Monarchie, bei der Gottfried Wilhelm Leibniz in England als möglicher Kandidat für das Amt des Premierministers eine führende Rolle spielte, wurde durch eine Kampagne gegen Leibniz in dem Land zunichte gemacht. Einige führende Kreise im Umfeld Benjamin Franklins, der 1729 seinen Vorschlag für eine Papierwährung (A Modest Proposal for a Paper Currency) vorlegte, konnten seinen Einfluß jedoch erneuern.
Leibniz’ Einfluß auf das entstehende Amerikanische System der politischen Ökonomie in den englischen Kolonien in Nordamerika lief über wichtige Kreise in Deutschland, dabei stand die Göttinger Universität im Mittelpunkt. Führend war dort der Mathematiker und Leibniz-Anhänger Abraham Kästner, der half, Benjamin Franklin eine Ausgabe von Leibniz’ zweiter Erwiderung auf den Sklavereifreund John Locke zu besorgen. Seit dieser Zeit war der Einfluß von Leibniz’ Werk sozusagen omnipräsent in der Entwicklung der wissenschaftlichen Prinzipien, aus denen das hervorging, was Alexander Hamilton als das „Amerikanische System der politischen Ökonomie“ bezeichnete.
Die Umstände unter welchen dieses Fundament der US-Bundesverfassung entstand, läßt sich daran ablesen, welches die Bedingungen waren, als die Mayflower England verließ, um in dem als „Neuengland“ bekannt gewordenen Teil Nordamerikas zu landen.
Um einen historischen Blick für diese Situation zu bekommen, muß man bedenken, daß sich das Unternehmen, das 1620 zur Gründung dieser Siedlung führte, zu Beginn des sogenannten „Dreißigjährigen Krieges“ 1618-48 und vier Jahre vor dem Tod des von seinem politischen Feind Francis Bacon so heftig drangsalierten William Shakespeares abspielte. Auf die Siedlung von Plymouth folgte 1630 die Gründung der Massachusetts Bay Colony unter Führung der Winthrops und Mathers.
Hinter der Gründung dieser amerikanischen Siedlungen stand die Absicht, einen Ort zu schaffen, wo das Beste der europäischen Kultur aufbewahrt werden konnte - das republikanische Erbe Dante Alighieris und der Kreise um Kardinal Nikolaus von Kues, u.a. Leonardo da Vinci - und das in relativ sicherer Entfernung von der oligarchischen Kultur, die Europa vergiftete und niederdrückte. Unser amerikanisches Erbe war somit von Beginn an eine republikanische Kultur, während die parlamentarischen Systeme und Rechtstraditionen in Europa noch heute oligarchisch verwurzelt sind.
Entsprechend war das Amerikanische System, wie es sich im System der Scrip-Währung in der Kolonie von Massachusetts im 17. Jahrhunderts, in Franklins Vorschlag für eine Papierwährung und in der Verfassung der Vereinigten Staaten ausdrückte, immer ein republikanisches Kreditsystem, anders als die im Kern imperialistischen Systeme des europäischen Monetarismus - so wie heute der Euro eine solche Form imperialistischer Herrschaft über West- und Mitteleuropa darstellt.
Alle diese Fakten sind typische Belege dafür, warum wir monetaristische Systeme und Theorien heute nicht länger dulden dürfen, weil sie historisch die imperialistischen Herrschaftsinstrumente über Nationen sind, die eigentlich souverän sein sollten, es aber nicht sind, solange sie Teil und Opfer monetaristischer Systeme sind. Schon wenn man auf das Scrip-System zurückblickt, unter dem die Wirtschaft in der Massachusetts Bay Colony fortgeschrittener war als zur gleichen Zeit in England, sollte man erkennen, warum die amerikanische Ökonomie, wenn sie ihrer anti-monetaristischen Tradition folgt, der europäischen überlegen ist. Es ist auch hilfreich bei der Erklärung, warum Großbritannien so erbitterten Haß gegen Deutschland unter Reichskanzler Bismarck hegte, der ab 1877 die amerikanische Tradition aufgriff.
Man kann also zutreffend sagen, daß ein Leben unter monetaristischen Systemen wirtschaftlich etwa genauso erfrischend ist wie ein gemeinsames Bad in der Jauchegrube.
Schauen wir auf das Massachusetts unter den Winthrops und Mathers zurück. Angesichts des Erfolgs des Scrip-Systems in der Zeit bis 1688 sollte jeder denkende Bürger zugeben, daß Geldumlauf notwendig ist, so wie damals in Form des Scrip in Massachusetts. Für uns heute ist das genauso nötig wie es die Menschen damals war. Heute wie damals müssen wir jedoch an unseren Grenzen mit Hilfe eines staatlichen Monopols für öffentlichen Kredit und Zahlungsmittel eine souveräne Aufsicht über das Geld ausüben. Für den Handel zwischen souveränen Nationen brauchen wir funktionierende vertragliche Vereinbarungen über ein System fester Preise der Zahlungsmittel jeweils souveräner Nationen.
Die Lehre daraus ist, daß Geld an sich kein wirtschaftlicher Wertmaßstab ist, es sei denn Nationen schließen Handelsverträge ab, durch welche sie als souveräne Partner Käufe und Verkäufe nach spezifischen Vertragsregeln abwickeln. Sobald man diese Aussage als die Weisheit gebildeter und intelligenter Menschen dieser Welt akzeptiert hat, ist ein ganz neuer Begriff von der Organisation einer Weltwirtschaft entstanden (und auch einer Marswirtschaft, wann immer wir dorthin gelangen und sicher zurückkehren können).
wird fortgesetzt
Anmerkungen
23. Ein Odysseus hätte die Entfernung zwischen dem Mittelmeer und der Karibik in etwa der gleichen Zeit zurücklegen können, wie die erste Reise des Christoph Kolumbus in Anspruch nahm.
24. Dabei ging es im Grunde um folgendes. Im Stile der gesamten gängigen britischen Imperialstrategie, die bis heute anhält, war es die Absicht hinter der Belagerung der Bastille, einen Krieg zwischen Frankreich und den Kräften um den überaus verärgerten Bruder von Königin Marie Antoinette, dem Habsburg-Kaiser Joseph II., zu provozieren, der dafür verantwortlich war, daß damals ausländische Militärkräfte auf französischem Boden operierten. Unmittelbar sollte hierbei der Einfluß der Kreise um den Marquis de Lafayette ausgeschaltet werden. „Philippe Egalité“, der aus diesem Anlaß den Mob bezahlt und bewaffnet hatte, stand bereits im Bunde mit einer entsprechenden Fraktion britischer Freimaurer, die vom britischen Außenamt bzw. dessen „Geheimkomitee“ unter Führung von Lord Palmerstons Handlanger Jeremy Bentham angeleitet wurde. Darin kommt der gleiche strategische Ansatz zum Ausdruck, den die Briten benutzten, um den „Siebenjährigen Krieg“ in Gang zu setzen, mit dessen Hilfe nach dem Pariser Frieden von 1763 das Weltreich der Brischen Ostindiengesellschaft eingerichtet wurde.
25. Leute, die nicht an die Existenz von Verschwörungen glauben, sollte man entweder „Schwachköpfe“ oder einfach „Betrogene“ nennen.
26. In den 50er Jahren kam es in den USA zu einer Änderung bei den Backmischungen. Backmischungen, die nur die Zugabe von Wasser erforderten, wurden ersetzt durch Backmischungen, bei denen eine oder zwei Zutaten wie Eier oder Milch fehlten, so daß der Hausfrau das Gefühl vermittelt wurde, persönlich etwas für das Wohlbefinden der anderen Familienmitglieder zu tun.
27. Der Pavian entwischte eines Nachts noch halbbekleidet, aber nicht unbemerkt, und so fand eine weitere neuartige britische religiöse Sekte ihr Ende.